CTOUR on Tour: Graubünden – Die spektakuläre Schweiz

Die Schweiz gilt als einzigartig, spektakulär, rekordverdächtig. Reichlich Superlative gibt es ganz besonders im einzigen dreisprachigen Kanton der Schweiz, in Graubünden. Dort fährt sogar eine eigene Kantonsbahn, die Rhätische Bahn, deren „Berninalinie“ als eine von nur drei Bahnstrecken weltweit zum Unesco-Weltkulturerbe zählt.

Die Werbung ist schlicht und einprägsam: „Chur, die Alpenstadt“ prangt sie am Bahnhof, in der Stadt von zahlreichen Autobahnbrücken. „Dick aufgetragen“, denkt der Beobachter unwillkürlich. Schließlich gibt es ja viele Alpenstädte. Das mag so sein, aber der Anspruch Churs ist durchaus berechtigt: Die Stadt am Rhein und am Fuße imposanter Berggipfel hat bereits eine Siedlungsgeschichte von über 5.000 Jahren. Chur ist damit die älteste Stadt der Schweiz – und heute die Hauptstadt des Kantons Graubünden in der Ostschweiz.

Die durchgehend autofreie Altstadt wirkt malerisch und macht historischen Glanz sichtbar: Bischöfliches Schloss, Rätisches Museum, Rathaus, diverse Zunfthäuser, Kathedrale sowie zahlreiche Kirchen und Parks lassen die Besucher in vergangene Zeiten eintauchen. Sie waren für die Stadt dank Zoll, Zunft und Handwerk sehr einträchtig. Das in Chur auch heute noch viel Geld den Besitzer wechselt, zeigen über 500 Geschäfte mit dem größten Angebot zwischen Zürich und Mailand. Wieder so ein Superlativ.

Malerische Altstadt von Chur mit Schloss, Rätischem Museum, Kathedrale, Parks und vielen Kirchen
Malerische Altstadt von Chur mit Schloss, Rätischem Museum, Kathedrale, Parks und vielen Kirchen

Heute hat Chur 37.000 Einwohner. Sie sind dank ausgezeichneter Verkehrsanbindungen sehr mobil. Direkte Zugverbindungen verbinden die Stadt mit Zürich, Basel und St. Gallen am Bodensee, ebenso mit europäischen Metropolen wie Hamburg, Stuttgart, Amsterdam und Brüssel. Autobahnen führen nach Mailand, Zürich, Basel, an den Bodensee.

Zug der Rhätischen Bahn zwischen Arosa und Chur
Zug der Rhätischen Bahn zwischen Arosa und Chur

Wer aber Zeit hat und Wochenende oder Ferien genießen will, nimmt die kantonseigene Rhätische Bahn (RhB). Sie hat in Chur ihren Ausgangspunkt. Die RhB ist eine hochmoderne Schmalspurbahn mit 1.000 Millimeter Spurweite und einem weitverzweigten Netz. Auf 384 Kilometer Streckenlänge werden 103 Stationen bedient. Über 10 Millionen Fahrgäste nutzen die knallroten Züge im Jahr. Rund 1.500 Beschäftige sorgen für pünktlichen Reise- und Güterverkehr. Und sie sorgen für Autofahrer. Spezielle Schmalspur-Autozüge rollen etwa ganzjährig durch den 19 Kilometer langen Vereinatunnel (aus Richtung Chur ins Unterengadin nach Sagliains – Scoul Tarasp).
Natürlich haben auch wir um ein paar Minuten verspätete Züge erlebt. Aber nie verpasste Anschlüsse! Dabei hat die Rhätische Bahn viele Umsteigeknoten: neben Chur etwa Landquart, , Klosters, Disentis (Übergang zur Matterhorn-Gotthard-Bahn), Reichenau-Tamins, Filisur, Samedan, Bever, Pontresina, Sagliains.

Poschiavo: Patrizierhäuser im Palazzi-Stil
Poschiavo: Patrizierhäuser im Palazzi-Stil

Wer also über Chur hinaus mit der Rhätischen Bahn in die bekannten Ferienorte St. Moritz, Celerina, Pontresina, Davos, Klosters, Arosa, Bergün, Tiefencastel, Filisur, Poschiavo oder Disentis unterwegs ist, erreicht sein Hotel fast immer pünktlich. Egal ob Sommer oder Winter, egal ob 35 Grad Hitze oder der Meter Schnee.

Und die Rhätische Bahn bietet ein weiteres Superlativ: Sie befährt mit dem Berninapass auf 2.253 Meter Passhöhe die höchste offene Alpenquerung ganzjährig. Dabei fährt die RhB in Graubünden  so berühmte Züge wie den „Glacier Express“ und den „Bernina Express“. Allein auf der Berninalinie sind jährlich mehr als 800.000 Fahrgäste unterwegs.

Rasanter Abstieg vom Alp Grüm in Richtung Poschiavo
Rasanter Abstieg vom Alp Grüm in Richtung Poschiavo

Eine Fahrt auf der Berninalinie führt durch 55 Tunnels und über 196 Brücken. Die Streckenführung ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst – mit zahlreichen Kehrschleifen. Weltbekannt sind der sogenannte „Albula-Zirkus“ zwischen Bergün und Preda oder die Kehrschleife bei Brusio.

Wer jetzt wieder im September/Oktober unterwegs ist, kann man auf einer einzigen Fahrt alle vier Jahreszeiten in zwei Stunden erleben: Auf den Herbst in Chur oder Sankt Moritz folgt eisiger Schnee auf dem Berninapass. Danach geht es schroff abwärts ins Puschlavtal – wo noch immer frühlingshafte Temperaturen herrschen. Schließlich endet der Zug im italienischen Tirano bei Sommerhitze unter Palmen. Seit 2008 sind die Albula- und die Berninalinie der Rhätischen Bahn sogar als Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichnet. Das wurde bisher nur drei Bahnlinien weltweit zuerkannt.

Station Ospizio Bernina auf 2.253 Meter Passhöhe: höchste offene Alpenquerung mit der Bahn
Station Ospizio Bernina auf 2.253 Meter Passhöhe: höchste offene Alpenquerung mit der Bahn

Damit sind die Superlative keineswegs erschöpft: Graubünden ist der einzige  dreisprachige Kanton der Schweiz. Hier sprechen 68 Prozent der Bevölkerung Deutsch, 15 Prozent Rätoromanisch, zehn Prozent Italienisch (und sieben Prozent andere Sprachen).
Wer auf Architektur setzt, sollte über den Berninapass in den Süden fahren. Hier im Puschlav wähnt man sich, zum Beispiel im Hauptort Poschiavo, mitten in Italien. Alte, gepflasterte Gassen bieten viel zum Entdecken: Patrizierhäuser im Palazzi-Stil, ein perfekt restauriertes Kloster, in dem man auch übernachten kann, die Stiftskirche San Vittore Mauro (1497) oder den gerade renovierten Palazzo Albrici.

Früher "Arme-Leute-Essen", heute kulinarischer Höhepunkt in Disentis - die Capruns
Früher „Arme-Leute-Essen“, heute kulinarischer Höhepunkt in Disentis – die Capruns

Wer kulinarische Höhepunkte sucht, fährt nach Disentis. Das ist zwar vor allem durch sein berühmtes und sehr sehenswertes Kloster bekannt. Hier, etwa im Hotel Alpsu, kann man vor allem „Capruns (Spätzleteig, mit Mangoldblättern umwickelt und verschiedenen Kräutern gewürzt) probieren. Dieses „Arme-Leute-Essen“ gibt es zwar in vielen Orten Graubündens, aber nirgends so gut wie in Disentis.

Blick auf den Palü-Gletscher gleich hinter der Station Alp Grüm
Blick auf den Palü-Gletscher gleich hinter der Station Alp Grüm

Und wer einfach nur seine Ruhe haben möchte, der übernachtet im 2.091 Meter hoch gelegenen Bahnhof Alp Grüm direkt am Berninapass. Die Zimmer im Bahnhofsgebäude sind komplett renoivert und bieten Blick auf den Palü- Gletscher. Wieder so ein Superlativ.

 

Weitere Infos:
www.myswitzerland.com
www.rhb.ch
www.chur.ch