COLD WAR MUSEUM IN BERLIN

Neu in der Museumslandschaft und
neu als Museumserlebnis

von Sylvia Acksteiner

Rund 170 Museen gibt es in Berlin, darunter sind die großen international bekannten, zum Beispiel auf der Museumsinsel, aber auch sehr spezielle, zum Beispiel für Kinder, Natur, Technik, Design, Kommunikation. Und in Berlin sind die „ungewöhnlichen Museen“ zu finden. Zu denen gehört seit November 2022 das „Cold War Museum“ – mitten in der Mitte, Unter den Linden 14. Eine CTOUR-Gruppe – mit eigenen Lebenserfahrungen aus der Zeit des Kalten Krieges – ging neugierig auf Erkundungstour.

Das Haus nennt sich selbst ein Museum 4.0, also eines, dass auf Vernetzung, auf Multimedia, auf digitalen Wissenstransfer setzt. Die Besucherschaft der ersten Wochen ist bunt und vielfältig – es sind internationale Touristen, es sind Schulklassen, es sind Museums-Neuentdecker. Es sind Menschen, die sich noch genau an die Kalten-Kriegs-Zeiten erinnern können, und es sind jene, die sie nur noch aus Schulbüchern kennen.

Museum 4.0

All denen will das Museum gerecht werden, und schafft es tatsächlich auf ganz eigene Art und Weise, eben auf 4.0 – Weise.

Motto des Museums: Zwei Seiten derselben Geschichte – hier US-Präsident Kennedy und der
sowjetische Regierungschef Chruschtschow


Es gibt Touch Screens und 3-D-Virtual-Reality, mit dem Smartphone kann man QR-Codes scannen und mehr über die Exponate erfahren, historische Aufnahmen und Dokumentarfilme werden gezeigt, und es gibt Original-Exponate und nachgebaute berühmte Objekte.

Screens mit historischen Aufnahmen | Museumsgründer Carsten Kollmeier

Ganz bewusst verzichtet das Museum auf einordnende Texte oder bewertende Inhalte. Ob das an einigen Stellen – gerade auch für das junge Publikum – wünschenswert gewesen wäre, darüber gingen auch die Meinungen bei den CTOURisten auseinander.

Museum zum Selbstentdecken

Über zwei Stockwerke sind zehn „Inseln“ verteilt, mit Themen von der Blockbildung bis zur Friedensbewegung, von der geteilten Stadt Berlin bis zum Friedlichen Wettkampf, von Spionage bis zu Stellvertreterkriegen. Eine „Wegeführung“ gibt es nicht wirklich – der Besucher soll sich dorthin wenden, wo er das Spannendste entdeckt. Anspruch der Museumsmacher, die durch einen wissenschaftlichen Beirat begleitet werden, ist es, dass sich die Besucher durch Fakten eine eigene Meinung bilden.

Mit einer VR-Brille lässt sich der „Sprung in den Westen“ eines DDR-Grenzpolizisten im Sommer 1961 aus drei Perspektiven erleben: als Soldat, als Polizist, als Journalist.

Mit VR-Brille den „Sprung in den Westen“ nacherleben

Das Areal an der Grenze wurde digital nachgestellt und das Geschehen mit Schauspielern in Szene gesetzt. Ein Moment der Geschichte als virtuelles Spektakel – im besten Falle soll es der Ausgangspunkt sein, sich weiter und intensiver damit zu beschäftigen.

Museum zum Lernen und Erinnern

Jedes Themenfeld startet mit einem Intro auf einem 4k-100 Zoll-Screen. Den heutigen Sehgewohnheiten angepasst flimmern auf dem gesamten oder geteilten Großbildschirm historische Aufnahmen. Derart eingestimmt geht es an die Touch-Screens und zu Ereignissen und Personen, jeder entscheidet selbst, wie „tief“ man weiter einsteigen will. Ein immer wiederkehrender Zeitstrahl von 1945 bis 1991 erleichtert die Orientierung.
Auch in der Gruppe der CTOUR-Redakteure vertieften sich einige in besondere Themen, andere verschafften sich einen möglichst umfassenden Überblick. Wenn man alles lesen wollte, wäre man mindestens drei Tage beschäftigt.

CTOUR-Gruppe auf Entdeckungstour

Für Museumschef Carsten Kollmeier ist es nach dem Dali Museum, Spy Museum und Samurai Museum, die er ins Leben rief, das „wohl faszinierendste Projekt unserer Zeit“: „Bis dato gab es leider noch kein Cold War Museum in Deutschland, und dabei dürfte es nach über 30 Jahren längst an der Zeit sein.“

Museum mit spektakulären Exponaten

Immer umlagert war Stefan Oechelhäuser bei seinen Stopps an besonderen Exponaten. Der Exponate-Chef vermochte es unaufgeregt und doch voller Stolz über die Dwina S-75-Rakete oder über das „rote Telefon“ oder eine Selbstschussanlage von der Berliner Grenze zu erzählen.

S-75 Dwina – Boden-Luft-Lenkwaffensystem sowjetischer Bauart
Nachbau des sowjetischen Satelliten Sputnik

Sehenswert auch die Raumanzüge eines Astronauten und eines Kosmonauten, der Nachbau der Nagasaki-Atombombe, der echte Steuerknüppel aus der Apollo-Rakete.

Kosmonaut und Astronaut
Boden-Luftrakete, Spionagekamera, Selbstschussanlage, Fernschreiber als „heißer Draht“ zwischen Moskau und Washingtom

Die Themen, so Gründer Kollmeier, sind immer in Veränderung, sie werden weiter entwickelt, ergänzt oder ausgetauscht. So dürfen künftige Besucher gespannt sein auf neue spektakuläre Objekte, der Flug als Wingsuite Commander wird freigeschaltet, das Thema „Kalter Krieg der Kulturen“ soll präsentiert werden.

Museum mit Visionen

Ein Jahr hat es gedauert von der Planung bis zur Eröffnung. Ziel sind 500.000 Besucher – ungefähr so viele wie das DDR-Museum hat.

Und einen besonderen Wunsch hat der Museumsgründer noch: Enkel und Großeltern sollten gemeinsam kommen. „Das gab es schon, und was ich dabei beobachte: Junge Leute wissen wie Touch und QR funktionieren, ältere Leute finden den Einstieg über den Inhalt, der sie interessiert. Deshalb funktioniert es, wenn beide gemeinsam kommen. Das ist mein wirklich ehrlicher Wunsch.“

COLD WAR MUSEUM
Unter den Linden 14, 10117 Berlin
Öffnungszeiten: Täglich 10.00 – 20.00 Uhr
Tickets und weitere Informationen unter: https://coldwarmuseum.de/

Fotos: Cold War Museum (3), Hans-Peter Gaul (2)
Videos (3): Sylvia Acksteiner
Musik: My Dream – AShamaluevMusic

2 Gedanken zu „COLD WAR MUSEUM IN BERLIN“

  1. Großartige Leistung, liebe Sylvia! Für mich war der Museumsbesuch eine Reise in die Vergangenheit, verbunden mit vielen Erinnerungen. Ich bin heilfroh, dass es nicht zu einem Atomkrieg kam, dank der damaligen Umstände. Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Und weiterhin alles Gute wünscht dir Renate Stiebitz

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