Aus Schiffsschornsteinen steigt immer schmutziger Rauch auf. Im Hafen eher weniger und gräulich, auf freier See umso mehr und häufig pechschwarz. So ist es der Betrachter seit Jahrhunderten gewohnt. Nun muss er sich umstellen: Es gibt Schiffe, aus denen weißer Rauch aufsteigt.
Die Regie hätte nicht perfekter sein können: Bei strahlend blauem Himmel, eitlem Sonnenschein und spiegelglatter See stellte die Reederei Scandlines Anfang Februar 2017 ihre neue Hybridfähre „Copenhagen“ vor. Dänische und deutsche Journalisten sowie regionale Geschäftspartner und Politiker waren zu einer Überfahrt zwischen Gedser und Rostock-Seehafen eingeladen. Während der Seereisen betonten Vertreter der Gemeinden Rostock und Guldborgsund ihre seit 2014 bestehende Partnerschaft. Deren Ziel ist es, die länderübergreifende Entwicklung des Wirtschafts- und Kulturwachstums auf beiden Seiten der Ostsee zu fördern.
Mit der Inbetriebnahme der neuen Hybridfähren „Berlin“ und „Copenhagen“ verdoppelt Scandlines die Kapazität auf der Route Rostock–Gedser. Die bekannte Ostseereederei trägt damit zu einer kundenfreundlicheren Verbindung zwischen deutscher und dänischer Küste, aber auch zwischen beiden Hauptstädten, Berlin und Kopenhagen, bei. Gleichzeitig entspricht sie dem Wunsch nach einer engeren Zusammenarbeit und besseren Möglichkeiten für die regionale Wirtschaft sowie die Partnergemeinden Rostock und Guldborgsund. Sichtbares Zeichen dessen sind die Welt Musik Schule Carl Orff aus Rostock sowie die Guldborgsund Musikschule, die während der Überfahrten für musikalische Unterhaltung sorgten.
Während einer Doppeltour, wahlweise von Rostock nach Gedser und zurück oder von Gedser nach Rostock und zurück, hatten die Gäste die Möglichkeit, sich die neue Fähre genauer anzusehen. Mit der „Berlin“ und der „Copenhagen“ betreibt Scandlines jetzt die weltgrößten Hybridfähren: 169,5 Meter lang, 25,4 Meter breit, 21 Knoten, Platz für 1.300 Passagiere, 460 Pkw oder 96 Lkw. Jede Fähre kostete 140 Millionen Euro. Mit jetzt insgesamt sechs Hybridschiffen kann sich Scandlines nun auch mit dem (inoffiziellen) Titel „Reederei mit der weltweit größten Hybridflotte“ schmücken.
In einer kurzen Rede sagte Scandlines’ CEO Søren Poulsgaard Jensen, die neuen Hybridfähren bringen nun endlich die dringend erwartete Modernisierung der Fährlinie Rostock–Gedser. Die modernen Schiffe unterstützten eine saubere Ostseeregion. Roland Methling, Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock, sagte mit leichtem Schalk in der Stimme, „Vorfreude ist die schönste Freude“. Diese habe die Reederei „voll ausgereizt“. Methling spielte damit auf die lange Zeit und die zahlreichen Probleme bis zur Inbetriebnahme der Hybridfähren „Berlin“ und „Copenhagen“ an. „Jetzt fahren sie endlich und sie sind zwei Kronjuwelen auf `unserer´ Königslinie“, so Methling.
(Anm.: Als Königslinie wird urspünglich die Linie Sassnitz–Trelleborg bezeichnet – F.H.)
John Brædder, Bürgermeister der Guldborgsund Kommune, unterstrich, dass Scandlines die Ostsee mit dem übrigen Europa verbindet und ein verlässlicher Arbeitgeber in der Region sei.
Das innovative Hybrid-Antriebssystem kombiniert traditionellen Dieselantrieb mit elektrischem Batterieantrieb. Überschüssige Energie wird in Batterien gespeichert. Jede Hybridfähre kann so den Treibstoffverbrauch optimal an die Auslastung anpassen. Das spart bis zu 15 Prozent Kohlendioxid und verringert die Treibstoffkosten. Und das beachtlich: Pro Überfahrt sinkt der Verbrauch im Vergleich zu alten Fähren um zwei Drittel.
Äußeres Zeichen einer Hybridfähre ist weißer Rauch, der aus dem Schornstein kommt.
Scandlines steht seit 1872 als Symbol für eine historische und enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Dänemark und Schweden. Unter den Namen Scandlines und Scandlines Helsingør-Helsingborg werden heute drei Fährrouten (Puttgarden–Rødby, Rostock–Gedser und Helsingør–Helsingbor) mit hoher Frequenz und Kapazität und mit einer grünen Vision für die Zukunft vermarktet.
Kerngeschäft sind effiziente und zuverlässige Transportdienstleistungen für Passagiere und Frachtkunden. Um die Einnahmen zu steigern, bemüht man sich seit langem um Mehrwert für die Kunden an Bord der Fähren sowie in den Scandlines-Shops an Land.
Mit mehr als 90.000 Abfahrten verteilt auf 12 Fähren transportierte Scandlines 2015 insgesamt 15 Millionen Passagiere, 3,3 Millionen PKW, 900.000 Frachteinheiten sowie 65.000 Busse.
2017 sollte nach Einschätzung von Scandlines-Frachtchef Gerald Lefold wieder ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr werden. Wegen der weltweiten Terrorgefahr liege Urlaub in Nordeuropa im Trend, ebenso stiegen die Frachtraten kontinuierlich an.
Weitere Infos:
www. Scandlines.de
Fotos: Hans-Peter Gaul