„ALS GÄSTE KOMMEN, ALS FREUNDE GEHEN“

Slawonien – Tourismus in
Kroatiens Hinterland

Von Margrit Manz

Am 29. November 2024 hatte Romeo Draghicchio, Direktor der Kroatischen Zentrale für Tourismus in Deutschland zusammen mit dem Präsidenten der Region Osijek Baranja Mato Lukić, der Direktorin des Tourismusverbands Ivana Juria und der Reisejournalisten-Vereinigung CTOUR in die Botschaft Kroatiens in Berlin eingeladen.

Botschafter Gordan Bakota, Präsident der Region Osijek-Baranja Mato Lukić und Tourismuschef Romeo Draghicchio( v. l.n.r.)

Thema dieses CTOUR- Medientreffs war die touristische Entwicklung der ostkroatischen Region Slawonien & Baranja, die sich durch einzigartige Naturparks, interessante Städte und ihre berühmten Weinanbaugebiete längst als Geheimtipp für entdeckerfreudige und abenteuerlustige Reisende etabliert hat. Aber natürlich gilt auch hier wie überall im Tourismus, die Region noch bekannter und ihre Highlights noch attraktiver für Besucher aus aller Welt zu machen.

Tihomir Patarinski, Erster Sekretär der Bulgarischen Botschaft, Abteilung für Tourismus und Romeo Draghiccio mit Hans-Peter Gaul, Sprecher CTOUR Touristik.Forum (v.l.n.r.)

CTOURisten waren im Herbst 2023 auf einer Pressereise durch üppige Landschaften Slawoniens und Städte mit ihrer wechselvollen Geschichte wie Osijek, Vukovar, Slavonski Brod.

CTOURisten 2023 auf dem Wasserturm in Vukovar, einer von Kriegsschäden durchzogenen Stadt

In seiner Begrüßung gibt Romeo Draghicchio Einblick in den Kroatien-Tourismus 2024:
Wer wünscht sich nicht einen Urlaub ohne Hektik und Stress. Das lässt sich leicht im kroatischen Hinterland erfüllen. Für die Anhänger des Slow Tourism gibt es geschichtsträchtige Stadterkundungen oder Spaziergänge durch schöne Landschaften.

Rebberge, wohin das Auge reicht

Davor, danach und zwischendurch darf ein Abstecher in die regionale Küche nicht fehlen.

Brotzeit mit Paprikawurst

Und wer sich lieber als Freizeitsportler betätigen möchte, hat in der Gespanschaft Požega-Slawonien alle Möglichkeiten: Von Radtouren über Kanusprints bis Paragliding. Alles was mitzubringen ist, sind leichte Gebirgswanderschuhe, Sportbekleidung, eine Sonnenbrille, Sonnencreme und den guten Willen, sein Bestes zu geben. Jeder Gast wird mit dem aufrichtigen Gefühl des Willkommenseins verwöhnt.

Die traditionelle Gastfreundschaft wird von Generation zu Generation weitergegeben und gepflegt, denn es ist ein großes Anliegen, dass sich die Gäste wohlfühlen, eine gute Zeit haben und schöne Erinnerungen an Slawonien mit nach Hause nehmen.

„Als Gäste gekommen und als Freunde gegangen“,

dieses Motto hat sich bisher bestens bewährt. Die Tourismusbranche ist drauf und dran, schwarze Zahlen zu schreiben.


Kroatien empfängt jedes Jahr Millionen von Touristen. Ihre Zieldestination ist meist die Adriaküste, doch Kroatien hat mehr zu bieten. Mit 12 Naturparks, acht Nationalparks zählt es zu den wasser- und waldreichsten Ländern Europas. Etliche der Sehenswürdigkeiten sind auf der UNESCO Liste des Weltkulturerbes verzeichnet. Doch aktuell geht es im Tourismus um die Nachhaltigkeit des Reisens, damit die wunderschöne Natur, die Attraktivität der Städte und die Zufriedenheit der Einwohner Kroatiens im Einklang miteinander bleiben. Sowohl das Land als auch die Touristen müssen von dieser Art von Tourismus profitieren. Für die Gäste heißt es, dass einzigartige Erlebnisse abseits der Touristenströme gesammelt und neue Orte entdeckt werden können, wenn man z.B. seine Reisezeit in eine andere Saison verlegen würde.

In Kroatien bleibt das Landschaftsbild auch dann garantiert vielfältig, denn jede Jahreszeit bietet interessante Ziele. Einige Regionen, darunter Slawonien & Baranja gehen mit speziellen Angeboten mit gutem Beispiel voran. Draghicchio beschließt sein Resümee: „In dieser Region vergeht die Zeit langsam, was ein wichtiger Faktor zum Stressabbau ist. Auch der berühmte Orient-Express hat hier gehalten – warum also nicht auch ihr.“

„Fülle Dein Leben nicht mit Tagen, fülle Deine Tage mit Leben.“
(Kroatien-Tourismus)

Mato Lukić berichtet über die aktuelle Situation der Gespanschaft Osijek Baranja:
Die Region hat eine der wichtigsten europäischen Wasserstraßen an Drau und Donau aufzuweisen und fördert den Schutz der Umwelt u.a. im einzigartigen Gebiet des Kopački rit in der Gespanschaft Osijek-Baranja. Entlang der Drau zu spazieren, die Größe der Donau zu erleben, die Festung Osijek Tvrđa zu besuchen, sowie die Đakovo-Kathedrale und Schlösser, ist nur eine kleine Auswahl an vielfältigen Erlebnissen der Region. Die Einkehr in gemütliche Restaurants und das Probieren zahlreicher Weine, nebst einem Foto am größten Holzfass Europas gehören zum genussvollen Reisen dazu.

Eichenfässer im alte Weinkeller in Erdut

„Bor“, was „Wein“ bedeutet, und „anya“, was „Mutter“ bedeutet, sind ungarische Wörter, die den Namen der Region Baranja geprägt haben. Die Weinkultur ist ein Teil der Identität der Region, die z.B. auf dem Aussichtspunkt des Bansko-Hügels, einer der schönsten kroatischen Weinstraßen zu entdecken ist.

Der Weinkeller in Kneževi Vinogradi, einer der größte Weinkeller in Kroatien, gehört natürlich für jeden Besucher zum Pflichtprogramm. Zur Kür zählt das malerische Dorf Suza. Auch Zmajevac, ein Dorf an der Donau, ist für seinen Wein bekannt ist. Dort befinden sich „Gators“ Weinkeller, die einst in vom Wasser geschaffenen kleinen und engen Schluchten entstanden und auch als „Surduk“ bekannt sind. Die Erduter Weinberge liegen an den sanften Hängen des Daljer Hügels entlang der Donau rund um den Ort Erdut. Dieser Plantagenweinberg mit einer hohen Anzahl an Sonnentagen ist der größte in Kroatien. Weiße Rebsorten spielen mit 75% der Fläche die Hauptrolle, wobei der Graševina am häufigsten angebaut wird.

Graševina Premiumwein wächst auf den eigenen Rebbergen

Ivana Juria berichtet über die Ziele des Tourismus in Slawonien & Baranja:
Die ostkroatische Region hat in den letzten Jahren neben der Landwirtschaft auch dem Tourismus Priorität in ihrer Entwicklungsstrategie eingeräumt und erhebliche Mittel in den Erhalt des Bestandes und den Ausbau neuer kleiner Familienhotels, Gesundheits- und Erholungsresorts, der Verkehrsinfrastruktur und des Umweltschutzes gesteckt.

In Đakovo werden seit dem 19. Jh. Lipizzaner Pferde gezüchtet

Bisher kam der Tourismus im Osten Kroatiens selten in die Schlagzeilen, und die meisten Touristen hatten wenig oder gar keine Ahnung von der Region. Wenn über Slawonien gesprochen wurde, konzentrierte es sich hauptsächlich auf Reiseziele wie Osijek, Baranja, Đakovo, Vukovar, Ilok mit Anlässen zu Wein, Essen und Tamburizza-Musik.

Doch auch Požega, Vinkovci, Slavonski Brod, Virovitica und andere barocke Städte sind einen Besuch wert.

Das wird ab jetzt im Tourismus-Marketing mehr Beachtung finden, denn in Slawonien ist immer etwas los.

Hoch in die Lüfte: Mit Paragliding lassen sich Fallschirmspringen und Segeln perfekt kombinieren

Das ganze Jahr über werden Festivals, Messen und Veranstaltungen organisiert.

Dafür brauchte es ein Umdenken bei den Tourismusmodellen und Aktivitäten bei Social Media.

Doch bei Sightseeing, Living History-Programmen und Storytelling geht es letztendlich um nichts anderes als zusammen mit den Einheimischen ihre Geschichte zu neuem Leben zu erwecken. In einer Zeit von Instagram, Facebook, Pinterest, Blogs und Selfies muss das natürlich in Echtzeit passieren.

Der Slow Tourism kommt eher beim Radfahren, Reiten, Wandern, Kanufahren oder einfach nur beim Beobachten der Natur in lokalen Naturparks und Naturschutzgebieten zum Einsatz. Da tankt man nicht nur enorm Energie, sondern begreift auch, wie reich Slawonien an traditioneller Kultur, am Kunsthandwerk, der Stickerei, den Liedern, Tänzen, der Musik und den Volkstrachten ist.

Auch die Flussschifffahrt gewinnt an Bedeutung, genauer gesagt die Fluss-Kreuzfahrt. Die Donau, eine der beliebtesten Flüsse Europas, ist im Allgemeinen an die Kreuzfahrt auf Flussschiffen gebunden. In Slawonien gibt es noch zwei weitere große Flüsse, Save und Drau stellen eine große touristische Ressource dar. Kanufahren, verschiedenen Arten von Bootsfahrten, Angeln, Freizeiteinrichtungen und Unterkünften in nahe gelegenen Städten und Dörfern eignen sich perfekt, die Umgebung zu erkunden.
Auch das Radfahren entlang von Flüssen hat sich bewährt.

Die Festung Tvrđa in Osijek bei Nacht

„Wir bieten einen qualitativ hochwertigen Service. Das ist im Tourismus enorm wichtig. Es ist sehr schwer, einen guten Ruf zu erlangen und noch schwerer ihn auch zu erhalten. Natürlich spielt auch die Verkehrsanbindung innerhalb Slawoniens und Slawoniens mit dem Rest der Welt eine große Rolle.
In den letzten Jahren habe ich Slawonien auf vielen Wegen erkundet, um Erfahrungen und Einblicke aus erster Hand zu erhalten. Ich bin so begeistert von Slawonien, diesem schönen Land und seinen guten, gemütlichen und fröhlichen Menschen. Kultur, Geschichte, Naturschönheiten, Gastronomie und erschwingliche Preise bilden eine Kombination, die Slawonien und Baranja fest auf der touristischen Landkarte Kroatiens platziert haben“, beendet Ivana Juria ihre Ausführungen.

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Osijek

Die offizielle Seite der Kroatischen Zentrale
für Tourismus

Croatia.hr

Fotos: Margrit Manz, A. Thielert, Hans-Peter Gaul, Kroatien Tourismus

Margrit Manz ist Chefredakteurin und Herausgeberin des Online Portals China Report. Seit über 20 Jahren berichtet sie über Wirtschaftsbeziehungen und Kulturaustausch in China, informiert über Entwicklungen im internationalen Tourismus und regionaler Küche, rezensiert neue Bücher. Ihre Texte werden regelmäßig in Print- und Online-Magazinen in Deutschland, China und der Schweiz veröffentlicht. https://manz-chinareport.com Margrit Manz ist Mitglied des Präsidiums der Reisejournalistenvereinigung CTOUR.

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