NUR FÜR HONEYMOONER? MITNICHTEN!

Die Malediven sind inzwischen ein Traumziel für jede Altersgruppe: egal ob Paare, Familien, Singles oder Freundeskreise. Wer sich auf die Reise ins „Paradies“ vorbereitet, erlebt es intensiver.

Von Fred Hafner

Na toll: Kurz vor unserem Abflug flattert die „Zeit“ ins Haus. Im Reiseteil listet sie „50 weltweite Ziele“ auf, die komplett überschätzt seien. Darunter die Malediven. Wir machen uns lieber selbst ein Bild und besuchen deshalb gleich drei Resorts: das Kandima Maldives, das Nova Maldives und das Atmosphere Kanifushi.

Punkt 8.53 Uhr setzt Chefpilot Omar Rhaman die Boeing 777 der Emirates auf die Landebahn in Male. Viele der 313 Passagiere sind müde. Über das Drehkreuz Dubai haben sie zwei Nachtflüge in den Knochen. Dabei liegt der schönste Teil der weiten Anreise erst noch vor ihnen. 

Denn direkt neben dem International Airport haben die Malediver den größten Wasserflugzeug-Airport der Welt gebaut. Im Zwei-Minuten-Takt starten und landen hier die Propellerjets der Maldivian Airways (TMA) und der Manta Air. TMA ist der größte Wasserflugzeugbetreiber der Welt und bedient hauptsächlich die vielen Inselresorts auf den Malediven. Die liegen bis zu jeweils 300 Kilometer nördlich und südlich von Male weit verteilt im Indischen Ozean. Maximal 18 Passagiere passen in die Maschinen vom Typ Havilland Canada DHC-6, auch „twin otters“ genannt. Allein TMA betreibt 65 davon. Die Flugzeiten sind mit 10 bis 60 Minuten kurz. Der Transfer mit Wasserflugzeugen ist beliebt, um schnell und komfortabel die Inseln zu erreichen. Er bietet fantastische Ausblicke auf die Atolle und Inseln. Daneben gibt es Nachtfähren und Schnellboote, um die weiten Entfernungen zu überbrücken. Und es gibt Inlandsflüge mit Propellerflugzeugen von Typ ATR 72. 

Insgesamt neunmal werden wir in den nächsten zwei Wochen mit TMA und Manta Air auf dem Wasser starten und landen. Die Choreografie ist jedesmal perfekt: Zunächst wird das Gepäck auf den hinteren Sitze verstaut. Dann erscheinen die Piloten in schicker Uniform – und mit Flipflops. Die ziehen sie im Cockpit als Erstes aus. Geflogen wird barfuß. Das alles ist gut einsehbar, eine Cockpit-Tür gibt es nämlich nicht. Noch während das Flugzeug auf dem Wasser Richtung Anlegesteg fährt, steigt der Steward oder Copilot außen auf die Tragflächen und bereitet das Fest-Mach-Manöver vor. Ebenso beim Ablegen: Das Flugzeug gleitet bereits übers Wasser zum Start, während ein Besatzungsmitglied traumwandlerisch sicher auf den Außenkufen tänzelt, um noch die Anlegetaue loszumachen und auf den Wasserkufen zu verzurren. Erst dann klettert er in die Kabine. 

Im Flugzeug selbst geht es derweil eher rustikal, aber immer professionell zu. Es gibt eine kurze Sicherheitseinweisung, eine Wasserflasche und Ohrstöpsel – wegen des Fluglärms. Start und Landung können je nach Wellenhöhe auch mal etwas ruppig oder holprig sein, vergehen aber schnell. Denn ein Wasserflugzeug hebt bereits bei 35 km/h ab. Die Flugphase an sich ist genauso ruhig wie in einem normalen Verkehrsflugzeug. Die Aussichten aber sind komplett anders: Weil man nur 300 bis maximal 2.500 Meter überm Meer fliegt, sind die Inseln, Resorts, Atolle und das Wasser mit seinem fast kitschig anmutenden smaragdgrünen Farben detailreich zu bestaunen. Mit etwas Glück erkennt man sogar größere Fischschwärme.

Die Malediven liegen im Indischen Ozean, 700 Kilometer südwestlich von Indien. Die 1.190 Inseln verteilen sich auf 19 Inselgruppen und 26 Atolle. Etwa 220 Inseln sind von Einheimischen bewohnt und auf etwa 90 Inseln gibt es Gästeresorts. Das zeigt bereits die Bedeutung des Tourismus für das Land. Er macht 60 Prozent des BIP aus. Über 90 Prozent der Steuer- und Zolleinnahmen der Malediven stammen aus dem Tourismus! Die Länge des Inselstaates beträgt 750, die Breite 120 km. Die Malediven umfassen eine Landfläche von lediglich 300, dafür eine Wasserfläche von 89.700 Quadratkilometern.
Während anderswo, etwa auf den Seychellen, Einwohner und Touristen auf den Inseln zusammenwohnen, sind sie auf den Malediven getrennt. Einer der Gründe ist, dass die Malediven ein islamisches Land sind. Die Gebetszeiten strukturieren den Alltag, Frauen tragen Schleier, Alkohol ist streng verboten. Das alles gilt auf den Resortinseln natürlich nicht. 

Abendstimmung im Kandima Maldives: Das Resort hat einen der längsten Außenpools der Malediven

Das Kandima Maldives

Unser Wasserflugzeug landet am Strand vom Kandima Maldives. Die Resortinsel ist 3,8 Kilometer lang und maximal 350 Meter breit. Das Resort richtet sich an Gäste jeden Alters: Familien, Paare, Singles, Freundesgruppen und klar, auch Hochzeitsreisende. Es gibt 10 Restaurants und Bars sowie 274 Studios in elf Kategorien, darunter 80 Wasser- und 188 Strandvillen. 500 Mitarbeiter (60 Prozent sind Malediver, dazu kommen viele Beschäftigte aus Indien, Bangladesch und Sri Lanka) kümmern sich hier höchstprofessionell und freundlichst um „ihre“ Urlauber. Denen soll es an nichts fehlen. 

Dafür bietet das 2017 eröffnete Kandima eines der längsten Außenpools der Malediven, ein Wellnesszentrum mit diversen Verwöhnprogrammen und Massagen, mit dem „Kandiland“ zahlreiche Kinderangebote und -betreung. Es gibt Kinoabende, Fußball-, Tennis- und Volleyballplätze, eine Kletterwand. Ein Fitnesstudio sowie sogar ein „Art Studio“ vervollkommnen das üppige Freizeitangebot. Hier kann man während seines Urlaubs mit oder ohne Anleitung seine Mal-, Töpfer- und Handwerkskünste testen. „Wir haben 20 Gäste pro Woche, die hier malen oder künstlerische Werke schaffen“, sagt Leiterin Haazima Husnee. Sie ist Maldiverin und liebt ihre Arbeit im Kandima Resort innig. „Bei mir entdecken viele Urlauber komplett neue Talente in sich, das ist etwas ganz Besonderes!“

Eine von 80 Wasservillen im Kandima Maldives: große Fenster und von der Terrasse führt eine Leiter direkt zum Schnorcheln oder einfach nur Baden in das 28 Grad warme smaragdgrüne Wasser des Indischen Ozeans

„Ein Höhepunkt für unsere Gäste ist unsere Explorer-Tour“, weiß Ishanka Rathnayake. Er ist Marketingverantwortlicher im Kandima und kommt aus Sri Lanka. „Wir setzen Paare, Familien oder Singles mit leichtem Proviant auf einer einsamen Insel aus und holen sie nach vereinbarter Zeit wieder ab. Unsere Gäste lieben es!“ Auch wir lassen uns aussetzen und genießen die medienlose und komplett einsame Zeit für mehrere Stunden. Eine einzigartige Erfahrung!

Ganz neu im Kandima Resort ist eine Kartbahn: Über 13 Kurven und 500 Meter können sich potentielle Rennfahrer mit bis zu 80 km/h hier auf E-Cars austoben. „Wir bieten die einzige asphaltierte Kartbahn auf den Malediven“, sagt Ishanka Rathnayake. Man kann sich natürlich fragen, ob man so etwas im Angesichts des Paradieses (eine Spielhalle gibt es im Kandima auch!) vor seiner Wasser- oder Strandvilla wirklich benötigt. Aber die Nutzerzahlen geben den Investoren Recht. Die Bahn wird inzwischen sehr gern genutzt, Gäste müssen sich anmelden. „Immer nur Paradies und Wasser geht ja auch nicht“, lächelt Ishanka.

Die Investoren in Kandima haben auf der Insel gerade fünf Luxushäuser für internationale Käufer neu erbaut. In den 200 Quadratmeter großen Villen finden 4 bis 6 Personen üppig Platz. 1,2 Millionen Euro kostet eine. Sie werden von den Eigentümern selbst genutzt und in der übrigen Zeit vom Kandima Resorts vermietet. Die Käufer kommen aus Qatar, Deutschland, Amerika und Australien. Für sie ist auch interessant, dass auf den Malediven nur 10 Prozent Einkommenssteuer gelten. 

Die Malediven sind ein bekanntes Ziel für die Beobachtung von Walhaien, besonders im Süd-Ari-Atoll und der Hanifaru-Bucht im Baa-Atoll. Die Tiere sind fünf bis zehn Meter lang und ausgesprochen friedlich. Man sollte dennoch respektvoll Abstand halten und sie nicht berühren

Nach vier Tagen wechseln wir mit den inzwischen gewohnten und geliebten „Waterprops“ ins Resort Nova Maldives. Ein Resortwechsel funktioniert (fast) immer nur über das Wasserflugzeug-Drehkreuz Male. So kommt es, dass wir vormittags von Kandima rund 195 Kilometer nördlich nach Male fliegen und dabei auf halber Strecke nahe an Nova Maldives vorbei. Und nach einem Umstieg in Male geht es dann wieder 90 Kilometer südlich zurück direkt zum Nova. Die zusätzliche Flugzeit stört uns in keinster Weise, im Gegenteil: Sie ist eine zusätzliche Möglichkeit, die faszinierende Inselwelt der Malediven aus geringer Höhe zu bestaunen. 

Stau am Start: am größten Wasserflugzeug-Airport der Welt stehen die Maschinen zum Abheben Schlange

Das Nova Maldives

Der Empfang im Nova Maldives ist außergewöhnlich herzlich: Wir landen diesmal bei starkem Wind. Es braucht mehrere Anläufe des Stewards und der Hotelangestellten, das Flugzeug mitten im Wasser an der rund 200 Meter vom Bootssteg entfernten künstlichen Plattform aus Holz festzumachen. Als es endlich gelingt, „schwanken“ wir vom Flieger ins Boot – und machen dabei bereits am Horizont fünf winkende Menschen aus: Unbeirrt vom Sturm schwenken Mitarbeiter des Nova Maldives am Bootssteg Willkommensschilder.

„So begrüßen wir hier immer und alle unsere Gäste“, sagt Angie Samuel.

Die frühere Bankkauffrau aus Sri Lanka ist heute Marketingchefin im Nova und von Anfang an offen:

„Klar, die Arbeit ist wie überall nicht jeden Tag einfach, aber wir haben jeden Tag einen der schönsten Arbeitsplätze der Welt.“

Das Begrüßungsritual bedeutet für sie und ihre Kollegen, mehrmals täglich (3 bis 5 Flugzeugankünfte in 12 Stunden, geflogen wird nur bei bei Tageslicht, also von 6 bis 18 Uhr), rasch Mitarbeiter „zusammen zu trommeln“, die mit Schildern zum Bootssteg rauslaufen. „Wir wissen, wann die Flieger kommen und erhalten zehn Minuten vorher nochmals ein Signal. Das funktioniert immer auf Zuruf und gut“, freut sich Angie.

Nur 300 Meter lang und 90 Meter breit: die Nova Maldives Insel aus der Luft. In sieben Minuten hat man sie zu Fuß umrundet

Das 2022 eröffnete Nova ist im Vergleich zum Kandima ähnlich und anders zugleich: Es liegt im Süd Ari Atoll, nur 25 Wasserflugzeugminuten von der Hauptstadt Male entfernt (alternativ Speedboat nach Male 2.5 Stunden). Das Resort bietet 52 Strand- und 24 Wasservillen. Natürlich dreht sich auch hier alles um das Wohl der Urlauber. Denen fehlt es an nichts. Das sieht man bereits daran, dass es hier 190 Beschäftigte für maximal 150 Gäste gibt. 

Zugleich ist die Resortinsel des Nova viel kleiner. Um genau zu sein: sehr klein. Sie misst 300 Meter in der Länge und 90 Meter in der Breite. Wir haben sie mehrmals täglich in sieben Minuten komplett umrundet. Das bedeutet: Die Atmosphäre zwischen Beschäftigten und Urlaubern ist noch intensiver. Schließlich trifft man mehrfach täglich die gleichen Menschen.

„Es gibt Ferien und es gibt `Good Soul Days´“, nennt es Angie und lacht. Sie meint damit: Nova ist nicht nur ein Lifestyle-Urlaubsziel, sondern ein Ort, an dem Menschen Ruhe und zu sich finden.

Wirklich: Die Überschaubarkeit der Insel lässt einen den Moment erleben. Ablenkungen gibt es kaum. Natürlich auch hier das Wassersportzentrum für die beliebten Schnorchel- und Tauchtouren. Und ein SPA-Zentrum, eine „Mucki-Bude“, Gemeinschaftsräume mit Kicker und Billard. Und selbst auf dieser kleinen Insel gibt es drei Restaurants und zwei Bars. Und eine Bibliothek gibt es auch. Aber sonst Ruhe und Abgeschiedenheit. Hier kommt man zu sich und überlegt, was Glück wirklich ausmacht. 

Beachvilla im Nova: mit viel Platz und Meer direkt vorm Bett

Wer aber möchte, hat im Nova Maldives auch immer die Gelegenheit, Anschluss zu finden. Und dabei in die maledivischen Wurzeln des Inselresorts einzutauchen. So bieten Kochkurse zur maledivischen Küche einen kulinarischen Einstieg in die faszinierende Kultur. 

Besonders ist das sogenannte „Holhuashi-Event“. Es ist eine Art maledivisches Gemeindefest. „Holhuashi“ bezeichnet einen gemeinschaftlichen Ort der Ruhe. Am Abend nach einem langen Arbeitstag begeben sich die Malediver zum Holhuashi, um sich zu entspannen, zu plaudern und die kühle Meeresbrise zu genießen. Das wöchentlich stattfindende Fest wird von den Nova-Angestellten vorbereitet, auch mit traditionellen Speisen und Getränken für ihre Gäste. Wir erfuhren von maledivischen Mythen und Sagen. Und lernten „ganz nebenbei“ ein paar Brocken der maledivischen Sprache Dhivehi. Holhuashi ist eine von zwei Besonderheiten, das nur das Nova Maldives in dieser Form bietet. Die zweite: das natürliche Haus- oder Insel-Riff. Im Nova muss man nicht unbedingt ein geführte Schnorcheltour nutzen. Denn um die gesamte Insel herum gibt es die bunte Unterwasserwelt mit vielfältigsten Fischen zu bestaunen. Wir sind morgens, mittags, abends direkt vom Wasserbungalow mit Schwimmflossen, Taucherbrille und Schnorchel in die Meereswelt hinabgestiegen. Eine Stunde im Wasser ist dann gar nichts, um in aller Ruhe die bunten Fische zu bestaunen. Kleiner Tipp: Wir nutzten auch ein Life-Jacket. Das macht langes Schwimmen deutlich komfortabler. 

Nachhaltigkeit und Umwelt sind große Themen auf der kleinen Nova-Insel, schon aus Selbstschutz: „Wir versuchen, so wenig wie möglich Müll zu produzieren, beziehungsweise alles zu verwerten“, sagt Angie. Das gelingt zunehmend besser. Die Abfallsäcke sind aus Naturfasern, Essensreste werden verwertet, Frischwasser gespart. Bei den Gästen des Nova wird der „Volontourismus“ immer beliebter. Von der Reinigung der Strände bis hin zur Anpflanzung von Korallen in Zusammenarbeit mit dem ansässigen Meeresbiologen nehmen sie zunehmend an sinnstiftenden Aktivitäten teil.

Das „Dorffest“ Holhuashi gibt’s auch nur so im Nova: maledivische Mythen und Sagen …

Während das Kandima also eher ein Familienresort ist, lässt man im Nova die Seele baumeln und/oder tut Gutes. Hier gibt es keinen Einzelzimmer-Aufschlag für Singles und statt komplizierter Verpflegungsmodelle für den Gast nur zwei davon: Vollpension oder all inclusive.

Beide Hotels gehören zu „Pulse Hotels & Resorts“. Die Gruppe wurde 2015 gegründet und ist Dachmarke für eine Reihe innovativer Anlagen und Resorts. Vorbildlich ist in beiden, dass viel für die Beschäftigten getan wird. Die Personalunterkünfte haben Komfort und bieten Schatten. Dazu gibt es für Mitarbeiter einen Fussball- und einen Volleyballplatz, eine Wäscherei. Die Verträge für die Beschäftigten laufen in der Regel für zwei Jahre. 45 Prozent sind Malediver, große Beschäftigtengruppen kommen aus Sri Lanka, Indien, Pakistan und Bangladesch. „Hier leben viele Nationalitäten auf kleiner Inselfläche problemlos“, sagt Angie. Auch ein Vorbild für die Welt.

Unvergesslich und einmalig im Leben: Romantisches Dinner am Strand von Atmosphere Kanifushi

Das Atmosphere Kanifushi

Das dritte von uns besuchte Resort ist das Atmosphere Kanifushi. Es liegt nördlich von Male, wo wir wieder das Wasserflugzeug wechseln. Nach 35-minütiger Flugzeit erreichen wir das unberührte, tropische Refugium. Diesmal kommen nicht nur winkende Gastgeber sondern auch gleich maledivische Trommler zum Empfang an den Bootssteg.

Das Atmosphere Kanifushi liegt auf dem Lhaviyani-Atoll und wurde 2014 eröffnet. Die etwa zwei Kilometer lange und 90 Meter breite Insel ist üppig mit grünen Palmen und dichter tropischer Vegetation bewachsen. Hier wächst vor allem der Banyan Tree, eine Feigenbaumart. Er ist bekannt für seine charakteristischen Luftwurzeln, die von seinen Ästen herabhängen. Sie schlagen im Boden weitere Wurzeln und bilden neue Stämme. Dadurch breitet sich die Baumart stark aus und bedeckt große Flächen. Einige Exemplare in Indien gehören zu den größten Bäumen der Welt, gemessen an der Kronenfläche. Diese Kronenfläche ist ein Segen für die Insel. Sie sichert fast überall Schatten und eine leichte Brise im sehr tropischen maledivischen Ganz-Jahres-Wetter. 

Atmosphere Kanifushi: Wasservillen, grüne Palmen, dichte tropische Vegetation, die vor zuviel Sonne perfekt schützt

Gästen dieses Fünf-Sterne-Resorts stehen sieben verschiedene Villenkategorien zur Auswahl. Insgesamt gibt es auf der Insel 132 freistehende Bungalows mit Blick auf den Sonnenuntergang. Sie sind von Kokospalmen und tropischer Vegetation umgeben und haben direkten Zugang zum weißen, feinen Sandstrand und türkisfarbenen Meer.

Alternativ kann man eine der 40 Wasservillen buchen. Sie liegen in der nordwestlichen Lagune der Insel und sind auf zwei Holzstegen verteilt, die in der Mitte aufeinandertreffen. Das Ergebnis ist eine stilvolle Kreuzung: perfekt zum Promenieren, Spazieren, dem Meer lauschen – oder auch zum Blick auf die Unterwasserwelt. Denn im Atmosphere Kanifushi schwimmen die Mantas (Rochen), Walhaie und Wasser-Schildkröten abends ganz dicht an die Resort-Insel heran. Und unter den Stegen der Wasservillen hindurch!

Deren Clou: Die Wasservillen haben je einen breiten Glasboden im Bad und im Wohnzimmer. Durch diesen kann man der wirklich phantastischen Unterwasserwelt etwa beim Zähneputzen oder Weißwein trinken zuschauen. Das ist Luxus pur. 

In dem Luxus-Resort ist auch der Service auf höchstem Niveau. Er nennt sich hier „Kanifushi Plan“ und stellt sicher, dass Wünsche jederzeit und sofort erfüllt werden, ohne extra zu kosten (Flasche Sekt zur Begrüßung, täglicher Obstkorb, Kekse, Kokoswasser, freie Minibar mit täglicher Auffüllung einschl. Wein und Bier, Kissenmenü, Kosmetikprodukte, Strandspielzeug für Kinder, Buggy-Service, Besuch der Spezialitätenrestaurants mit Bedienung u.v.m.)

„Wir möchten jedem unserer Gäste individuelle Erlebnisse schaffen und stellen sicher, dass jeder Wunsch erfüllt wird“, sagt Ram Bhoyroo aus Mauritius, Manager der Anlage. „Der Urlaub bei uns soll durch Zusatzleistungen, persönlichen Service und großzügige Gastfreundschaft unvergesslich werden. Wir wollen die Erwartungen übertreffen“, benennt er die Philosophie. 

Sie funktioniert. Denn unter den jährlich 50.000 Urlaubern im Atmosphere Kanifushi (die meisten kommen derzeit aus Russland, Deutschland, China, Indien, Italien) sind mehrere Tausend Wiederholer im Jahr.

Das ist eine der höchsten Repeater-Quoten auf den Malediven. Die Gäste bleiben zwischen 4 und 14 Tagen. Gäste aus Dubai und den Emiraten eher kürzer, Gäste aus Ost- und Westeuropa wegen der weiteren Anreise eher länger. 500 Beschäftigte aus 20 Nationalitäten arbeiten im Resort und lesen den Gästen jeden Wunsch von den Augen ab. Es gibt acht Restaurant, vier Bars, Premium-Speisen und -Getränke. Es gibt ein wirklich großes SPA-Zentrum, einen Kids-Club, ein Fitness-Center, eine Krankenstation mit 24-h-Arzt. Und natürlich ein Wassersportzentrum, mehrmals täglich Schnorchelausflüge, Picknick auf unbewohnten Inseln. Das Atmosphere Kanifushi hat fünf Spots zum Schnorcheln, zweimal täglich fährt ein Boot raus, vor- und nachmittags. 

Das mit dem „Green Globe“ zertifizierte Atmosphere Kanifushi achtet wie fast alle Resorts sehr auf die Umwelt. Die Gastgeber versuchen an vielen Stellen, die Auswirkungen der Urlauber auf das Ökosystem der Insel zu minimieren. Besonderheit hier: Sie unterstützen auch die umliegenden lokalen Inseln und Bewohner. Wo anderswo die Inseln für Touristen und Einheimische streng getrennt sind, bietet das Resort Atmosphere Kanifushi zweimal wöchentlich Ausflüge zu den Einheimischen an: nach Naifaru und nach Kurendhoo. Man profitiert wechselseitig: Die Inselbewohner von den Dollars der Touristen und die Urlauber von Einsichten in das alltägliche Leben der Malediver. Wenn Ihnen also jemand erzählt, auf den Malediven gäbe es nur Luxus und man käme kaum mit Einheimischen in Kontakt, vergessen Sie’s. Und machen sich selbst ein Bild.

Wir fahren 30 Minuten mit dem Boot hinüber nach Naifaru. Vor der Abfahrt werden alle Urlauber auf die Kleiderordnung hingewiesen: keine freien Schultern, keine freien Knie. Die Insel ist nur 650 Meter lang und 230 Meter breit. Hier leben 3.500 Einwohner. Das Straßenbild ist durch mehrere Moscheen und viele verschleierte Frauen geprägt. Deren lange Gewänder hindern sie nicht daran, zahlreich und selbstbewußt Motorrad zu fahren. Es gibt einen Bootsbau als Arbeitgeber, eine Schildkrötenfarm für Touristen (15 Dollar Eintritt) und für die Bewohner eine nigelnagelneue Schule und ein modernes Krankenhaus. Beide sind kostenlos für Malediver. Es freut uns als Besucher, zu sehen, was mit den Einnahmen aus dem Tourismus geschieht. 

Die Häuser der Einwohner sind vielfach bunt angemalt, die Straßen könnten erneuert werden, es staubt. Auch liegt viel Müll herum, vor allem Plastikflaschen. Aber es geht fröhlich und friedlich zu, so der Augenblickseindruck. Unser Winken und Grüßen wird erwidert, viele Einheimische lächeln zurück, einige wenige sprechen sogar ein paar Brocken englisch. Das Durchschnittsalter der Einwohner ist jung. Wer die Chance hat, auf den Malediven eine traditionelle Insel zu besuchen, sollte das unbedingt tun. 

Kanifushi hat noch eine Besonderheit: Zwar gibt es auch auf anderen größeren Inseln oft einen kostenlosen Shuttle-Bus für die Gäste. „Aber bei uns verrät eine App, wo sich der Bus gerade befindet“, sagt Meghan Scott, Marketingchefin im Kanifushi. Sie stammt aus Indien, ist in Neu Delhi aufgewachsen. Und sie weiß, dass selbst im Urlaub unnötige Wartezeiten auf dem Weg zum Restaurant, Wassersportzentrum oder SPA die Gäste ärgern könnten. Das will man von Anfang an vermeiden. Deshalb diese von den Gästen gut angenommene App. Alternativ mietet man sich für einen Dollar am Tag ein Fahrrad und ist komplett flexibel auf der Insel. 

Wer die Malediven bereist, sollte ein, zwei Tage für die Hauptstadt Male einplanen. Die 262.925 (2024) Einwohner zählende Stadt hat eine Fläche von nur rund 6 km². Sie liegt nur etwa 1 Meter über dem Meeresspiegel. Malé ist heute die am dichtesten besiedelte Stadt der Welt mit 47.415 Einwohner pro Quadratkilometer. Sehenswert sind die Freitagsmoschee (Hukuru Miskiy), das Islamische Center, der Präsidentenpalast (Mulle-aage), der Sultan-Park, das Nationalmuseum.

Anflug auf Male im Cockpit des Wasserflugzeugs

Auch wenn es kein Nachtleben gibt und Alkohol strikt verboten ist, lohnt ein Besuch vor allem auch wegen der Fischmärkte. Anders als auf Touristeninseln mit angepassten Speisekarten bevorzugt man hier verschiedenste Arten von Thunfisch, gerne frittiert und scharf gewürzt. Faustregel bei Frittiertem: Dunkles ist salzig oft mit Fisch. Helles sind Süßigkeiten.

Fazit: Die Malediven sind längst ein Sehnsuchtsort für jeden, längst nicht nur für Hochzeitspaare. Reisen dorthin sollten gut vorbereitet sein, um mehr davon zu haben. Der Urlaub ist nicht günstig, aber erschwinglich. Man muss bedenken, dass alles auf die Resortinseln importiert werden muss: Bau- und Ausrüstungsmaterial, Speisen und Getränke. Auch sind viele Mitarbeiter zu bezahlen und wegen des Klimas sind viele Instandhaltungen nötig. Der Preis ist selten alleiniges Kriterium. Größe, Lage, Angebote und Ausflugsmöglichkeiten der Inselresorts, Transferdauer und -kosten, gewünschte Verpflegung, reist man mit oder ohne Kinder, allein, zu zweit oder in der Gruppe – das alles sind entscheidende Fragen VOR einem gelungenen Aufenthalt. So wurde zum Beispiel das Atmosphere Kanifushi gerade zum sechsten Mal in Folge zum „Führenden Familienresort auf den Malediven“ gekürt.

Zwei Dinge bleiben nach dieser Reise festzuhalten:

1. Die Investitionen in die Resorts auf den Urlauberinseln sind sehr umfangreich, oft luxuriös. Ihre Amortisation braucht Zeit bzw. Jahre und steht damit im Gegensatz zu dem „raschen Untergang der Malediven“, den Klimaexperten schon für 2040 immer wieder vorhersagen.

2. Die Aufenthaltsdauer der Gäste ist vergleichsweise kurz: zwischen vier und sieben Tagen im Durchschnitt. Das ist bei der zeit- und kostenaufwändigen Anreise bis Male und dann noch mal auf die Inseln mit dem Wasserflugzeug ebenfalls ungewöhnlich.

​Sie sind und bleiben eben doch ein Traumziel, die Malediven.

Fotos: Hafner, Resort Kandima, Resort Nova, Resort Atmosphere Kanifushi

BUCHUNGEN UND INFOS

https://kandima.com
https://nova-maldives.com/
https://atmosphere-kanifushi.com/

ANREISE

diverse Airlines von Deutschland, Schweiz, Österreich über Dubai oder Katar nach Male (mit Umstieg 14 bis 17 h)

in der Hochsaison November bis April auch Direktflüge (10,5 h)

ab Male mit Wasserflugzeugen oder Inlandsflug und Schnellfähre auf die Inseln zu den Resorts

EIN- UND AUSREISE

30 Tage visafrei, striktes Ausfuhrverbot von Muscheln und Korallen (hohe Geld-, teils Gefängnisstrafen!)

GELD

für einen Euro erhält man etwa 20 maledivische Rufiyaa

Umtausch in Male am Airport möglich

Wer ausschließlich auf die Touristeninseln reist, benötigt keine Rufiyaa

Dafür ausreichend Trinkgeld, am liebsten in Dollar, (am besten viele 5-Dollar-Scheine zu Hause tauschen), inzwischen gehen auch Euro-Scheine

ESSEN

sehr indisch, viele Küchenchefs kommen aus Indien und Sri Lanka

viel Curry, köstliche fleischlose Speisen

gern scharf, wer das nicht mag, vorher sagen

Lebensmittel sind teuer, (fast) alles muss importiert werden

Nur Fisch kommt aus den Malediven, ihn gibt es reichlich und in allen Varianten

Aber natürlich ebenso Fleisch, Früchte, Gemüse

Die Buffets in den Resorts lassen keine Wünsche offen

KOSTEN

Die Malediven sind nicht günstig. Flüge ab Deutschland nach Male und zurück ab 1.000 Euro pro Person. Eine Villa am Strand oder am Wasser kostet pro Nacht zwischen 300 und 800 Euro. Der Gegenwert ist hoch: große Wohnflächen, hochwertiges Inventar, feinste Speisen und Resort-Einrichtungen, glasklares türkisfarbenes Wasser, tolle Schnorchel- und Taucher-Areale.

Wer auch Malé besucht: Gästehäuser ab 80 Euro/Nacht/Person und Hotels ab 200 Euro/DZ/Frühstück (je einschl. Steuern und Gebühren). 

WICHTIG

1. Alle Preise auf den Malediven unterliegen zusätzlich einer Servicegebühr von 10 Prozent und einer Touristensteuer von 16 Prozent. Dazu kommt seit 1. Januar 2025 eine Green Fee von 12 (vorher 6) Dollar pro Person und Übernachtung.  Deshalb muss man zu den ausgewiesenen Preisen noch ein Drittel (teils sogar mehr) addieren, um die Endpreise zu erhalten. Die bekannten Buchungsportale weisen diese hohen Steuern transparent aus, auf den Malediven ist das leider nicht immer der Fall. Die Überraschung ist am Ende umso größer. Also vorher aufpassen.

2. Die Transfer-Flüge mit Wasserflugzeugen (manchmal auch Inlandsflüge und anschließend Schnellboot) sind meistens bereits in den Hotelkosten/Aufenthaltskosten enthalten. Es lohnt sich, darauf zu achten! Falls nicht, kann es auch hier teuer werden. So kostet der Wasserflugzeug-Transfer Male – Resortinsel und zurück je nach Entfernung rund 400-600 Dollar pro Person.

REISEN MIT KINDERN

Die Malediven sind kinderfreundlich – auch wenn sie oft nur als Honeymoon-Ziel wahrgenommen werden. Die meisten Inseln sind klein, überschaubar und autofrei. Es gibt keine gefährlichen Tiere oder giftige Pflanzen, dafür Spielplätze. Viele Resortinseln haben flache, ruhige Lagunen: wenig Wellen, keine Strömungen – dafür warmes, klares Wasser. Ideal für kleine Kinder, Nichtschwimmer und erste Schnorchelversuche.

Der Sand ist weich. Viele familienfreundliche Resorts auf den Malediven bieten eigene Kids Clubs mit betreuten Programmen: Basteln, Schatzsuchen, Natur-Workshops oder sogar kindgerechtes Schnorcheln. Wer mal Zeit für sich braucht, nutzt die Kinderbetreuung in einigen Resorts. So wird aus einem Familienurlaub mit Kindern auch mal ein Abend zu zweit – beim romantischen Dinner am Strand oder im feinen Restaurant.

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