Die Rhön gehört zu den außergewöhnlichsten Mittelgebirgslandschaften Europas und begeistert durch ihren unverwechselbaren Charakter und die unberührte Natur. Durch das Reservat führt der Weg mit dem orangen „O“ als Markierung. Start und Ziel sind das mondäne Kurbad Bad Kissingen in Franken und das schmucke Bad Salzungen im Werratal. 180 Kilometer führen durch die Länder Hessen, Bayern und Thüringen.
Zum 10-jährigen Geburtstag des „Hochrhöner“ hat die Rhön Tourismus&Service GmbH Landkreis Fulda eingeladen, um ein Stück des bekannten Wanderweges vorzustellen. Begleitet wurden wir von Geerd Müller von der Tourismus GmbH Bayerische Rhön, von Roland Frormann, dem Geschäftsführer der Rhön Tourismus&Service GmbH und seiner Mitarbeiterin Katharina Kappel.
Am 19.5. 2016 brachte mich der ICE 279 in guten drei Stunden von Berlin nach Fulda. Dort wartete die Wandercrew der Touristiker auf die Gäste und fuhr uns mit Kleinbussen in die Rhön zum Franziskanerkloster Kreuzberg, dem 1. Haltepunkt unserer Wanderreise.
Dieses Kloster beherbergte uns eine Nacht und versorgte uns mit einem dunklen Klosterbier, das hier mit einer jahrhundertealten Brautradition immer noch gebraut wird und ausgezeichnet schmeckt.
Gegen 15.30 Uhr machten wir uns auf den Weg des Hochrhöners und wanderten etwa drei Stunden (6 km) mit wetterfesten Schuhen ohne spezielle Wanderausrüstung von Langenleiten zum 928 Meter hohen Kreuzberg.
Ich war glücklich, gegen 18 Uhr das letzte ansteigende Wegstück überwunden zu haben, um dann die abendliche Brotzeit in Anspruch nehmen zu können. Die mystische Landschaft hat mich fasziniert, die Wegbeschaffenheit fand ich in Ordnung, jedoch als ungeübter Wanderer kam ich bei den wenigen Anstiegen ganz schön aus der Puste. Aber es war schön und ich freute mich schon auf den nächsten Tag. Zuvor ließen wir uns das leckere Klosterbier weiterhin munden und um 22 Uhr fiel die Zellentür ins Schloss und schaffte gute Voraussetzungen für einen tiefen und gesunden Schlaf. Nach einem kräftigen Frühstück begann der 2. Tag unserer Wandertour und wir fuhren bis zur Schornhecke, um von dort nach ca. 9 Kilometern die Wasserkuppe zu erreichen.
Übrigens wurde der „Hochrhöner“ vom deutschen Wanderinstitut 2010 zum schönsten Weitwanderweg Deutschlands gekürt. Dieser Premiumweg ist ein Aushängeschild für die gesamte Region und die unbewaldeten Höhen mit weiten Ausblicken machen den „Hochrhöner“ zu einem beliebten Ziel für Wanderer aus aller Welt. Die Beschaffenheit des Weges wird dennoch ständig verbessert zum Beispiel durch Schutzhütten oder Panoramaliegen an guten Aussichtspunkten.
Bis zur Wasserkuppe überquerten wir die Rhöner Kuppen mit ihren grandiosen Panoramaaussichten, den urwüchsigen Landschaftsformen mit Basaltkegeln, Bachläufen, Wäldern, Bergwiesen und Mooren. Am Nabu-Haus im Roten Moor erwartete uns Julia Djabalameli, um uns durch den Moorlehrpfad zu führen und Interessantes über das Moor und die Torfbildung zu erzählen.
Das Rote Moor liegt innerhalb des Biosphärenreservates Rhön. Es ist nach dem in der Bayerischen Rhön liegenden Schwarzen Moor mit 50 Hektar das zweitgrößte Hochmoor in der Hohen Rhön. Das Schwarze Moor liegt am nordöstlichsten Ende der Hohen Rhön und steht ebenfalls unter Naturschutz. Von dem neuen Aussichtsturm schaut man über die bizarre Moorlandschaft mit den dunklen Gewässern und den alten Karpatenbirken. 175 Jahre lang, von 1809 bis 1984 wurde Torf abgebaut. In dem Hochmoor lebt auch das Birkhuhn, durch die Trockenlegung der Moorflächen wird die Anzahl der Tiere allerdings immer geringer.
Was man sonst noch im „Hochrhöner“ findet, sind alte Basaltformationen wie Fuchsstein und Katzenstein. Die Wasserkuppe ist mit 950 Metern die höchste Erhebung in der Rhön. Hier sprudelt auch die Quelle der Fulda, die sich später mit der Werra zur Weser vereinigt. Auf der Wasserkuppe kann man wandern, Mountainbike-Touren unternehmen, klettern, die 360 Grad Aussichtsplattform am Radom besuchen, paragliden, Segelfliegen, Modellflugzeuge starten oder mit einem Motorsegelflugzeug in die Lüfte gehen. Meine beiden Kollegen und ich hatten das Glück, 20 Minuten mit einem 180 PS Motorsegler über die Wasserkuppe zu fliegen.
Pilotin Lisa machte uns in 1300 Metern auf die herrliche Landschaft aufmerksam und flog mit uns über das Fliegerdenkmal und die Ebersburg-Ruine. Von oben konnte man auch sehr gut die weißen Schafe mit dem schwarzen Kopf erkennen, die hauptsächlich zur Beweidung eingesetzt und als Fleischschaf verwendet werden. Dieses Rhönschaf gehört zu den ganz alten deutschen Schafrassen, die es schon seit dem 16. Jahrhundert auf der Rhön gibt.
Nach einer mittäglichen Stärkung folgte die nächste 5 km – Etappe zur Enzianhütte mit einer reichhaltigen Kaffeepause. Bevor aber der Kaffee mundete, gab`s noch einmal riesigen Spaß auf der kurvenreichen Sommerrodelbahn.
Das Abendhighlight war dann der Hüttenabend auf der 670 m hohen Gläserberghütte, wo ein liebevoll zubereitetes Abendessen mit einheimischen Produkten auf uns wartete.
Für die musikalische Umrahmung sorgte Rhön-Peter mit Volksliedern auf seinem Akkordeon.
Während die Betreiber für den lukullischen Genuss sorgten, brachte uns „Sternendeuter Wolfgang Fiedler“ interessante Informationen zu den Sternenbildern am Himmel und der Video-Leinwand. Weiterhin gab er eine kurze Einführung in den Sternenpark Rhön, in dem sich alle teilnehmenden Dörfer verpflichtet haben, das Licht nachts zu dimmen, um Strom zu sparen und besser beobachten zu können.
Regina Filler vom Rhönforum erläuterte uns später Wissenswertes zu den Kelten. Die keltische Kultur in der Rhön hat etwa 600 Jahre vor der Zeitrechnung viele Spuren hinterlassen. Eine „Rhöner Keltenroute“ im Thüringer Teil der Rhön verbindet Wander- und Ausflugsangebote. Mit dem Projekt „Keltenwelt Rhön“ wollen die Verantwortlichen Zeugnisse der Bronze- und Eisenzeit vorstellen und Erlebnisse „keltischer Art“ vermitteln.
Den Ausklang des Abends fanden wir in der Übernachtung des Landhotels „Zur Grünen Kutte“ im thüringischen Bernshausen, wo wir vor Erschöpfung schnell einschliefen und einen entspannten Schlaf fanden.
Das Landhotel „Zur Grünen Kutte“ befindet sich seit 1864 in Familienbesitz und bietet Gemütlichkeit und echte Rhöner Gastlichkeit im Biosphärenreservat Rhön, dem „Land der offenen Fernen“ mit einzigartigen Aussichten für unbeschwerte Urlaubstage.
Am Samstag ging der 5 km Wanderweg nach einem rustikalen Frühstück von Wiesenthal los und wir starteten mit dem Wanderführer Robert Trautwein und Anja Schuchert (Rhönforum) unseren Erlebnisweg in den Rhönpaulus-Wald hinauf zum Naturschutzgebiet „Ibengarten“ (Eibengarten). Diesen alten Eiben galt jetzt unsere Aufmerksamkeit und natürlich dem „Rhönpaulusweg“, wo uns Robert Trautwein mit der Legende des Rhönräubers vertraut machte und uns auf seltene Wiesenblumen und Orchideen hinwies.
Rhönpaulus, mit bürgerlichem Namen Johann Heinrich Paul, wurde 1736 in Weilar als uneheliches Kind geboren. Seine Mutter verstarb 1741 und er wuchs im Kohlbachshof auf, wo er als Knecht arbeitete. 1759 ließ er sich für die preußische Armee anwerben und durchlebte auf dem Schlachtfeld und im Lazarett den „Siebenjährigen Krieg“. Nach dem Krieg fand er keine Arbeit und trieb sich folgedessen als Wegelagerer und Schmuggler in dem Gebiet zwischen Wiesenthal und Tann umher.
Die thüringische Rhön, sowie die Region um Fladungen und Tann ist die Heimat des Mannes gewesen, den man „Paulus, den Rhön Räuber“ nannte und der später als „Robin Hood der Rhön“ bekannt wurde. Er war Räuber, Vagabund, Schmuggler und beging kleinere Diebstähle bei wohlhabenden Bauern, jedoch nicht um sich zu bereichern, sondern um das an die Bedürftigen zu verteilen. Letztendlich wurde er 1780 in einem Geheimprozess verurteilt und zur Hinrichtungsstätte auf den Neuberg bei Glattbach gebracht, wo er am Galgen hingerichtet wurde. Der legendäre Räuber steht jetzt als Holzfigur in Glattbach auf dem Dorfplatz.
Dort beendeten wir auch unsere Wanderung, fuhren zu einem Mittagsimbiss zum Landhotel „Zur Grünen Kutte“ zurück und beschlossen unsere Mission auf dem Hauptbahnhof Fulda, wo wir alle gen Heimat fuhren.
Weitere Fotos zu dem Beitrag finden Sie hier:
Fotos:
Matthias Dikert, Peter Marquardt