1. bdo-Fernbus-Forum des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer in Berlin mit zukunftsweisenden Ergebnissen
Machte vor einem Jahr in der Branche noch das Wort „Dem Bus fehlt ein sexy Image“ die Runde, so heißt es jetzt „Der Bus ist Zeitgeist!“ Gesagt hat das Christiane Leonhard, die eloquente Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) auf dem erstmals abgehaltenen Fernbus-Forum am 26. November 2013 in Berlin. Mehr als 150 Busunternehmer, Verkehrspolitiker und Partner der mittelständischen Busbranche aus ganz Deutschland waren in das noble Abion-Hotel am Spreeufer in Berlin-Moabit gekommen, um gemeinsam das erste Jahr nach Start der Fernbusliberalisierung zu bilanzieren und die weitere Zukunft auf diesem boomenden, auch touristisch hochinteressanten Verkehrssektor zu beraten.
Am 1. Januar 2013 war bekanntlich ein Gesetz in Kraft getreten, womit das noch aus der Vorkriegszeit stammende, längst überfällige Monopol der deutschen Eisenbahn auf Fernlinienverkehr abgeschafft wurde. Befreit von dieser wettbewerbsverzerrenden Regulierung, gründeten sich – teilweise sogar schon „kreativ“ im Vorfeld – mehrere neue Unternehmen, die Busse auf frisch geschaffenen Fernlinien einsetzten. Neben diesen von jungen innovativen Leuten ins Leben gerufenen Startups schickten sich auch bereits etablierte Busunternehmen an, ihren Kunden nun auch Fernverkehrslinien anzubieten. Diese schossen wie Pilze aus dem Boden, und ein enormer Wettbewerb kam in Gang, der freilich noch lange nicht abgeschlossen ist.
Auf jeden Fall dürfte 2013 als das „Jahr der Fernbus-Offensive“ in die Annalen der Busbranche eingehen. Und ein Imagewandel pro Bus ist unverkennbar. Immer mehr wird gesellschaftlich erkannt und anerkannt, dass der Omnibus hierzulande ein sehr wirtschaftliches, komfortables, sicheres und auch umweltfreundliches Verkehrsmittel mit guten Zukunftschancen ist. Die wachsende Kundschaft reicht von Studenten bis Senioren; viele Fahrgäste sind Busneulinge. Nicht zu vergessen: Gerade die Fernlinienbusse stellen eine preiswerte Alternative zu Pkw, Bahn und Flugzeug dar. Insofern trifft es tatsächlich zu, wenn vom bdo unterstrichen wird, dass der Bus voll im Trend liegt und dem Zeitgeist entspricht.
Belegt wurde die rasante Entwicklung auf dem 1. bdo-Fernbus-Forum durch beeindruckende Zahlen. Wie der Staatssekretär Michael Odenwald im Bundesverkehrsministerium, Michael Odenwald, mitteilte, ist seit Jahresbeginn 2013 die Zahl der Fernbuslinien auf nahezu 200 gestiegen. Der Markt sei heiß umkämpft. Bis Mitte 2014 würde noch mit einem weiteren kräftigen Wachstum der Fernbusangebote gerechnet. Danach dürfte es etwas ruhiger zugehen. Die Busbranche erwarte künftig im Fernverkehr einen Jahresumsatz von bis zu 600 Millionen Euro.
Unterlegt wurde die bisherige überaus positive Gesamtbilanz auch durch einzelne Busunternehmen, die auf der bdo-Konferenz ihre im Kern ähnlichen, aber im Detail auch recht unterschiedlichen Geschäftsmodelle vorstellten. So berichtete Göran Schwind vom Branchenpionier und aktuellen Marktführer MeinFernbus (Berlin), dass bereits 40 Linien zu 132 Zielorten aufgelegt und 2 Millionen Fahrgäste befördert wurden. Die hochwertigen grünen 4/5 Sterne-Fahrzeuge dafür kommen von 47 kooperierenden Buspartnern in ganz Deutschland. Auch Max Pohl von DeinBus.de (Offenbach) – ebenfalls Pionier auf dem innerdeutschen Fernbusmarkt – hob die erfolgreiche Kooperation mit Busunternehmen hervor. DeinBus.de, in Süd- und Westdeutschland tätig, lege großen Wert auf solides, schuldenfreies Wachstum und „Qualität statt billig“. Für Flixbus (München) informierte André Schwämmlein u. a. über ein erstes grenzüberschreitendes Fernbusangebot nach Österreich.
Neben diesen Startup-Firmen präsentierte sich auch der gestandene hauptstädtische Busverbund „Berlin Linien Bus“, der bereits seit 1969 existiert und im alten Westberlin eine Ausnahmegenehmigung für Fernbuslinien durch die DDR nach Westdeutschland hatte. Heute bietet er Linienverkehre zu über 300 Zielorten in ganz Europa an. Ein bekannter „Renner“ des Unternehmens sind die Fernbuslinien zwischen Berlin und Hamburg bzw. Dresden. Geschäftsführer Karsten Schulze (Haru-Reisen) hob zwei Momente hervor: „Sicherheit hat für uns oberste Priorität“ und „Der Wettbewerb kann nicht nur über den Preis geführt werden – das klappt langfristig nicht.“ Gerichtet war dies ganz bestimmt auch als Appell an die jungen Busunternehmer…
Mit besonderer Spannung wurde der erste Auftritt des neuen Anbieters „ADAC Postbus“ (Bonn) vor den Busexperten erwartet, der ja erst seit Anfang November 2013 seine gelben, in Skandinavien gebauten Fernbusse auf Reisen schickt. Manager Michael Svedek bemühte sich, die Bedenken in der mittelständischen Busbranche zu zerstreuen, dass nunmehr auch zwei große potente Konzerne – eben der ADAC und die Deutsche Post – auf dem hart umkämpften Fernbusmarkt in Verdrängungsabsicht mitmischen. „Wir sind keinesfalls die ‚gelbe Gefahr’, sondern wollen den Markt beleben, nicht kaputtmachen.“ Svedek teilt mit, dass „ADAC Postbus“ zunächst 30 erstklassige, mit modernster Technik ausgestattete Fahrzeuge einsetzt, wobei 2014 weitere 30 dieser gelben Fernbusse hinzukommen.
Natürlich kamen auf dem bdo-Forum auch Problempunkte des Fernbus-Booms zur Sprache. So stellte Hilmar von Lojewski, Deutscher Städtetag, sein Statement unter das Motto „Neue Busterminals braucht das Land“. Er zeichnete ein sehr differenziertes Bild von der Situation. Um attraktive Busbahnhöfe mit guter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr müssten sich Busunternehmen und Kommunen gemeinsam kümmern. Auch das Ringen um Barrierefreiheit spielte eine Rolle, wobei mehrere Fahrzeughersteller sich der Frage stellten „Wie sieht der barrierefreie Bus der Zukunft aus?“ Insgesamt zu kurz kamen bei dem Treffen die neuen Chancen des Fernbuslinienverkehrs für die Touristik und den ÖPNV weg. An diesem Thema muss sicher noch intensiver gearbeitet werden.
Infos
www.bdo-online.de