CTOUR on Tour: Sankt Petersburg und Weliki Nowgorod

Sankt Petersburg

Schon immer wollte ich die russische Stadt St. Petersburg besuchen. Nun ergab sich kurzfristig die Gelegenheit. Am 30. Mai 2015 startete unser Flugzeug von Berlin Schönefeld und nach 3 ½ Stunden erreichten wir die zweitgrößte Stadt Russlands, die auch wegen der vielen Brücken an der Newa „Venedig des Nordens“ genannt wird.

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1703 wurde sie von Peter dem Großen gegründet. St. Petersburg hat heute etwa 5 Mio. Einwohner und wird der Sage nach von 3 Engeln beschützt. Der eine befindet sich auf der Kuppel der Kirche der Heiligen Katharina, der andere bekrönt die Spitze der Peter-Paul Kathedrale und der letzte thront auf der Alexandersäule.
Das Hotel, in dem wir eincheckten, hieß Astoria, lag direkt im Zentrum der Stadt und ist ein wunderschönes 5 Sterne Haus und zugleich eins der besten der Stadt. Seit über 100 Jahren ist dieses Hotel in einem historischen Gebäude untergebracht. Es verfügt über 169 Zimmer und Suiten und der Rest sind de Luxe Zimmer.

Hotel Astoria Sankt Petersburg
Hotel Astoria Sankt Petersburg

Die Zimmer sind großzügig und geschmackvoll eingerichtet und die Marmorbadezimmer lassen keine Wünsche offen. Der Wintergarten mit einer Fläche von 170 Quadratmetern wird gern für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten genutzt und hat auch eine direkte Verbindung zum 250 Quadratmeter großen Ballsaal. 6 weitere Meeting Räume stehen für Tagungen und Konferenzen zur Verfügung. Das Astoria Hotel ist direkt mit dem Schwesterhotel Angleterre verbunden, das ein 4 Sterne Plus Produkt ist und über 192 Zimmer anbietet. Der ganze Komplex hat über 361 Räume und Suiten, wobei die 169 Zimmer vor zweieinhalb Jahren komplett renoviert worden sind. Das Astoria Café im Astoria Hotel verwöhnt den Gast mit einer Kombination aus russischer und französischer Küche und hat einen guten Mix zwischen diesen beiden kulinarischen Ländern gefunden.
Die Schwester des Hoteleigentümers Rocco forte ist die Designdirektorin der Rocco forte Hotels und zeichnet verantwortlich für die Inneneinrichtung. So sind in den Zimmern Material und Farben, die die Stadt St. Petersburg und Russland charakterisieren, mit in das Design eingeflossen.
Des weiteren gibt es einen Spa-Bereich, der über 6 Streaming Räume und einen Frisör, und über Maniküre und Pediküre Anwendungen, die man dort beziehen kann, verfügt.
Die meisten Buchungen kommen von russischen Gästen, dicht gefolgt von amerikanischen, über deutschen, französischen und italienischen Gästen, bis hin zu chinesischen Besuchern, deren Anzahl immer mehr wird. Von den Berühmtheiten nächtigten zur Jahrhundertwende und durch die kulturellen Einflüsse des Mariinski-und Michalowski-Theaters viele Künstler hier. Rasputin, Placido Domingo und Pavarotti, um nur einige zu nennen, sowie bekannte Filmschauspieler der neuen Zeit kamen und kommen gern in dieses Haus, um sich hier für ein paar Tage wohl zu fühlen.
Dem Hotel gegenüber steht auf dem Senatskaya Platz der „Eherne Reiter“. Das ist ein bronzenes Reiterstandbild von Peter dem Großen, dessen Denkmal der Franzose E.-Maurice Falconet als Lebenswerk schuf. Rechts vom Astoria Hotel schaut man auf die größte Kathedrale St. Petersburgs, die Isaakskathedrale. Sie ist ein monumentales Bauwerk, ein Kuppelbau mit 101 Metern Höhe. Isaak von Dalmatien war ein museltinischer Mönch, der im 4. Jahrhundert lebte und nach seinem Tod heilig gesprochen wurde. Das erste Gebäude für die Isaakskathedrale existierte schon unter Peter I. zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Die Kathedrale hat ein Gewicht von 300 Tausend Tonnen und wurde im Laufe von 40 Jahren erbaut. 24 Säulen halten die große Kuppel. Innen und außen schmücken das Gebäude zahlreiche Skulpturen und Reliefs. Das Interieur beeindruckt durch die üppige Vergoldung, eine Vielfalt der Marmorarten und eine Fülle von Malereien und Mosaiken. Innen befindet sich auch das größte Glasfenster mit einer Fläche von 28,5 Quadratmetern. Während des Gottesdienstes kann die Kathedrale etwa 12 Tausend Menschen aufnehmen. Heutzutage ist in der Isaakskathedrale ein kunsthistorisches Museum untergebracht, jedoch der Gottesdienst ist nicht ausgeschlossen. Außerdem sieht man den Marienpalast und auch eine lange schnurgerade breite Einkaufsstraße, den Newski Prospekt, einen der drei Prospekte, welche strahlenförmig von dem Gebäude der Admiralität mit der vergoldeten Spitze (Zentrum des russischen Schiffbaus) auslaufen. St. Petersburg wurde von Anfang an planmäßig ausgebaut und diese Traditionen werden weiter gepflegt.

Petersburg Bustour
Sankt Petersburg Bustour

Während unserer „Hop on Hop off“ Bus Tour fuhren wir an weiteren interessanten Kirchen und verschiedenen russischen Palästen vorbei, bis wir schließlich am Wodka Museum hielten, dort die musealen Räumlichkeiten besuchten, etwas über die Wodkaherstellung erfuhren und schließlich ein reichhaltiges spezielles Abendessen in der Wodkakneipe Ryumochnaya Nr.1 einnahmen.
Wodka ist das Nationalgetränk der Russen und natürlich trinkt man zu einem guten Essen auch einen guten Wodka. Auch wir konnten verschiedene Sorten probieren, den reinen Schnaps, veredelten Wodka mit Kräutern, frischen Beeren und bestimmten Früchten und sogar Wodka mit verfeinerten Birkenknospen.

Wodka-Museum
Wodka-Museum

 

 

 

Mir hat der reine 45 prozentige Wodka aus Getreide am besten geschmeckt und die Gurkenstückchen, Speckröllchen und Käsebeilagen gaben dem Getränk noch die besondere Note. Die lukullischen Köstlichkeiten, der Wodka und stimmungsvolle Musik schafften eine feucht fröhliche Stimmung und ließen den Abend beschwingt ausklingen.
Etwa 15 Kilometer von Petersburg entfernt liegt Puschkin mit der Sommerresidenz des Zaren Peter, dem Großen. Dieser Katharinen Palast mit dem berühmten Bernsteinzimmer war am nächsten Tag unser Besuchsziel.
Diese Zarenresidenz war vor allem mit Elisabetha, der Tochter des Zaren und seiner Frau Katharina verbunden. In der Mitte des 18. Jahrhunderts befand sich der Paradeeingang an der Südfassade. Die schmiedeeisernen Gittertore mit vergoldeten Ornamenten sind eine Sehenswürdigkeit für sich. Bartolomeo Rastrelli erbaute den „Großen Thronsaal“. Der riesige, 1000 Quadratmeter große, mit üppigen vergoldeten Holzschnitzereien verzierte Saal wirkte noch größer durch die 22 Glastüren mit einer Fensterreihe darüber, die unzähligen Spiegel im herrlichen geschnitzten Rahmen und die Deckenmalerei, eine komplizierte aus 3 Teilen bestehende Komposition, die eine Illusion der Unendlichkeit des Raumes schafft.

Katharinen Palast
Katharinen-Palast

Der Gästeempfang dauerte oftmals mehrere Stunden, bis die vielen Personen, die durch kleinere Räume geführt und aussortiert wurden, schließlich den Thronsaal erreichten. Eine der Hauptsehenswürdigkeiten des Palastes war das Bernsteinzimmer. Die 52 Quadratmeter Fläche umfassende Bernsteinwandbekleidung war 1709 von Königsberger Künstlern für das Arbeitszimmer Friedrich-Wilhelms I. von Preußen angefertigt worden. Dieser überließ 1716 das Bernsteinzimmer Peter dem Großen gegen 248 großgewachsene Soldaten für seine Leibwache. Nachdem das Zimmer zunächst im Petersburger Winterpalast eingerichtet war, wurde es auf Anordnung der Elisabeth nach Zarskoje Selo gebracht, wo es 1942 von deutschen Besatzern abmontiert und in das Schloss nach Königsberg transportiert wurde. Dann verlor sich die Spur und inzwischen wurde eine einzigartige Kopie von Petersburger Künstlern neu geschaffen, die sich zum Bewundern im Katharinen Palast befindet.
Die Sommerresidenz umgibt eine 400 Hektar große Parkanlage. Rastrelli vollendete den französischen und englischen Garten. Katharina II. liebte ihre Gärten und besonders den „Hängenden Garten“, hier verbrachte sie ihren Lebensabend und ist mit 64 Jahren verstorben. Blumen und zahlreiche Alleen, geschmückt mit Marmorplastiken, stammen teilweise aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Unter Katharina wurde der Park zu einer Art „Pantheon“ des russischen Ruhmes. Er ist übersät mit Marmordenkmälern zur Erinnerung an die über die Türken errungenen Siege von 1770 bis 1790.
Der Architekt Cameron verwirklichte den Traum Katharinas der II. und schuf eine griechisch-römische Rhapsodie. Diese eindrucksvolle Cameron-Galerie schwebt im Ionischen Stil mit ihrer weißen Kolonnade über dem Malachitgrün der Baumkronen. Die Freitreppen, die von der Seite der „Grotte“ zur Galerie führten, flankieren zwei gewaltige Bronzestatuen Herkules und Flora. An die Galerie schließen sich die „Kalten Bäder“ an. Ein stufenloser Abstieg führt an der Cameron Galerie und den „Kalten Bädern“ vorbei und mündet in die Rampenallee des malerischen Landschaftsparks, der den Blick auf einen großen Teich freigibt.
Am Nachmittag stand der Besuch der Petersburger „Kapelle“ an, wo uns die Direktorin Olga Khomowa empfing und interessante Einzelheiten vermittelte.

Die Kapelle
Die Kapelle

Das ist die älteste Kulturanstalt Russlands, die noch vor der Stadtgründung Petersburgs ins Leben gerufen wurde und einen Chor aufgebaut hat. Der Chor wurde vor 350 Jahren gegründet von Iwan dem Schrecklichen. Dieser hatte den Chor sehr gemocht, hat selbst gesungen und sogar komponiert. Dann gründete Peter, der Große, einen Hofchor und auch eine Hofkapelle. Er war sehr stolz auf den Chor und hat ihn auch mit ins Ausland genommen, wenn er selbst auf Reisen gegangen ist. Auch die folgenden Zaren haben die „Kapelle“ unterstützt und gefördert. Hier hat man auch einen Jungenchor gegründet, die Buben wurden aus dem ganzen Land ausgesucht, hier hergebracht und später ausgebildet. Die Zaren haben auch persönlich in diesem Prozess mitgewirkt. Zum Beispiel kam Nikolaus I. persönlich, wenn Jungen im Chor aufgenommen wurden, um zu hören, ob sie auch geeignet sind. Wenn die Jungen im Stimmbruch ihre Stimmen verloren hatten, übten die Zaren Nachsicht, gründeten ein Konservatorium und ließen die jungen Künstler im Instrumentenspiel und in der Theaterkunst ausbilden. Übrigens haben bekannte russische Komponisten wie Rimskii-Korsakow und Tschaikowski in den Räumen der „Kapelle“ gewohnt und gearbeitet. Auch ein Sinfonieorchester ist in der Einrichtung entstanden. Als es wuchs und gedeihte, brauchte man ein neues Gebäude, das vor 130 Jahren der russische Architekt Benoir erbaute. Die Zarenkapelle bekam also einen Konzertsaal und einen Saal für Zeremonien. Der Weg vom Palast zur Kapelle war so kurz, dass die Zaren auch zu Fuß entlang spazieren konnten. Heute ist die „Kapelle“ eine moderne Kunstanstalt geworden, wo ebenfalls junge Leute musikalisch ausgebildet werden, um zu singen oder im Sinfonieorchester mitzuwirken. Unter anderem gehören eine Bühne, mehrere Probenräume und eine Galerie zur weiteren Ausstattung, in der junge Maler ihre Bilder ausstellen und einen Catering Service zur gastronomischen Umrahmung betreiben. Wir hatten das Glück, dort einen echten Borretsch zu genießen.
Interessant war auch der Bootsausflug auf der Newa. Übrigens gibt es rund 360 Brücken über die Newa und ihren Nebenflüssen Mojka und Fontanka, die durch ein 6 Kilometer langes Kanalsystem miteinander vernetzt sind. Früher lief der Gütertransport auf der Newa und ihren Armen, heute fahren Ausflugsschiffe oder kleine Motorboote des Tourismusverkehrs hin und her.

Bootsausflug auf der Newa
Bootsausflug auf der Newa

Nachts, wenn die Brücken hochgezogen werden, laufen große Schiffe in die Stadt ein. Um 5 Uhr ist dann der ganze Zauber vorbei und die Brücken verwandeln sich wieder in Straßen, die die Stadtteile miteinander verbinden. Die Namen der Brücken sind aus alten Zeiten, auch die Farben. Früher waren alle Brücken aus Holz, in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden sie modernisiert und durch schmiedeeiserne Konstruktionen ersetzt. Der längste Nebenfluss Mojka ist 6 Meter tief und hat eine durchschnittliche Breite von 20 Metern. St. Petersburg liegt auf mehreren Inseln. Die Dvortcoviy Klappbrücke über die Newa ist ein Symbol der Stadt und bildet den Verkehrsweg zwischen den Admiralitäts- und Vassiliyevskiy Inseln. Schon von weitem sieht man die Peter-Pauls-Festung mit der Peter-Pauls-Kathedrale. Diese liegt auf der kleinsten Haseninsel, die 700 Meter lang und 300 Meter breit ist. Seinerzeit war dort ein dichter Wald, es gab viele Hasen und zu Beginn des 18. Jahrhunderts war es ein beliebtes Jagdrevier.
Mit der Gründung der Peter-Paul-Festung im Jahre 1703 begann der Bau der Stadt St. Petersburg. Um die Festung wuchs die Hauptstadt und die Zitadelle verlor immer mehr an militärischer Bedeutung. Heute knallt noch vom Festungswerk zur Mittagszeit ein Schuss aus der Kanone. Diese Tradition besteht schon seit der Zeit Peters I. Vom 31. Mai bis 4. November kann man auch jeden Samstag nach dem Schuss eine Zeremonie der Ehrenwachablösung bewundern.

Peter-Pauls-Festung
Peter-Pauls-Festung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Peter-Pauls-Kathedrale ist eine der edelsten Kirchen in der Stadt. Das erste Bauwerk war aus Holz und in den 30iger Jahren nach dem Tode von Peter I. wurde das hölzerne Bauwerk mit Stein verkleidet. Schon zu Lebzeiten von Peter wurde hier Gottesdienst abgehalten, in dieser Kirche wurde er auch als erster beigesetzt. Die Kathedrale ist berühmt durch ihren 122,5 Meter hohen Glockenturm mit vergoldeter Spitze und dem einzigartigen Satz von Glocken. Die größte Glocke wurde im 17. Jahrhundert gegossen und wiegt 5 Tonnen. Ungewöhnlich ist auch das Glockenspiel mit 35 Glocken. Im Innern erinnert die Kathedrale an einen prächtigen Palastsaal mit Kristallkronleuchtern, grün rosa farbigen geflammten Säulen und großen Fenstern. Von besonderem historischen Wert ist die Ikonenwand und die geschnitzte Kanzel. Die Peter-Pauls-Kathedrale wurde durch Erlass von Peter dem Großen zur Begräbnisstätte der Zarenfamilie. Über 32 Personen sind hier in der Erde in einem Holz- oder Blei Sarg 2 Meter tief beigesetzt.
Nach der Bootsfahrt statteten wir der Auferstehungskirche einen Besuch ab, die im Volksmund „Blutkirche“ genannt wird. Die Kirche steht an der Stelle, wo Bluttropfen von Alexander II. gefunden wurden, als er Opfer eines politischen Attentats am 1. März 1881 geworden ist. Die Kathedrale mit weißem Pilastern und vergoldeten Zwiebelkuppeln lässt an eine Dame im üppigen Kleid mit dem Reifrock erinnern. Der Barockbau, der auf der Grundlage der Basiliuskathedrale des Moskauer Kreml von 1748 bis 1764 erbaut wurde, fand erst 1907 seine Vollendung. In die ganze Fassade sind bunte Kacheln mit einem Ornament eingesetzt und im Gebäudesockel wurden 12 Granittafeln angehängt. Innen sieht die Kirche wie ein wahres Mosaikmuseum aus, dessen Fläche fast 7000 Quadratmeter beträgt. Die Mosaikbilder wurden nach den Entwürfen von mehr als 30 Künstlern gestaltet. Heute wird das Haus als Museums- und Ausstellungskomplex genutzt, in dem auch Musikabende der klassischen Musik durchgeführt werden.
Für die Besichtigung der Eremitage braucht man immer sehr viel Zeit, da der ständige Menschenandrang von Tag zu Tag größer wird. Wir benötigten auch mehrere Stunden, um die berühmte russische Kunstsammlung zu bestaunen. Inzwischen sind die bedeutenden Kulturgüter und Gemälde auf fünf Gebäude des Winterpalastes, die sich in Petersburg auf dem Schlossplatz befinden, untergebracht. 1764 gründete Katharina II. die Eremitage mit 225 Bildern bekannter westeuropäischer Künstler. Heute zählt die Sammlung ca. 3 Millionen Exponate. Der Winterpalast ist ein riesiges Barockensemble von atemberaubender Schönheit. Diese Zarenresidenz war vollauf dem Zaren Peter dem Großen gewidmet. Der Thron- und Wappensaal gehörte zu den herausragendsten
Räumlichkeiten des Schlosses.

Eremitage
Eremitage

Der letzte Besitzer, Nikolaus II. musste 1917 die Abdankungsurkunde signieren und das Winterpalais wurde zum Sitz einer bürgerlichen provisorischen Regierung. Am 26. Oktober 1917 wurde das Gebäude im Sturm genommen und die junge Sowjetrepublik mit Lenin an der Spitze proklamiert. 1837 wurde das Palais Opfer eines Brandes und danach völlig verändert wieder aufgebaut. Die prachtvolle barocke Paradetreppe, wo die würdigsten Gäste empfangen wurden, erhielt aber ihr ursprüngliches Aussehen durch den Baumeister Bartolomeo Rastrelli zurück. Der Thronsaal fasziniert durch seine majestätische Feierlichkeit. In der großen Nische sieht man einen vergoldeten Thronsessel aus Silber und Holz. Alle Gegenstände, die aus Silber sind, stammen aus der Zeit Peter I. Selbst die erste russische Münze wurde hier gegründet. Das Monogramm von Peter und das Wappen erstrahlen in hellem Glanze und in den Parkettfußböden kann man sich spiegeln. In dem Bild hinter der Nische wurde Peter als junger Zar in der Begleitung der Göttin der Weisheit Minerva dargestellt. Eines der prachtvollsten Interieurs des Winterpalais ist das Malachit-Gastzimmer. Die vergoldeten bronzenen Kapitelle der Malachitsäulen harmonieren effektvoll mit der Vergoldung der Türen und Deckenornamente. Eine Vase aus einfachem Stein, wo die Oberfläche mit Malachit verkleidet ist, gehört zur Mosaiktechnik, die in Russland erfunden wurde. Einmalig sind auch die goldenen Kronleuchter im Wappensaal. Hier erkennt man alle Wappen von den damaligen russischen Gouvernements.
Im Pavillon-Saal der Kleinen Eremitage ist eine besondere Sehenswürdigkeit zu bewundern, die vom englischen Mechaniker James Coxe angefertigte „Pfauenuhr“. Das Ziffernblatt befindet sich im Hut eines Pilzes vor dem Baumstumpf, auf dem der Pfau sitzt. Wenn die Uhr schlägt, schlägt der Pfau sein Rad. Die Eule im Käfig dreht den Kopf und blinzelt mit den Augen und der Hahn kräht.
Die Sammlung der italienischen Malerei mit den Meisterwerken von Raffael, Leonardo da Vinci kann es mit den größten Museen der Welt aufnehmen. Die Eremitage besitzt eine großartige Kollektion der holländischen und flämischen Malerei, zu deren Künstlern u.a. Rubens, van Dyck und Snyders gehören. Die impressionistischen Maler Monet, Renoir, Picasso und Henri Matisse sind in der Kunstgalerie mit wahren Meisterwerken vertreten. Werke von van Gogh (beispielsweise Strauch) oder Paul Gauguin mit der (Frau mit der Frucht) stechen besonders hervor. Und zu den schönsten Werken der antiken Kunst in der Eremitage zählt die „Taurische Venus“, eine im 2. Jahrhundert vor Christus angefertigte römische Kopie.
Das Faberge-Museum ist eine Adresse, die man in Petersburg unbedingt gesehen haben muss. Uns empfing Ekaterina Petuchowa im restaurierten Schuvalov-Palais, das die Winkow Times-Stiftung 2004 erworben hatte. Victor Wechselberg eröffnete das Haus mit der Sammlung von Faberge-Ostergeschenken, die vor allem für die Zarenfamilie hergestellt wurden. Das Museum öffnete im Jahr 2013 seine Pforten und zeigt die private Sammlung des Juweliers Faberge, die etwa 4000 Exponate aufbewahrt. Faberge hat 69 Ostereier und davon 50 für die Zaren produziert. Im „Blauen Salon“ befindet sich der berühmteste Teil der Faberge-Eier.

Faberge-Museum
Faberge-Museum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir sehen das 1902 hergestellte Tischuhrei mit rosafarbener Emaille und dem drehenden Ziffernblatt. Das weiße Ziffernblatt dreht sich regelmäßig und der Zeiger, eine Diamantenschlange, zeigt die Stunden an.
Eine besondere Sehenswürdigkeit ist die mit Silber verzierte Schatulle, die mit Emaille überzogen ist. Auf dem Deckel gibt es mehrere Edelsteine, kleine Diamanten und Rubinen und eine Inschrift mit dem Jahr 1894, wo Kaiser Alexander der III. starb. Das war übrigens das letzte Geschenk Faberges für die Romanows. Das Eiergeschenk zu Ostern 1897 wurde der Krönung von Nikolaus und Alexandra gewidmet. Das Ei wurde mit transparenter Emaille überzogen. Muster und Ornamente wurden hinein graviert und dann emailliert. Aber die Hauptüberraschung bleibt eine goldene Kutsche mit Rädern aus Platin, ein Modell der originalen Krönungskutsche für die Zarenfamilie. Die goldene Kutsche kann fahren und dreht sich, außerdem kann man die Türen öffnen und es kommen Fußtreppen und Möbel zum Vorschein. Natürlich verwahrt die Stiftung auch eine Tabakdose mit dem Monogramm von Nikolaus dem II.. Der Kaiser schenkte solche Tabakdosen seinen wichtigen Gästen, die hier zur Krönung eingeladen wurden.
Nach dem Faberge-Erlebnis checkten wir ein in das moderne Kongresshotel „Azimut“, um es kurz kennenzulernen und auch den letzten Abend beziehungsweise die letzte Nacht darin zu verbringen.

Azimut
Azimut

Als letztes Highlight nahmen wir dann im wunderschönen Mariinski-Theater an der 4-stündigen Ballett-Aufführung von Peter Tschaikowskis „Dornröschen“ teil. Ein herrlicher Ausklang des Abends, auf den ein neuer Beginn eines erlebnisreichen Tages mit dem anstehenden Besuch von Veliki Novgorod folgte.

Veliki Novgorod

Der neue Tag begann mit einem schnellen kurzen Frühstück im Hotel „Azimut“, da auf dem Petersburger Hauptbahnhof schon der Schnellzug nach Weliki Nowgorod auf uns wartete. Um 7 Uhr betraten wir den Zug „Lastochka“ (Schwalbe) und erreichten gegen 10 Uhr die Stadt Weliki Nowgorod. Dort empfing uns unter anderem die Stadtbilderklärerin Marina Dobrikowa vom dortigen staatlichen Museum, zeigte uns ihre Stadt und vermittelte interessante Einzelheiten.

Der Zug Lastochka
Der Zug Lastochka

Weliki Nowgorod ist die älteste Stadt Russlands, die Wiege der russischen Demokratie, der Mittelpunkt des Handels und Handwerks im Mittelalter. Sie war der wichtigste Handelspartner der Hanse vom 12. bis zum 15. Jahrhundert und ein Bindeglied  zwischen dem mittelalterlichen Europa und Russland. Weliki Nowgorod war ein Treffpunkt der russischen und hanseatischen Kaufleute. Die Hanse kam den Bürgern mehrmals zu Hilfe. Die im Jahre 1231 ausgebrochene Hungersnot konnte nur dank der Getreidelieferungen aus den Hansestädten gelindert werden. Seit 1992 gehören viele Architekturdenkmäler und Gebäude Weliki Nowgorods zum Weltkulturerbe der UNESCO. 1993 wurde die Stadt als erste russische Stadt Mitglied des Hansebundes der Neuzeit. 2009 feierte Weliki Nowgorod sein 1150-jähriges Stadtjubiläum und war als erste russische Stadt Gastgeber des 29. Hansetages der neuen Zeit. Weliki Nowgorod hat heute etwa 219 000 Einwohner und liegt 180 km südöstlich von Sankt Petersburg am Wolchow Fluss, nördlich des Ilmensees.

Früher sagte der Volksmund: “Nowgorod ist der Vater, Kiew ist die Mutter und Moskau ist das Herz aller altrussischen Städte.“ Die erste Erwähnung über die Stadt findet in allen Chroniken 859 statt. In diesem Jahr wird Nowgorod 1156 Jahre alt sein. Weliki Nowgorod spielte eine große Rolle bei der Entstehung des russischen Staates. Im Jahre 862 kam Rurik nach Nowgorod und gründete hier die erste russische Großfürstendynastie und 1862 wurde hier beschlossen, das 1000-jährige Jubiläum des russischen Staates zu feiern. Zu diesem Ereignis wurde ein bedeutendes Denkmal enthüllt.

Denkmal zur 1000-Jahrfeier.
Denkmal zur 1000-Jahrfeier.

 

Dieses Monument besteht aus 3 Teilen. Oben sieht man den riesigen Reichsapfel, das Attribut der Zarenmacht. Dort kniet eine Frau in der Nationaltracht. Sie verkörpert Russland. Das Mütterchen Russland kniet vor dem Engel und wird von ihm gesegnet. Diese Skulpturgruppe oben symbolisiert die russische orthodoxe Kirche. Um den Reichsapfel herum sind sechs Skulpturgruppen angebracht. Sie entsprechen den 6 wichtigsten Etappen der russischen Geschichte. In der Mitte steht mit Schild und Schwert im Kettenhemd der legendäre skandinavische Fürst Rurik. Dieser Fürst regierte hier in Nowgorod, aber 20 Jahre später wurde die Hauptstadt der alten Russen nach Kiew verlegt, und so wurde das Land die „Kiewer Rus“ gegründet. Am Ende des 10.Jahrhunderts regierte in Kiew Wladimir der Große. Er steht links von Rurik mit dem achtarmigen Kreuz. Er hat Russland christianisiert. Eine Frau ist bereit, das neugeborene Kind zur Taufe zu bringen und ein Slawe stürzt das heidnische Idol ins Wasser. So wurde das Heidentum durch das Christentum ersetzt. Rechts von Rurik steht Dimitri vom Don. Von diesem Dimitri wurde der erste Sieg über die Mongolen und Tataren errungen auf dem Schnepfenfeld am Don 1380 und diese Skulpturgruppe symbolisiert den Anfang der Befreiung Russlands vom tatarischen mongolischen Joch. Kleinere Figuren unten personifizieren das russische Volk. 109 Persönlichkeiten sind abgebildet, die einen bestimmten Beitrag für die russische Geschichte geleistet haben.
Weliki Nowgorod liegt am Fluss Wolchow. Dieser teilt die Stadt in 2 Teile. Hier auf der Festung, dem Kreml der Sophienseite, wurde in der Mitte des 11.Jahrhunderts die Sophienkathedrale erbaut. Auf der gegenüberliegenden Handelsseite lag im Mittelalter der berühmte Nowgoroder Markt. Das Geschäfts- und Handelsleben pulsierte auf der Handelsseite und das Festungsgelände war das politische kulturelle und religiöse Zentrum der Stadt. Die beiden Zentren wurden in Nowgorod immer mit einer Brücke verbunden. Wo jetzt die Fußgängerbrücke liegt, lag im Mittelalter die bekannte hölzerne Nowgoroder Brücke. Diese wurde zum ersten Mal am Ende des 10.Jahrhunderts erwähnt. Dabei wurden Nowgoroder christianisiert und die Männer wurden von der einen Seite der Brücke im Wasser getauft und die Frauen von der anderen Seite. Die Brücke wurde bis zum 18.Jahrhundert aus Holz gebaut. Auf der Brücke spielten sich Szenen ab, die eng mit der Nowgoroder Geschichte verbunden waren. Im Mittelalter stießen Nowgoroder unliebsame Personen herunter. Die in Streit geratenen Seiten begannen die Brücke zu zerstören. Und da griff der Erzbischof mit seinem Gefolge ein, um die Streitenden zu trennen und die Brücke zu retten.

Weliki Nowgorod
Weliki Nowgorod

Die Brücke gehörte zur Kremlbefestigung und der Erzbischof von Nowgorod war für den Bau der Festung und der Brücke zuständig. Die erste Festung wurde aus Holz gebaut. Am Anfang des 14.Jahrhunderts wurde hier mit dem Steinbau der Burganlage begonnen. Weliki Nowgorod brauchte fast 100 Jahre, um die hölzernen Wände durch die steinerne Mauer zu ersetzen. Zu Beginn des 15.Jahrhunderts wurde dieses Gelände mit einer mächtigen Steinmauer umgeben. Die erste Mauer wurde aus Naturstein (Kalkstein,Muschelstein) errichtet und diese Mauer stand hier 50 Jahre und da wurde beschlossen, sie wieder zu restaurieren. Gegen Ende des . 15. Jahrhunderts wurde Nowgorod an das Moskau-Reich angeschlossen und diese Renovierung haben sowohl Baumeister aus Nowgorod als auch von Moskau gemacht und die alte Mauer mit roten Ziegelsteinen verkleidet und seit dieser Zeit sieht die Festung dem Moskauer Kreml sehr ähnlich. Heute befinden sich auf dem Gelände die Nowgoroder Philharmonie mit der großen Konzerthalle, die Musikfachschule für die Jugendlichen, die Malschule für die Kinder, die Werkstätten der Restauratoren, Ausstellungsräume von den staatlichen Museen und weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Auf dem Areal gibt es neben der Sophienkirche auch die älteste Glockenwand Russlands zu bestaunen. Die 3 größten Glocken, die jetzt unten eine Wand bilden, hingen früher dort oben in den mittleren Glockenstühlen.

Glockenwand
Glockenwand

Jede Glocke hatte einen eigenen Klang und wurde zu bestimmten Anlässen angeschlagen. Die größte Glocke ohne Krone ist die Festtagsglocke. Sie wiegt über 26 Tonnen und ihren Klang konnte man im Umkreis von 50 Kilometern hören. Links davon befindet sich die Sonntagsglocke und rechts die Alltagsglocke. Ursprünglich hatte die Glockenwand 18 Glocken. Fünf große hingen an diesen mächtigen Balken und 13 mittlere und kleinere hingen an den dünnen Balken. Viele Glocken von Nowgorod ließ Peter der I. zu Kanonen gießen, auch nach der Oktoberrevolution wurden etliche eingeschmolzen und im 2. Weltkrieg sind weitere Glocken verlorengegangen. Die geretteten Glocken haben hier ihren Platz gefunden und werden von den Besuchern bewundert.

Die älteste Steinkathedrale Russlands, die Sophienkathedrale, wurde in Weliki Nowgorod  während der Zeit von 1045 bis 1050 errichtet. 2050 feiert die Stadt das Millennium der Sophienkathedrale. Das war die Hauptkirche der Nowgoroder Feudalrepublik. In dieser Kirche wurden Erzbischöfe gewählt. Hier verwahrten die Bürger ihre Staatskasse. Die Stadtchroniken wurden hier seit dem 12.Jahrhundert geschrieben, hier befand sich eine der reichsten Kirchenbibliotheken und die Schule für die Kinder. Ferner wurden vornehme Gäste und Gesandte empfangen und sie diente auch als Grabeskirche. Auf dem Kreuz der vergoldeten Kuppel sitzt eine bleierne Taube, das ist das Symbol des heiligen Geistes. Mit dieser Taube ist seit dem Ende des 16.Jahrhunderts eine Legende verbunden.
100 Jahre lang kämpften damals die Nowgoroder für ihre Unabhängigkeit von Moskau. Dabei wurden sie bei Iwan, dem Schrecklichen angezeigt. Es wurde gesagt, dass die Nowgoroder Bürger vorhaben, einen litauischen Fürsten nach Nowgorod zu berufen. Das konnte Iwan, der Schreckliche, Nowgorod nicht verzeihen und er kam mit seinen Kriegern und tötete über 4000 Leute. Der Fluss Wolchow war rot vom Blut, überall in der Stadt lagen die Leichen. Die Häuser brannten, die Kirchen wurden beraubt und um diese Zeit flogen die Tauben über die Stadt. Eine Taube war müde, setzte sich auf das Kreuz der Sophienkathedrale und als sie nach unten blickte, versteinerte sie vor Schreck. Seit dieser Zeit wird in Nowgorod gesagt: “Solange die Taube oben bleibt, wird die Stadt bestehen, aber wenn sie weg fliegt, geht die Stadt zugrunde.“  Die Legende fand die Bestätigung im 2.Weltkrieg. Die Zentralkuppel der Sophienkathedrale wurde im Kriege zerstört. Das Kreuz mit der Taube ist heruntergefallen und Weliki Nowgorod  lag tatsächlich in den Ruinen. Die Stadt wurde sehr stark zerstört. Seit dieser Zeit glauben die Nowgoroder an diese Legende und ab und zu gucken sie, ob die Taube noch oben ist. Oben ist im Moment eine Kopie, das Originalkreuz ist im Kriege verschwunden. 60 Jahre lang hat man nicht gewusst, wo es war. Aber 2014 hat die Stadt das alte Kreuz zurückbekommen aus Spanien. Spanische Soldaten hatten im 2. Weltkrieg das Kreuz als Kriegsbeute nach Madrid mitgenommen. Dieses Kreuz ist jetzt in der Sophienkathedrale ausgestellt, die Stadt ist also doppelt gesichert mit Ersatzkreuz und Ersatztaube.
Die Sophienkathedrale ist eine russisch-orthodoxe Kirche, wo es keine Musikinstrumente gibt, sondern nur menschliche Stimmen, die überall gut zu hören sind. Das Gebäude ist eine fünfschiffige Kreuzkuppelkirche. Das Mittelschiff bildet mit dem Querschnitt im Grundriss ein griechisches Kreuz. Über dem Mittelpunkt ist immer die Zentralkuppel. Eigentlich sollte die Sophienkathedrale eine offene Galerie haben. Aber da es im Norden kalt ist, wurde diese Galerie zugemacht. Darum ist diese Kirche auch ein bisschen dunkel. Die Kathedrale wurde nach dem Bauabschluss mit Fresken bemalt und Mosaikplatten ausgestattet. Mosaiken kann man während des Gottesdienstes bis heute bewundern. Sie schmücken Chorstühle im Altarraum. Von alten Fresken sind hier nur kleine Fragmente aus dem 11. und 12. Jahrhundert erhalten geblieben. Sie sind im Altarraum in der südlichen Vorhalle und in der Zentralkuppel. Unter anderem kann man heute das Wandfresko „Konstantin und Helene“ bestaunen. Das letzte Mal wurde die Kirche im 19. Jahrhundert bemalt. Sie bewahrt die zweitälteste Ikonenwand und die sehr bekannte Ikone, das wundertätige Bild, eine der ältesten russischen Ikonen der „Gottesmutter des Zeichens“ in diesem Reliquienschrein. Diese Ikone gilt als Schutzpatronin der Stadt.
Das Bronzetor mit Szenen aus dem alten und neuen Testament ziert den Haupteingang und dieses Portal wurde Mitte des 12.Jahrhunderts in der deutschen Stadt Magdeburg gegossen und dann hier eingebaut.

Die Nikolaus-Kathedrale wurde 1113 im Gegengewicht zur Sophienkathedrale erbaut. Sie steht auf dem Fürstenhof und die Fürsten haben niemals im Kreml gewohnt, dort war die Residenz des Erzbischofs und er kontrollierte die Hauptkirchen der Stadt. Die Nikolaus-Kathedrale gehörte den Nowgoroder Fürsten. Sogar der Chlerus der Nikolaus-Kathedrale unterstand nicht dem Erzbischof, sondern dem Fürsten. Diese Kirche war das Symbol der Fürstenmacht. Aber die Fürsten haben in Nowgorod nur bis zur Mitte des 12.Jahrhunderts gewohnt. 1136 bekam die Stadt ihre Selbständigkeit und Unabhängigkeit von Kiew. Als Oleg die Hauptstadt nach Kiew verlegte, wurde Weliki Nowgorod zur zweitwichtigsten Stadt der Kiewer Rus. In Nowgorod regierten die älteren Söhne des Kiewer Fürsten und seit Mitte des 12. Jahrhunderts begann die Stadt ihre Fürsten nach eigenem Ermessen zu wählen.
Sehr interessant ist die Entstehungsgeschichte der Nikolaus-Kathedrale. Das war die Stiftung von Mstislaw dem Großen. Er war zuerst Fürst von Nowgorod und später Großfürst von Kiew. Er war sehr beliebt und als er plötzlich erkrankte, wollten die Nowgoroder unbedingt ihren Fürsten heilen. Aber es gab keinen Arzt in der Stadt, der das tun konnte. Da träumte der Fürst von dem Heiligen Nikolaus, der ihm seine Hilfe und Unterstützung versprach. Aber dafür brauchte der Fürst eine Ikone mit dem Heiligen Nikolaus und das sollte jedenfalls eine runde Tafel sein. Diese Form der Ikonen ist ungewöhnlich, aber es gab solche in der Sophienkathedrale in Kiew. Die Nowgoroder Bürger machten sich auf den Weg, diese Ikone von Kiew nach Nowgorod zu transportieren. Mitten im Ilmensee wurden die Schiffe von einem riesigen Sturm erwischt. Drei Tage und drei Nächte wütete der Sturm und erst am vierten Tag beruhigte sich der See und die Nowgoroder konnten weiter fahren. Jedoch war es nicht mehr nötig, im Wasser neben den Schiffen hatten sie diese runde alte Ikone entdeckt, die auf wundersame Weise von Kiew nach Nowgorod heran geschwommen kam. Als dann der Fürst vor der Ikone betete, wurde er wieder gesund. Zu Ehren dieses Ereignisses ließ er hier diese Kirche bauen. Das ist die älteste Kirche in Russland, die dem Heiligen Nikolaus geweiht ist. Der Heilige Nikolaus ist einer, der am meisten verehrten Heiligen in Russland. Er ist Schutzpatron von allen Reisenden, den Seeleuten, von den Kaufleuten und Zimmermännern und ist ein schneller Helfer in aller Not, sogar für arme Menschen. In Russland gilt er als 2. Erlöser. Jede 6.Kirche der Stadt wurde diesem Heiligen gewidmet.

Zur Stärkung machten wir Halt in dem Restaurant Dom Berga („Berg‘s Haus“) und unternahmen eine kulinarische Zeitreise ins Russland des XIX Jh.

Restaurant Dom Berga
Restaurant Dom Berga

Das alte Kaufmannshaus wartet mit alten Fotos und Büchern, Kerzenleuchtern, Grammophon,  kostbaren Textilien und stilvollen Tischdekorationen auf. Die Speisen und Getränke werden  nach alten überlieferten Rezepten zubereitet wie Nowgoroder Kwas, Medowucha und Blinni.

Bevor wir einige Kilometer zum 1964 gegründeten Museum der Holzbaukunst fuhren, statteten wir dem Restaurationszentrum für Malerei, im Antonius-Kloster einen kurzen Besuch ab.

Antonius-Kloster
Antonius-Kloster

Dieses Zentrum ist gerade eröffnet worden und ist eine Filiale des Nowgoroder Museums. Es beschäftigt sich mit der Restaurierung und dem Wiederaufbau der historischen Wandmalereien.

Das Freilichtmuseum in Witoslawlitzy befindet sich in der Nähe des Jurijew-Klosters und ist eines der beliebtesten Erholungsorte der Nowgoroder. Seinen Namen erhielt das Museum nach dem Dorf „Witoslawlitzy, das im 19.Jahrhundert verschwunden war. Auf einer Fläche von 33,4 Hektar sind Kirchen, Kornspeicher, Kapellen, Bauernhäuser und Mühlen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, die aus dem ganzen Nowgoroder Gebiet hierher gebracht wurden, mit neuem Leben versetzt worden. Das heißt, die alten Gebäude wurden abgebaut und in einzelnen Teilen in dieses Museumsdorf gebracht und wieder neu errichtet. Inzwischen gibt es 26 Holzbaudenkmäler, erklärt uns Marina Dobrikowa. Alles, was in dem Museum ausgestellt ist, wurde von den Nowgoroder Zimmerleuten geschaffen. Sie haben früher solche Holzbauten ohne Nägel angefertigt. Das nennt man Blockbauweise und die Stämme sind gezapft und gefugt. Dabei haben sie nur mit einer Axt gearbeitet. Sie kannten die Säge, aber benutzten sie nicht. Die Säge zerstört nämlich die Holzfaserung und dann dringt Feuchtigkeit ein und die Bretter verfaulen schneller.

Freilichtmuseum in Witoslawlitzy
Freilichtmuseum in Witoslawlitzy Fotos: Matthias Dikert

Diese Spaltbretter wurden durch das Zerspalten der Stämme gewonnen und mit einer Axt geglättet. Diese Arbeit war mühsam und wenig ergiebig und die Spaltbretter waren viel teurer, als die später gebräuchlichen Sägebretter, jedoch waren sie trotzdem sehr begehrt. Mit den elastischen und bruchfesten Spaltbrettern wurden auch früher Dächer, Bänke und Hängeböden gefertigt. Die Holzbauten haben kein Fundament. Sie stehen auf den Felssteinen, und Felsstein ist hart wie Granit. Von außen sieht so ein Haus zweistöckig aus, der Wohnraum ist oben und der Raum unten wurde mit Lebensmittelvorräten und Wirtschaftsgeräten bestückt. Die Häuser hatten Galerien und auf dem Dach der Galerie konnte die Hausfrau Knoblauch, auch Zwiebeln sowie Kleidung trocknen lassen und unter dem Dach verwahrte man im Winter Holz und Heu. Das Dach wurde nach vorn gezogen und schützte somit die oben liegenden Stämme. Außerdem wurden die Häuser mit Holzschnitzereien verziert, woran man den Wohlstand der Bauern erkennen konnte.
In so einem Haus verlief das ganze Leben, von der Geburt bis zum Tode. Interessant wie einfach und zweckmäßig die Leute damals vom 16. bis zum 19. Jahrhundert gelebt haben. Heute hat sich der Wohnkomfort deutlich verbessert und die Menschen haben auch andere Ansprüche an das Leben.

Der Zug „Lastochka“ (Schwalbe) brachte uns wieder sicher zurück nach Sankt Petersburg, von wo aus wir dann am nächsten Morgen die Heimreise nach Berlin antraten.

Weitere Informationen:
Visit Russia Deutschland
visitrussia.germany@russia.travel

HOTEL ASTORIA
39 BOLSHAYA MORSKAYA
ST PETERSBURG
Russian Federation
190000
Tel.: +7 (812) 494 5757

AZIMUT Hotel Saint-Petersburg
Lermontovsky av. 43/1
Saint-Petersburg
Russian Federation
190103
Tel.: +7 (812) 7402640

Tourist-Information “Tourismuskompetenzzentrum „Rote Isba“
173007 Weliki Nowgorod, Sennaja-Platz 5,
Tel.: +7 (816 2) 77 30 74, +7 (816 2) 99 86 86 (rund um die Uhr),
Fax: +7 (816 2) 73 73 42