„Neue Medien“-Chefredakteur Helmuth Graf von Schlieffen von der ITB exklusiv für CTOUR-Report online
Wir kennen ihn eher als Mann der leisen Töne. Der zwar das Kind deutlich beim Namen zu nennen pflegt, dies aber ohne Angriffslust tut, ohne Polemik und ohne verletzen zu wollen. Dabei scheut er sich nicht, auch seine – oftmals andere – Meinung zu politischen Entscheidungen deutlich zu äußern. Obwohl er sich seiner Mentalität entsprechend, mit Kommentaren aus dem politischen Tagesgeschäft heraushält.
Die Rede ist von Willi Verhuven, Gründer, alleiniger Inhaber und Chef des Reiseveranstalters alltours aus Duisburg. Auf seiner traditionellen Pressekonferenz zur ITB im Berliner Kempinski am Ku´damm stand er wie gewohnt freundlich und gelassen den Journalisten Rede und Antwort. Die Gelassenheit kommt nicht von ungefähr, denn alltours geht es blendend. Das seit Jahren bewährte Konzept als familienfreundlicher Reiseveranstalter wird jedes Jahr durch steigende Buchungszahlen bestätigt. Ohne ihren alltours sagen die Leute bekanntermaßen nichts, aber über ihren alltours sagen sie offensichtlich nur Gutes, so seine Bilanz.
Das Griechenlandangebot hat Verhuven für diesen Sommer ausgeweitet und so bleibt Griechenland mit mehr als 260 Hotels das drittgrößte Reiseziel im Sommerprogramm. Als Highlight wurde eine der schönsten griechischen Inseln, Thassos, mit 14 Hotelanlagen neu ins Programm aufgenommen.
Und das, so Willi Verhuven, aus gutem und wichtigen Grund: „alltours hat ein besonderes Verhältnis zu Griechenland. Ich habe die erste Pauschalreise des neu gegründeten Unternehmens im Jahre 1975 nach Mykonos organisiert. Und ich denke, auch aufgrund unseres starken Griechenlandprogramms wurden wir zu einem der größten Reiseveranstalter Europas. Wir verdanken Griechenland insofern viel und ich habe die Menschen dort als grundanständig und sehr zuverlässig auch in geschäftlichen Angelegenheiten und als sehr gastfreundlich erlebt. Es tut mir in der Seele weh, was diesen liebenswerten Menschen derzeit geschieht.“
Diese Betroffenheit geht bei Verhuven so weit, daß er sich entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten nun etwas lauter in das politische Tagesgeschäft einmischt. In einer zweiseitigen Presseerklärung fordert Verhuven sowohl die Bundesregierung, als auch die EU auf, mit entsprechenden Maßnahmen den Griechenland-Tourismus stabilisieren zu helfen. Er fordert zudem gezielte Investitionsanreize etwa für die Modernisierung und den Neubau von Hotels und den Ausbau von notwendiger Infrastruktur. Außerdem erwartet der alltours-Chef, daß sich sowohl die Bundesregierung als auch die EU an einer Imagekampagne für Griechenland finanziell beteiligen. Griechenland benötige letztendlich deutsche Touristen – Deutschland war mit rund 2.3 Mio. Urlaubern jährlich die Nummer 1 – um aus der wirtschaftlichen Misere herauszukommen. Umgekehrt benötigen Deutschland und die EU ein wirtschaftlich wachsendes Griechenland, um die Kredite zurückzubekommen.
„ Es ist ein Trugschluß zu meinen, die Entlassung Zehntausender von Staatsbediensteter würde irgendeine Ersparnis bringen. Diese Menschen werden, wie wir es aus Deutschland kennen, eine Harz-IV-ähnliche Sozialleistung bekommen und bleiben so, zwar geringer entlohnt als vorher, unverändert auf der staatlichen Lohnliste. Wo um Himmelswillen wird da gespart? Diese Menschen brauchen bezahlte, versteuerte Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft!
Investitionen in den griechischen Tourismussektor dagegen schaffen auch Arbeitsplätze in der Landwirtschaft, in weiteren Dienstleistungsbereichen sowie in der Baubranche und können dazu beitragen das gesamte Land zu stabilisieren und zurück auf den Wachstumspfad bringen. Stabilität, Wachstum und sich daraus entwickelnde Zukunftsperspektiven sind genau das, was die Menschen in Griechenland derzeit dringend benötigen,“ so Verhuven im Gespräch auf der ITB in Berlin.
An die deutschen Verbraucher appelliert der alltours-Chef, mehr Vertrauen zu den Griechen zu haben, denn dieses Land verfüge nicht nur über sehenswerte Kulturschätze und wunderschöne Urlaubsgebiete, sondern werde geprägt von sympathischen, fleißigen und überaus gastfreundlichen Menschen, die die jetzige Situation nicht verschuldet hätten.
Fraglos hat der Tourismus in einer Gesamtbetrachtung eine wirtschaftliche Schlüsselstellung. Allein 800.000 der rund fünf Mio. Arbeitnehmer Griechenlands arbeiten unmittelbar im touristischen Bereich und erwirtschaften 18% des Bruttosozialproduktes. Hinzu kommen viele weitere Arbeitsplätze im Dienstleistungsgewerbe, in der Bauindustrie, in Landwirtschaft und Fischerei. Gerade bei den letzten beiden Wirtschaftszweigen darf man nicht vergessen, daß frisches Obst und Gemüse sowie frischer Fisch auch unmittelbar in Töpfen und Pfannen der Touristenhotels landen.
Aus der deutschen Politik war noch keine Stellungnahme zu Verhuvens Forderung zu hören. Die griechische Seite reagierte dagegen sofort. In einem Exklusivinterview äußerte sich der Minister für Kultur und Tourismus, Pavlos Yeroulanos, erfreut über dieses, nach seinen Worten, lobenswerte Engagement eines hohen deutschen Wirtschaftsführers.
„Ich stimme Herrn Verhuven zu, daß die in letzter Zeit zum Teil sehr polemische Diskussion in den Medien unbedingt ein Ende haben muß. Wie wollen wir unser Land als lohnendes Reiseziel in den deutschen Medien darstellen, wenn auf den Titelseiten nur negatives über unser Land in Wort und Bild ausgebreitet wird. Das muß unbedingt aufhören und deshalb ist es begrüßenswert, daß der alltours-Chef nun Pressereisen organisiert, damit sich Reisejournalisten vor Ort ein Bild machen können von der Situation im Lande.
Es ist ebenso richtig, daß unser wichtiges wirtschaftliches Standbein Tourismus wieder gestärkt werden muß, denn die Menschen hier brauchen bezahlte Arbeit, um aus dieser Misere herauszukommen.
Wir wünschen uns in Griechenland sehr, daß sich die Menschen in Deutschland wieder zurückbesinnen auf die schönen Tage, die sie in Griechenland bei herzlicher Gastfreundschaft schon verbracht haben. Wo sie so dicht beieinander Geschichte, Tradition und Kultur, eingebettet in wunderschöner Natur – einmalig in der Welt – erleben können. Die Menschen hier, das kann ich Ihnen versichern, freuen sich herzlich auf Ihren Besuch, auf Freunde aus Deutschland. Seien Sie willkommen.“
Fotos: Neue Medien