Mit der neuen Scandlines-Fähre BERLIN auf Ostseekurs
Jeweils am zweiten Augustwochenende lädt die HanseSail zum weltweit größten Groß- und Traditionsseglertreffen nach Rostock und Warnemünde ein.
Bis zu einer Million in- und ausländische Gäste erleben dann ein riesiges stimmungsvolles maritimes Fest zwischen Tradition und Moderne. HanseSail-Chef Holger Bellgardt:“ Wir sind Party und Wirtschaftstreff zugleich. Das maritime Fest ist fester Bestandteil bei der Törnplanung der Schiffseigner in ganz Europa und das macht uns froh“. In der Hansestadt Rostock wird das weltgrößte Windjammertreffen gelebt. Das beginnt bereits bei der Begrüßung der Gäste auf dem Hbf und an den Haltstellen des öffentlichen Nahverkehrs. Aber auch phantasievolle Schaufensterdekos, Ausstellungen u. a. in Warenhäusern, eine von der „Ostsee-Zeitung“ organisierte Papierschiff-Regatta mit einigen tausend Teilnehmern sowie die Mini-Sail im IGA-Park und Business-Treffen wie im traditionsreichen Steigenberger Hotel Sonne prägen die Stadt unter Segeln. Schiffe gucken und mitsegeln ist das Motto.
Auftakt mit Haikutter-Regatta
Tolle Stimmung schon bei der 8. Haikutter-Regatta vom dänischen Nysted nach Rostock – in diesem Jahr ganz im Zeichen 20 Jahre Baltic Sail. Dieser Verbund war 1996 von Rostock, Karlskrona, Gdansk und Helsingor gegründet worden, um im Ostseeraum, dem Meer der Traditionssegler, noch enger zusammenzuarbeiten und einen Beitrag zum Erhalt von Traditionsschiffen sowie maritimer Kultur und Kulturgüter zu leisten. Dem Verbund gehören inzwischen sechs Städte und die Schifffahrtsmuseen in Rostock, Gdansk und Karlskrona an. Besonders herzlich begrüßter Teilnehmer der Regatta war Polarforscher Arved Fuchs, der mit seinem legendären Haikutter „Dagmar Aaen“ direkt von seiner Antarktis-Expedition „Ocean Change“ zur Ostsee kam. „Es gibt nichts Besseres für ein Schiff als in Fahrt zu sein“, so der berühmte Segler. Gestartet war er mit seinem Haikutter in der südlichsten Stadt der Welt, in Ushuaia (Argentinien). Nach der Passage des berüchtigten und meist stürmischen Kap Hoorn (vor nunmehr 400 Jahren hatte es der niederländische Segler „Eendracht“ zum ersten Mal umfahren) hatte Arved Fuchs mit seiner Crew noch tausende Seemeilen bis zur Ostsee zurückzulegen. Sieger der Regatta war übrigens das deutsche Segelschiff „Phoenix“, das von Nysted nach Rostock exakt drei Stunden und zwei Minuten unterwegs war.
180 Segler und Traditionsschiffe auf der Warnow
Mit dem traditionellen Läuten einer Schiffsglocke eröffneten MV-Ministerpräsident Erwin Sellering und Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling die Hanse Sail, zu der sich in diesem Jahr nahezu 180 Segel- und andere Traditionsschiffe aus 11 Ländern angemeldet hatten. Und so konnte man neben dem mit 135 Jahren ältesten Sail-Schiff „Fridtjof“ auch den mit 117,5 m größten Segler „Sedov“ begrüßen. Das russische Segelschulschiff feiert in diesem Jahr seinen 95. Geburtstag. Imposant auch die nur wenig kleinere „Krusenstern“, die ebenfalls bereits zu den Stammgästen des Maritimen Treffens zählt. Großer Andrang auch am und auf dem Segelschulschiff „Dar Mlodziezy“ aus dem diesjährigen Partnerland der HanseSail Polen. Besonders beliebt bei den Gästen aus nah und fern war die Möglichkeit auf fast allen Schiffen einmal mitsegeln zu können. Es gibt wohl für Landratten nichts Schöneres als auf einem der herausgeputzten Traditionsschiffe mal auf der Warnow bis zur nahen Ostsee dabei zu sein und so die Hansestadt unter Segeln zu erleben. Über 12 000 begeisterte Besucher waren in diesem Jahr bei den Morgen- oder Abendausfahrten an Bord. Viele Eigner sichern damit auch den weiteren Erhalt ihrer Schiffe.
Medienvertreter waren von der HanseSail zu einer mehrstündigen Ausfahrt mit dem modernen Küstenwachschiff ESCHWEGE der Bundespolizei eingeladen. Während des Ostseetörns bei Windstärken zwischen vier und fünf war HanseSail-Pressechef Klaus-Dieter Block immer wieder gefragter Experte. Er kennt fast alle teilnehmenden Schiffe bereits seit Jahren persönlich. So gab’s wertvolle Tipps für die Reporter und Fotografen. Kapitän Peter Werth und seine Crew sorgten indessen dafür, daß die ESCHWEGE bei ihrer Kreuzfahrt vor der Warnemünder Küste immer so dicht wie möglich an die imposanten Groß- und Traditionssegler herankam.
Doch was machen eigentlich Leute, die eine Seefahrt nicht so gut vertragen? Die nutzen die zahlreichen OpenShip-Angebote. Sowohl auf der ESCHWEGE als auch auf den Großseglern Sedov, Krusenstern und Dar Mlodziezy, der Fregatte „Schleswig-Holstein“ sowie auf vielen Segel- und Traditionsschiffen gab es die Möglichkeit an der Kaikante Seeluft zu schnuppern.
Beliebte Bummelmeile im Stadthafen
Hotspot der HanseSail war natürlich wieder der herausgeputzte Rostocker Stadthafen. Von der Silo-Halbinsel in der Nähe des AIDA-Stammsitzes bis zur ehemaligen Neptunwerft erstreckte sich die mehrere Kilometer lange Bummelmeile mit einigen hundert Ständen und 60 Fahrgeschäften sowie neun Bühnen. Hier gab’s Schiffe zu bewundern, aber auch der Mittelaltermarkt „Leben in der Hansezeit“ sowie ein Polnischer Markt und der Brandenburg-Markt luden zum Verweilen ein. Und immer wieder ließ der betagte Dampf-Eisbrecher „Stettin“, er war bei allen maritimen Festen in Rostock dabei, seine markante „Eispfeife“ ertönen und spukte Dampfwolken aus. Bewunderung auch für den Eisbrecher „Stephan Jantzen“ und die originalgetreu nachgebauten Koggen, deren Geschwaderfahrt viele Zuschauer in den Bann zog. Auf der Bummelmeile unterwegs waren auch japanische Seeleute, die im Rahmen ihrer Ausbildungsfahrt erstmals mit zwei Fregatten zur HanseSail festgemacht hatten. Hochbetrieb im Segelstadion, wo es die Premiere der Deutschen Meisterschaften im Stand Up Paddling gab. Premiere in diesem Jahr auch für die FashionWeek in einer riesigen Halle auf dem Gelände der ehemaligen Neptunwerft.
Feststimmung in Warnemünde, wo während der HanseSail gleich mehrere Kreuzfahrtschiffe festgemacht hatten. So waren z. B. Passagiere der COSTA Favolosa, der AIDAmar und der MSC Opera beeindruckt vom maritimen Event direkt vor ihren Luxuslinern. „Für uns war die HanseSail eines der schönsten Erlebnisse während der einwöchigen Ostsee-Kreuzfahrt“, so Familie Werner aus München. „Von unserer Balkonkabine konnten wir in Warnemünde die zahlreichen Traditionsschiffe wunderbar sehen“. Und Pieter Smith aus Großbritannien ergänzt: „Es war sehr beeindruckend zu erleben, wie hier Modernes und Traditionelles eine gelungene Einheit bilden. Unvergesslich die Einfahrt zum Passagierkai inmitten der Großsegler“.
Und während die Kreuzfahrt-Passagiere ebenso wie die Besucher der Sail schwärmen, konnte der Warnemünder Leuchtturm bereits den 50 000 Gast in diesem Jahr begrüßen, feierte die Warnemünder Station der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ihr 150jähriges Jubiläum.
Mit Scandlines-Fähre BERLIN nach Gedser
Gute Zahlen auch aus dem Überseehafen Rostock, der zu den wachstumsstärksten Häfen des Ostseeraums zählt. Wie die Hafen-Entwicklungsgesellschaft pünktlich zur HanseSail mitgeteilt hatte, waren allein im Überseehafen im ersten Halbjahr 13,9 Millionen Tonnen umgeschlagen worden. Großen Anteil daran haben die Fähr- und RoRo-Verbindungen nach Dänemark, Schweden und Finnland. Die Fährreedereien Scandlines, TT-Line und Stena Line konnten die Zahl der Passagiere im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 45 000 auf 931 000 steigern.
Ich habe die Gelegenheit genutzt, um mit der neuen und seit Mai zwischen Rostock und Gedser verkehrenden Scandlines- Hybrid-Fähre BERLIN mal auf Ostseekurs zu gehen. 1300 Passagiere, 460 PKW oder 96 LKW kann die moderne Großfähre transportieren, die auch schon bei der knapp zweistündigen Überfahrt Kreuzfahrt-Feeling aufkommen lässt. Das fast 170 m lange Schiff gehört zur neuen Generation umweltfreundlicher diesel-elektrischer Hybridschiffe, die überschüssige Energie der Dieselmotoren in Batterien speichern. Imposant wie schnell am Anleger Rostock die zwei optimal gestalteten Fahrzeugdecks be- und entladen werden. Etwa 20 Minuten nach dem Anlegen steuert die schmucke BERLIN bereits wieder durch den Warnemünder Seekanal mit Kurs Gedser. Für die Passagiere am HanseSail-Sonntag ein besonderes Erlebnis. Konnte man doch vom geräumigen Sonnendeck der Fähre die zahlreichen Großsegler bei ihrer Ausfahrt, aber auch die Luxusliner am Warnemünder Passagierkai, die AIDAdiva und die MSC Opera, ganz aus der Nähe gut betrachten und fotografieren. Vorbei an der Fregatte „Schleswig-Holstein“ und vielen Ausflugsbooten am Alten Strom ging‘s dann vorbei am Leuchtturm und Teepott zur Molenausfahrt. Immer wieder tauchten große und kleine Segelschiffe auf, Winken war angesagt. Mittendrin die Schonerbrigg GREIF aus Greifswald, die zu einer Wettfahrt mit dem fast gleich großen niederländischen Schoner J. R. Tolkien gestartet war. Auf dem Sonnendeck hatten sich bei prächtigem Wetter zahlreiche Passagiere ihren Sonnenplatz gesucht.
Feststehende wetterfeste Kunststoff-Schalensessel und etliche Stühle sowie Tische wurden gern genutzt. Andere Passagiere nutzten die Überfahrt, um sich im OnBoard-Shop umzusehen, im Selbstbedienungs-Restaurant zu stärken oder im Büffett-Restaurant zum Brunch einzuchecken. Und während Kinder auf dem Piraten-Spielplatz tobten, hatten Erwachsene die Spielautomaten entdeckt. Familie Schmidt aus Berlin, die als HanseSail-Besucher gern die Überfahrt auf „ihrer“ BERLIN genutzt hatte, ist begeistert. „Das Schiff mit seinen großen, lichtdurchfluteten Restaurants, den gemütlichen Aufenthaltsräumen mit farbenfrohem Design und dem Sonnen-Aussichtsdeck macht einfach Lust auf mehr, Lust auf Urlaub“, so die Passagiere, die mit einem sogenannten „Fußgängerticket“ (14 Euro p. P. für Hin- und Rückfahrt am gleichen Tag) unterwegs waren. Auch von anderen Passagieren gern genutzt waren die Displays mit Informationen zum Schiff und zur aktuellen Position. Unterwegs begegnete uns dann die Scandlines-Fähre „Kronprins Frederik“, die zusammen mit der BERLIN für einen präzisen 2-Stunden-Takt auf dieser Route sorgt. Im Herbst wird dann auch das Schwesterschiff der BERLIN, die COPENHAGEN, eingesetzt. Gut möglich, dass dann sogar der Takt der Abfahrten weiter verdichtet wird. Längst hat sich diese komfortable und schnelle Verbindung zwischen Deutschland und Dänemark herumgesprochen.
Internationaler Hansetag 2018 in Rostock
Die „Parade der Nationen“ im Rostocker Stadthafen mit Schiffen aus allen beteiligten Ländern bildete auch in diesem Jahr den traditionellen Abschluss des maritimen Festes der Superlative. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass die HanseSail ein friedliches Fest ist, bei dem internationale Verständigung gelebt wird und Freundschaften zwischen Menschen verschiedener Herkunft geschlossen werden“, so der Leiter des HanseSail-Büros Holger Bellgardt. Vom 10. bis 13. August 2017 lädt die 27. HanseSail wieder ein und stimmt dann bereits auf den 38. Internationalen Hansetag vom 21. bis 24. Juni 2018 in der 800jährigen Hansestadt Rostock ein.
www.hansesail.com
www.scandlines.de
Fotos: Hans-Peter Gaul