… dann bringt das zumeist Schwung ins Geschäft.
Voltastraße 5 in Berlin-Gesundbrunnen, 17. Februar 2017, 17:30 Uhr: es ist dunkel und nass. Die ehemalige AEG-Montagehalle – ein Backsteinbau – wirkt bei dieser Stimmung noch mächtig gewaltiger. Der Weg führt durch eine Toreinfahrt zwischen den beiden Gebäuden, die heute von der Deutschen Welle, der Stimme Deutschlands in Übersee, genutzt werden, vorbei an einem leeren Pförtnerschalter.
Prolog
NOVASOL und WIMDU haben CTOUR-Mitglieder und weitere Reisejournalisten eingeladen. Sie wollen über ihre neugegründete Verbindung informieren: „Old Economy meets New Economy“. NOVASOL, Vermittler und Vermieter von Ferienhäusern und -wohnungen in 29 Ländern Europas, hat das Internet-Portal WIMDU gekauft. WIMDU vermittelt komplett eingerichtete und ausgestattete Stadtwohnungen über kurze oder längere Fristen. Vermittelt wird also nicht nur für Ferien, sondern auch für andere Aufenthalte zum Zwecke der Bildung oder für das Geschäft. WIMDU ist das größte Portal für das Zusammenbringen von privaten Vermietern und Touristen, die befristet mieten wollen. Durch den Kauf konnte NOVASOL seinen Zugriff auf Beherbergungen um 350tausend erhöhen. Doch das war nicht die entscheidende Entscheidung, wie die Journalisten erfahren werden.
Es ist nicht einfach den rechten Weg zu finden; vor allem, wenn Macht wie der steinerne, 105 Jahre alte AEG-Koloss bedrückt. Das ist ein Bild.
Hilfsbereite und freundliche Twens gibt es jede Menge im Hof bei der Deutschen Welle. Doch keiner kennt die WIMDU GmbH und NOVASOL A/S. Die beiden Buchstaben A/S stehen übrigens für die deutsche GmbH in Dänemark. Immerhin ist NOVASOL in Europa der wohl größte Anbieter für Ferienhäuser und -wohnungen.
Aber die Nähe kennen viele wenig, besser die Ferne. So ist das nicht selten im Leben. Doch dieses Büro muss auch nicht bekannt sein. Das Portal, die Marke, die Qualität der Angebote von NOVASOL oder WIMDU zu kennen, ist wesentlich wichtiger.
Mit Ideen in die Zukunft
Noch ein anderes Bild: im produktiven Zentrum des untergegangen AEG-Konzerns, einem Gebäude, das wegen seiner Glasfassade – seinerzeit in Deutschland die erste dieser Art – unter Denkmalschutz steht, arbeiteten zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert prominente Denker wie die Designer Peter Behrens, Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius und Le Corbusier an neuen technik-künstlerischen Ideen und ihrer Umsetzung. Jetzt ist der historische Bau in vielen Etagen wieder gefüllt mit kreativen jungen Leuten mit zukunftsweisenden Ideen und neuer Technik, wie der Vorstandsvorsitzende von NOVASOL, Bernd Muckenschnabel, noch erklären wird.
Hier ist der Ort mit vergangener Tradition, Neuanfang und Zukunft – einer mit Schmunzeln bedachten Reinkarnation. Das wird den heutigen Angestellten der verschiedenen kreativen Unternehmen kaum bewusst sein. Dem suchenden Autor jedoch kommt es mal so in den Sinn, als er nach einigen Irrgängen die WIMDU-Etage im ehemaligen, als Denkmal geschützten Industriepalast mit einem Lastenaufzug erreicht.
Ein Unternehmen, aber zwei Wege
Helles-LED-Licht stimmt sofort optimistisch … Farbige bequeme, ergonomische Sessel stehen vor vielen Tischen mit Flachbildschirmen. Auf dem Flur hängt oder steht viel Grafik. Kunst gehört heute ins Büro … Hier pflegen und entwickeln etwa 40 junge Programmierer und PC-Experten – ein Team arbeitet auch noch in Portugal – das Hirn der Zimmervermittlung europäisch und global. Seit dem ersten Tag im Jahr 2017 kommt die an Produkten kaum noch überschaubare und riesige Angebotsvielfalt von NOVASOL hinzu. „Leute wie ich mit grauen Haaren halten gern noch Kataloge in den Händen. Darauf werden wir auch künftig nicht verzichten“, erklärt Bernd Muckenschnabel und fährt flüssig fort: „Parallel wird WIMDU wichtige Dienstleistungen der Information und Vermittlung übernehmen. Die jungen Leute haben sehr gute Ideen. Wie bei vielen Portalen bleiben diese Ideen oft in den roten Zahlen und lassen sich nicht immer in schwarze Zahlen umsetzen. WIMDU jedenfalls hatte viel Geld verloren und sollte nach Asien verkauft werden. Wir erhoffen uns einen Wissenstransfer und versuchen den Sprung nach vorn, vom traditionellen Kataloganbieter in die Moderne, in die Digitalisierung mit WIMDU. Deshalb haben wir WIMDU gekauft.“
Frage eines Journalisten: „Wie lange wird es dauern, bis beide Unternehmen eins geworden sind?“ Bernd Muckenschnabel: „Das wird hoffentlich nie stattfinden. Wir wollen nicht eins werden. Es sind völlig unterschiedliche Produkte und unterschiedliches Marketing. Da wäre es vielleicht sogar schädlich, wenn eine grenzenlose Vereinigung stattfinden würde. Wir wollen uns ergänzen und Synergieeffekte nutzen.“ Gedanke des Autors: „Im Alltag wollen Mutter und Tochter auch nicht eins werden. Bei vielen Unternehmen ist das mitunter überlegenswert. Muckenschnabel erläutert detailliert: „Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Unternehmen ist das Geschäftsmodell. Bei NOVASOL lernen Vermieter und Mieter sich kennen, bei WIMDU nur über das Portal. Bei NOVASOL will der Vermieter alles selbst tun, bei WIMDU will der Vermieter mit dem Mieter möglichst nichts zu tun haben. Damit werden unterschiedliche Zielgruppen angesprochen. Dieser Unterschied soll unbedingt beibehalten werden. Die Welt entwickelt sich immer mehr mehrgleisig“, philosophiert Bernd Muckenschnabel richtig. Der Autor denkt: das wäre dann wohl eine ‚wilde Ehe‘. Fremde und andere Wege gehen ist erlaubt und mehr als das …
NOVASOL war immer schon dynamisch. Diese Beweglichkeit ließ das Unternehmen wachsen. Mit ausschließlich Ferienhäusern in Dänemark und Skandinavien fing mal vor fast 50 Jahren alles an. Muckenschnabel: „Heute bringen wir z. B. skandinavische Touristen nach Deutschland, nach Berlin und Brandenburg. Gerade jetzt zu dieser in Deutschland an vielen Orten im Flachland unattraktiven Jahreszeit bringen wir viele Dänen hierher. Skandinavier reisen im Winter gern in den nahen Süden. Am Tropical Islands haben wir auf 100 Hektar eigene Ferienhäuser gebaut. In diesen Tagen sind sie zu 80 Prozent von Dänen ausgelastet, der Rest andere Gäste. 100 Prozent Auslastung – wer hätte das zu dieser Jahreszeit gedacht.“ Deutschland sieht der Vorstandsvorsitzende als das künftige Spitzenland im Incoming. Die Faktoren Sicherheit und Qualität sind die entscheidenden für diesen Trend.
„Wir haben uns mit WIMDU erheblich verjüngt. Unsere Angebote sind vielfältiger geworden. In den belgischen Ardennen haben wir erst jetzt ein paar Dutzend Ferienhäuser angemietet.“ Brandenburg wird nach Meinung des NOVASOL-Vorstandsvorsitzenden der Renner. In den nächsten Jahren werden wir Ferienhäuser bauen oder unter Vertrag nehmen. NOVASOL plant in der nächsten Zeit z. B. den Neubau von 200 Ferienhäusern in Brandenburg.
Städte – mehr Nachfrage nach Ferienwohnungen
Aber auch die Produktvielfalt wird farbiger durch Stadtwohnungen. Unter der Marke „Friendly rental“ hat NOVASOL Stadtwohnungen von attraktiven Städten Europas aufgelegt. Städtekurzreisen sind gefragter denn je. Ein Renner – besser gesagt ein ‚Spitzen-Schwimmer‘ – sind die Hausboote auf den Gewässern von Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Muckenschnabel: „Das relativ neue Produkt – das auf dem Wasser mobile Ferienhaus – hat eine Nachfrage, die wir kaum erfüllen können. Wenn Sie von Juni bis September ein Hausboot mieten wollen, dann müssen Sie heute im Februar buchen, meine Damen und Herren“, wirbt Muckenschnabel lächelnd. Den großen Zuspruch findet das schwimmende Ferienhaus nicht nur wegen der attraktiven Form des Ferientourismus, sondern auch auf Grund der liberalen Fahrerlaubnis.
Im geographischen Blick hat NOVASOL auch neue Seenlandschaften in anderen Regionen Ostdeutschlands. Das Image von Brandenburg als Ferienland wandelt sich zunehmend. Kurz gesagt: Wir bringen Touristen nach Deutschland. Wir bringen Touristen nach Berlin. Deshalb ist das zögernde Verhalten der Stadtverwaltungen in Berlin unverständlich.
Berliner Verwaltung hat ein Problem mit Ferienwohnungen
Péter Vida, der Chef der Rechtsabteilung bei WIMDU, erklärt sachlich: „Die Stadt sucht Wohnraum. Deshalb sollen die Zweitwohnungen, die von den Eigentümern vor Jahren renoviert, aus- oder neugebaut worden waren, nicht mehr als Ferienwohnung genutzt werden dürfen. Damals unterstützte Berlin diese Projekte, weil ja dadurch Wohnraum gepflegt und genutzt wird. Oft haben private Mieter Bruchbuden saniert. Heute wollen Stadtverwaltungen im Prinzip die Vermieter, die Eigentümer, enteignen. Die Stadt Berlin will die Ferienwohnungen reduzieren und keinen Bestandsschutz garantieren. Dabei werden baupolizeiliche Argumente auf den Tisch gelegt. Die Wohnungen würden als Beherbergung den Anforderungen einer kommerziellen Nutzung nicht entsprechen. Das ist ein Ding. Denn bei einer Wohnung würde sie den Forderungen genügen. Dann wird gegen das Prinzip der Gleichbehandlung verstoßen. Für Berufsgruppen wie Juristen, Architekten, Ärzte besteht für Praxen und Büros Bestandsschutz bis ans Lebensende. Eigentümer von Ferienwohnungen haben dieses Recht nach Meinung der Verwaltungen nicht. Seit Jahren wird verhandelt. Péter Vida und andere von WIMDU und NOVASOL waren in dieser Sache für die Eigentümer aktiv und ließen sie nicht im Regen stehen. Verhandlungen verschafften bisher nur Aufschub und keine Lösung. Anfang April 2017 wird der erste Prozesstag vor dem Verwaltungsgericht Berlin stattfinden. Das Gericht wird über die Entscheidungen der Berliner Verwaltung Recht sprechen“, resümiert der Justiziar von WIMDU.
Bernd Muckenschnabel hält es nicht mehr auf seinen Platz: „Sie müssen sich das mal vorstellen … Vor Jahrzehnten haben Berliner leerstehenden Wohnraum geschaffen. Der soll jetzt durch Enteignung beseitigt werden. Ich kaufe mir eine Wohnung. Reise viel und die Wohnung steht leer. Die Politik will nun bestimmen, was ich mit meiner Wohnung mache. Leer stehen darf sie. Aber vermietet werden darf sie nicht. Ich habe ja damit Einnahmen. An diesen Einnahmen verdienen Staat und Stadt mittels Steuern und Gebühren mit. Außerdem sind ja Hotels altruistische Unternehmen ohne Einnahmen Das Ganze ist ein provinzialer Witz“, ironisiert Muckenschnabel richtig und stellt fest: „Touristen sind doch ein Glück für eine Stadt. Ferienwohnung ist eine bevorzugte Beherbergung für junge Leute und Familien, für Touristen, die authentisch und individuell reisen wollen, die Menschen treffen wollen. Ferienwohnungswirtschaft bringt Mobilität in die Stadt. Dieser Trend hat Zukunft. Das hat man in Berlin noch nicht begriffen. Berlin wurde somit zum größten Verfolger der Ferienwohnungsvermieter“, wirbt der Vorstandsvorsitzende. Recht hat er, denkt der Autor. „Mit meinen Reiseanalysen hatte ich bereits vor 10 bis 15 Jahren ein starkes Interesse am individuellen Reisen festgestellt. Der Trend ist nicht neu. Aber in Berlin braucht man vielleicht länger als 15 Jahre, um derartige Trends zu erkennen. Wenn sie von Behörden nicht erkannt werden, so ist das noch verständlich. Aber wenn man den Trend von Experten gesagt bekommt, dann ist doch eigentlich Nachdenken angesagt.“, meint der Autor, der seit Jahrzehnten Trends erforscht.
Qualität
Neben wirtschaftlichen Kennziffern gehört die absolute Qualität zur Unternehmensstrategie von NOVASOL. Das gilt nicht nur für das Produkt Ferienhaus bzw. -wohnung, sondern auch für die rechtliche Unterstützung der Vermieter oder die Servicebüros von NOVASOL vor Ort. „Da wo Ferienhäuser von uns vermietet werden, da gibt es auch ein Servicebüro. Für die hundert kleinen Probleme – von einer Erkrankung bis zum fehlenden Kopfkissen – steht ein NOVASOL-Berater für die Gäste zur Verfügung.
Wagen wir einen Test
Eine Frage des Autors an einen jungen Programmierer: Ich möchte eine Wohnung als Ferienwohnung vermieten. Was muss ich tun?
„Unser Portal ist ganz einfach zu handhaben. Du beantwortest die Fragen, setzt ergänzend Text und Fotos ein, die die Qualität und Ausstattung erkennen lassen. Den Preis kannst du festlegen. Entweder wird der Preis angenommen oder nicht. Du musst eben variabel sein. Wir prüfen, bevor die Wohnung ins Portal gesetzt wird und geben dir ein paar Hinweise. Du kannst uns auch fragen bis zum Umfallen. Das war es…“ Gleich rennt der junge Programmierer durch den Raum, holt seinen Laptop und führt dem Autor das eben Gesagte in der Praxis vor. Recht hat er, der junge dynamische Mann.
Prosit, Dit helbred oder Cheers auf die Zukunft Ferienhaus
Darauf einen Schluck Bier aus dem „Kleinen Mönchlein“ – dem Souvenir von NOVASOL zum Lutherjahr. „Das Bier haben wir von einer kleinen Brauerei aus Thüringen, in Bad Blankenburg, brauen lassen,“ betont Bernd Muckenschnabel, der für den Autor immer als Norddeutscher oder Däne galt, sich aber vor den Journalisten als Berliner outete. „Ich bin in Berlin aufgewachsen, habe jetzt auch wieder ein Büro hier. Ich arbeite in unserer Deutschland-Filiale in Hamburg und in der NOVASOL-Zentrale in Virum-Kopenhagen, in Dänemark. Daran sehen Sie, wie mobil wir sind. Mittels Portal arbeiten wir zudem global. Es gibt z. B. kein Problem, wenn ein Südamerikaner eine Ferienwohnung in der City von Berlin, ein Ferienhaus am Stadtrand oder ein Hausboot auf den brandenburgisch-mecklenburgischen Seen mieten will.“
Na dann, darauf mit dem ‚Kleinen Mönchlein‘ von NOVASOL ein Prosit, Dit helbred oder Cheers auf gutes Gelingen von traditioneller und junger Ökonomie.
Epilog
Neue Ideen in alten AEG-Gemäuern – NOVASOL ist mit WIMDU dabei. Der Autor wird demnächst seine Leipziger Ferien-Stadt-Wohnung ins WIMDU-Portal stellen.
Einen soziologischen Exkurs zum Schluss kann er sich als Tourismus-Markt-Forscher nicht verkneifen: Wer reist bevorzugt ins Ferienhaus? Alle soziologischen Gruppen sind zwar vertreten. Bevorzugt verbringen in dieser Beherbergung Ferien oder Kurzurlaub die Altersgruppen zwischen 25 und 45 Jahren (60 %), weiterhin vorrangig Angestellte, Sachsen und Berliner-Brandenburger sowie Einwohner aus großen und mittelgroßen Städten (Quelle: Dr. Harald Schmidt, Reisebarometer, LEIF-Institut Leipzig).
Weitere Informationen:
www.novasol.de
www.wimdu.com
www.reisebarometer.com
Fotos: Hans-Peter Gaul