CTOUR on Tour: Ein Wochenende in der Schorfheide

Hektik, Lärm, Staub, Sommerhitze – der Alltag in einer Großstadt kann ganz schön anstrengend sein. Um so verlockender ist die Aussicht auf ein erholsames Wochenende. Man könnte es auf Balkonien verbringen, aber dort lässt sich nicht so richtig abschalten. Bei einem Kurztrip in die Berge oder ans Meer ist jedoch schon die Anreise stressig, egal ob mit Auto, Bus oder Flugzeug. Eine viel günstigere und schnellere Alternative ist ein Ausflug in die Schorfheide in der Uckermark.

Idylle am Döllnsee Foto: R. Friedrich
Idylle am Döllnsee
Foto: R. Friedrich

Im Nordosten Brandenburgs gelegen und einer der größten Landkreise Deutschlands gilt sie mit rund 122.500 Einwohnern aber auch als eine der am dünnsten besiedelten Regionen. Das mag für die Wirtschaft von Nachteil sein, für den Tourismus hingegen ist es ein großes Plus. Die Heimat des Dichters Ehm Welk punktet mit dichten Wäldern und weiten Wiesen, mit über 500 Seen und tausenden Tümpeln, hunderten Kilometer Rad- und Wanderwegen, mit verträumten Dörfern und idyllischen Städtchen, einem reichhaltigen Kulturangebot und einer bodenständigen Küche aus regionalen Produkten. Zudem erstrecken sich auf ihrem Gebiet mit dem Naturpark Uckermärkische Seen, dem Nationalpark Unteres Odertal und dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin drei Nationale Naturlandschaften – alles nur knapp 80 Kilometer von der Hauptstadt Berlin entfernt. Wer mal die Seele baumeln lassen oder sich aktiv erholen will, findet in der Uckermark dazu reichlich Gelegenheit und Angebote. Und das auch noch ohne schlechtes Gewissen, denn der Landkreis wurde Sieger im Bundeswettbewerb „Nachhaltige Tourismusregionen 2012/2013“.

Jagdschloss Groß Schönebeck Foto: R. Friedrich
Jagdschloss Groß Schönebeck
Foto: R. Friedrich

Wer auf das Auto verzichtet, kann bequem die Heidekrautbahn nutzen. 1901 gebaut, verbindet sie heute Berlin mit den Landkreisen Barnim und Oberhavel. Es ist keine nostalgische Bummelbahn, die modernen Züge fahren vom S-Bahnhof Karow im Stundentakt über Wandlitz und Klosterfelde bis Groß Schönebeck. Ab da geht es zu Fuß oder mit dem Rad weiter, um die Natur in aller Ruhe genießen zu können.

Ausstellung "Jagd und Macht" im Schloss Groß Schönebeck Foto: R. Friedrich
Ausstellung „Jagd und Macht“ im Schloss Groß Schönebeck
Foto: R. Friedrich

Das war nicht immer so. Die Schorfheide ist ein traditionelles Jagdgebiet, gekrönte Häupter und Herrscher aller Couleur schossen seit Jahrhunderten auf Rot- und Schwarzwild und auf Wisente. Damit ihnen das Wild direkt vor die Flinte lief, wurden die Bestände eifrig vermehrt. Erst im Biosphärenreservat entwickelte sich wieder ein natürliches Gleichgewicht. Einige der Jagdtrophäen sind im Jagdschloß Groß Schönebeck und der angrenzenden Museumsscheune in der Ausstellung „Jagd und Macht“ zu bestaunen, zusammen mit Skulpturen von Arno Breker und einem Modell von „Carinhall“. Das war der Landsitz von Reichsmarschall Göring, in dem er auch seine zusammengeraubten Kunstschätze hortete. 1945 wurde das Gelände zerbombt, erhalten sind nur noch zwei Häuser für Wachmannschaften, eine Toranlage mit Postenhäuschen und eine Kastanienallee. In den Wäldern rund um den Döllnsee finden sich noch einige Mauerreste, in einer alten Bunkeranlage nisten jetzt Fledermäuse.

Das Hotel von der Seeseite, Ausgangspunkt für lange Wanderungen oder Radtouren um den See oder in die nähere Umgebung. Die Terrasse ist im Sommer ein beliebter Treffpunkt für die Gäste. Foto: R. Friedrich
Das Hotel von der Seeseite, Ausgangspunkt für lange Wanderungen oder Radtouren um den See oder in die nähere Umgebung. Die Terrasse ist im Sommer ein beliebter Treffpunkt für die Gäste.
Foto: R. Friedrich

Am Döllnsee liegt eingebettet in dichte Wälder das Hotel Döllnsee-Schorfheide. Vor 80 Jahren als Gästehaus von Carinhall erbaut, war es später erst Jugendherberge, dann repräsentatives Ferienhaus der DDR-Regierung und schließlich Tagungsort für internationale Konferenzen. Nach dem Mauerfall sanierten die neuen Besitzer die Schwimmhalle und das Hauptgebäude und bauten zwei Gebäudeflügel mit Gästezimmern und einem Seminarpavillon.

Der Seminarraum wurde dem Auditorium der Cornell University nachgebaut und ist mit moderner Tagungstechnik ausgestattet, was eine hervorragende Akustik hervorbringt.  Foto: R. Friedrich
Der Seminarraum wurde dem Auditorium der Cornell University nachgebaut und ist mit moderner Tagungstechnik ausgestattet, was eine hervorragende Akustik hervorbringt.
Foto: R. Friedrich

1994 öffnete das Vier-Sterne-Hotel mit 174 Gästebetten. Das gemütliche Ambiente und den historischen Charme wissen die Gäste zu schätzen, deshalb kommen sie immer wieder. Sie genießen die Ruhe und die Natur. Und natürlich die Angebote des Hotels wie das Panorama-Schwimmbad, die Sauna oder die Wellnesslounge, die besonders im Winter gerne genutzt werden. Im Sommer wird ausgiebig gewandert, geradelt oder gebadet, es können Kanus und Ruderboote oder SUP-Boards ausgeliehen werden. Auf dem weitläufigen Gelände gibt es außerdem eine Bogenschießanlage. Auch für Hochzeiten oder Familienfeiern stehen Räumlichkeiten zur Verfügung. Im Botanicum, wo früher Blumen und Gemüse wuchsen, können heute 250 Personen feiern.
Die Gäste kommen aber auch gerne wegen der regionalen Küche, deren Produkte überwiegend aus der Umgebung kommen, wie Pilze und Wildbret aus den umliegenden Wäldern, Fisch aus den Uckermärkischen Seen oder Äpfel aus Templin. Beliebt sind die
„Nudl“-Wochen, in denen keine Spaghetti, sondern Kartoffelgerichte serviert werden, denn Kartoffel heißt in der Uckermark eben Nudl. Nur die Bratwürste kommen original aus Thüringen.

Thomas Eick mit Chefkoch Herbert Peinelt Foto: R. Friedrich
Thomas Eick mit Chefkoch Herbert Peinelt
Foto: R. Friedrich

Wenn es seine Zeit erlaubt, gesellt sich Hoteldirektor Thomas Eick gerne zu seinen Gästen. Was kaum einer weiß – er ist ein waschechter „Jackaroo“. So werden in Australien die noch in der Ausbildung befindlichen Cowboys auf einer Viehfarm genannt. Nach seinem aktiven Dienst als Bundeswehrsoldat, der ihn auch zu Auslandseinsätzen führte, nahm der gebürtige Zinnowitzer mit seiner Frau eine Auszeit in Down Under. Neben dem Besuch der touristischen Attraktionen wie Ayers Rock und Great Barrier Reef lernte er auf einer kleinen Ranch Lassoing und Whipcracking, also das Peitschen schwingen, Zäune setzen und alles, was man als Cowboy so können muss. Ein Zertifikat bescheinigte ihm, dass er die Ausbildung erfolgreich absolvierte. Seit 2011 ist der gelernte Außenhandelskaufmann nun Hoteldirektor.
Zu seinen Empfehlungen für Unternehmungen in die Schorfheide zählt auch eine Stippvisite zum
Driving Center Groß Dölln. Es ist eines der größten Fahrsicherheitszentren und hat zusätzlich noch eine Rennstrecke. Auf dem ehemaligen Militärflughafen können Anfänger und Erfahrene ihre Fahrkünste ausprobieren, aber auch Autohersteller testen dort neue Modelle und stellen sie vor. Die 16 einstigen Flugzeughangars stehen zudem für Veranstaltungen und Feiern zur Verfügung.

Das Kirchlein im Grünen Foto: R. Friedrich
Das Kirchlein im Grünen
Foto: R. Friedrich

Das Kontrastprogramm zu heißen Reifen ist das kleine, über 300 Jahre alte Kirchlein im Grünen nahe Templin. Erbaut von hugenottischen

Glaubensflüchtlingen, schien sie kurz vor dem Mauerfall dem Untergang geweiht. Ein Förderverein nahm sich ihrer an, restaurierte sie mit viel Engagement und so finden dort heute wieder Gottesdienste und Konzerte statt, auch kirchlich trauen lassen kann man sich. Mit ihrer Bauweise entsprechend nordfranzösischer Fachwerkbauten ist sie einzigartig in Brandenburg. Die Linden ringsherum sollen übrigens gepflanzt worden sein, als Kolumbus Amerika entdeckte.

Draisinen-"Bahnhof" Foto: R. Friedrich
Draisinen-„Bahnhof“
Foto: R. Friedrich

Mit einer Draisine lassen sich zwar kaum neue Kontinente erforschen, aber immerhin gut 28 Kilometer Schorfheide von Templin nach Fürstenberg/Havel. Bis zu sieben Personen können sich abstrampeln und an sieben Stationen Rast machen, u. a. in Templin, Lychen oder Himmelpfort. In Templin läßt es sich angenehm durch die Altstadt mit der alten Stadtmauer, dem historischen Rathaus und den drei Stadttoren bummeln. Eine Attraktion ist natürlich auch die NaturTherme Termplin mit Thermalbad, Wellness, Sauna und Gastronomie. In der Flößerstadt Lychen, der Stadt zwischen den sieben Seen, wo die Reißzwecke erfunden wurde, kann man sich am Wasser, im Wald und an der gesunden Luft gut erholen. Schließlich liegt das Städtchen mitten im Naturpark Uckermärkische Seen. Himmelpfort ist besonders den Kindern gut bekannt, hat doch dort der Weihnachtsmann sein Weihnachtspostamt. Doch auch im Sommer ist eine Menge los. Drei Seen locken zum Badevergnügen, paddeln oder Wasserski fahren, Angler können von Aal bis Zander fette Beute machen und Kulturliebhaber werden bei den Himmelpforter Klassiktagen sicher auf ihre Kosten kommen.

Weitere Infos:
Reiseland Brandenburg
Brandenburg
Landestourismusverband Brandenburg