CTOUR on Tour: Auf Entdeckungstour durch Usedom

Usedom ist die zweitgrößte deutsche Insel nach Rügen. Sie liegt in der Pommerschen Bucht in der südlichen Ostsee und ist durch den Peenestrom und das Stettiner Haff vom Festland und durch die Swine von der Nachbarinsel Wollin getrennt. Der größte Teil der Insel gehört zum deutschen Land Mecklenburg-Vorpommern und ist Teil des Landkreises Vorpommern-Greifswald. Im polnischen östlichen Teil liegt die zu Westpommern gehörende Hafenstadt Swinoujscie (Swinemünde), wo über die Hälfte der fast 77 000 Inselbewohner lebt.

Die größten Orte auf deutscher Seite sind Heringsdorf im Osten und Zinnowitz im Westen der Insel. Mit durchschnittlich 1906 Sonnenstunden im Jahr ist Usedom die sonnenreichste Gegend Deutschlands und der Ostsee.

Der bis zu 70 Meter breite feine Sandstrand der Ostseeküste erstreckt sich mit 42 Kilometer Länge von Peenemünde im Nordwesten bis nach Swinemünde im Osten der Insel. Traumhafte Strände, traditionsreiche Seebäder und ein naturbelassenes Hinterland warten ganzjährig auf die Besucher. Ab etwa 1850 und besonders während der Gründerzeit im deutschen Kaiserreich blühten auf der Insel viele Seebäder auf, die vor allem Gäste aus den Metropolen Berlin und Stettin anzogen. Seitdem ist Usedom stark durch den Tourismus geprägt.

Touristische Zentren sind im Nordwesten Karlshagen, Trassenheide und Zinnowitz, im Mittelteil die Bernsteinbäder Koserow, Loddin, Ückeritz und Zempin und im Osten der Insel die Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck sowie Swinemünde. In den großen Seebädern wurde die „Wilhelminische Bäderarchitektur“ des vorigen Jahrhunderts liebevoll erhalten und bietet dem Besucher mit den inzwischen restaurierten weißen Villen entlang der Dünen ein prächtiges Bild. Überdies kann man auch auf zahlreichen Rad- und Wanderwegen die seltene Tier- und Pflanzenwelt, vermoorte Niederungen und Salzwiesen, grüne Alleen und idyllische Fischerdörfer, die mit Reet gedeckten Häusern aufwarten, erkunden.

Die zweitbeliebteste deutsche Insel hat natürlich verkehrstechnisch besonders im Sommer mit Staus zu kämpfen. Obwohl die Usedomer Bäderbahn zwischen Swinemünde über Zinnowitz, Wolgast, Züssow, Greifswald und Stralsund bis nach Barth, sowie von Zinnowitz nach Peenemünde verkehrt, es Bus-, Fähr- und Flugverbindungen gibt, reicht die Kapazität meist nicht aus. Der Flughafen Heringsdorf bei Zirchow bietet Linien- und Charterflüge auf die Insel und außerdem verkehren zwischen den Seebrücken und zu weiteren Zielen regelmäßig Fährschiffe.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Seebad Ahlbeck befindet sich der Ort Korswandt, der abseits vom Trubel der Strandpromenade liegt und ein idealer Ausgangspunkt für einen schönen Urlaub auf der Insel ist. Das Baltic Hills Hotel von der Best Western Gruppe hat sein Quartier am 19-Loch Golfplatz und bietet die ideale Kombination für einen Golf-, Wellness- und Strandurlaub. Man kann auf der Insel also sämtliche Unternehmungen starten.

Unser erster Ausflug war eine Segway Tour von Ahlbeck nach Swinemünde und zurück. Das Segway ist ein Einpersonen-Fahrzeug, das man mit der Gewichtsverlagerung in Bewegung bringt und lenkt. Jeder kann ab 15 Jahre mit Mofaführerschein das Fahrzeug betätigen. Wir treffen uns bei Steven Wollenberg, dem „bluegreen usedom“ Laden, der individuelle Fahrten, Nachtfahrten und Gruppenfahrten als Schnuppertour, Bädertour oder Swinemündetour im Angebot hat.

Segway Tour von Ahlbeck nach Swinemünde mit Steven Wollenberg vom „bluegreen Usedom“ Laden.

Nach Einweisung und kurzem Fahrtraining haben wir uns für die 120-minütige Swinemündetour entschieden und fahren mit Herrn Wollenberg auf die Ahlbecker Promenade los. Der Akku reicht 38 Kilometer und man kann eine Geschwindigkeit von bis zu 20 Stundenkilometern erzielen. Von der Promenade geht unsere Fahrt auf den Radweg und nach kurzer Zeit sind wir an der polnischen Grenze und fahren gerade aus durch die Stadt Swinemünde. Swinemünde ist eine Stadt mit über 41.000 Einwohnern. Ihr Gebiet erstreckt sich auf die Inseln Usedom, Wollin und Kaseburg am Stettiner Haff sowie die Südküste der Ostsee. Swinemünde war bis zum 2. Weltkrieg das drittgrößte deutsche Ostseebad, seit dem 6. Oktober 1945 gehört der Ort zu Polen. Bekannt wurde das Seebad vor allem durch die Besuche von Kaiser Wilhelm II während der Kaisertage seit 1882. Deshalb wird Swinemünde neben Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck auch als das 4. Kaiserbad bezeichnet. In Richtung Hafen sehen wir das historische Rathaus und kommen an der Christuskirche vorbei.

Das Rathaus wurde von 1805 bis 1806 nach einem Entwurf von Mahner erbaut. 1836 kam ein Turm mit Uhr dazu. Von 1932 bis 1945 waren in dem Gebäude ein Regionalmuseum und die Stadtsparkasse untergebracht. Gegenwärtig dient es als Museum für Hochseefischerei. Die Christuskirche, die erste evangelische Pfarrkirche der Stadt, ist auch zu erkennen. Sie wurde 1788 errichtet und 1881 neugotisch umgebaut mit einem Turm und neuer Innenausstattung. Nach dem Bau der Lutherkirche erhielt sie den Namen Christuskirche. Im 2. Weltkrieg wurde sie nur gering beschädigt und diente bis 1951 der deutschen evangelischen Gemeinde. 1951 eignete sich die polnische katholische Kirche das Gebäude an und gestaltete die Inneneinrichtung entsprechend ihrem Ritus um.

Die Kirche brilliert mit einer imposanten Orgelanlage von 1927, deren Klangfülle gerühmt wird. Eine Besonderheit hängt über dem Mittelgang in etwa 3 Metern Höhe, und zwar ein langes Schiffsmodell, das ein Kapitän 1814 der Kirche schenkte, in der er geheiratet hatte. Der rote Wasserturm, ein Backsteinbau, der 1898 als Wasserspeicher gebaut wurde, ist auch von weitem zu erkennen. Im Hafen verkehren Fähr- und Frachtschiffe, während im Yachthafen die schönen Yachten den alten Booten die Schau stehlen. Um zurück durch den Stadtpark zur Promenade zu kommen, geht die Tour an der „Engelsburg“ vorbei. Dieses in den Jahren von 1854 bis 1858 gebaute Fort diente der landseitigen Verteidigung der Stadt und ihres Hafens. Es bekam seinen Namen, weil es dem Mausoleum des römischen Kaisers Hadrian und dem späteren päpstlichen Sitz ähnlich war.

Die Konstruktion besteht aus einem dreistöckigen Rundbau mit Beobachtungsturm und Terrasse. An den äußeren Wänden befinden sich Schießscharten für Geschütze kleineren Kalibers und Handfeuerwaffen. Umgeben ist die Befestigungsanlage von den bis 1863 errichteten Erdwällen sowie einem doppelten Wassergraben und einem stabilen schützenden Tor. Heute informiert ein kleines Museum über die Geschichte der Engelsburg und es finden Ausstellungen statt. Bei einer Tasse Kaffee kann man sich im Festungsrestaurant erholen, um neue Kräfte für weitere Unternehmungen zu sammeln. Es geht weiter auf dem Radweg der 12 Kilometer langen Europapromenade, die Swinemünde mit den Bädern Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin verbindet.

Zahlreiche Geschäfte, Restaurants und Strandbars laden die Gäste ein und auch der breite Sandstrand, der nur durch einen schmalen Küstenwaldstreifen getrennt ist, lockt besonders die Badebesucher an. In der Ahlbecker Goethestraße 30 ist unsere Fahrt zu Ende und wir bedanken uns ganz herzlich bei Steven Wollenberg für die schöne Segway Tour mit den äußerst interessanten Eindrücken. Übrigens vermietet „blue green usedom“ neben Segways auch Fahrräder, Autos und Elektroautos.

Nach einer solchen Unternehmung verlangt es nach einem guten Essen. Zum Beispiel lässt es sich sehr gut in dem Restaurant 1900 im Aurelia Hotel St. Hubertus mit dem geschwungenen Jugendstil-Giebel und der weißen Säulenloggia speisen.

Es läßt sich sehr gut in dem Restaurant 1900 im Aurelia Hotel St. Hubertus speisen.

Hervorzuheben wäre in diesem Fall die pommersche Küche von anno dazumal mit dem berühmten Apfelfleisch und der Vorspeisenspezialität Kidasch mit geröstetem Krebsfleisch.

Unsere nächste spannende Tour ist ein maritimes Abenteuer, in das wir uns noch am gleichen Tag stürzen. „Maritime Abenteuer“ heißt auch das Motto des Sandskulpturen Festivals, das nun schon zum 4. Mal auf der Insel stattfindet. Vom 8. April bis zum 5. November 2017 sind die Meisterwerke von Künstlern aus 9 Nationen, überdacht auf dem Grenzparkplatz zwischen der polnischen Stadt Swinemünde und Seebad Ahlbeck zu bestaunen. Beim 1. Festival wurde 2014 die „Bibel in Bildern“ dargestellt. Dann folgten die Skulpturen „Märchenwelt“ und aus der „Reise um die Welt“. Auf 4.000 Quadratmetern wurde 9.500 Kubikmeter Sand verarbeitet. Auf dem Tauchgang durch die weltweit größte Sandskulpturenausstellung entdeckt der Besucher eine Sandwelt voller Sagen und Geschichten rund um das Thema Meer.

„Maritime Abenteuer“ heißt das Motto des Sandskulpturen Festivals Usedom.

Es verzaubern Kunstwerke der versunkenen Stadt Vineta, Ungeheuer aus der Tiefsee, Bilder vom australischen Barrier Reef, dem größten Korallenriff der Erde, vom berüchtigten Seeräuber Störtebeker, von Verfilmungen des „Fluchs der Karibik“, „Ariel“ der kleinen Meerjungfrau und der Geschichte „Findet Nemo“ bis hin zu „Käpt`n Blaubär“ und „Sponge Bob“, um nur einige zu nennen. Mit Oliver Hartmann, dem Event Manager des Skulpturen Festivals, machen wir einen interessanten Rundgang und erfahren viel Neues vom Sand und seinen Bauwerken. Schon die alten Ägypter kannten um 4.000 vor Christus Sandskulpturen. Diese sind ein Bauwerk, das nur aus Sand und Wasser besteht. Sand gibt es in den unterschiedlichsten Varianten und ist entweder organischen oder mineralischen Ursprungs. Organische Sandkörner sind winzige Korallen-, Muschel- und Fossilienteilchen aus Salzwasser-Regionen. Mineralischer Sand stammt häufig aus bergigen Regionen. Um meterhohe Sandskulpturen bauen zu können, braucht man besonderen Sand. Er muss gut zu „stapeln“ sein.

Hierfür ist die Form der Sandkörner von entscheidender Bedeutung. Der Sand vom Strand ist durch die Bewegung der Wellen rund gewaschen, der ideale Skulptursand hingegen ist jung, hat ein eckiges und scharfkantiges Korn, das weniger stark abgeschliffen ist. Der spezielle Skulptursand für das Festival kommt u.a. aus der Maas und aus Zirkow von der Insel Rügen. Zunächst wird der lose Sand beispielsweise mit einem Radlader in eine Holzverschalung (sog. Malle) gefüllt. In dieser wird der Sand dann durch abwechselndes Anfeuchten und Stampfen mit Rüttlern, wie man sie aus dem Straßenbau kennt, gepresst. So wird eine Sandschicht nach der anderen in die Malle gefüllt. Höhe und Breite der Mallen sind daher variierbar. Im zweiten Schritt werden die Formen aus dem harten Sandblock geschnitten. Hier wird grundsätzlich von oben nach unten gearbeitet. Mallen sind also Holzkisten ohne Boden, die durch Nägel zusammengehalten und bis zu einem Durchmesser von 10 Metern gebaut werden. Zum Bearbeiten des Sandes benötigt man eine Art Spachtel.

Zum weiteren Einsatz kommen Schaufeln, Teppichmesser, Maurerkellen, Messer, Pinsel und Strohhalme. Um die Proportionen richtig zu treffen, müssen sich Sandskulpturenkünstler noch vor dem ersten Schnitt die Skulptur in voller Größe vorstellen können. Jeder Künstler hat seine Stärken. So gelingen dem einen architektonische Bauten in höchster Perfektion, während ein anderer den Ausdruck in einem Gesicht absolut wirklichkeitstreu darstellt. Sandskulpturen können in einer geschützten Umgebung Jahrzehnte überdauern, solange sie nicht berührt werden. Im Freien können sie monatelang stehen, da ihnen Regen und Wind nichts ausmachen. Die Künstler haben wochenlang mit viel Liebe an den Werken gearbeitet und hoffen, dass die Besucher vorsichtig und rücksichtsvoll mit den Skulpturen umgehen. Und für die Kinder gibt es einen 25 Quadratmeter großen Sandkasten zum Spielen, Buddeln und kreativ sein. Wer gern einen 2. Rundgang starten möchte, kann sich in der zelteigenen Gastronomie stärken, um dann noch einmal von einer anderen Richtung die Kunstwerke zu bestaunen.

Zu bestaunen ist auch das „Historisch-technische Museum“ Peenemünde, das wir als weitere Sehenswürdigkeit am folgenden Tag ins Auge fassen. Zuvor übernachten wir im familienfreundlichen Travel Charme Strandhotel Bansin, das nur ein paar Schritte vom feinen weißen Ostseestrand entfernt ist.
Das Museum ist mit über 5 Mio Besuchern seit seiner Eröffnung ein wichtiger touristischer Anbieter der Region Vorpommern und weit darüber hinaus. Um diesen Anspruch gerecht zu werden, bietet das museale Areal seinen Gästen zweisprachige (deutsch und englisch) Ausstellungsstücke der 5.000 Quadratmeter großen Dauerausstellung, wie auch Informationstexte zu den Großexponaten auf dem 120.000 Quadratmeter umfassenden Freigelände. Neben persönlichen Führungen in deutscher und englischer Sprache werden auch Audioguides in polnischer, englischer, schwedischer, französischer und deutscher Sprache angeboten.

Das „Historisch-technische Museum“ Peenemünde zeigt die Wiege der Raumfahrt.

Zusammen mit der historischen Entwicklung bildet die Technologie den Schwerpunkt der Ausstellung, die im Kraftwerk der ehemaligen Heeresversuchsanstalt, dem größten technischen Denkmal Mecklenburg-Vorpommerns, zu besichtigen ist. Anhand von Dokumenten, Zeitzeugeninterviews, Dokumentationsfilmen, Modellen und Originalteilen wird hier der Weg von den Träumen der ersten Raketenpioniere über zivile Raumfahrt bis zur Entwicklung der militärischen Großrakete in Peenemünde und deren Serienproduktion sowie Kriegseinsatz dargestellt. Ein zweiter Ausstellungsabschnitt widmet sich der Raketentechnik nach dem 2. Weltkrieg und dem Wettrüsten im „Kalten Krieg“, aber auch den ersten Erfolgen in der zivilen Raumfahrt.

Die Heeresversuchsanstalt war zwischen 1936 und 1945 eines der modernsten Technologiezentren der Welt. Im Oktober 1942 gelang von hier aus der weltweit erste Start einer Rakete ins All. In der benachbarten Erprobungsstelle der Luftwaffe wurden Flugkörper mit revolutionärer Technik getestet. Die Forschung diente jedoch von Beginn an nur dem Ziel, militärische Überlegenheit zu schaffen. Peenemünde ist heute ein Ort internationaler Begegnung und Friedenspädagogik. In Form von Seminaren und Workshops werden im Rahmen der Museumsarbeit Zukunftsfragen aus den Themenbereichen Geschichte, Technologie, Ökologie, Politik und Ethik diskutiert.

Bevor wir an der historischen Rundfahrt Peenemünde um 15 Uhr mit Joachim Saathoff teilnehmen, machten wir einen Abstecher zur nahen Hafenbar „Zum dünnen Hering“, um uns dort so richtig zu stärken.

Ein Abstecher zur Hafenbar „Zum dünnen Hering“ lohnt immer.

Bei Heringshausmannskost, einem Glas Bier und freundlicher Bedienung ließen wir es uns gut gehen und erfuhren noch, dass man auf dem Boot auch übernachten kann.

Bei der historischen Rundfahrt mit einem Kleinbus durch das Peenemünder Waldgebiet stößt man auf die Ruinen der militärischen Vergangenheit. Hier findet man teilweise unberührte Natur, da der Peenemünder Haken von 1936 bis 1989 Sperrgebiet war. Auftauchende Gebäude und Infrastrukturreste der Raketen- und Luftfahrtentwicklung erkennt man bis zum Ufersaum, den ein breiter Schilfgürtel umzieht. Nur mit historischen Fotos und Filmsequenzen, die Joachim Saathoff auf seinem Tablet unterwegs genau an den historischen Schauplätzen zeigt, erhält der Besucher eine Vorstellung davon, wie es hier am Peenemünder Haken einst ausgesehen haben muss und wie stark sich hier alles verändert hat. Weitere Stationen der Rundfahrt sind Reste von unterirdischen Kabelanlagen und der Prüfstand VII, die wichtigste Entwicklungs-, Schulungs- und Startrampe für A4 Raketen, der sogenannten „Vergeltungswaffe 2“.

An der Startrampe der ersten Rakete, der eigentlichen „Wiege der Raumfahrt“, lassen die verbliebenen Teile eines Umfassungswalles noch die Dimensionen dieser Erprobungsanlage erahnen. Ansonsten hat die Natur an diesem Ort die Spuren der Geschichte überdeckt. Die Urwüchsigkeit dieses Naturparadieses lässt Damwild nicht flüchten, sondern Seeadler brüten und mehrere Orchideenarten erblühen, erklärt Herr Saathoff und weist auf die Besonderheiten des Naturschutzgebietes hin. Saathoffs Wissen über die Peenemünder Geschichte mit zahlreichen erwähnenswerten Hintergrundgeschichten ist über Jahrzehnte sehr umfangreich geworden und er versteht es, die Informationen spannend zu vermitteln. Seit 2007 gibt es den Rundweg von 25 Kilometer Länge mit derzeit 20 Stationen, an denen sich Schautafeln mit weiteren Informationen befinden.

Zum Schluss haben wir noch den Sitz des Museumsvereins in Müggenhof besichtigt, wo schon ein Modell mit Haltepunkten der Besichtigungsfahrt und weitere Ausstellungsstücke zu sehen sind, der zu einem Zentrum für geführte Rundfahrten in das historische Gelände entwickelt werden soll. Die Fahrten finden von Juni bis September dienstags und donnerstags um 9 Uhr statt, in den übrigen Monaten einmal wöchentlich am Dienstag um 9 Uhr.

Am Samstag, den 6.Mai , wartete dann ein Segeltörn auf uns. Das Wetter spielte mit, und schon saßen wir im Auto nach Wolgast, um auf dem Segelschoner „Weiße Düne“ das Segelabenteuer zu beginnen. An Bord wurden wir von der Kapitänin Jane Bothe und ihrer Mannschaft mit einem Glas Sekt begrüßt. Bevor sie die Leinen losmachte, gab sie uns Informationen über das Schiff, stellte uns ihre Mannschaft vor und erklärte die Reiseroute unserer 4-stündigen Fahrt.

Die „Weiße Düne“ ist 45 Meter lang, 6,60 Meter breit, hat eine Masthöhe von 29 Metern, einen Tiefgang von 1,60 Meter und eine Segelfläche von 400 Quadratmetern. Ein kleiner 6-Zylinder Motor mit 240 PS treibt die Maschine an und 53 Personen haben auf dem Segelschoner Platz, sowie 20 Kojen, die zur Übernachtung genutzt werden können. Im Jahr 1909 wurde das Schiff als „Neerlandia“ in Meppel(Niederlande) vom Stapel gelassen. Als Binnenschiff unter Segeln, ohne Motor, wurde es 30 Jahre von einer holländischen Familie in der Wattfahrt eingesetzt. Ein Onkel des späteren Kapitäns Funk kaufte das Schiff und baute es um. 1941 sank der Segler nach einem schweren Nordweststurm und 3 Personen ertranken. Karl Funk erlebte als Junge die Bergung, übernahm später als Kapitän das Schiff und nannte es in „Weiße Düne“ um.

Auf dem Schoner „Weiße Düne“ beginnt das Segelabenteuer.

Bis 1999 fuhr die „Düne“ als Frachtschiff und 2000 kaufte Familie Brinkmann den mehrfach umgebauten Frachter und ließ ihn zu einem Traditions-Segelschoner zurückbauen. Ab 2004 betrieb die Usedomer Schifffahrts- und Touristikgesellschaft das Schiff und fuhr es in der Hauptsaison auf vorpommerschen Bodden, Peenestrom, Achterwasser und Stettiner Haff. Im Juni 2011 erwarb die langjährige Kapitänin Jane Bothe das Schiff und im Oktober fand die 1. Überfahrt nach Greifswald statt, wo sie im Winterquartier für diverse Feierlichkeiten zur Verfügung stand. Ab 2013 ist die „Weiße Düne“ wieder mit Tages- und Abendfahrten sowie exklusiven Chartertouren und Mehrtagestörns auf den pommerschen Gewässern unterwegs.
Um 11 Uhr legten wir also auf der Schlossinsel ab und fuhren bei Windstille mit dem Motor über den Peenestrom ins Achterwasser. Als dann ein bisschen Wind aufkam, hisste die Mannschaft die Segel und beherzte Passagiere halfen dabei. Auf der Brücke stand die Kapitänin, Bootsmann Merlin Bothe steuerte das Schiff, Detlef Bothe, der Ehemann von Jane, half beim Segelsetzen, ebenso Leichtmatrose Jörn Möller, der im 1.Ausbildungsjahr ist und Matrose und Maschinenwart werden möchte. Jörn lernt 3 Jahre in Duisburg, hat im Jahr 3 Monate Theorie und die übrige Zeit Praxis auf der „Weißen Düne“.

Ihm macht die Arbeit Spaß, ebenso Detlef Bothe, der sonst der Chef an Land und für die Organisation und den Schriftverkehr zuständig ist. Stefan Schramm sorgt als Koch für das leibliche Wohl der Gäste und Kellner Markus Wolke lässt keinen verdursten, er hat alle Hände voll zu tun, um die Leute mit den richtigen Getränken zu versorgen. Wir fahren jetzt ein paar muntere Knoten ohne Motor, und die Fahrt übernehmen Focksegel-Großsegel und Besansegel. Es ist schön, den Schoner über die Wellen gleiten zu sehen und nur dem Wind zu lauschen.

Dabei kommen wir weiter mit dem Leichtmatrosen ins Gespräch, der uns alles über das Segeln erklärt und sogar noch einige Seemannsknoten zeigt. Nachdem uns der Smutje mit einem maritimen Lunch, aus frischem Salat, Fisch, Nudeln und Fleisch sowie einem leckeren Dessert verwöhnte, ließen wir die Beine baumeln und uns per Wind in Richtung Heimat treiben. Gegen 15 Uhr legten wir in Wolgast an und träumen schon jetzt von der nächsten Abenteuertour. Zur Übernachtung ging es diesmal ins Strandhotel Heringsdorf, das direkt an der Strandpromenade des Ostseebades liegt und mit seiner Thermalsole punktet.

Auf dem weiteren Besichtigungsprogramm stand eine Minikreuzfahrt mit den Adler-Schiffen von Heringsdorf nach Swinemünde und zurück. Diesmal ging es nicht durchs Achterwasser, sondern hohe Ostseewellen begleiteten uns auf der zweieinhalbstündigen Fahrt. Das Motorschiff hieß „Adler XI“, hat 270 Brutto-Register-Tonnen, ist 6 Meter breit und 30 Meter lang und fasst maximal 250 Passagiere. Mit dem Kapitän Rene Krake kamen wir ins Gespräch und erfuhren noch weitere Details. Die Adler-Flotte besitzt um die 30 Schiffe und er hat bei der Adler-Schifffahrt 2002 als Matrose begonnen und fährt heut als Kapitän über die Ostsee. Zur Besatzung gehören 3 Leute, die sich um das Schiff kümmern, zum Beispiel um das An- und Ablegen, und 2 Küchenprofis, die die Gäste lukullisch verwöhnen und noch einen Kiosk bedienen.

Das Schiff kann eine Höchstgeschwindigkeit von neuneinhalb Knoten erreichen und wird jährlich einmal in der Werft auf die Sicherheit und Tauglichkeit überprüft. Es gibt 9 Rettungsinseln an Bord und entsprechende Schwimmwesten unter den Sitzen. Jeder Passagier ist herzlich willkommen, auch Fahrräder und Kinderwagen werden generell mitgenommen. Bei der Einfahrt in den Swinemünder Hafen hatten wir das Glück, mit dem Kapitän auf der Brücke zu stehen und die Molen vor unseren Augen passieren zu lassen. Dort wo die Swine in die Ostsee mündet, befindet sich an der Westmole eine Mühlenbake(Windmühle), die als Seezeichen 1874 erbaut wurde und anfänglich mit den drehenden Flügeln das blinkende Leuchtfeuer erzeugte. Die Fahrrinne beträgt hier 13,5 Meter und wird durch die Molen gegen Stürme und Versandung geschützt. Regelmäßig wird die Tiefe überprüft, um den Tiefgang für die einlaufenden Schiffe zu gewährleisten. Schon von weitem ist auch der Swinemünder Leuchtturm zu sehen.

Er ist 65 Meter hoch und einer der ältesten in ganz Polen. Etwa 50 Jahre nach seiner Erbauung wurde die Fassade mit Klinkern versehen, da die Zeit ihre Spuren hinterlassen hatte. Erst in den letzten Jahren wurde der Leuchtturm einer Sanierung unterzogen und ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. In mehr als 22 Metern Höhe gibt es eine große Aussichtsplattform, von der man die ganze Gegend überblicken kann. Für die kleinen Besucher gibt es rund um den Leuchtturm etliche alte Fischerboote, die zum Spielen einladen. Angrenzend an den Turm befindet sich ein kleines Museum, in dem sich alles um die Geschichte des Turms und deren Leuchtfeuer dreht. Unter anderem kann man dort auch ein altes Leuchtfeuer besichtigen, das noch vor ein paar Jahrzehnten im Einsatz war. Natürlich kann aber auch das aktuelle Leuchtfeuer im Turm bestaunt werden, wobei mehr als 300 Stufen in die Turmspitze führen.

Minikreuzfahrt mit den Adler-Schiffen von Heringsdorf nach Swinemünde.

Die großen weißen Schwedenfähren kann man auch beobachten. Seit vielen Jahren gibt es schon die Fährverbindungen von der Hafenstadt Swinemünde nach Ystad in Schweden. Die Stadtfähre pendelt alle 20 Minuten zwischen den Inseln Usedom und Wollin. Die Überfahrt dauert rund 10 Minuten und ist kostenlos. Hauptsächlich werden Fußgänger, Radfahrer, PKW und Motorräder transportiert. Busse und LKW können nur in Kaseburg über die Swine gebracht werden. Im polnischen Hafen ist ebenfalls eine große Reparaturwerft angesiedelt, die auch Hochseeschiffe reparieren kann. Viele Frachtschiffe legen im viertgrößten Hafen Polens an der Ostseeküste an und schlagen ihre Ware um.

Das Hafenamt-Gebäude wurde restauriert und stellt ein sehenswertes Denkmal in der Hafenstadt dar. Das alte Holzhaus wurde 1872 durch Hochwasser der Swine zerstört. Am Gebäude ist ein Schild angebracht, welches den Hochwasserstand im Jahre 1913 anzeigt. Auf der Rücktour nach Heringsdorf hielt „Adler XI“ am Fort Gerhard, um Passagiere mitzunehmen. Dieses Fort wurde 1856 bis 1863 zur Verteidigung vor feindlichen Angriffen von der Seeseite her errichtet und mit einem Wassergraben umgeben. Der Haupteingang und der Hof waren deshalb nur über eine Zugbrücke erreichbar.

Nach der Übernahme der Kriegsmarine und der sowjetischen Truppen ging 1962 das Fort an die Stadt Swinemünde, welches nie an Kampfhandlungen teilgenommen hatte. Heute gibt es Führungen durch die historische Anlage und das Fort ist wieder so hergerichtet, dass man als Besucher viele Ereignisse aus vergangenen Jahrhunderten nachvollziehen kann.
Eine Besonderheit, die es auf der MS „Adler XI“ noch gibt, soll nicht unerwähnt bleiben. Und zwar bekommt man auf der Überfahrt nach Polen einen Stempel der „Deutschen Schiffspost“, wenn man eine Karte oder einen Brief an die Lieben daheim in den Schiffspostkasten gesteckt hat.
Eine schöne Schiffsreise ging um 13 Uhr zu Ende, als wir in Heringsdorf anlegten.

Wenn man nach einem anstrengenden Urlaubstag auch mal zwischendurch gut essen möchte, dann kann ich ruhigen Gewissens in Ahlbeck das berühmte 5-Sterne Hotel „Ahlbecker Hof“ empfehlen. Seit der Eröffnung 1890 fühlen sich die Besucher hier wohl. In einer langen Geschichte waren sogar Kaiser und Könige hier Gast. Nach sorgfältiger Restaurierung und seit 1995 unter der Leitung von Seetel-Hotels wurde die alte Tradition fortgesetzt.

Im 5-Sterne Hotel Ahlbecker Hof im Restaurant Kaiserblick speisten schon Kaiser und Könige.

Im Restaurant Kaiserblick schmeckten uns die poelierten Austern auf weißer Tomatenbutter mit Gemüsetörtchen „Caprese“ sowie die Blumenkohl-Vanilleschaumsuppe mit gebackener Blutwurst ausgezeichnet. Der Hauptgang mit einer Portion Stangenspargel und Sauce Hollandaise mit neuen Kartoffeln und kleinem Schinkenteller waren ein Genuss, ebenso der ausgezeichnete Muskateller Wein und die Creme Catalana mit Ananas und Mangosorbet.

Weiter ging es in unserem Programm mit etwas Kultur. Wir fuhren mit der Usedomer Bäderbahn von Heringsdorf etwa eine halbe Stunde nach Zempin. Von dort liefen wir auf dem Ostseedeich etwa 1,6 Kilometer und erreichten „Lüttenort“, an der schmalsten Stelle der Insel, wo sich einst der Maler Otto Niemeyer-Holstein niederließ und sich heute die Gedenkstätte befindet. Ganzjährig kann man die Galerie besuchen und einen geführten Rundgang durch das Atelier und den Garten machen. Wir trafen uns mit der Museumsangestellten Bettina John, die uns durch das Niemeyer Refugium führte und interessante Details zu Leben und Werk des Malers vermittelte.

Otto Niemeyer-Holstein wurde am 11.Mai 1896 in Kiel geboren. Nach der Schulausbildung meldete er sich mit 18 als Freiwilliger zum Militärdienst und absolvierte eine Ausbildung zum Husar. Eine Kriegsverletzung beendete 1916 seine Soldatenlaufbahn. Während der Genesung in der Schweiz begann er autodidaktisch zu malen und zeichnen. Seine Ausbildung vervollständigte er dann an der damaligen Kunst-Akademie in Kassel und fügte auf Anraten eines befreundeten Schriftstellers seinem Familiennamen die Bezeichnung Holstein hinzu. Nach der Scheidung von Hertha Langwara übersiedelte er nach Berlin und ging 1927 die Ehe mit Dr. Annelise Schmidt ein. In den 20er Jahren hatte er auch schon seine ersten eigenen Ausstellungen und begegnete Künstlern wie Paul Klee, Lyonel Feininger, Otto Manigk und Herbert Wegehaupt, mit denen er sich austauschte. Anfang der 30er Jahre war er wiederholt auf der Insel Usedom unterwegs Mit seinem Segelboot fand er an der sandigen Einöde einen Ort, den er später zu etwas ganz Besonderem machte.

Er kaufte die Brache und lebte in einem ausrangierten Berliner S-Bahnwagen, der dann mit Einzelgebäuden umbaut wurde. 50 Jahre lang bis zu seinem Tod lebte und arbeitete Niemeyer-Holstein dort mit seiner zweiten Frau Annelise, die ihm auch einen Sohn schenkte. Er malte dort vor allem norddeutsche Landschaften in impressionistischer Manier. Aber auch Atelier, Haus und Garten sind ein Werk des Künstlers. Er formte und veränderte seinen „Lüttenort“ immer wieder. Das Anwesen ist mit Skulpturen seiner Künstler-Freunde Wieland Förster, Jo Jastram und Werner Stötzer umgeben. Lüttenort war immer ein Ort der Begegnung und des freien produktiven Gedankenaustausches mit Künstlern und Kunstfreunden. In der Zeit von 1933 bis 1945 lebte der mutige Maler zurückgezogen auf der Insel. Er versteckte sogar seine jüdische Schwiegermutter vor Hitlers Schergen auf seinem Areal. Einige seiner Bilder, die bereits öffentlich waren, beschlagnahmten die Nazis. Sehr bald nach Kriegsende stellte Niemeyer wieder aus.

Interessante Details zu Leben und Werk des Malers Otto Niemeyer-Holstein findet man in Lüttenort.

1964 wurde er Professor und 1969 Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Doch er kam immer wieder in Konflikt mit der Staatsmacht. Er weigerte sich, der Niederschlagung des Prager Frühlings offiziell zuzustimmen und wurde jahrelang als Künstler von der Stasi bespitzelt. Otto Niemeyer-Holstein war der 1.Präsident des internationalen Komitees für die Biennale der Ostseeländer und ein Vorbild für junge Künstler, die in den Norden kamen, um in der Küstenlandschaft Anregungen zu finden.

Otto Niemeyer reiste viel in seinem Leben, kam aber immer wieder gern in seine Ostseeheimat zurück, um dort die Landschaft zu genießen und zu malen. Vor allem das Meer, das im Zusammenspiel von Licht, Wind und Wolken immer neue Eindrücke und Spannungen bot, war für ihn eine Herausforderung. Zu seinen bekanntesten Gemälden zählen das „Zempiner Ufer“, der „Vereiste Strand“, die „Deich-Landschaft“, der „Obstgarten mit Leiter“ und das „Dorf am Schmollensee“, um nur einige hervorzuheben.

Der großartige Maler und Künstler ist 1984 gestorben, aber sein Geist lebt weiter und das ist dem 1994 gegründeten Freundeskreis Otto Niemeyer-Holstein zu verdanken. In der Galerie finden Ausstellungen, Konzerte und Lesungen statt. Desweiteren werden Malerei- und Grafikkurse für Kunstinteressierte angeboten und eine Malschule für Kinder und Erwachsene findet großen Zuspruch.

Weitere Informationen:
Usedom Tourismus GmbH
Hauptstrasse 42
17459 Seebad Koserow
Telefon: +49 (0) 38375 244 144
Telefax: +49 (0) 38375 244 145
E-Mail:info@usedom.de

Fotos: Matthias Dikert
Bilder des Museums Atelier Otto Niemeyer-Holstein unterliegen dem Copryright Museum Atelier Otto Niemeyer-Holstein