Berlin ist immer eine Reise wert. Selbst im Winter, wenn der Himmel grau und wolkenverhangen ist und der Wind um die Häuserecken fegt. Dann kann man sich endlich mal in Ruhe die rund 175 unterschiedlichen Museen und Sammlungen ansehen. Oder im Februar ins Kino gehen, denn dann wird Berlin zur Weltfilmhauptstadt. Zehn Tage lang flimmern rund 400 Filme über die Leinwände von 24 Kinos, wenn sich Regisseure und Schauspieler aus aller Welt bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin treffen.
Anders als in Cannes oder Venedig stehen die Kinosäle jedem Filmfan offen, schließlich ist die Berlinale mit fast einer halben Million Zuschauer jährlich das größte Publikumsfilmfestival der Welt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Zuschauer nach fast allen Vorstellungen mit den Filmemachern ins Gespräch kommen können. Pressekonferenzen werden auf Leinwänden vor dem Festivalpalast am Potsdamer Platz übertragen und mit ein bisschen Glück kann man George Clooney oder anderen Stars ein Autogramm entlocken, sie beim Abendbrot in einem der zahlreichen Berliner Restaurants antreffen oder am roten Teppich hautnah erleben.
Karten gibt es entweder an den drei Vorverkaufsstellen in den Potsdamer Platz Arkaden, dem Kino „International“ und dem Haus der Berliner Festspiele, jeweils drei Tage im Voraus. Das ist allerdings nur etwas für Frühaufsteher und ausdauernde Schlangesteher, die ganz Harten übernachten sogar vor der Vorverkaufskasse. Einfacher ist es über das Internet. Da gibt es zudem eine kurze Inhaltsangabe des jeweiligen Films oder der Doku und man kann sehen, ob es überhaupt noch Karten gibt. Ist der Wunschfilm gefunden, anklicken und per Kreditkarte bezahlen, die Tickets kann man sich dann an Extra-Kassen abholen. Das geht schneller als Anstehen, ist allerdings nicht so kommunikativ, denn viele der Filmfans schätzen den Austausch mit anderen in der Warteschlange: Schon den iranischen Film gesehen? Nee, ich war gestern in dem vietnamesischen Science Fiction Film. Hat jemand was von der usbekischen Doku gehört?
Wer zur Berlinale fahren möchte, sollte sich rechtzeitig um eine Unterkunft kümmern, falls nicht Familie oder Freunde ein Bett anbieten. Die großen Hotels rund um den Potsdamer Platz kann man getrost von der Liste streichen, da logieren die Stars und die ausländische Presse. Da aber die 24 Kinos über die Stadt verteilt sind, findet sich garantiert eine kostengünstige Unterkunft, zum Beispiel in einem der 143 Hostels in Berlin. Oder bei Bed&Breakfast. Seit einigen Jahren gibt es die Sonder-Reihe „Berlinale goes Kiez“, in der Filme in kleinen Kinos zum Beispiel in Neukölln, Steglitz, Kreuzberg, Wilmersdorf, Charlottenburg, Weissensee und sogar in Potsdam-Babelsberg gezeigt werden. Da hat man dann nicht nur die Filme gleich um die Ecke, es gibt auch noch Lokalkolorit und sicher den einen oder anderen Geheim-Ausgehtipp von „Einheimischen“ gratis dazu.
Filme gucken ist nicht nur anstrengend, sondern macht auch hungrig. Während der Berlinale kann man sogar beides verbinden – also nicht das Hungern, sondern Film und Essen. In der Reihe „Kulinarisches Kino“ servieren sogar Sterneköche wie Tim Raue nach der Vorführung passend zum Filmthema ein Drei-Gänge-Menü. Da empfiehlt sich eine rechtzeitige Kartenreservierung. Neu seit 2014 sind sechs Food Trucks, auf dem Festivalgelände in der Joseph-von-Eichendorff-Gasse „Essen auf die Hand“ anbieten. Aber auch ansonsten herrscht kein Mangel an gastronomischen Angeboten in Berlin und speziell rund um den Festivalpalast, von der traditionellen Currywurst oder dem Döner bis hin zu raffinierten Delikatessen findet sich etwas für jeden Geschmack.
Wenn die Augen langsam viereckig werden, empfiehlt sich ein Spaziergang abseits der Kinosäle, jedoch kann man auch da auf den Spuren des Kino wandeln. In Berlin finden nicht nur zahlreiche nationale und internationale Filmfestivals statt, die Hauptstadt ist auch eine beliebte Filmkulisse. Von Moritz Bleibtreu bis Matt Damon waren sie schon alle da, selbst George Clooneys neuester Film „The Monuments Man“, der auf der Berlinale läuft, wurde teilweise in Berlin gedreht.
Die exklusive Berlinale-Filmtour mit Videobustour führt zu Drehorten und berühmten Schauplätzen.
Eine andere Filmtour startet an der Oberbaumbrücke, wo Franka Potente als Lola um ihr Leben rannte. Entlang an der East Side Gallery in Richtung Alexanderplatz und Unter den Linden geht es zu Berlins historischer Mitte, wo Tom Cruise seine „Walküre“ filmte und Helge Schneider als der „Führer“ durch den Lustgarten stolperte. Zurück geht es dann wieder durch die Karl-Marx-Allee nach Kreuzberg zur Oranienstraße, die den Hintergrund für „Goodbye Lenin“ und „Herr Lehmann“ bildeten. Auch alten DEFA-Klassikern wie „Die Legende von Paul und Paula“ und neueren Berlin-Filmen wie „Sommer vorm Balkon“ kann man in die verschiedenen Kieze folgen, wenn die sich allerdings seit den Drehtagen ziemlich verändert haben. Mit StattReisen Berlin geht es zu verschiedenen Drehorten des Berliner „Tatort“-Duos und zur Berliner Kinogeschichte von den legendären Filmpalästen bis hin zu den heutigen Multiplexen.
Wenn einer eine Reise tut, dann hat er nicht nur etwas zu erzählen, da will er auch Souvenirs mitbringen. Im Berlinale-Shop in den Potsdamer Platz Arkaden gibt es vom obligatorischen Berlinale-Schal und der Umhängetasche auch Berlinale-Bären, Schlüsselanhänger, Kaffeebecher, Babystrampler und vieles mehr. Wer sich damit nicht abschleppen will, kann es auch online bestellen und sich nach Hause schicken lassen.