Nach schroffen Klippen und wilder Brandung im Norden zeigt die Küste der Bretagne im Südwesten ihr sanftes Gesicht – mit langen Sandstränden, idyllischen Buchten und karibischem Flair
„Mit seinem Klima, seinen Feigenbäumen und seinem klaren Himmel erinnert es an Cote d´Azur“, schwärmte der Dichter Guillaume Apollinaire 1917 über das Seebad Bénodet. Auch Maler wie Paul Gauguin und Eugene Boudin, Schriftsteller wie Emile Zola und Marcel Proust fühlten sich vom mediterranen Charme der Küste des Lichts angezogen. Weit mehr als Hundert Jahre ist es her, dass aus dem Fischerdorf ein moderner Badeort wurde, der sich dank seiner überschaubaren Größe eine persönliche Note bewahrt hat. Keine Bettenburgen sondern kleine Hotels und charmante Ferienhäuser, ein Kasino, ein Zentrum für Thalassotherapie mit beheiztem Meereswasserschwimmbad, das Meeresmuseum und ein großer Yachthafen locken Gäste aus aller Welt an.
Den schönsten Blick auf Bénodet hat man von der Cornouaille-Brücke, die 610 Meter lang den Odet überspannt, der hier in den Atlantik mündet. Das Panorama ist atemberaubend: eingebettet in das Grün der Wälder erstrahlen kleine Häuser in schneeigem Weiß unter einem pastellfarbenen Himmel. Die Sonne zaubert glitzernde Lichter auf das in tiefem Blau schimmernde Meer, auf dem hunderte Segelboote wie weiße Tupfer schweben. Kein Maler könnte dieses Bild schöner komponieren. An vier Stränden sind dem Badevergnügen keine Grenzen gesetzt. Beliebt bei Familien ist der breite Sandstrand Le Trez, von Felsen gesäumt der von Saint Gilles, Le Letty liegt an einer natürlichen Lagune und der kleine Strand am Leuchtturm Le Cog, der im Abendlicht goldfarben schimmert.
Ein schöner Meeresboulevard führt hinunter bis zum Fährhafen, vorbei an der prächtigen weißen Villa im marokkanischen Stil, die einst für den Pascha von Marrakesch erbaut wurde. Rings um den Hafen bieten zahlreiche Restaurants neben Gaumen- und Augenschmaus auch Meerblick. Beliebt als Mittagstisch ist Crépes, das Nationalgericht der Bretonen. In der Créperie Ker Bonne Aventure, der sogenannten Piratenkneipe, kann man wählen unter 31 verschiedenen herzhaften Crépes, die ausschließlich aus Buchweizen hergestellt werden. Auch bei den süßen Crépes aus Weizenmehl mit Füllungen aus Maronencreme oder Erdbeer- und anderen Konfitüren ist das Angebot riesig. Ein kulinarisches Highlight ist die „Plat de Fruits de Mer“ – mit sechs Sorten Muschen und Schalentieren, die auf einem Bett aus Eis und Algen serviert werden.
Apropo Crépes: unverzichtbar ist ein Abstecher zur „Biscuiterie Francois Garrec“. Dort kann hinter Glas beobachtet werden, wie Crépes und bretonisches Gebäck in Handarbeit hergestellt werden. Kosten sollte man unbedingt den berühmten Butterkuchen „Kongin Amanu“, der köstlich schmeckt aber leider sehr kalorienreich ist. Und wer ein typisch bretonisches Souvenir sucht, wie z.B. den Bol – eine Kaffeeschale mit dem eigenen Vornamen – hat hier die Qual der Wahl. Es heißt, jeder Bretone habe seinen eigenen Bol, und der ist oftmals schon das erste Geschenk nach der Geburt eines neuen Familienmitglieds.
Reizvoll ist auch die Umgebung von Bénodet. Eine Fahrt auf dem Odet – die Bretonen preisen ihn als den schönsten Fluss Frankreichs – gehört zu den eindrucksvollsten Erlebnissen. Majestätisch schlängelt sich der Fluss durch bewaldete Ufer, vorbei an kleinen Herrensitzen oder Schlössern versteckt im Grün, an alten Mühlen und stillen Buchten. Zwei Stunden dauert die Schiffsreise bis Quimpere, der alten Hauptstadt der Cornauaille. Schon von Weitem sind die grazilen Türme der Kathedrale St. Corentin zu sehen. Beim Bummel durch die restaurierte Altstadt wird der Blick immer wieder von den Fachwerkhäusern aus dem 14.-18. Jahrhundert gefangen. Die schönsten und ältesten Erkerhäuser säumen die Rue Kreon, die zur gotischen St. Corentin führt, eine der größten und prächtigsten Kathedralen der Bretagne.
Mittelalterliche Atmosphäre bietet auch das Städtchen Concarneau, eine knappe Autostunde östlich von Bénodet. Wie eine schwimmende Festung liegt die berühmte Altstadt in dem großen Fischereihafen. Hinter den Wällen der 350 Meter langen und hundert Meter breiten La Ville Close tobt tagsüber touristischer Trubel. Durch die engen Gassen mit ihren zahlreichen Geschäften, Souvenirläden, Restaurants und Créperien drängen sich die Besucher. Beim Gang auf der Stadtmauer geht der Blick weit über den Hafen. Besonders im August wimmelt es in Concarneau von Touristen aus nah und fern, denn das Féte des Filet Bleus, das Fest der blauen Netze, ist eines der ältesten und schönsten Volksfeste der Bretagne. Höhepunkt dieses großen Sommerspektakels mit vielen Veranstaltungen ist die Parade der Trachtengruppen, bei der die Frauen stolz ihre herrlichen bretonischen Spitzen und weißen Spitzenhäubchen tragen.
Karibisches Flair verspricht ein Ausflug zu den Glénan-Inseln. 18 Kilometer vor dem Festland erstreckt sich der Archipel aus zahlreichen kleinen und fünf größeren Inseln. Von April bis September ist St. Nicolas – die größte und einzige mit einem Hafen – das Ziel vieler Tagesausflügler. Etwa eine Stunde dauert die Überfahrt, bei der die Besucher per Bordfunk viele Informationen über die unter Naturschutz stehende Inseln erhalten. Auch von Kommissar Dupin ist dann die Rede, denn seit er auf den Glénan-Inseln „ermittelt“, wollen immer mehr begeisterte Leser aus Deutschland seinen Spuren folgen. „Bretonische Verhältnisse“ und „Bretonische Brandung“ sind nicht nur zwei raffinierte Krimis von Jean-Luc Bannalec, sondern gleichzeitig eine Liebeserklärung des Autors an die Schönheit dieser Inselwelt. Nur die Hauptinsel St. Nicolas ist bewohnt, doch es gibt kein Hotel, keinen Campingplatz, nur ein Restaurant – eben Natur pur. Ein Bohlenweg führt durch Dünen rund um das Eiland und mitten hinein in viel weißen Sandstrand und kristallklares Wasser, das im Sonnenschein smaragdgrün erstrahlt. Weit geht der Blick über die Lagune zu den anderen Atollen, an denen bunte Fischerboote und Segeljachten Anker geworfen haben. Spätestens dann stellt es sich ein – das Südseefeeling in der Bretagne.
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