CTOUR-Exklusiv-Gespräch mit mo media-Verleger René Bego
Das hatten sich die Einbrecher auch anders vorgestellt. Den Blick zielgerichtet auf die Kasse in der Schropp Buchhandlung geraten sie in den Bann von leuchtenden Globen. Sehnsüchtig gleiten die behandschuhten Finger über die Kontinente. Die Kasse ist vergessen. Natürlich handelt es sich um einen Werbespot für die dienstälteste Buchhandlung von Berlin, die mit Landkarten, Reiseführern und Globen schon längst Stadtgeschichte geschrieben hat.
Von der erzählt die engagiert Geschäftsführerin Regine Kiepert wie folgt:
„1742 erhielt Simon Schropp vom preußischen König die Erlaubnis, mit Landkarten zu handeln. Hatte doch Friedrich der II. große militärische und zivile Ambitionen, die korrekte topographische Informationen über seine eigenen und die benachbarten Länder verlangten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren Simon Schropp und Co zu den führenden Landkartenhändlern und -verlegern Berlins, ja Preußens avanciert. Um den zahlreich ernstzunehmende Konkurrenten innerhalb und außerhalb Preußens etwas entgegenzusetzen, brachte die Firma nun auch Erd- und Himmelsgloben, Atlanten und Schulwandkarten auf den Markt. Im 19. Jahrhundert entfaltete sich schwungvoll das private „Lustreisen“, das zwar nicht immer so spektakulär war wie das des Fürsten Pückler-Muskau, der schon 1835 Nordafrika als Privatmann bereiste, aber immerhin ein Unternehmen wie das Karl Baedekers möglich machte. Selbstredend, daß das Publikum in seiner Reisewut auch nach immer mehr und immer besseren Karten verlangte, ein Verlangen, das Schropp und Co umfassend, schnell und kompetent zu stillen versprachen.“ Und dieses Versprechen bis heute gehalten haben! www.landkartenschropp.de
Heute in der Berliner Hardenbergstrasse gelegen, lädt die Buchhandlung Schropp in lockerer Abfolge zu Veranstaltungen ein. Am 27. Mai 2014 ist der junge mo media Verlag zusammen mit dem Initiator und Veranstaltungspartner, dem Club der Tourismusjournalisten CTOUR zu Gast. Die Journalisten stehen lange vor den gutsortierten Schroppschen Regalreihen, leicht auszumachen jeder vor seiner bevorzugten Reisedestination. Über Reisen zu schreiben und zu lesen, fasziniert immer noch, bzw. immer mehr!
Davon profitiert auch René Bego, Verlagsleiter von 100% Cityguide. Er erzählt von den eigenen Erfahrungen, als er Mitte der 90er Jahre in Europa unterwegs war und die üblichen Touristenziele zunehmend lustloser absolvierte. Wenn es anderen auch so erging wie ihm, müsste eine andere Art Stadterkundung her, ein Reiseführer, der die einheimischen Highlights enthielt, die Geheimtipps der lokalen Szene. Somit würde der Reisende nicht mehr die Rolle des üblichen Touristen einnehmen, sondern hätte eine Doppelrolle von Kosmopolit und Einheimischem inne. Solcherart Stadtspaziergänge, wo man mit einem persönlichen Guide Essen, Einkaufen und Tanzen gehen kann, sind unterdessen Realität geworden.
Speziell entworfen für Städtekurzreisen, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen, jettet „man“ eben mal übers Wochenende nach Amsterdam, Prag oder Wien. Doch selbst Kurzentschlossene wollen, wenn auch in letzter Minute, ein bisschen was über ihr Reiseziel erfahren. Wer hat schon das Glück, in der entsprechenden Stadt Freunde zu haben, die ein Programm für ihre Gäste aufstellen. „So“, sagt René Bego, „sollen unsere Reiseführer wirken, wie gute Freunde, die einen gleich vor Ort an die Hand nehmen…“
„Alle Kollegen der Branche“, holt René Bego kurz aus, „haben eher abgeraten, ausgerechnet den deutschen Markt erobern zu wollen. Also bin ich vor 3 Jahren nach Berlin gezogen, bereit für meinen persönlichen Tauchgang in die lokale Szene der Stadt. Jeder Aufbruch ist spannend. Meine Philosophie ist, dass Reisen nicht nur Sightseeing sein soll, sondern vor allem Entspannung. Flanieren, Schauen, Geniessen!“
Kati Sprung, Pressereferentin von mo media, erinnert sich an die Anfänge. „Durch die Überfülle an Angeboten auf dem Reiseführermarkt musste eine Idee her, mit der man sich abheben konnte und eine Lücke gefunden werden, die andere noch nicht entdeckt hatten. Und genau das schafften die von mo media entworfenen Cityguides mit ihrer authentischen Atmosphäre, den echten Insidertipps und jeder Menge Szenebars, Trendboutiquen, Sterneküchen und Imbissbuden…“
Ohne den Einsatz von 100 % geht nichts mehr. Also müssen auch die Cityguides 100% erfüllen. Diese Reiseführerreihe für städtische Stippvisiten hat eigentlich nur einen Haken und der ist den Machern auch bewusst. Die guten lokalen Adressen ändern sich ständig und die angesagten Orte wechseln. Dem kann man nur gerecht werden, wenn auch die Autoren der Reiseführer vor Ort leben, die Szene beobachten und die Veränderungen sofort an den Verlag weitereichen. Spätestens alle 2 Jahre wird eine Neuauflage der Stadtführer produziert. Das ist ein durchaus ambitioniertes, sowie zeit- und geldaufwendiges Unterfangen.
Die Programmplanung liegt in den Händen von Verleger René Bego. Er sucht die Destinationen aus, die touristischen Metropolen, exotischen Orte oder bisher noch unpopulären Ziele, vergleicht die Verkaufszahlen der Konkurrenten und die Flugpreise der Billigairlines. Das Redaktionsteam findet die Autoren und Fotografen vor Ort, koordiniert ihre Arbeit und Ergebnisse. Die Autoren erzählen gerne von ihren ganz persönlichen Lieblingsplätzen oder entdecken neue für die Leser. Zusammen mit den Fotografen laufen sie die Spaziergänge mehrmals ab, überprüfen die Adressen und richtigen Abzweigungen. Für die Fotografen sind die bunten Strassenszenen oder unerwartete Details bei Innen- und Aussenaufnahmen eine reizvolle Aufgabe. Das Lektorat bewältigt dann den aufwändigsten Teil des Ganzen, die Nachrecherche. Alle Adressen und sonstigen Angaben werden noch einmal geprüft. Die Arbeit aller Beteiligten, der Übersetzer und Korrektoren, der Grafiker und Lektoren, Autoren und Fotografen muss stimmen. Halt eben 100%!
René Bego ergänzt, dass die Stadtspaziergänge keinen Shopping-Guide haben, aber dafür kleine spezielle Designlabel, die in und von der Stadt geprägt wurden. Spaziergang als Erlebniskonzept! 100% klingt gut! Das gilt auch für die Texte. Die Leute lesen nicht mehr viel. Also: 100% kurze Texte. Gleichberechtigt stehen jeweils nur 4-5 Sätze vom ehrwürdigen Museum bis zum hippen Shop. Ohne Bildungsdrang! Aber nicht ohne Anspruch! Die Route der Spaziergänge ist für ein mittleres Portemonnaie ausgelegt. Mehrwert der App: U- und S-Bahnpläne, interaktive Stadtpläne, Sprachguide, Tipps sind leicht in der Nähe auszumachen. Bilder, Texte und Karten sind offline zu nutzen, also fallen keine Roaming-Gebühren an. Mit solchen Zusatzfunktionen ist der Guide der ideale Begleiter! Und nicht zuletzt passt er in jede Jackentasche.
Städtereisen nehmen zu, so wie das Sprachvermögen, die billigen Flüge und billigen Hotels und die vielen Singles. „Wir sind die Marco Polo Guides von heute!“, sagt René Bego, mit der Zielgruppe zwischen 25 und 45, aber auch für alle Junggebliebenen im Kopf“.
Die Zahlen sprechen für sich. Kati Sprung weist noch mal darauf hin: „Mit 12 Zielen ist der Verlag 2012 ins Rennen gegangen, jetzt sind es 27 Destinationen“. Die Pressereferentin ist stolz auf die kleine Reihe 100% Sprachguides inkl. App, die im Sommer 2013 hinzugekommen ist und 100 % Travelguides inkl. App im Frühjahr 2014. So viel sei verraten, im Herbst 2014 folgt 100% Zürich. Natürlich steht das Programm für den Herbst schon. www.100travel.de
Der Vertrieb von mo media läuft über Travel House Media. An der Stelle mischt sich die Hausherrin Regine Kiepert ein. „Es ist ein hartes Geschäft, Bücher in die Buchhandlungen zu bringen. Es braucht bei der Fülle an Angeboten besonders gute Verkaufsargumente.“ Ihr hat die Präsentation von mo media vor den CTOUR-Journalisten, sowie die genaue Nachfragen nach Produktion, Markt und Zahlen aus der Profirunde gut gefallen.
Am Schluss verrät René Bego noch, wie der Name des Verlages zu deuten wäre. Ganz einfach: „mo media“ heisst eigentlich more media. Zu erwarten sind also noch viele neue 100% Cityguides mehr!