Eine Zeitreise durch Deutschland
Von Michael Wenkel
Man denkt, man ist im Wald. Hohe Bäume, üppige Vegetation, es klingt und riecht nach Wald und selbst beim Gehen fühlt es sich an, als liefe man über Waldboden. Willkommen im Jahr 9 n.Chr. und im Teutoburger Wald. Drumherum schleichen Römische Legionäre zur Varusschlacht. Sie ahnen nicht, dass der Cherusker-Fürst Arminius sie in einen Hinterhalt der Germanen lockt und sie bald vernichtend geschlagen werden. Anders als die Besucher des „Deutschlandmuseums“ in Berlin.
Sie können an geschickt in die Szenerie eingefügten interaktiven Terminals ihr Geschichtswissen aufbessern. So ganz nebenbei erfahren sie im „Teutoburger Wald“ am Leipziger Platz 7 in Berlin dann auch, dass Arminius Ehefrau Tusnelda hieß. Wegen ihrer negativen Darstellung in den Geschichtsbüchern wird die Kurzform von Tusnelda, also „Tussi“ bis heute gern für Ich-bezogene oberflächliche Frauen verwendet.
Und so geht es weiter auf den 1400 qm deutscher Geschichte. Im Hochmittelalter fühlen sich die Museumsgäste in der Blütezeit des Rittertums, des Burgenbaus und des Minnegesangs. Und so kann man sich in einer Kemenate des verblüffend echt gestalteten Burginneren auch gleich als Komponist und Texter von Minnegesängen betätigen.
Eine wichtige Aufgabe, schließlich zogen die Sänger Anfang des 13. Jahrhunderts von Burg zu Burg und wollten so eine in ganz Deutschland verständliche Sprache etablieren.
Wer es weniger kreativ mag, kann aus den Burgfenstern die hart arbeitende „unfreie“ Landbevölkerung beobachten.
Die Umstände für Besucher sind da deutlich komfortabler als die des armen Sünders, der links der Szenerie in einem engen Käfig an der Burgmauer hängt.
Reformation, Aufklärung, Kaiserreich – zu jeder dieser und anderer Epochen ließen sich ähnlich beindruckende Berichte aus den Erlebniswelten des „Deutschlandmuseums“ erzählen.
Zum Beispiel über das beklemmende Gefühl während des 1. Weltkrieges durch Schützengräben und Unterstände an der Front zu laufen, während drum herum die Kugeln pfeifen und Geschosse explodieren.
Eine kontrastreiche Erfahrung ist auch der Gang aus den „Goldenen Zwanzigern“ in eine Berliner Mietswohnung, der im 2. Weltkrieg die Hausfassade weggebombt wurde.
So schauen die Besucher durch ein riesiges Loch aus der 3. Etage auf die Trümmerfrauen herab, während am Himmel alle paar Sekunden ein „Rosinenbomber“ die Szenerie überfliegt.
Es ist ein eindrücklicher und nachhaltiger Museumsbesuch, den man am Leipziger Platz in Berlin genießen kann.
Nach zwei Stunden Zeitreise ist klar, warum das Team um
Sammlungsleiter Florian Schimikowski (im Bild links mit CTOUR-Sprecher Hans-Peter Gaul) renommierte Auszeichnungen wie den THEA Award – das ist ein Preis der amerikanischen Unterhaltungsindustrie für besondere Leistungen bei Entwicklung, Konzeption und Ausführung in der Freizeitbranche –
den Titel „Europe`s Leading New Tourist Attraction“ bei den World Travel Awards und den 7. Platz im Top-100 Ranking der Deutschen Zentrale für Tourismus erhalten hat.
BILDERGALERIE
Fotos: Hans-Peter Gaul (8), Peter Thiele (4), Michael Wenkel (3)
CTOUR-Mitglied Manfred Weghenkel hat auf seinem Portal ebenfalls vom Besuch des „Deutschlandmuseums“ berichtet:
http://www.journal-aus-berlin.com/