CTOUR auf der ITB: Albanien erwacht aus dem Dornröschenschlaf (8)

Logo ITBAlbanien will aus dem Dornröschenschlaf erwachen – zumindest formulieren es so die TourismusmacherInnen des Balkanlandes an der Adria im Südwesten Europas gelegen. „Albanien ist ein wunderschönes Land, das noch nicht entdeckt wurde“, wirbt die Ministerin für Stadtentwicklung und Tourismus, Frau Eglantina Gjermeni, während der Pressekonferenz auf der ITB. Sie ist erst seit sechs Monaten im Amt und voller Elan.

Der Bekanntheitsgrad Albaniens als Feriendestination läuft in Deutschland nahezu gegen Null. Zwar haben sich die Gästezahlen aus Deutschland in den zurückliegenden fünf Jahren verdoppelt. Im Jahr 2013 kamen gerundet 77.600 Gäste aus Deutschland. Aber die Hälfte davon sind Deutsch-Albaner, die ihre Heimat und Verwandten besuchen.
Leider gibt es bisher nur Flüge von München und Frankfurt nach Tirana. Flüge von Berlin, Düsseldorf oder Leipzig wären vielleicht wünschenswert. Direkte Flugverbindungen zu europäischen Zielen sind real sehr wichtig für die Touristenzahlen. Ein bis zwei Flugverbindungen mehr würden das Interesse deutscher Touristen sicher verstärken. Aber vielleicht ist der bisherige Flugverkehr auch gut für das kleine Land mit 2,8 Millionen Einwohnern und mit einer Fläche etwa so groß wie das deutsche Bundesland Brandenburg.

„Ein neues Image braucht das Land!“, erklären Albaniens Tourismusmacher. Wie wahr… Dazu ein kleiner Exkurs der Selbsterfahrung: Vor etwa 15 Jahren hatte der Autor das Land kurz via Fähre besucht. Bereits im Hafen des Städtchens Sarande ‚ertauchten‘ sich Jungen im frühen Teenager-Alter Münzen, die westliche Touristen gönnerhaft von der Fähre ins Hafenbecken warfen. An Land sorgten eine vergammelte Neubausiedlung mit Ofenrohren aus den Fenstern und Geschäfte mit leeren Warenregalen für Betroffenheit. Es gab viel Grau und Müll. Doch siehe da am Strand neben den noch vorhandenen Maschinen-Gewehrbunkern, die der 1985 verstorbene Diktator Albaniens Enver Hodscha in den 70er und 80er Jahren des vorherigen Jahrhunderts erbauen ließ, blühte ein gastronomischer Kleinbetrieb. Ein auffällig weißer und sauberer Kiosk mit Terrasse zum Strand lud zu einem Drink ein. Der Rotwein war preiswert, aber sehr gut… Ein Pflänzlein der selbständigen Wirtschaft schlängelte sich sozusagen zwischen den Ruinen der ehemaligen maoistischen Wirtschaftsdiktatur. So wurde das Bild von Albanien durch einen ersten Eindruck geprägt. Das Land war nach vielen Jahrzehnten der Diktatur langsam genesend.
Deshalb ist es richtig: ein neues Image muss her! Gastfreundschaft, Sauberkeit und Sicherheit, Geschichte, Kultur, Natur, Essen und Trinken – ja auch Abenteuer ins Ursprüngliche sind dabei die wichtigsten Farbpunkte für das Albanienbild.

Die Tourismusmacherinnen: Frau Eglantina Gjermeni (Ministerin für Stadtentwicklung und Tourismus), Frau Arlinda Causholli (Direktorin für Kommunikation), Frau Julinda Dhame (Direktorin der Nationalen Tourismus-agentur) und Herr Artur Kuko (Botschafter der Republik Albanien) Foto: H. Schmidt
Die Tourismusmacherinnen: Frau Eglantina Gjermeni (Ministerin für Stadtentwicklung und Tourismus), Frau Arlinda Causholli (Direktorin für Kommunikation), Frau Julinda Dhame (Direktorin der Nationalen Tourismus-agentur) und Herr Artur Kuko (Botschafter der Republik Albanien)
Foto: H. Schmidt

Albanien ist ein wahres Geschichtsbuch verschiedener Zivilisationen. Mehrere Seiten gehören unbedingt der heutigen Ruinenstadt Butrinti an der Meeresstraße zu Korfu gelegen. Butrinti war bereits vor 2.500 Jahren bekannt. Seitdem stehen hier Bauten aus illyrischer, römischer, byzantinischer und osmanischer Zeit. Albanien hat aber noch viel mehr Kultur und Kunst – zum Beispiel zwei weitere UNESCO-Kulturerbe-Städte. Es laufen viele Ausgrabungen in Stätten aus verschiedenen Epochen. „Das Hinterland der albanischen Küste birgt noch viele Geheimnisse.“, meint Frau Eglantina Gjermeni. „Für die Entwicklung des Tourismus werden Partnerschaften des privaten und öffentlichen Bereichs unterstützt sowie touristische Paket-Programme mit den Nachbarländern Montenegro, Mazedonien, Kosovo, und Kroatien angestrebt. Wir werden Tourismussegmente fördern, die für uns angemessen sind. Denn wir wollen die Fehler anderer Destinationen und unserer vorherigen Regierungen nicht wiederholen“, meint die Tourismusministerin selbstbewusst. Albanien will bekannt werden und wird deshalb an vielen Messen und Großveranstaltungen, Festivals – sogar am Oktoberfest – teilnehmen.

Für die Kreuzfahrt ist Albanien interessant: 50 Kreuzfahrt-Schiffe werden 2014 erwartet. Intensiv muss deshalb an der der Infrastruktur für diese Gäste gearbeitet werden.
Stichwort ‚Sauberkeit‘: das war und ist ein wichtiges Ziel. „Wir haben das Land von Müll und ungesetzlicher wilder Besiedelung gereinigt.“ erklärt die Ministerin. Das ist auch mehrdeutig in punkto Einschränken der Korruption zu verstehen: Es gibt zumindest Maßnahmen zur Rechtstaatlichkeit und Anti-Korruption. Der dynamischen Frau nimmt der Zuhörer diese Erklärung ab. Aber derartige Bestrebungen brauchen in Albanien, das dabei ist, aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen, vermutlich Zeit. Auch wenn das Bestreben stark ist, in Bälde den Kandidatenstatus für die EU zu erreichen.

Was macht das kleine Land neben den großen Nachbarn Griechenland, Italien und Kroatien wettbewerbsfähig? Die Antwort der TourismusmacherInnen: auf relativ wenig Fläche gibt es unterschiedliche Landschaften, hohe Berge, Flüsse und Seen, Strände und Lagunen. 450 km Küste hat Albanien. Der überwiegende Teil ist noch ursprünglich, unbebaut, nahezu unberührt. Das gibt es so nicht überall an den Mittelmeerküsten… Kommentar: Wer später kommt, kann manchmal auch Vorteile haben.