CTOUR auf der ITB 2017: Paraguay – alle Vögel sind (schon) da …

Nicht alle Vögel, aber die beliebten Tukane mit dem großen bananenförmigen Schnabel, die drolligen Aras, die zu den Papageien gehören, der Nacktkehl-Glockenvogel mit dem lauten, markanten Lockruf ähnlich einer Glocke – ein nationales Symbol – sowie weitere 698 Vogelarten warten im Paradies der Gefiederten auf beobachtende Naturfreunde.

Farbig präsentiert sich die Republik Paraguay im märzgrauen Berlin zur ITB. In farbiger indigener Kleidung der Guarani – erwartet ein Tanzpaar die Gäste der Paraguay-Präsentation. Im Arm hält die schöne Tänzerin einen Korb mit Keksen, kleine Teigringe, wie kleine Donuts nur knackiger und blank, ohne Glasur. „Chipitas sind das, gebacken aus Maniokmehl“, erklärt Roberto Maidana von der Botschaft als er das konkrete Interesse bemerkt. „Schmeckt gut zum Kaffee“, fügt er genießerisch lächelnd hinzu. Der Autor probiert im Selbstversuch. Der Test-Teig-Ring ist zwar  fest, lässt sich aber locker beißen. Im Mund zerfällt er zugleich. Die Ringe sind angenehm leicht gesüßt – nicht so widerlich wie die Spekulatiuskekse in deutsche Cafés.

Der Leopard lebt in Paraguay
Quelle: Tourismusministerium Paraguay

Ursprüngliches Lateinamerika
Paraguay liegt zwischen Argentinien, Bolivien und Brasilien in der Mitte Südamerikas. Das ‚grüne Herz‘ des Kontinents mit den vielen Farben ist für die meisten Deutschen noch ein weißer Fleck. Tourismusministerin Marcela Bacigalupa, Roberto Maidana von der Botschaft, Vanessa Torres, Generalmanagerin von Discover South America, und Andreas M. Gross, Präsident von der Arbeitsgemeinschaft Lateinamerika, wollen auf der ITB 2017 den weißen Fleck mit Farbe ausfüllen.

„In Paraguay erleben Besucher noch ein ursprüngliches Lateinamerika“, urteilt begeistert Andreas Gross. Ein Tukan scheint überdimensional von der Leinwand zu nicken. Dieser lustige tropische Vogel ist das Auftaktbild der Präsentation von Paraguay. Doch die Tierartenvielfalt ist nicht nur bei Vögeln groß: Dazu kommen 167 Arten von Säugetieren, 100 von Kriechtieren, 46 von Amphibien, 230 von Fischen – wohlgemerkt in einem Binnenland. Eine farbige Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen erwartet Naturfreunde. Wer Glück hat, trifft vielleicht einen Puma oder Leoparden in der Nacht …

Natur pur vom Urwald bis zur Steppe und zur Sumpflandschaft erlebt der Besucher in Nationalparks wie dem Bajo Chaco – eine einzigartige Landschaft, die aus Palmenwäldern und Schwemmland besteht. Allein im Bajo Chaco leben zahlreiche Tiere, z. B. 360 Vogelarten.

Doch das Beste sind die Zweibeiner, die Menschen als Gastgeber. Das meint auch der Amerika-Kenner Andreas Gross mit dem „ursprünglichen Lateinamerika“. „Ursprünglichkeit der Menschen im Einklang mit der Natur und einer dynamisch sich entwickelnden modernen Infrastruktur“, ergänzt er.

Die Gastgeber auf der ITB 2017 (v.r.n.l.): Ministerin Frau Marcela Bacigalupo, Tanzpaar, Roberto Maidana von der Botschaft, Andreas M. Gross Präsident der AG Lateinamerika.

Es wird Guarani gesprochen
Roberto Maidana benennt einen interessanten Aspekt: „Wir sind das einzige Land Lateinamerikas mit der Amtssprache Guarani. Diese indigene Sprache konnte sich seit Jahrhunderten behaupten. Als mit der Eroberung des Landes durch die Spanier die Jesuiten die ursprüngliche Bevölkerung missionieren wollten, stellten sie rasch fest, dass das ohne Sprache, die von den einheimischen verstanden wird, nicht funktioniert. So entstand ein Mix aus ursprünglicher Sprache und Spanisch – das Guarani. 90 % der Paraguayer sprechen Guarani und 10 % Spanisch. Durch diese Sprachüberlieferung werden bis heute viele unserer Werte transportiert“, erklärt Roberto Maidana von der Botschaft. Doch Touristen sind in Paraguay sprachlich gut aufgehoben. Es wird auch Deutsch gesprochen. Und das exzellent – wie es Vanessa Torres, die Generalmanagerin vom Reiseveranstalter Discover Southamerica beweist.

Temperamentvolle Präsentation der Ministerin für Tourismus, Frau Marcela Bacigalupo.

„Freude am Leben, Gastfreundschaft und Achtung der Natur. Das sind unsere Grundwerte“, beginnt Tourismusministerin Marcela Bacigalupa. „Menschen sind dabei die kostbarste Ressource. Ohne sie funktioniert der Tourismus nicht.“ Wie Recht sie hat.

 

 

Europa kommt langsam
„Der Tourismus hat nicht den Umfang wie die großen Nachbarländer. Das kann auch nicht das Ziel sein. Ziel ist ein nachhaltiger Tourismus – z. B. das Eingebunden sein in Rundreisen durch Südamerika. Jährlich wird aktuell eine Gästezahl von einer Million erreicht. Das ist eine Verdopplung im Fünfjahres-Zeitraum. Bisher sind 89 Prozent der Touristen Südamerikaner, nur 6 Prozent Europäer. Nach den Spaniern kommen die Deutschen in der Rangfolge der Zahlen. Etwa 10tausend deutsche Touristen besuchen Paraguay“, informiert die Ministerin. Wie eine TV-Moderatorin geht sie lächelnd graziös durch die Sitzreihen der Zuhörer.

Die Tür von Paraguay steht offen

Mehr Gäste erwarten die Tourismusmacher von Paraguay durch bessere Flugverbindungen nach Europa. „Ein Problem sind die Stopps, die bei einigen Flügen mitunter halb so lang sind wie der Flug“, denkt der Autor.

Wer mit Südamerika nach Südamerika fliegen möchte, der ist auf Grund der kürzeren Flugzeit mit der Airline LATAM gut beraten. Die spanisch-mallorquinische Airline Air Europa bietet zur Hauptstadt Asunción vier Direktflüge von Madrid je Woche an.

Natur und Geschichte
Zu bieten hat das grüne Herz Südamerikas viel an Natur, Architektur, Kunst, Geschichte: Eine Tour führt auf den Spuren der Jesuiten, die das Land geprägt hatten, Geschichte mit Taten und Aufzeichnungen schrieben. Geblieben sind Ruinen und Bauten der ehemaligen Klöster und Missionshäuser und -siedlungen. Der Jesuiten-Komplex wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben.

Ein Bild: der rote Stein der vom Urwald bedrängten Mauern hebt sich farblich vom saftigen Grün ab. Einige Ruinen können Besucher auch in der Nacht besuchen. Nach der Mission Trinidad werden weitere Ruinenstätten mit Licht und Schatten der Geschichte bei Nacht folgen. Lichteffekte und Multivision bringen bizarre Bilder und zudem Leben in die 500 Jahre alten Mauern. Wenn das nicht mystisch wirkt? „Zwei Welten haben sich gefunden. Wir machen eine neue Welt“, ist es der Ministerin wichtig zu sagen.

Vor den (Papp-)Ruinen des Jesuitenklosters Trinidad auf der ITB sucht der Autor „Schutz“ hinter einer schönen Tänzerin aus Paraguay.

Übrigens, ist die historische Stätte Trinidad sogar barrierefrei. Das gibt es bei Ruinen noch nicht einmal überall in Europa. Barrierefreiheit ist für Paraguay eine Tourismusstrategie und nicht nur eine Wohltat für Behinderte. Barrierefreiheit gilt für das Reisen generell. 90 Tage können sich Deutsche ohne Visa im Land aufhalten. Zwar muss bei der Ausreise ein Besuchergebühr gezahlt werden, Doch die ist verschwinden gering im Vergleich zu manch anderer Destination.

Das für den großen Kontinent Südamerika kleine Land ist immerhin so groß wie Deutschland plus Schweiz. Aber nur 16 Einwohner pro km2 leben hier. Ein Vergleich: in Deutschland leben 230 Einwohner pro km2. Viel Platz für die Natur …

Im Tourismus liegt Paraguay zwischen den großen Ländern Brasilien, Argentinien und Bolivien. Was liegt da näher als Verbindungen zu knüpfen? Die Touristen interessieren Ländergrenzen selten. So bezieht Paraguay die Nachbarn in seine Projekte ein. Schließlich verbinden Sprache, Kultur, Geschichte und Natur. Landesgrenzen sollen da keine Barriere sein. 25 Länder gibt es in Lateinamerika. Paraguay gehört zu den Ländern, die im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen überschreiten. Die Ministerin formuliert es in einem Satz: „Paraguay ist ein Ziel, von dem der Gast zu Nachbarn gehen kann – barrierefrei.“

Touren zu Wasser, Mate, Rum
Wo Urwald ist, da gibt es Wasser. Viel Wasser fließt im Grenzgebiet. Der Iguacu Wasserfall, der nach Meinung des Autors wohl schönste der Welt, fällt gleich um die Ecke in Brasilien und Argentinien in die Tiefe. Auf der Paraguay-Seite entstanden zwei Stauseen mit Wasserkraftwerken: Itaipú – eines der weltgrößten an der brasilianischen und Yacyretá an der argentinischen Grenze. Energie durch Wasserkraft ist nicht ganz unumstritten. Doch welche Energiegewinnung hat keinen Schatten? Und Paraguay braucht Energie für eine prosperierende Wirtschaft.

Nationales Getränk, dem Rum ähnlich.

Im Tourismus werden thematische Touren zu speziellen Landes-Produkten angeboten.
Eine Tour führt zum Mate-Strauch, ein Tee, der die Höhe der Berge leichter ertragen lässt, aufmuntert und gut schmeckt. Seine botanische Bezeichnung ‚Ilex paraguariensis‘ verweist auf die ursprüngliche Herkunft Paraguay. Getrunken wird er allerdings in allen Teilen Südamerikas und zunehmend auch in Deutschland. Wer in den Anden wandert kommt ohne ihn nicht aus. Mate stärkt den Körper, hat Vitamine und wichtige Mineralien.

„Mate ist ein Teil unserer Wirtschaft und ein wichtiges Exportprodukt. Von Mate ziehen wir eine Verbindung zu den Jesuiten. Mate verbindet die Kulturen – die uramerikanische und die europäische“, erklärt die Ministerin.

Eine andere Route führt zum Zuckerrohr. „Zuckerrohr schmeckt bei uns anders als in anderen Regionen. Der Saft hat einen aromatischen Geschmack wie Rum, obwohl er noch nicht gebrannt wurde. Daraus entsteht dann eines unserer nationalen Getränke mit einem Alkoholgehalt von 40%. Acht Jahre gelagert, hat das Getränk einen vom anderen Rum etwas abweichenden Geschmack. Die Zuckerrohrroute soll mit der mexikanischen Tequila-Route verbunden werden“, begeistert sich die Ministerin.

„Oh, das kann hart werden. Mehrere Gläser Alkohol in den Tropen …“, denkt still schmunzelnd der Autor.

Epilog
Der aktuelle Slogan der Tourismusmacher lautet: „Paraguay muss man erleben“ und „… wer es erlebt, der verliebt sich“. Wer will das nicht erleben – in einem „Land des Lächelns“. Die freundlichen Gastgeber Paraguays haben einen Brauch: Begrüßung und Verabschiedung der Gäste erfolgen mit einem Lächeln. Dann mal, los ins Land des lächelnden Herzens Südamerikas!

Weitere Informationen:
www.visitparaguay.travel
www.senatur.gov.py
www.lateinamerika.org
www.botschaft-paraguay.de
www.discover-southamerica.com

Fotos:  Dr. Harald Schmidt, Tourismusministerium Paraguay