CTOUR on Tour: Die nordschwedische Stadt Umeå – touristisches Tor zu Lappland

Notizen von einer spätsommerlichen Reise (Teil 1 – Was das weiter aufstrebende „Ume“ den Gästen so bietet)

Der weltberühmte Schriftsteller Stieg Larsson („Millennium-Trilogie“) wurde hier geboren, ebenso die mehrfache Weltmeisterin, Weltcup- und Olympiasiegerin im Skirennen Anja Pärson. Im vorigen Jahr war Umeå Kulturhauptstadt Europas. Nicht uninteressant also diese am Bottnischen Meerbusen der Ostsee gelegene, inzwischen auf nahezu 120.000 Einwohner (mit Eingemeindungen) angewachsene größte Stadt Nordschwedens…

Die vom Südufer des breiten Flusses Umeälv zu sehende Stadtsilhouette.
Die vom Südufer des breiten Flusses Umeälv zu sehende Stadtsilhouette.

Umeå ist auch Regierungssitz der Provinz Västerbottens län, deren Territorium immerhin 13, 2 Prozent des schwedischen Staatsgebietes ausmacht. Anno 1622 von König Gustav II. Adolf gegründet, ist Umeå zu einer dynamisch wachsenden Agglomeration geworden, deren Bevölkerung sich in den letzten 50 Jahren verdoppelt hat. Das rasante Wachstum hält an. Bis 2050 soll die Einwohnerzahl auf 200.000 steigen. Die aufstrebende Großstadt hat viele Gesichter: Wirtschaftsstandort, Verwaltungszentrum, Verkehrsknotenpunkt, Universitätsstadt (37.000 Studenten), Kulturmetropole und nicht zuletzt touristisches Tor zu Schwedisch-Lappland.

Das 1890 fertig gestellte Alte Rathaus im Zentrum von Umeå.
Das 1890 fertig gestellte Alte Rathaus im Zentrum von Umeå.

Geprägt wird das Stadtbild vor allem durch den in den Bottnischen Meerbusen mündenden imposanten Fluss Umeälv. Von den zahlreichen Brücken gehört die 1863 errichtete dreihundert Meter lange Gamla bron (Alte Brücke) zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. In der nördlich des Stromes gelegenen Stadthälfte befindet sich das Zentrum Umeås – eine interessante Mischung aus wenigen alten und vielen neuen Gebäuden. Dazu muss man wissen, dass Umeå zweimal – 1714 und 1888 – verheerende Feuer erlebte und danach jedes Mal wieder neu aufgebaut werden musste. Nach dem letzten Brand wurden im Stadtgebiet sicherheitshalber etwa 3.000 Birken gepflanzt, weshalb Umeå auch „Stadt der Birken“ genannt wird. Zwischen 1888 und 1890 entstand das von Fredrik Olaus Lindström entworfene Neorenaissance-Rathaus. Dahinter beginnt die quirlige Fußgängerzone mit Nordschwedens größter Shopping-Meile. Sie wird übrigens im Winter unterirdisch beheizt und bleibt somit schnee- und eisfrei!

Bei einer Führung durch das Västerbottens Museum erklärt Anki Berg die in der Region wiederentdeckten Jahrtausende alten Felszeichnungen.
Bei einer Führung durch das Västerbottens Museum erklärt Anki Berg die in der Region wiederentdeckten Jahrtausende alten Felszeichnungen.

Nicht von ungefähr wurde Umeå gemeinsam mit dem lettischen Riga 2014 zur Kulturhauptstadt Europas auserkoren und erlangte damit auch mehr internationale Bekanntheit. Die Stadt erlebte eine Frischzellenkur und einen Bauboom, der bis heute anhält.

Die kleine Holzkirche Helena Elisabeth von 1802 im Freilichtmuseum Gammlia.
Die kleine Holzkirche Helena Elisabeth von 1802 im Freilichtmuseum Gammlia.

Tatsächlich sind Kunst und Kultur wichtige Pfunde, mit denen Umeå wuchern kann. Einer der Hauptanziehungspunkte ist zusammen mit dem Västerbottens Museum das weitläufige Areal des Freilichtmuseums Gammlia. Hier wird bei freiem Eintritt die wechselvolle Geschichte der Region auf vielfältige Weise sichtbar gemacht. Im zweistöckigen Museum sind z. B. alte Volkstrachten, Schlitten und Skier (so der weltweit älteste Ski), Nachbildungen von Felszeichnungen der Steinzeitmenschen zu sehen. Das Freilichtmuseum versammelt typische Bauernhäuser, Scheunen und Ställe, eine Kirche und andere Gebäude der Region Västerbotten. Ein Highlight ist die Sami-Siedlung mit den charakteristischen Behausungen der Sami (Lappen).

Das "Bildmuseet" von Umeå - ein Museum der modernen Kunst mit bereits internationaler Ausstrahlung.
Das „Bildmuseet“ von Umeå – ein Museum der modernen Kunst mit bereits internationaler Ausstrahlung.

Ein Blickfang am Fluss Umeälv ist seit 2012 das mit braunem Holz verkleidete moderne Turmgebäude „Bildmuseet“ auf dem Kunst-Campus der Universität. Es ist Museum und Galerie in einem und eines der wichtigsten Zentren Schwedens für internationale zeitgenössische Kunst und andere visuell-künstlerische Ausdrucksformen. Auch hier ist der Eintritt ganzjährig kostenlos. Im Erdgeschoss lädt eine Gaststätte mit Terrasse am Wasser u. a. zu schwedischer Fika (Kaffeepause) ein.

Die gitarrenverrückten Zwillingsbrüder Samuel und Mike haben ein Musikmuseum von Weltklasse geschaffen.
Die gitarrenverrückten Zwillingsbrüder Samuel und Mike haben ein Musikmuseum von Weltklasse geschaffen.

Eine neue Attraktion in Umeå ist seit 2014 das international bedeutende private „Guitars The Museum“ der Zwillingsbrüder Samuel und Michael Ahdén. Die leidenschaftlichen Sammler und Musikliebhaber haben in mehr als 20 Jahren eine umfangreiche, überaus wertvolle Kollektion von über 500 Elektrogitarren, Bässen, Verstärkern, Keyboards und anderen Exponaten zusammengetragen und präsentieren sie nun einem dankbaren, aus aller Welt anreisendem Publikum – jährlich 30.000 Besucher. Einzelne Ausstellungsstücke, darunter Originale der berühmten Gitarristen David Gilmour und Eric Clapton,  sollen einen Wert von über 100.000 Euro haben. Die Schau ermöglicht eine pop- und rockmusikalische Zeitreise von den 1950er Jahren bis heute. Das Gebäude des Gitarren-Museums beherbergt auch einen Bereich, der Restaurant, Bar und Konzerthalle in einem ist.

Der selbst aus einer Sami-Familie stammende junge Guide Ante Grundström (links) erläutert im Freilichtmuseum Gammlia die Lebensweise der nordskandinavischen Urbevölkerung.
Der selbst aus einer Sami-Familie stammende junge Guide Ante Grundström (links) erläutert im Freilichtmuseum Gammlia die Lebensweise der nordskandinavischen Urbevölkerung.

Überaus spannend für Kunstliebhaber ist zudem ein Besuch im „Umedalens Skulpturpark“, der sich, nur 5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, zwischen Wohn- und Bürogebäuden auf dem Gelände einer früheren Psychiatrischen Klinik befindet. Der 1994 eröffnete Park mit Werken weltbekannter Künstler wie Louise Bourgeois, Anthony Gormley und Tony Cragg gehört zu den größten seiner Art in Europa. Die ausgestellten 44 Skulpturen sind sehr facettenreich: naturalistisch, surrealistisch, komisch, stets nachdenklich stimmend. Jährlich kommen (Eintritt gratis) rund 20.000 Besucher hierher.

Als Kulturhauptstadt Europas hat Umeå natürlich auch Zuwachs an Übernachtungskapazitäten bekommen. Sehr gefragt ist seitdem z. B. das zentral gelegene „Hotel U & Me“ (ein Wortspiel mit dem Spitznamen der Stadt – Ume statt Umeå). Das Hochhaus beherbergt 162 praktisch-effektiv eingerichtete Zimmer verschiedenster Kategorien. Das Besondere: Dieses innovative Self-Service-Hotel hat keine traditionelle Rezeption. Das Ein- und Auschecken erfolgt über Automaten in der Lobby. Schöne neue Hotelwelt!

Fangfrische Krabben und andere Delikatessen bietet das stets volle Schiffsrestaurant "Sjöbris".
Fangfrische Krabben und andere Delikatessen bietet das stets volle Schiffsrestaurant „Sjöbris“.

In Umeå wurden in den letzten beiden Jahren nicht nur mehrere neue Hotels eröffnet, sondern auch 17 neue Gaststätten. Bereits recht beliebt ist u. a. das zentral gegenüber dem Bahnhof (der gerade restauriert wird) gelegene Restaurant „Köksbaren“. In frisch-freundlichem Ambiente werden dort wöchentlich wechselnd günstige Tagesgerichte offeriert – eines davon besteht z. B. aus Västerbottens Käsesuppe, frisch poschiertem Fisch und dem typischen Hauptgericht Raggmunkar: eine Art Reibekuchen, belegt mit gegrilltem Schweinespeck und Preiselbeeren.

Ein wahrer Publikumsmagnet am Abend ist das am Fluss Umäelven liegende Restaurant-Schiff „Sjöbris“. Dort sorgt eine Musikband für gute Stimmung, und das Essenangebot ist vielfältig, wobei natürlich hier vor allem Fisch- und Schalentiergerichte die Feinschmeckerherzen höher schlagen lässt. Favorit ist die extragroße Portion Krabben, die mit Dipp und Krustenbrötchen in weißer Porzellanschale gereicht wird. Auch andere lokale Spezialitäten wie Rentier- und Elchfleisch stehen auf der Speisekarte.

Ein Muss für Umeå-Touristen ist die außerhalb direkt am Meer gelegene Fischgaststätte "Kvarken Fisk". Fotos: Manfred Weghenkel
Ein Muss für Umeå-Touristen ist die außerhalb direkt am Meer gelegene Fischgaststätte „Kvarken Fisk“.
Fotos: Manfred Weghenkel

Eine besonders tolle Fischgaststätte – Kvarken Fisk – befindet sich etwa zehn Kilometer außerhalb von Umeå in herrlicher Lage direkt am Bottnischen Meer. Man kann draußen oder drinnen sitzen – immer mit faszinierendem Wasserblick. Neben verschiedenen Köstlichkeiten aus der See (Gästewunsch Nr. 1 ist Barschfilet) wird dort auch die typisch schwedische Delikatesse „Surströmming“  angeboten – ein mit Kartoffelstückchen vermengter  gesäuerter Hering, der zwar nicht unbedingt gut riecht, aber schon etwas Besonderes für den Gaumen ist. Inhaber Gunnar Asplund und sein Team sind stolz darauf, bereits im zweiten Jahr von Schwedens wichtigstem Restaurant-Führer „White Guide“ empfohlen zu werden.

Wie ist die Position des Tourismus in Umeå? Projektleiterin Erja Back von visitumea: „Unsere Besucher kommen hauptsächlich aus Norwegen, Finnland und Deutschland. Wir haben rund 500.000 Übernachtungen im Jahr, davon etwa 8.000 von deutschen Gästen – Tendenz steigend. Als Tor zu Lappland legen viele Touristen im Rahmen von Skandinavien-Rundfahrten oder Nordkap-Reisen einen Zwischenstopp bei uns ein oder sie fahren nach der Erkundung der Stadt ganz einfach in die faszinierenden Naturlandschaften der Umgebung weiter, wo viele Aktivitäten und Abenteuer auf sie warten.“

Weitere Informationen:
www.VisitSweden.com
www.visitumea.se/de