Der Bus fährt im Norden Argentiniens zu den Wasserfällen von Iguacu, den größten, schönsten und berühmtesten Südamerikas. Vielleicht sind es sogar die schönsten in die Tiefe stürzenden Wassermassen der Welt. Die Piste führt durch einen Tropenwald. „Seht ihr dahinten im Westen die grünen Hügel? Das ist Paraguay nur etwa drei Kilometer Luftlinie entfernt.“ Das war schon alles aus dem Munde des argentinischen Busfahrers über Paraguay. Es ist eines der drei Länder, das an den Wasserfällen Iguacu inmitten Südamerikas liegt; zwar etwas nur, aber immerhin. Daran erinnert sich der Autor als er Paraguay – die Präsentation der Tourismusmacher dieses Binnenlandes Südamerikas – auf der ITB 2016 besucht.
Auf der ITB 2016 bekommt das Land ein schönes Gesicht und viele farbige Bilder. Ein schönes Bild: Zwei Botschafter des südamerikanischen Landes sind gekommen – der diplomatische Botschafter in Deutschland Fernando Ojeda sitzt vor zwei Botschaftern der Kunst seines Landes, vor einem Tanzpaar in farbiger Kleidung der indigenen Guarani. Der Kleiderstoff der indigenen Frauen des Landes ist fein gewirkt – ähnlich wie geklöppelte Spitze.
Der Diplomat hat neben Guarani, der indigenen Sprache, die zur Amtssprache wurde, und Spanisch auch innerhalb eines Jahres Deutsch gelernt. Mit einem Lächeln präsentiert der jung wirkende Mann seine Sprachkunst. Jung ist die Bevölkerung von Paraguay. 70 % der Einwohner sind jünger als 35 Jahre. Relativ jung ist aber auch der Tourismus mit Gästen aus Europa.
Zwischen Argentinien, Bolivien und Brasilien gelegen ist Paraguay in der Mitte Südamerikas – das ‚grüne Herz‘ des Kontinents mit den vielen Farben – doch für die meisten Deutschen wohl (noch) ein weißer Fleck. Tourismusministerin Marcela Bacigalupa, Generalmanagerin von Discover South America, Vanessa Torres, und die Arbeitsgemeinschaft Lateinamerika, bringen Farbe auf den weißen Fleck. „Bisher kommen die meisten Touristen von den Rundreisen durch Brasilien und Argentinien zu uns und bleiben nur ein, zwei Tage. Wir möchten gern, dass unsere Gäste länger bleiben. Denn wir haben viel zu bieten und gute Voraussetzungen für den Empfang von Gästen mit unterschiedlichen Interessen. Die Besucher finden bei uns ursprüngliches Südamerika“, so die Ministerin und erläutert den touristischen Weg: „Wir laufen den Marketingstrategien von Mitbewerbern nicht hinterher, sondern suchen Nischen. Wir stellen fest, dass es in Europa und weltweit ein starkes Interesse an Natur und Landschaft gibt. Wir können diese Wünsche erfüllen, denn Paraguay hat viel unberührte Natur und unterschiedliche Landschaften.“ Die Tourismusmacher entwickelten Bausteine für Interessenstrukturen wie Natur, Gastronomie mit regionalen Spezialitäten, Geschichte, Abenteuer und Aktivitäten.
Vorrangig – wie kann es anders sein – wird Natur und Tierbeobachtung angeboten. „Zwar haben wir nicht die großen Tiere Afrikas. Aber wir sind einer der besten Plätze für Tierbeobachtungen in Lateinamerika. Für Tierbeobachtungen sind wir ein Paradies“, schwärmt der eingeflogene Naturreservat-Rancher Carlos in seiner zünftigen khakifarbenen Berufsbekleidung.
Ein weiteres Bild, ein Symbol und ein Mythos der Ureinwohner Lateinamerikas: ein Jaguar. Die reinliche Großkatze leckt gerade ihren Vorderfuß. „Wir haben die größte Jaguar-Gruppe von ganz Südamerika. Das sind ‚unsere Löwen‘. Und nicht nur das: Puma, Wildkatzen, fünf Arten von Hirschen, drei Arten von Kaimanen, Tapir, Ameisenbär, Riesen-Gürteltier, Wildschweine, Wasserschweine, dazu mindestens 700 Vogelarten leben bei uns zum Teil in völlig unberührter Natur. Dabei sind die Lieblinge vieler Europäer die Tukane mit dem großen bananenförmigen Schnabel, die Aras, die zu den Papageien gehören, oder der Nacktkehl-Glockenvogel mit dem lauten, markanten Lockruf ähnlich einer Glocke. Er ist unser Nationalvogel.“, erklärt der Rancher.
Ein weiteres Bild für die Präsentation der Strategie: eine Hängebrücke über einen stürzenden Dschungelbach weist den Weg zur exotischen Natur mit Abenteuer sowie damit verbundenen Aktivitäten. Es kann gepaddelt, getaucht, Höhlen erkundet, gewandert oder geangelt werden. Auf einem Nebenfluss des Paranás paddelt ein Pärchen durch den dichten Tropen-Dschungel. Ein mehr als ein Meter langer Wels lässt Angler strahlen. „Bewegung in der Natur ist ein wichtiger Ferienwunsch geworden“, sagt die Ministerin, die nicht im Präsidium sitzt, sondern sich während ihrer Präsentation wie ein Guide durch die zuhörenden Journalisten bewegt.
Angeboten werden auch thematische Touren um bekannte spezielle Produkte des Landes kennenzulernen. Da wäre der Mate-Strauch, ein Tee, der die Höhe der Berge leichter ertragen lässt, aufmuntert und gut schmeckt. Seine botanische Bezeichnung ‚Ilex paraguariensis‘ verweist schon auf die ursprüngliche Herkunft Paraguay. Getrunken wird er allerdings in allen Teilen Südamerikas und zunehmend auch in Deutschland. Zudem können Touristen eine Route des Zuckerrohrs buchen. „Zuckerrohr schmeckt bei uns anders als in anderen Regionen. Der Saft bereits hat so etwas Aromatisches wie Rum, obwohl er noch nicht gebrannt wurde“, erklärt Vanessa Torres. „Überhaupt hat die Gastronomie in Paraguay ein hohes Niveau. Die einheimischen Spezialitäten der Guarani-Küche werden auch von den ausländischen Gästen sehr geschätzt.“ Außerdem gibt es historische Routen auf den Spuren der ‚geistlichen Eroberer‘ des Landes – der Jesuiten und der Franziskaner.
Die Beherbergung ist breit gefächert vom einfachen Stein-Bungalow bis zum Luxushotel.
Gerade von Naturfreunden werden die Herbergen in den Natur-reservaten gern angenommen. Die Gäste schlafen inmitten in der unberührten Natur.
Amtssprachen sind Spanisch und Guarani, die Sprache der indigenen Bevölkerung. Für Touristen sprechen die Tourismusmacher Englisch und Deutsch. Es gibt in Paraguay übrigens eine große deutsche Minderheit, deren Vorfahren zu verschiedenen Zeiten bis in die Gegenwart und mit sehr unterschiedlichen Motiven eingewandert sind.
Wichtig für Reisende ist die Erreichbarkeit des Ziels. Von Madrid gibt es Direktflüge zur Hauptstadt Asunción. Von Berlin, Frankfurt und anderen deutschen Airports fliegen täglich Maschinen nach Madrid.
Von Asunción fährt man mit dem Auto etwa 20 Minuten und erreicht bereits unberührte Natur – eine Savanne mit hohen Palmen und ein wahres Tierparadies. Oder: man steigt in Asunción ins Flugzeug und erreicht in 30 Minuten die berühmten Wasserfälle Iguacu. Wer preiswerter reisen will nimmt den Bus und erreicht nach fünf bis sechs Stunden dieses Ziel. Das wäre ganz im Sinne des aktuellen Werbeslogans von Paraguay: „Erfahren Sie das Authentische“.
Information:
www.paraguay.travel
www.lateinamerika.org