CTOUR-Ostseetag mit Scandlines im 65. Jubiläumsjahr des Rostocker Überseehafens
Von Bettina Erdmann
Der CTOUR Ostseetag führte am 27. August 2025 maritim interessierte Reisejournalisten in den Rostocker Überseehafen, der im April sein 65jähriges Bestehen feierte. Am Fährterminal dann zu Scandlines und an Bord der zu den weltweit größten zählenden Hybridfähre „Berlin“ mit Kurs aufs dänische Gedser und zurück.
Zwei Stunden Auszeit auf hoher See. Backbord gleitet im Schifffahrtskanal der Badeort Warnemünde vorbei, Steuerbord das Ferienresort Hohe Düne. Das Meer ist ruhig, die Sonne scheint. Ein perfekter Tag.

Alle zwei Stunden verkehrt eine Fähre auf der 42 km langen Route von Rostock nach Gedser, 10mal am Tag hin und zurück. Michael Dietz, Manager für Vertrieb und Marketing bei Scandlines und die perfekt Deutsch sprechende dänische Pressechefin Anette Ustrup Svendsen warten mit beeindruckenden Zahlen und Fakten auf:
460 Autos oder 96 LKW
sowie 1300 Passagiere passen auf eine der emissionsarmen,
2016 in Betrieb genommenen Hybridfähren.
Dazu Fracht der verschiedensten Art: Windräder, Lebensmittel und Baustoffe, auch Löwen für den dänische Safaripark Knuthenborg wurden schon transportiert.

Mit grünen Ambitionen auf Zukunftskurs
Scandlines – gleichermaßen in deutscher und dänischer Verantwortung liegend und seit 2018 zum internationalen Konsortium 3i gehörend – betreibt zwei hochfrequente Fährrouten. Mit 37.500 Abfahrten auf sieben Fährschiffen transportierte das Unternehmen 2024 auf den Routen Puttgarden – Rødby und Rostock-Gedser nahezu 6,4 Millionen Passagiere, über 1,6 Millionen Pkw und 700.000 Frachteinheiten.
Die Häfen Puttgarden, Rødby und Gedser gehören Scandlines, in Rostock ist Hafengelände angemietet. Sechs der sieben Fähren sind Hybridfähren, die auf der Gedser-Route sind zudem mit einem zusätzlich schubgebenden Rotorsegel ausgerüstet. Damit besitzt Scandlines als Pionier umweltfreundlicher Fährschifffahrt die größte Hybridflotte der Welt, ist aus der Pressemappe zu erfahren.

Die Entscheidung zum Umrüsten fiel bereits 2013, wie Michael Dietz berichtet. Derzeit wird eine Frachtfähre mit einem null Emissionen-Batteriesystem während der Überfahrt gebaut – eine 80 Mio. Euro Investition. Nur beim Anlanden wird der Dieselantrieb noch benötigt. Auch zwei der vier Fähren auf der 1963 eröffneten Vogelfluglinie Puttgarden Rødby werden für 31 Mio. Euro auf Elektrobetrieb umgestellt. Lediglich 12 Minuten soll das Laden der Batterien im Hafen dauern, die Infrastruktur dazu wird vorbereitet.
Award der deutschen Mobilitätswirtschaft
Für sein nachhaltiges Wirtschaften wurde Scandlines im vergangenen Jahr mit dem Innovationspreis der deutschen Mobilitätswirtschaft ausgezeichnet.
„Eine Auszeichnung, die uns wirklich sehr gefreut hat,“
sagt Anette Ustrup-Svendsen. „Und die bestätigt, dass wir mit unseren grünen Ambitionen auf dem richtigen Kurs sind“, ergänzt Michael Dietz. 2022 habe sich Scandlines verpflichtet, die Vision von Null direkten Emissionen für das gesamte Unternehmen bis 2040 zu verwirklichen.
Maritim, individuell und klimaschonend in den Urlaub
„Nachhaltige Überlegungen werden immer wichtiger,“
meint Marketingmanager Dietz. „Auch bei Reiseentscheidungen.“ Er beobachtet den Tourismustrend genau. „Die Reiselust ist trotz Krisen und Inflation ungebrochen.“ Urlaubsreisen belegten laut RA Reiseanalyse 2025 auf der Prioritätenliste wichtiger Konsumgüter Platz 2 hinter Lebensmitteln. „Fürs Reisen wird an anderem gespart.“ Klimaschonend mit Auto oder Wohnmobil auf Kurs nach Skandinavien oder umgekehrt nach Deutschland zu gehen sind Argumente für eine Fährfahrt. Diese Urlaubziele erfreuen sich wachsender Beliebtheit.

Dabei will Scandlines kundenfreundlich agieren. Dietz und Ustrup-Svendsen erläutern ein flexibles Preissystem: So erhalten Frühbucher 50 Prozent Rabatt auf den Hafenpreis – beispielsweise ab 70 Euro für die einfache Fahrt in der Nebensaison auf der Route nach Gedser. Der Preis gilt pro Auto mit bis zu neun Personen. Zuschläge für Dachlasten oder besonders lange Wohnmobile werden nicht erhoben. Ein Ticketrückgabe-Service ab 13 Euro kann mit erworben werden. Hafenpreise variieren nach Auslastung und Saison. „Ein genaues Checken aller Möglichkeiten lohnt,“ sagt Dietz.
Einchecken in sieben Sekunden
Im Hafen ist der Wechsel ob perfekter Logistik faszinierend zu beobachten: In lediglich 15 Minuten Hafendurchlauf ist alles von und alles an Bord. Zur Geschwindigkeit trägt in Puttgarden bereits das Einchecken per bei der Buchung hinterlegtem Kennzeichen bei.

„Fahrzeuge werden erkannt, Fahrer namentlich in ihrer Sprache begrüßt, die Entnahme des automatisch gedruckten Tickets öffnet die Schranke – und zack: In sieben Sekunden kann das Auto an Bord,“ fasst Dietz das Procedere zusammen.
Faszinierende Stippvisite
Was Passagieren in der Regel verwehrt bleibt, stand der CTOUR-Pressegruppe für eine Stippvisite offen: die Brücke. Ein ungewöhnlicher Blick von ganz oben.

Das Kommando hat Kapitän Stefan Wehland. Ruhig fahren der 1. Offizier Jakobus Langer und seine Kollegin – Frauen sind beim maritimen Personal keine Ausnahme mehr – das Schiff.

Konzentriert beobachten sie Bildschirme und Fahrstrecke, beantworten eingehende Anfragen und Anweisungen. Routine bei immergleichem Hin und Her? Einerseits ja, andrerseits nein, meint Langer. Jede Fahrt sei dennoch anders. Man müsse ständig den Gegen- und Querverkehr im Auge behalten, sich abstimmen. Auch auf unbedacht kreuzende Segler oder Sportboote ist zu achten.

Wenn Niedrigwasser herrscht, kann kurzfristig entschieden werden, dass ein Hafen nicht angelaufen wird. Das geschehe allerdings nur fünf bis sechsmal im Jahr. Sicherheit habe oberste Priorität, bestätigt der Kapitän.
(links im Bild)
Leistungsstarker Wirtschaftsstandort
Zurück in Rostock nach präzisem Anlegemanöver geht’s nochmal um den 65jährigen Hafen und große Schiffe. Der Leiter der Unternehmenskommunikation & Kreuzschifffahrt Christian Hardt lädt mit seiner Kollegin Maike Grunwald zum abschließenden Gespräch ins Tagungszentrum ein. Auch hier beeindruckende Zahlen zum von Anbeginn als Universalhafen gebauten Rostock Port – dem einzigen dieser Art in der Ostsee.
30 Mio. t Güter – davon 60 Prozent über die Fähren – werden jährlich umgeschlagen. Schüttgüter nehmen großen Raum ein, bei Getreide ist Rostock der größte Exporthafen Deutschlands. 1989 wurden 21 Mio t Güter und 126 000 -Container umgeschlagen. Es gelang, den Rückgang nach der Wende auf 8 Mio. Tonnen u.a. durch Ausbau der Kapazitäten eines Universalhafens nach und nach aufzufangen.
„Effiziente Logistik verhilft uns zu einer starken Wirtschaftsposition,“ sagt Christian Hardt. Heute ist der Hafen der Viertgrößte Deutschlands.
Mit rund 20 000 direkt oder indirekt Beschäftigten hat sich die Rostocker Hafenwirtschaft zum leistungsstärksten Wirtschaftsstandort in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt.

Ahoi für Kreuzfahrtschiffe
Auch die Kreuzschifffahrt ist zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Für die AIDA ist Rostock der Heimathafen. TUI Cruises, MSC und andere machen regelmäßig hier fest. Hier heißt: in Warnemünde. Im attraktiven Ostseebad kurz vor der Mole wurden drei Liegeplätze für unterschiedlich große Kreuzfahrtschiffe gebaut, dazu ein modernes Terminal. Der Passagierschwund zu Corona Zeiten sei nahezu wettgemacht, so Hardt. Allerdings machte nach Ausbruch des Ukraine-Krieges der Wegfall von St. Petersburg als Station Routenänderungen auf der Ostseerundfahrt zu europäischen Hauptstädten notwendig.
Tor in die Zukunft
Zum Schluss ist eine 20 Mio. Euro teure meterhohe Monstermaschine zu bewundern: Seit Mai 2021 versorgt die größte Landstromanlage Europas an zwei Warnemünder Passagierkais Kreuzfahrtschiffe mit Strom von der Stadtwerke Rostock Netzgesellschaft. Über superdicke lange Kabel liefert sie bis zu 20 MVA elektrische Energie. Integrierte Frequenzumrichter wandeln den Landstrom für alle weltweit gängigen Bordnetzsysteme der Kreuzfahrtbranche um. Die Schiffsdiesel zum Generatorantrieb für die Stromerzeugung bleiben während der Liegezeit ausgeschaltet. Von besserer Luft profitieren nicht zuletzt Anwohner und Warnemünde selbst. Obwohl Landstrom teurer sei als der an Bord produzierte – Kreuzfahrtschiffe nutzten ihn, so Hardt. „Und sei es auch aus Prestigegründen. Denn das ist eine nachhaltige Sache.“
Hardt zeigt sich insgesamt optimistisch – trotz großer Herausforderungen, denen sich der Hafen in der heutigen Zeit stellen muss.
„Das Tor zur Zukunft ist weit geöffnet.“
www.scandlines.com
www.rostock-port.de