Wasserstadt – das ist wohl nicht der erste Gedanke, den die meisten mit Leipzig verbinden. Und das, obwohl auf knapp 300 Kilometer große und kleine Flussläufe die Stadt am Zusammenfluss von Weißer Elster, Pleiße und Parthe durchziehen. Sie sind im Stadtgebiet vielfach verzweigt und bilden den Leipziger Gewässerknoten. Entlang der Flüsse zieht sich zudem ein ausgedehntes Auwaldgebiet in Nord-Süd-Richtung durch die Stadt. CTOURisten, die sich am 30. Juli unter dem Motto „1000 Jahre Leipzig – 850 Jahre Leipziger Messen“ zu einer Erkundungstour aufmachten, bekamen bei einer Fahrt mit dem Motorboot oder in Canadiern einen interessanten Eindruck von der immer attraktiver werdenden Wasserstadt Leipzig, die mit dem Neuseenland vor den Toren der Stadt ein einzigartiges Wasserparadies hat.
An acht Standorten wird vom 14. bis 16. August bei freiem Eintritt das Leipziger Wasserfest u. a. mit Drachenbootrennen gefeiert. Der am Karl-Heine-Kanal gelegene Stadtteilpark Plagwitz wird dann zu einer Pirateninsel. Im Kanupark am Markleeberger See wird das Pappbootrennen ein weiterer Höherpunkt des diesjährigen Wasserfestes sein.
Vom Stadthafen in den City-Tunnel
Der verspätete Start in Berlin hatte das von der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH vorbereitete umfangreiche Programm gehörig durcheinander gewirbelt. Während die einen noch auf der Autobahn unterwegs waren, genossen andere CTOURisten in Leipzig vom 155 m hohen Panorama Tower bereits einen spektakulären Rundblick über die Stadt. Da hieß es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von PR-Chef Andreas Schmidt flexibel zu reagieren und das haben sie mit Bravour gemeistert.
Nachdem wir im neuen Stadthafen wieder aus den Booten an Land geklettert waren, ging es zügig in Richtung City-Tunnel, vorbei an frisch restaurierten Gründerzeithäusern. Mit dem Waldstraßenviertel hat Leipzig übrigens eines der größten geschlossenen Gründerzeitensembles der Welt. Und wo wir gerade bei den Superlativen sind: Deutschlands größter Stadtplatz ist der Augustusplatz, das Neue Rathaus am Martin-Luther-Ring ist das größte Rathaus unseres Landes und mit seinen fast 600 Räumen auch weltweit eines der größten, während das Alte Rathaus am Markt als eines der ältesten und schönsten Renaissancegebäude Deutschlands gilt. Stolz sind die Leipziger aber auch auf den 2013 eröffneten City-Tunnel, der mit einer Gesamtlänge von 5,3 Kilometern vier Stationen zwischen Leipzig Nord und Leipzig Bayerischer Bahnhof verbindet. Für Berliner war der Anblick der Leipziger „S-Bahn“ allerdings etwas gewöhnungsbedürftig: Was dort auf den Schienen verkehrte waren in ihren Augen einfach Regionalbahnen.
Leipzig wächst und gedeiht
Vom imposanten City-Tunnel war es dann nicht mehr weit zu „Barthels Hof“. Als letzter erhalten gebliebene barocke Durchgangshof Leipzigs ist er eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. 1750 für den Kaufmann Gottfried Barthel als Bank- und Handelshaus errichtet, ist „Barthels Hof“ ein typischer Messedurchgangshof aus jener Zeit, als in den Räumen und Magazinen mit Kolonialwaren gehandelt und unten im Keller in der Gaststube die Verträge mit einem Schluck Bier besiegelt wurden.
Bier gab es an diesem Tag auch – zu einer leckeren Spezialität: dem Mutzbraten (Schweinefleisch mit Salz, Pfeffer und Majoran gewürzt, mariniert und auf Mutzbratenständen im Birkenholzrauch gegart). Zur Verdauung mundete dann noch eine weitere Leipziger Spezialität: der Kümmellikör „Allasch“. Torsten Grahl, Inhaber von Barthels Hof, führte anschließend noch durch die Räumlichkeiten. Mit viel Liebe zum Detail zusammengetragen, konnte hier eine urige Atmosphäre entstehen. Anlässlich des 1000jährigen Jubiläums der Ersterwähnung Leipzigs hat das historische Gasthaus Barthels Hof ein „1000 Jahre Leipzig-Menü“ kreiert, das seine Gäste mit auf eine kulinarische Reise durch die letzten Jahrhunderte nimmt.
Torsten Bonew, Leipzigs Finanzbürgermeister (CDU) und zugleich Vorsitzender des Vereins Leipzig 2015 e. V., der seit November 2013 die Feierlichkeiten zum tausendjährigen Jubiläum der Stadt mit vorbereitet, ließ es sich nicht nehmen, den CTOURisten Rede und Antwort zu stehen. Der Stolz über das Erreichte in seiner Heimatstadt war ihm sichtlich anzumerken. Zu recht. Leipzig ist die am schnellsten wachsende Großstadt in Deutschland. Während anderswo die Menschen wegziehen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Stadt um mehr als 80.000 Bewohner vergrößert. Jeder dritte neue Arbeitsplatz Sachsens entsteht in Leipzig, insbesondere in der Zuliefererindustrie und in der Kreativwirtschaft.
Das schlägt sich auch im Tourismus nieder. Die Hotels sind größtenteils ausgebucht, die Reisenden bleiben im Durchschnitt knapp zwei Tage. Ein besonderer Anziehungspunkt ist auch der Leipziger Zoo. „Obwohl Berlin ja einen Zoo und einen Tierpark hat, wird unser Angebot ‚Tierisches Leipzig‘ mit Übernachtung und Zoobesuch besonders gerne von den Hauptstädtern angenommen“, freut er sich. Viele von ihnen werden wahrscheinlich auch anreisen, wenn die „Toten Hosen“ in Leipzigs Jubiläumsjahr ein Konzert geben. Sänger Campino ist ein Ururururururenkel des bedeutenden Leipziger Bankiers und Handelsherrn Christian Gottlob Frege, nach dem auch eine Straße benannt ist.
Kongresshalle bald wieder attraktives Tagungszentrum
Unser nächstes Ziel dann die Kongresshalle am Zoo. Leipzig war durch die Messen und den Rauchwarenhandel reich geworden und so gönnten sich die Bürger 1900 ein Gesellschaftshaus, das schnell zu einem kulturellen Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens avancierte. In den mit Art-Déco und Jugendstildetails reich ausgestatteten Sälen gab es rauschende Bälle, prunkvolle Bankette und opulente Konzertveranstaltungen. Besonders im Großen Saal mit seinen 16 m hohen Deckengewölben wurde gefeiert, gab es aber auch Messen und Kongresse. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kongresshalle nahezu unbeschadet und da fast alle anderen wichtigen Spielstätten zerstört waren, wurde das Haus schon bald zur neuen Bühne für Schauspiel und Musik, aber auch für Sport und Politik.
Fast jeder Leipziger verbindet damit bleibende Erinnerungen, spielten doch hier das Große Sinfonieorchester des Senders Leipzig, das Theater der Jungen Welt, die Deutsche Volksbühne Leipzig, das Palast-Theater und das Gewandhausorchester. Ab 1978 fanden die Leipziger Jazztage statt und Stars wie Gilbert Bécaud, Udo Jürgens oder Konstantin Wecker traten auf. Neben der großen Kunst wurde das Haus auch für Weihnachtsfeiern, Jugendweihen oder Tanzschul-Abschlussbälle genutzt, erzählte uns Ronald Kötteritzsch vom Marketing der Leipziger Messe GmbH bei einer exklusiven Führung. Doch der Zahn der Zeit nagte am Gemäuer, 1988 musste die Halle schließen. Ab 1992 notdürftig repariert, fanden bis 2010 wieder Veranstaltungen statt. Der „Verein Kongresshalle“ e.V. engagierte sich für die Rettung und 2009 beschloss die Stadt die Sanierung und den Umbau zu einem modernen Tagungszentrum. Ab 2016 wird es hier unter dem Dach des Congress Center Leipzig wieder Kongresse geben. Buchungen stehen bereits bis 2020 im Kalender.
Leipziger Sehenswürdigkeiten im Fokus
Für den Nachmittag hatte Andreas Schmidt und seine Crew zwei unterschiedliche Programmangebote vorbereitet: ein Besuch der Kunsthalle G2 mit der Ausstellung „Sammlung Hildebrandt“ und des Museums der bildenden Künste mit „Vielfalt und Reichtum aus 25 Leipziger Sammlungen“ oder das Völkerschlacht-Denkmal sowie Asisi-Panometer. Im Doppeldeckerbus unterhielt Christine Schinke im Kostüm einer Marketenderin von der Leipziger Oldtimer Fahrten GmbH im bestem Sächsisch die Gäste mit Wissenswertem und kleinen Schmankerln über Leipzigs Sehenswürdigkeiten.
Und dann standen alle vor dem monumentalsten und größten Denkmal Europas – dem Völkerschlacht-Denkmal. Von 1898 bis 1913 an historischer Stätte zum 100-jährigen Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig erbaut, beeindruckt es noch heute mit seinen 91 Metern Höhe. Kurator Steffen Poser gab einen kurzen geschichtlichen Abriss zur Entstehungsgeschichte, bevor es ins imposante Innere des Bauwerkes ging. Sportliche Besucher können die insgesamt 500 Stufen zur oberen Aussichtsplattform nehmen, für alle anderen gibt es Fahrstühle, die in der Sängerhalle halten. Kürzlich erst restauriert und mit moderner Technik ausgestattet, erlauben die gläsernen Lifte einen Blick in das Innenleben des Kolosses. Wer die Mühen des Aufstiegs nicht scheut, wird mit einem weiten Blick über Leipzig belohnt.
Viel Zeit blieb nicht mehr bis zur Rückfahrt, aber für eine Stippvisite im Asisi-Panometer sollte es reichen. Derzeit läuft dort noch die Ausstellung „Leipzig 1813“, bis die Besucher dann ab Oktober ins „Great Barrier Reef“ eintauchen können. Der Kurzbesuch hat sich gelohnt, das 360° – Bild der Stadt unmittelbar nach Ende der Völkerschlacht ist schon sehr beeindruckend. Die Idee für ein Panorama entstand bereits 2003 in dem denkmalgeschützten, ehemaligen Gasometer in Leipzig. Seitdem realisiert der in Wien geborene und in Sachsen aufgewachsene Künstler Yadegar Asisi die weltgrößten Panoramen mit einer Höhe von bis zu 32 Metern und einem Umfang von bis zu 110 Metern. Inzwischen gibt es die Asisi-Panoramen in Dresden, Berlin, Pforzheim und im französischen Rouen.
Mit MeinFernbus/Flixbus ging es dann pünktlich zurück nach Berlin. Wir freuen uns schon auf die nun zur schönen Tradition gewordene nächste CTOUR-Sommertour nach Leipzig.
Weitere Infos:
www.leipzig.travel
www.verborgenes-leipzig.de
Video-Tipp:
Unser YouTube-Team Hans-Peter Gaul, Jeremy de Luca und Mike Hampe hat Höhepunkte der CTOUR-Sommertour im 1000jährigen Leipzig festgehalten. In einem Exklusiv-Interview spricht Leipzigs Finanzbürgermeister Torsten Bonew über seine Heimatstadt und Ronald Kötteritzsch (Marketingchef der Leipziger Messe GmbH) über 850 Jahre Messen in Leipzig und über die restaurierte Kongresshalle am Zoo. zum Video