Hotel am Steinplatz: Überraschungen im Jugendstil
Der Anspruch des Hotels am Steinplatz im Herzen der alten City West ist hoch. Es will „architektonisches Schmuckstück im Jugendstil“ sein und als „Luxushotel der Extraklasse“ dem ohnehin verwöhnten großbürgerlichen Charlottenburg neuen Glanz verleihen. Im Dezember 2013 war es soweit: Nach dreijährigem sorgfältigen Umbau- und Restaurierungsarbeiten öffnete das Haus als Hotel wieder seine Pforten.
Dem war eine lange und bewegte Geschichte voraus gegangen. Ursprünglich von dem Architekten August Endell, der auch für die Hackeschen Höfe verantwortlich zeichnete, als hochherrschaftliches Wohnhaus konzipiert, eröffnete der Unternehmer Max Zellermayer das Gebäude 1913 als luxuriöses Grandhotel. Nach der Oktoberrevolution in Russland bezogen viele geflohene Adlige, Industrielle und Intellektuelle das sechsstöckige Haus.. Das Hotel wurde in den 20er Jahren zu einem internationalen Treffpunkt, wo Persönlichkeiten wie Vladimir Nabokov oder Zarah Leander Station machten. Auf die auch gewiss nicht uninteressante Geschichte des Hauses während der Nazizeit gibt es in der sonst recht ausführlichen Hotelhistorie nur minimale Hinweise, wie zum Beispiel auf ein Offizierscasino. Nach dem 2. Weltkrieg engagierte sich die Familie Zellermayer wieder stark für das Hotel. Sie setzte bei den Alliierten die Aufhebung der Sperrstunde durch und schuf mit der Weinbar „Volle Pulle“ ein Künstlertreff ersten Ranges, wo Gäste wie Heinrich Böll, Günter Grass wie auch Brigitte Bardot oder Romy Schneider einkehrten
Als sich später der Hotelbetrieb nicht mehr rentierte, war das Denkmal geschützte Haus kurzzeitig eine Seniorenresidenz bevor es dann 10 Jahre leer stand. Schließlich erwarb ein Investor für 40 Millionen Euro Grundstück und Haus und setzte die Umbauarbeiten in Gang. Sie wurden von der renommierten Architektin Claudia Dressler in Zusammenarbeit mit Kunsthistorikern und Denkmalschützern realisiert.
„Das war keine leichte Aufgabe“, resümiert Iris Baugatz, General Manager des Hotels. Da mussten alte Stuckverzierung mit Motiven aus der Natur als Vorlage für weitere Restaurierungsarbeiten gerettet werden. Fenster wurden ausgetauscht und durch architekturhistorisch korrekte Nachbauten ersetzt. Der von Claudia Dressler konzipierte Eingangsbereich mit geschwungenen Ornamenten und der Balustrade stimmt auf weitere Überraschungen ein. Hinter der eher kühlen Hotelfassade verbirgt sich ein begrünter Innenhof, der von gotischen Bögen umrahmt ist und an einen Klostergarten erinnert. Hier werden sogar Küchenkräuter gezogen.
Das Hotel verfügt über insgesamt 84 Zimmer und 3 Suiten, großzügig gestaltet mit hohen Decken und hübschen Erkern. „Jedes Zimmer hat etwas besonderes“, erläutert Verena Eckl, Senior Sales Manager, die Journalisten durch das Haus führt. „Sie variieren in Größe und Grundriss. Auch die Fenster sind unterschiedlich.“ In den Zimmern dominieren klare Grau-, Braun- und Schwarztöne. Die Bäder sind in schwarz-weiß gehalten. Alle Zimmer verfügen über Flachbildschirme, iPod-Docking-Station und W-Lan.
Der Innenarchitekt Tassilo Bost hatte sich von den 20er Jahren inspirieren lassen. So gibt es in den Zimmern verchromte Leuchter. Neben den superbreiten Marriott-Betten sind großflächige Fotos von Filmgrößen, wie Greta Garbo, Marlene Dietrich oder Zarah Leander angebracht. Postkarten, die in jedem Zimmer ausliegen, informieren über die Geschichte des Hauses und der Gegend rund um den Steinplatz. Auf den Korridoren überrascht digitale Kunst. Schwarz umrahmt werden in einer Art Endlosschleife bewegte Bilder aus dem Berlin der 20er und 30er Jahre gezeigt. Das preisgekrönte Interior-Designe von Tassilo Bost soll den Gästen ein luxuriöses Gefühl von Heimat vermitteln, so Verena Eckl.
Der 330 Quadratmeter große, sich über zwei Etagen erstreckende Spa-Bereich unter dem Hoteldach bietet den Gästen neben einen herrlich Blick über Teile der Stadt unter anderem zwei Saunen (Biosauna und Finnische Sauna), auch drei Behandlungsräume mit klangvollen Namen, wie Marlene Dietrich, an. Hier können auch Gäste von außerhalb Massagen buchen, zum Beispiel den „Romy-Schneider-Express“ oder das Luxusverwöhnerlebnis „Greta Garbo“ mit Champagner und frischen Früchten genießen – eben „Luxus im Kiez“, wie es im Hotel-Motto heißt.
Marcus Zimmer, der Küchenchef des hoteleigenen Restaurants, hat sich der regionalen Küche verschrieben und war 2014 zum „Aufsteiger des Jahres“ gekürt worden. Für ihn ist die deutsche Küche „eine ehrliche, aber einfache Küche“. Der Cotbuser arbeitet eng mit regionalen Lieferanten zusammen. Durch die offene Küche kann man ihn und sein Team bei der Arbeit zuschauen, zum Beispiel wie das Traditionsgericht Königsberger Klopse entsteht. Im Restaurant werden Biere kleiner Brauereien, wie das Haus eigene „Endell Ale“ angeboten. Es gibt auch exklusive, nur für das Hotel hergestellte Weine von deutschen Jungwinzern. In der benachbarten Bar, in die man durch einen schmalen Gang gelangt, zeigt Chef Christian Gentermann Mut zu Experimenten, wie beim Martini mit Steinpilzen oder Quittensorbet mit Winzersekt.
Das alles hat natürlich seinen Preis. Darüber, was die einzelnen Zimmer kosten, spricht man im Fünf-Sterne-Bereich ohnehin nicht gern. So war nur zu erfahren, dass diese sich zwischen 150 und 200 Euro bewegen. Die Junior-Suiten und die zwei Spa-Suiten sind entsprechend teurer.
Hotel am Steinplatz
Steinplatz 4
10623 Berlin
Telefon: +49 (0) 30 55 44 44 0
www.facebook.com/hotel.am.steinplatz
www.hotelsteinplatz.com
Fotos: Udo Rößling