CTOUR vor Ort: Ägypten im Umbruch – Impressionen aus dem Reiseland am Nil

Symbolischer Neustart im Luxor-Tempel (Teil 1)

Was im Mai mit dem Workshop „Krisenmanagement & Medienpartnerschaft“ in der ägyptischen Botschaft Berlin begonnen hatte, fand am 28. September 2013 im Luxor-Tempel seine erfolgreiche Fortsetzung. Auf Einladung des ägyptischen Botschafters in Deutschland und des Fremdenverkehrsamts Ägyptens hatten sich über 50 deutsche Reiseveranstalter, Touristiker, in Kairo akkreditierte Korrespondenten, Vertreter von Verbänden und Reisejournalisten, darunter etliche CTOURisten, im festlich erleuchteten Luxor-Tempel gemeinsam mit führenden Touristikern Ägyptens zum Meeting „Krisenmanagement & Zukunftchancen“ versammelt.

Der berühmte Luxor-Tempel bei Nacht
Der berühmte Luxor-Tempel bei Nacht

Wie u. a. Tourisminister Hisham Zaazou in seiner Rede betonte markiert das abendliche Treffen in einer der weltweit schönsten Touriusmusstädte den symbolischen Neustart des Ägypten-Tourismus in Krisenzeiten. Neben dem Botschafter der Arabischen Republik Ägypten in Deutschland SE Dr. Mohamed Higazy (er begleitete die deutsche Abordnung persönlich) hatte u. a. auch der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, SE Dr. Michael Bock im Luxor-Tempel das Wort ergriffen und dem Ägypten-Tourismus eine gute Zukunft gewünscht. In seinen Grußworten konnte unser Vorstandssprecher Hans-Peter Gaul darauf verweisen, daß Ende September nunmehr alle wichtigen deutschen Reiseveranstalter Ägypten (das Land gehört zu den zehn wichtigsten Reisedestinationen deutscher Urlauber) wieder in ihre Programme aufgenommen haben. FTI-Chef Dietmar Gunz und TUI-Nordafrika-Manager Thorsten Kuehne machten dazu konkrete Ausführungen. Frank Grafenstein, Geschäftsführer der renommierten Berliner Freizeit- und Tourismuswerbung GmbH, hatte nochmals die wichtigsten Ergebnisse des Mai-Workshops in der Ägyptischen Botschaft zusammengefaßt und u. a. Vorschläge für ein Nilkreuzfahrten-Magazin sowie aktuelle Blogs vorgestellt.
Der emotional berührende Abend im Luxor-Tempel fand mit Vorführungen ägyptischer Sänger und Tänzer seinen würdigen Abschluss. Mitglieder der deutschen Abordnung starteten dann gemeinsam mit Mohamed Gamal, Geschäftsführer des ägyptischen Fremdenverkehrsamts in Deutschland, zu einer unvergeßlichen Nilkreuzfahrt (siehe dazu auch die folgenden Reisebeiträge aus Luxor und Assuan von CTOURist Ronald Keusch auf dieser Plattform).

Ägypten im Umbruch

Klaus George

Es heißt, Ägypten lernt man am besten auf dem Nil kennen – jahrtausendealte Kultur, bezaubernde Natur,freundliche Menschen. Von der eindrucksvollen, erlebnisreichen Nilkreuzfahrt zwischen Luxor und Assuan zurückgekehrt, kann ich diese millionenfache Erfahrung von Touristen aus aller Welt nur bestätigen.
Doch gegenwärtig, dem Beginn der alljährlichen Hauptsaison, werden Touristen in großer Zahl von Hoteliers,Schiffseignern und Dienstleistern aller Art noch schmerzlich vermisst. Leerstehende Hotels und angebundene Kreuzfahrtschiffe entlang der Schifffahrtsroute von Luxor nach Assuan sind nicht zu übersehen.
Die Ursachen der Krise sind weithin bekannt: Ägypten befindet sich seit dem Sturz von Ex-Präsident Mubarak im Januar 2011 in einer Umbruchphase, die seither immer wieder, wie jüngst in Kairo und im Nildelta,zu Demonstrationen und gewaltsamen Auseinandersetzungen führt. Anlaß für die ägyptische Regierung unter Armeechef al-Sisi, den im August verhängten Ausnahmezustand weiterhin bis Mitte November zu verlängern. Vor diesem Hintergrund raten Deutschland, Österreich und die Schweiz nach wie vor von Reisen ins Niltal südlich von Kairo und nördlich von Luxor sowie von Landausflügen nach Luxor und Assuan ab.

Folklore im historischen Ambiente
Folklore im historischen Ambiente

„Die Reisewarnungen sind Gift für Ägypten und eine Quelle der Kümmernis“, beklagt seit Wochen Tourismusminister Hisham Zaazou.Sie treffen das nach Südafrika am stärksten industrialisierte Land Afrikas bei galoppierender Inflation von 13 Prozent, einer Arbeitslosenrate von 18 Prozent, gedrosselter Produktion und einer drohenden Staatspleite, die bisher nur mit Hilfe von Finanzspritzen Saudi Arabiens und der Golfstaaten in Höhe von neun Milliarden Dollar verhindert werden konnte.
Für die Militärs, die unter Führung von Armeegeneral al-Sisi Präsident Mursi stürzten und am 3. Juli die Macht im Lande wieder übernommen haben, hat die Stabilisierung der Wirtschaft, deren wichtigster Wirtschaftszweig der Tourismus ist, oberste Priorität. Der Tourismus erwirtschaftete bis zum Sturz Mubaraks jährlich 11 Prozent des ägyptischen Bruttoinlandproduktes und verschaffte 12 Prozent der
berufstätigen Bevölkerung ein gesichertes Einkommen. Die Schuld, dass diese starke Stütze der ägyptischen Wirtschaft vorübergehend so eingebrochen ist, lastet ein Großteil der Bevölkerung den Islamisten an und unterstützt deshalb mehrheitlich den harten Kurs der Armee gegen die Muslimbrüder Mursis.


Ägypten, ein ganzjähriges Reiseziel, zählte vor dem Sturz Mubaraks im Jahr 2010 noch 14,7 Millionen Touristen. Allein aus Deutschland, hinter Rußland und vor Großbritannien der wichtigste Kunde, machten 1,16 Millionen deutsche Urlauber am Roten Meer Ferien oder besuchten die Tempelstätten zwischen Luxor und Assuan. Von diesen Buchungszahlen sind selbst die Resorts am Roten Meer gegenwärtig weit entfernt, obwohl sie vom politischen Chaos in Kairo und Oberägypten weitestgehend verschont geblieben sind. Auch Tarek Saad, Gouverneur von Luxor, sieht gegenwärtig für Leib und Leben von Nilkreuzfahrt-Touristen keine Gefahr.“Die Deutschen müssen kommen“,bittet der Gouverneur,“und sich selbst überzeugen,dass es hier völlig sicher ist. Die Bilder in den Medien betreffen Kairo und Alexandria. Bei uns gab es keine Gewalt, hier ist bisher kein einziger Tourist zu Schaden gekommen.“

Fotos: Wolf-Georg Kirst (4) www.fotac.de, Hans-Peter Gaul