Der Welt größtes Freilichtmuseum Italien wartet in Apulien mit einer Vielzahl von Sehenswürdigkeiten auf. Während die UNESCO-Weltkulturerbestätten Castel del Monte aus der Zeit des Stauferkaisers Friedrich II. sowie die weiß getünchten Trulli-Steinhäuser bei Alberobello, aber auch die Barockstadt Lecce längst ein Begriff sind, gibt’s am Sporn des italienischen Stiefels im Gargano noch viel zu entdecken.
Das beginnt schon bei der etwa zweistündigen Fahrt von Apuliens Hauptstadt Bari nach Vieste in nördlicher Richtung. Bei Margherita di Savoia fahren wir an einer der größten Salinen Europas vorbei. Imposante riesige Salzfelder wechseln sich mit stolzen Flamingos ab, die sich hier sichtlich wohlfühlen. Dann beginnt nach Manfredonia die sehr kurvenreiche letzte Strecke entlang der Adriaküste und durch dichte Wälder. Immer wieder tauchen historische Wehrtürme auf, gibt es Ausblicke auf malerische kleine Buchten am kristallklaren Meer.
Vieste – Hauptstadt des Gargano
Schließlich halten wir an dem riesigen Monolith „Pizzomunno“, dem Wahrzeichen von Vieste. Die Hauptstadt des Gargano (14 000 Einwohner) ist der ideale Ausgangspunkt für unvergessliche Erlebnistouren zu Lande, zu Wasser und aus der Luft. Bereits in der Zeit zwischen dem 10. und sechsten Jahrhundert v. Chr. ist hier die erste Besiedlung nachgewiesen. Für einen Bummel durch das weiße, verwinkelte Städtchen sollte man sich Zeit nehmen. Besonders reizvoll ist der alte Ortskern San Francesco, der von den Stränden San Lorenzo und Castello eingerahmt wird. Interessant das Muschel-Museum in der Via Pola im Zentrum. Bei freiem Eintritt kann man sich hier mit der Welt der Meeresbewohner, die gern auch verzehrt werden, bekannt machen Hauptanziehungspunkte sind natürlich das um 1240 im Auftrag von Friedrich II. geschaffene Castello auf dem höchsten Punkt der Stadt und die Kathedrale. Lohnend von hier aus auch die Ausblicke bei Sonnenuntergang.
Überhaupt scheint das Städtchen in der beginnenden Abenddämmerung noch an Reiz zu gewinnen. Auf kleinen Wegen und verwinkelten Gassen in der Altstadt kann man immer wieder Neues entdecken – in den Läden und Boutiquen, aber auch bei reizvollen Aussichten auf das Meer tief unten. Urige Restaurants laden zudem mit ihrem Küchenduft zur Einkehr ein. Neben leckerem Fisch und Frutta di Mare sollte man da natürlich auch das apulianische Nationalgericht Orecchiette, eine köstliche Pasta-Art, probieren. Immer dabei: das köstliche Olivenöl. Schließlich ist Apulien das wichtigste Anbaugebiet des „grünen Golds“ in Italien. Zu den kulinarischen Spezialitäten zählen u. a. auch der Käse Canestrato Pugliese DOP sowie Mandelkekse.
Trabucci und Tremiti-Inseln
Immer wieder fallen in der Stadt und in ihrer Umgebung seltsame hölzerne Gestelle direkt am Meer auf. Das sind die sogenannten Trabucci, auch „Fischergalgen“ genannt. Am Trabucco Molinella kann man noch miterleben, wie hier einst Fische gefangen wurden. Dazu wird ein großes, rechteckiges Netz an unzähligen Seilen des Pfahlbaus horizontal im Meer versenkt und später dann gut gefüllt nach oben gehievt. Trabucchis, die einst dort am Meer errichtet wurden, wo Fischschwärme bei entsprechender Strömung zu erwarten sind, gibt es außer auf dem Gargano nur noch an der Küste der Marken. Sie sind somit auch zu einem Wahrzeichen der Region geworden und werden von Einwohnern im Ehrenamt in oft aufwändiger und mühevoller Arbeit erhalten.
Eine Attraktion ganz anderer Art sind die etwa 20 km entfernten Tremiti-Inseln in der Adria. Der auch Diomedes genannte Archipel ist ein sehr lohnendes Tagesziel. Man kann die Hauptinsel San Domino per Schiff und Helikopter erreichen. Während je nach Seegang, Schiff und Abfahrtshafen die Überfahrt etwa zwei Stunden dauert, kommt man mit dem Helikopter in ca. 30 Minuten von Vieste auf die Inseln. Die Fluggesellschaft Alidaunia (www.alidaunia.it) befördert ganzjährig von der Provinzhauptstadt Foggia und im Frühjahr/Sommer auch vom Heliport in Vieste Passagiere mit unterschiedlich großen Helikoptern zu einem günstigen Preis. Ein unvergessliches Erlebnis, mit einem der „Riesenvögel“ zunächst über Vieste und dann über dem dicht bewaldeten, gebirgigen Nationalpark Gargano vorbei an den beiden Binnenseen am Meer Varano und Lesina zum Archipel inmitten der blauen Adria zu fliegen. Nach der Landung auf San Domino empfiehlt sich eine Bootstour entlang der reizvollen Hauptinsel mit ihren zahlreichen bizarren Höhlen, darunter eine Salzhöhle und die größte Grotte „Blue Marino“. Bekannt ist auch der 20 m hohe Felsen „Rocky, der Elefant“. Ein Sandstrand in der Bucht Cala Arenas lädt in der Nähe des Hafens zum Baden ein.
Lohnend auch die ebenfalls bewohnte nahe Insel San Nicola mit der sehenswerten Festung „Santa Maria a Mare“ und dem „Sanctuara Kloster“. Kulinarische Köstlichkeiten gibt’s hier im Ristorante L’Architiello da Carolina. Direkt am Meer mit Blick auf die Nachbarinsel Cretaccio serviert hier nach einem Aperitif die Köchin selbst ihre Spezialitäten – frischer Fisch, Muscheln, Pasta, Gemüse und Früchtedessert. Von der nahen Bootsanlegestelle führt die „Salizada“ steil hinauf zum Castello. Von dort kann man die unbewohnten Inseln Cretaccio und Capraia sehen. Die ebenfalls zum Archipel gehörende unbewohnte Insel Pianosa ist einige Kilometer entfernt. Sie alle gehören zum Meeresschutzgebiet des Nationalparks Gargano. Die Tremiti-Inseln sind auch ein beliebtes Ziel für erfahrene Taucher. Sie finden hier nicht nur interessante Unterwasserhöhlen, sondern auch die 1998 vor der Küste von Capraia im Meer versenkte drei Meter hohe Bronzestatue von Padre Pio. Auf den bereits im Neolithikum bewohnten Inseln leben heute etwa 500 Einwohner. Am 15. August wird alljährlich der Schutzpatron Santa Maria Assunta gefeiert.
Unterwegs im „Schattenwald“
Kontrastprogramm zum Ausflug auf die geheimnisvollen Adriainseln bietet eine Tour in den „Schattenwald“ Foresta Umbra (www.forestaumbra.com), die grüne Lunge des Nationalparks Gargano unweit von Vieste. Kurvenreich geht’s bis auf über 800 m. Eine geführte Wanderung macht mit den Naturschönheiten bekannt. Kleine Seen inmitten dichter Wälder mit Schildkröten und andere Waldbewohner sind zu besichtigen. Im Rifugiosfilzi mitten im Wald kann man dann typisches apulianisches Essen genießen. Hier ist die gesamte Familie in Aktion und die Mutter bringt die leckere Hausmannskost selbst an die Tische der Gäste, erläutert auf Wunsch die Rezepte und hat auch Spezialitäten in Gläsern zum Mitnehmen im Angebot (www.rifugiosfilzi.com). Nach nur sieben Kilometer erreichen wir dann das 8000-EW-Städtchen Vico del Gargano. Im örtlichen Museum unter der Erde kann man u. a. Handwerksgeräte und eine Ölmühle aus vergangenen Zeiten besichtigen. Bekannt geworden ist der pittoreske Ort vor allem durch den Anbau schmackhafter Zitrusfrüchte. So wird alljährlich am Valentinstag das Fest der Orangen und Verliebten gefeiert.
Panoramatour mit Meereshöhlen
Ein unbedingtes Muss in der Region ist eine etwa dreistündige Fahrt mit einem hochseetüchtigen, offenen Motorboot entlang der malerischen, wild zerklüfteten Adria-Karstküste von Vieste zur Baia delle Zagare bei Mattinata. Während dieser Panoramafahrt kann man etliche der 26 einzigartigen Meereshöhlen kennenlernen, manche sogar von innen erleben (z. B. die „Tomatenhöhle“). Nachdem unser Boot „Desiree“ (www.grottemarinegargano.com) den Hafen verlassen hat, geht es zunächst vorbei an der imposanten „Weißen Stadt“ auf dem Karstfelsen und dem „Pizzomunno“ zum Wahrzeichen des Gargano, dem berühmten Felsentor bei San Felice. Bei einer Badepause am Strand von Baia delle Zagare (hier legt das Schiff kurz an) kann man sich im kristallklaren Meer erfrischen und das Erlebnis riesiger Meereshöhlen verarbeiten.
Danach geht’s mit Speed wieder zurück nach Vieste. Auf uns wartet dort noch ein besonderes Erlebnis. Emanuela Oddi von der veranstaltenden Agentur dieser internationalen Pressereise Comitel & Partners (www.comitelpartners.it) hat uns Loungekarten für die Aquabike-WM in Vieste organisiert. Und so können wir aus nächster Nähe die spannenden Rennen der internationalen Jetski-Elite, darunter auch drei deutsche Piloten, gegenüber dem Leuchtturm von Vieste in der Marina Piccola im Zentrum der historischen Altstadt miterleben (www.aquabike.net). Ein spektakulärer Abschluss unserer Gargano-Tour. Ciao, wir kommen gern wieder.
Fotos: Hans-Peter Gaul