Viele CTOUR-Mitglieder waren auf der Internationalen Tourismusbörse und haben für unterschiedliche Medien berichtet. Hier ist eine Auswahl zu lesen und zu sehen von Thomas Wüpper, Ronald Keusch, Margrit Manz, Wieland Scharf und von der Leipzig Tourismus und Marketing.
KLIMASORGEN IM UNESCO-WEINKULTURERBE
Von Thomas Wüpper
Im Piemont zwischen Alba und Asti sollen Kunstprojekte die Einheimischen und Besucher für die Umweltprobleme und nachhaltigen Tourismus sensibilisieren.
Als erfahrener Winzer und stolzer Italiener kann Giovanni Minetti über die Qualität der edlen Tropfen aus der Region Langhe Monferrato Roero zwischen Turin und Genua nur schwärmen: „Wir produzieren bessere Weine als je zuvor.“ Grund dafür sei der Klimawandel, erläutert der Experte: „Es ist sehr viel heißer geworden.“ Lag die jährliche Durchschnitttemperatur in den Weinbergen rund um Asti, Alba und Bra noch 1963 unter acht Grad, waren es 2022 fast 11,4 Grad – und auch die Jahre davor gehörten im Mittel zu den wärmsten, die je gemessen wurden.
Seit die Reben im Piemont von der Sonne verwöhnt werden, brummen Anbau und Produktion auf rund 44 000 Hektar. 2014 wurden fünf benachbarte Weinbaugebiete als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet, was auch den Tourismus fördert. Früher seien nur zwei von zehn Ernten richtig gut gewesen und die restlichen acht allenfalls mäßig, berichtet Minetti. Nun habe sich das Verhältnis glatt umgedreht. Wurden in sonnenarmen Jahren einst Weine schon mal mit Zucker aufgepeppt, gibt es nun eher das Problem, dass starke Reife zu hohen Alkoholgehalten führt.
Der Klimawandel könnte auch den Winzern noch ganz andere Hindernisse bescheren. Alarmierend für Minetti ist vor allem, dass die Böden immer trockener werden. Gab es 1960 in seiner Region am südlichen Rand der Alpen noch jährliche Niederschlagsmengen von mehr als 1500 mm, war es voriges Jahr gerade noch ein gutes Drittel davon. „Wie geht es in nächster Zukunft weiter“, sorgt sich der Experte angesichts dieser rasanten Entwicklung, „steuern wir auf ein Desaster zu?“
Die Wetterkapriolen jedenfalls machen auch vor seiner Heimat im Grenzgebiet zur französischen Mittelmeerküste nicht halt. So richteten schwere Stürme vor einigen Jahren massive Schäden an. Weiter südlich in der Po-Ebene sank 2022 der Wasserspiegel auf den niedrigsten Stand seit 70 Jahren. Und ganz im Süden Italiens auf Sizilien meldeten vorigen August die Behörden mörderische 48,8 Grad Hitze, die höchste Temperatur, die je in Europa gemessen wurde.
„Die Klimaveränderungen beschäftigen uns sehr“, sagt Minetti, der zur Reisemesse ITB nach Berlin gekommen ist. Nach seiner Winzer-Laufbahn hat der Italiener die Leitung des Langhe Monferrato Roero Tourist Board übernommen, das die Region mit ihren mehr als 200 meist kleinen Kommunen touristisch vermarktet. Ein Zugpferd dabei sind die Delikatessen aus diesem Gebiet, die gutbetuchte Feinschmecker auch aus Deutschland locken sollen. Weltberühmt: die weißen Trüffel von Alba, die in vielen der 19 Sterne-Restaurants der Region verkostet werden können. Die Trüffelmesse im Oktober und November zieht Besucher aus aller Welt an.
Ein grenzüberschreitendes und von der Europäischen Union gefördertes Kunstprojekt soll nun Einheimische und Besucher für die Umweltprobleme und nachhaltigen Tourismus sensibilisieren. Ende März werden zwei große Installationen zeitgenössischer Kunst vorgestellt, die unter Leitung des Kurators Tom Eccles entstanden sind. Die Werke sollen als Dauerausstellungen in zwei Orten der Region sowie befristet auch in Nizza zu sehen sein. Details werden noch nicht preisgegeben.
DER DEUTSCHE URLAUBSHUNGER IST ZURÜCK
von Ronald Keusch
Golfspiel auf dem Ryder Cup Course in Rom
Die ITB präsentiert für ihre Fachbesucher einen Countdown von Thinktanks auf dem parallellaufenden Kongress, eine Vielzahl von modernen Technologien und speziellen Tourismus-Themen. Ein Beispiel dafür war die von der italienischen Handelskammer (itkam) organisierte Veranstaltung zu der neu entwickelten Golfbuchungsplattform Italy BestGolf, die von dem gleichnamigen Aussteller auf der Messe vorgestellt wurde.
Auf einer abendlichen Präsentation, standesgemäß in den intimen Räumen einer Coworking Adresse der Innenstadt, erläuterte Daria Demidova vom Team Italy BestGolf die Plattform, die über 70 Golfplätze in Italien enthält und den Golfern
weltweit erlaubt, ihren Urlaub zu planen und Greenfees oder sogar das komplette Reisepaket zu buchen.
Golfen in Italien heißt Golfen in bezaubernden Landschaften und in unmittelbarer Nähe zu Kultur- und Kunstschätzen. Außerdem ist dank des milden Klimas und der Möglichkeit, das ganze Jahr über zu spielen, Italien ein idealer Zielort für einen Golfurlaub. Nicht zufällig ist Italien das zehntbeliebteste Golfreiseziel weltweit. Das Networking Buffet mit italienischen Spezialitäten und Weinen lieferte zusätzlich zahlreiche beweiskräftige Argumente für Golfurlaub in Italien. Zu den konkreten Angeboten gehört im November eine Tour, die einige Tage nach Abschluss des Ryder Cup in Rom das Spiel auf dem Golf Course möglich macht.
Die Sehnsucht nach fernen Welten lebt weiter
Bei den Flugreisen kann die Reisebegeisterung laut Studien nicht ganz mithalten. Wollten vor der Pandemie noch 35 Prozent eine Flugreise unternehmen, waren es 2022 nur noch 27 Prozent. Den Personalmangel im Luftverkehr bekamen Urlauber bereits im vergangenen Jahr teilweise mit Verspätungen, Flugausfällen sowie langen Wartezeiten deutlich zu spüren. Eine durchgreifende Entspannung scheint nicht in Sicht. Die Lufthansa jedenfalls hat ihren Sommerflugplan schon gestutzt. „Aktuell sind in der Branche die Personalengpässe europaweit noch nicht vollständig überwunden“, erläuterte ein Sprecher der Konzern-Kernmarke unlängst. Man habe daher lieber jetzt Flüge aus dem Programm genommen, als diese wie im vergangenen Jahr kurzfristig absagen zu müssen. Die Fluggäste könnten so besser planen.
Das Schlüsselwort Nachhaltigkeit
Doch die Sehnsucht von vielen nach der fernen weiten Welt wird durch die Flugsituation nur ein wenig ausgebremst.
Die ITB sorgt dafür mit monumentalen Messestand-Bauten aus Ägypten (links im Bild) und anderen arabischen Ländern, die mit dem Flair von Tausendundeiner Nacht zum Besuch des orientalischen Lifestyles einladen.
Über allen Ausstellungshallen der ITB thront dabei die Inschrift Sustainable Tourism – das Schlüsselwort! Es soll alle Türen der Tourismus-Welt genauso aufschließen wie die Herzen der beworbenen Touristen. Wobei es für die Besucher durchaus schwierig ist zu unterscheiden, ob die wie eine Monstranz vor sich her getragene Nachhaltigkeit auf einer stabilen Realität und Überzeugung basiert oder nur ein opportunes Mitläufertum darstellt, um Klimaextremisten und den Zeitgeist zu beschwichtigen.
Das Mango House auf den Sychellen
Zu den Traumzielen, die nur mit dem Flugzeug zu erreichen sind und für die Sustainable Tourism kein Fremdwort ist, gehört der Archipel der Seychellen mit 115 Inseln im Indischen Ozean vor der Ostküste Afrikas. Auf der Inselgruppe erwarten den Urlauber zwei einzigartige Neueröffnungen von Lifestylehotels der Waldorf-Astoria und der Hilton Gruppe. Hier wird mehr als nur ein Urlaub am Strand zelebriert. Neu ist das Mango-House, geleitet von der gebürtigen Rheinland Pfälzerin Britta Krug mit langjährigen Erfahrungen auf der Insel. Dieses Quartier ist ein Ort des Miteinander, wo Kultur gelebt und Kunst geschätzt wird und einheimische Kunst und Künstler eine Heimat finden.
Das Mango-House liegt an der südwestlichen Ecke von Mahé – der größten der über 100 Inseln des Archipels – und ist nach 35-minütiger Fahrt vom internationalen Flughafen zu erreichen. Sein Markenzeichen ist eine „ultra-malerische Abgeschiedenheit, für Familien wie gleichwohl für Paare und verliebte Hochzeitsreisende“, wie die Website des Hotels schwärmt.
Resort mit 41 Unterkünften
Das Mango-House ist das ehemalige Familienhaus des Mailänder Modefotografen Gian Paolo Barbieri, der in den 1970er Jahren in der tropischen Umgebung und der kreolischen Kultur der Seychellen Trost fand. Heute ist es ein Boutique-Resort mit 41 Unterkünften und hat den liebevollen Spitznamen Barbieri beibehalten. Die Quartiere gibt es in verschiedenen Konfigurationen – Zimmer, Suiten, zweistöckige Villen, Residenzen am Strand mit privatem Tauchbecken – aber alle verfügen über Balkone oder Terrassen, die einen fabelhaften Blick auf die Bucht bieten.
Kreolische Mahlzeiten auf heißen Kohlen
Das Kulinarische wird ganz großgeschrieben. In den insgesamt fünf Restaurants werden vom
japanisch inspirierten Azido bis zum kreolischen Restaurant Moutya die Gourmet-Wünsche erfüllt.
Bild rechts: Restaurant Moutya mit Blick auf das Meer © Mango-House
Für viele Gäste eine seltene Gelegenheit, die lokale Küche kennenzulernen, authentisch zubereitete Gerichte über heißen Kohlen und Kokosnuss-Schalen.
Die Cocktailbar Kokoye, ausgestattet mit Palmentapeten und einem
von vergangenen Zeiten inspirierten Dekor, beherbergt die größte Gin-Sammlung der Insel.
Bild links: Kokoye-Cocktailbar © Mango-House
Rum und Gin aus der Region
In diesem Paradies gibt es echte Anstrengungen für Nachhaltigkeit und viele regionale Produkte. Das Trinkwasser auf dem Gelände wird in nachfüllbaren Glasflaschen geliefert, ebenso wie die biologischen, pflanzlichen Pflegeprodukte der lokalen Hautpflegemarke Belliche. Handbemalte Blumenkeramik stammt von Seyramics aus Mahé. Es gibt einen wachsenden Bio-Garten und ein Recyclingprogramm, bei dem Kaffeekapseln zu Düften verarbeitet werden. Und 90 Prozent des angebotenen Rums und Gins stammen aus der Region. Welche Bar weltweit kann das von sich behaupten.
Im Mango-House wie zu Hause fühlen
Im Mango-Hotel sollen sich die Gäste wie „Zuhause“ fühlen. Auch die Inselbewohner lieben das Strandhotel genauso sehr wie diejenigen, die um die halbe Welt fliegen, um hier zu übernachten: Wegen seiner erstklassigen Küche und kreativen Vision. Die Förderung lokaler Handwerker und Lieferanten gibt den Hotelgästen das Gefühl, wirklich mit dem Ort verbunden zu sein. Diesen Luxus im Urlaub, der allerdings auch einen stattlichen Preis hat, suchen viele Touristen in Deutschland wie auch weltweit – im Mango-House auf den Seychellen ist er zu finden.
Fotos: Ronald Keusch
„SCHÖN DICH KENNENZULERNEN!“
很高兴见到你!
Ein Tag auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin (ITB) 2023
von Margrit Manz
Endlich hat nach dreijähriger Pause die weltweit führende Tourismusmesse vom 7.- 9. März 2023 wieder ihre Tore als Präsenzveranstaltung geöffnet. Geändert hat sich nach der Pandemie vieles und ganz sicher auch das Reiseverhalten. Werden z.B. jetzt andere Destinationen gebucht oder andere Urlaubsformen gewählt? Auch die Messe hatte Zeit, sich neu zu orientieren. Unter dem Motto „Open for Change“ hatte sie entschieden, den Fokus jetzt auf B2B-Kunden zu setzen und eine reduzierte Messelaufzeit von nur drei Tagen anzuberaumen. Also keine Publikumsmesse mehr, sondern nur Business-to-Business. Wie das funktioniert, wollte ich mir mal vor Ort anschauen und einen der Messetage genauer unter die Lupe nehmen.
Ein norwegisches Sprichwort sagt: „Nur wer umherschweift, findet neue Wege.“ Daran hätte ich mich gerne gehalten, aber sich in den verschiedenen Hallen zu orientieren, war nicht so einfach. Vor dem Anschlagbrett mit den Hallenplänen studierten Menschentrauben die verschlungenen Pfade von Ober- und Untergeschossen, sowie Verbindungswegen zwischen den Hallen. Beim Leitsystem wäre also noch Luft nach oben.
In den Hallen dann die gewohnte geschäftsmäßige Akustik, Termine werden abgearbeitet, Handys klingeln in allen Tönen, aber die fröhliche Wuselei des reiselustigen Publikums aus den früheren Jahren fehlt.
Die Reisetrends waren auf den Werbetafeln der jeweiligen Länder abzulesen. Ganz klar, anstelle des Massentourismus setzt man neu auf Natur pur und auf authentisches Ambiente. Gerade bei Individualreisenden und Backpackern öffnet das magische Wort „authentisch“ nicht nur die Türen zur Welt, sondern auch zum Portemonnaie.
Gut besucht ist die Halle 2 mit Italien im Obergeschoß und Spanien im Untergeschoß. Da spürt man wieder Reiselust: Üppige Landschaften und regionale Spezialitäten leuchten von Werbe-Stelen, Touch-Displays oder Multitouch-Tischen, sowie von interaktiven Videowalls. Dazu gut gemachte Prospekte und auskunftsfreudige Vertreter an den Ständen, die außer ihrem Wissen noch gute Laune verbreiteten.
In der Halle 26 habe ich lange nach den Ständen aus China suchen müssen. Früher war die Halle fast gänzlich in chinesischer Hand mit optisch präsenten Aufbauten von kleinen Chinatowns bis zur Großen Mauer. Diesmal war an einem winzigen Stand das Huangshan Tourism Development vertreten. Eine junge Chinesin, voll konzentriert mit ihrem Laptop beschäftigt, war wenig interessiert an einem Gespräch. An den Stellwänden waren Fotos der Region mit dem Charme von Image-Broschüren aus den 1960ern. Außer mir kein weiterer Besucher.
Der andere winzige und etwas versteckte chinesische Stand war der Provinz Zhejiang gewidmet. Aber eigentlich wurde hier für das Europe – Asia Center geworben, eine unabhängige Non-Profit-Organisation mit Sitz in Brüssel, die für die Förderung der Beziehungen zwischen Europa und Asien zuständig ist und versucht Fachleute, Institutionen, Organisationen und Netzwerke miteinander bekannt zu machen. Das alles erzählte mir im Schnelltempo eine engagierte junge Dame und gab mir zum unabhängigen NGO Projekt ein Prospekt und zur Zhejiang Provinz eine Landkarte mit. „Schön dich kennenzulernen!“ heißt das Motto. 很高兴见到你!
Später erfahre ich, dass China eine extra ITB vom 12.-14. September 2023 veranstaltet. Als ein Ableger der touristischen Leitmesse wird die ITB in Shanghai eine dreitägige B2B Show anbieten, sowie einen Kongress, auf dem internationale Aussteller mit chinesischen Einkäufern zusammentreffen sollen. So gesehen, war die dünne Besetzung auf der Berliner Messe nachvollziehbar. Effizienz und Nachhaltigkeit kann man besser bündeln.
Versöhnt hat mich dann in der Halle 26 der Hong Kong-Stand. Ein starker Auftritt, den die Metropole mitten in der Halle zelebrierte. Hier war Zeit für Gespräche – viele Besucher, ein aktiver Austausch, das business-to-business brummte. Hong Kong is back. Bekannt gegeben wurde, dass die Einreisebestimmungen wieder vereinfacht werden, benötigt wird jetzt lediglich ein COVID-Selbsttest. Und auch die Kreuzfahrt ist nach rund drei Jahren Pause wieder in Hong Kong zurück…
„Die Methode des Umherschweifens aber kann die Grenzen auflösen zwischen Kunst und Leben“, habe ich mal gelesen. In diesem Sinne hat sich die ITB gelohnt.
Foto: Messe Berlin
Margrit Manz ist Journalistin und Redakteurin mit Themenschwerpunkt China. Seit über 20 Jahren berichtet sie über Wirtschaftsbeziehungen und Kulturaustausch, informiert über Tourismus und regionale Küche, rezensiert neue Bücher.
Unser Mitglied Wieland Scharf hat mit blue planet für TV Mittelrhein eine ITB-SONDERSENDUNG produziert.
Die LEIPZIG REGION präsentierte sich auf der Internationalen Tourismusbörse Berlin 2023 in Halle 27 am Stand der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT). Der Bericht darüber enthält auch einen Rückblick auf das gemeinsam mit CTOUR organisierte „ITB Warm Up“ im Berliner „Marinehaus“.