CTOUR-Mitglied Bernd Siegmund schrieb den Text des neuen Bildbandes „Mecklenburg. Himmlisch weit“
Wer baute die ersten Strandkörbe an der Ostseeküste? Wofür steht der „Ossenkopp“ im mecklenburgischen Wappen? Wer erwarb sich Ende des 18. Jh. in Schwerin den Ruf als „Vater der deutschen Schauspielkunst“? Wieso sind die vielen schönen Alleen und Schlösser so typisch für das Land? Solche und ähnlich spannenden Fragen beantwortet Autor Bernd Siegmund in seinem leicht und locker, gleichwohl fundiert geschriebenen Text in dem neuen Bildband „Mecklenburg. Himmlisch weit“, der unlängst im Hinstorff-Verlag Rostock erschienen ist.
Seit sieben Jahren bildet der Journalist und Buchautor Bernd Siegmund (Berlin), Vorstandsmitglied von CTOUR, zusammen mit dem Fotografen Thomas Grundner (Heiligendamm) beim renommierten Hinstorff-Verlag ein erfolgreiches Autorengespann. Im Jahre 2005 kam ihr erstes gemeinsames Buch „Fischland/Darß/Zingst“ heraus, Auftakt einer Bildbandreihe, die hochwertig ausgestattet und zugleich preisgünstig sein soll. Es folgten im gleichen Jahr die Publikationen „Die Altmark“, dann 2006 „Rügen“ und 2011 „Vorpommern. Deutschlands Sonnendeck“. Nach diesem Titel konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis als Pendant dazu auch ein Werk über die andere geschichtsträchtige und vielbesuchte Region des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern erscheinen würde. Dies ist nun im Früjahr 2012 mit dem Bildband „Mecklenburg. Himmlisch weit“ geschehen.
Mecklenburg und Vorpommern sind (nur noch ganz knapp hinter Bayern) das beliebeste Reiseziel in Deutschland. Gerade jetzt, da wieder Heerscharen von Touristen und Urlaubern gen Norden ziehen, um sich an den herrlichen Ostseestränden oder zahlreichen Binnenseen zu erholen, kommt eine solche Publikation sicher zur rechten Zeit heraus. Dabei will und kann dieser gut gemachte und dennoch erschwingliche Bildband selbstverständlich keinen der vielen aktuellen Meck-Pomm-Reiseführer ersetzen, die auflisten, wann der legendäre „Molli“ zwischen Bad Doberan und Heilgendamm dampft oder welches Mittelklassehotels in Waren (Müritz) oder Grevesmühlen empfehlenswert sind.
Nein, der auch mit seinen 70 Jahren überaus fleißige Publizist Siegmund zielt auf historisch-kulturelle Tiefe und bietet seinen Lesern gleichsam den Panoramablick, erhellend und vertiefend, auf einen deutschen Landstrich, den der mecklenburgische Volksdichter Fritz Reuter in seinem Buch „De Urgeschicht von Meckelnborg“ (1874) heimatstolz, doch mit Augenzwinkern als das Paradies schlechthin wähnte. Auch Bernd Siegmund schwelgt noch heute, wenn er schreibt, dass sich bei der Erschaffung Mecklenburgs „der Herrgott besondere Mühe gegeben haben muss“. Nun ja, das wird gerne über so manche Erdregion gesagt. Zudem: Die Zeiten haben sich verändert – und auch auf diesen anhaltenden Wandlungsprozess Mecklenburgs geht Siegmund natürlich ein, wenn er dessen mehr als 1000 Jahre währende Geschichte von den slawischen Urbewohnern bis in unsere gesamtdeutsche Neuzeit anhand „seltsamer und praller Geschichten“ sowie origineller Streifzüge unterhaltsam Revue passieren lässt. Der Autor ist zweifellos ein langjähriger Kenner und Liebhaber Mecklenburgs. Schade nur, dass er vielleicht deshalb an so manchen Stellen nicht etwas kritisch-reflektierender geworden ist, insonderheit hinsichtlich der neueren wirtschaftlich-sozialen und ökologischen Entwicklung dieser Region innerhalb des vereinten Deutschlands.
Wie rasant sich die Szenerie manchmal ändert, wird beim Anschauen der Titelseite des Bildbandes deutlich. Beherrschendes Foto dort ist das 2003 eröffnete weiße Grandhotel von Heiligendamm, bis vor kurzem noch der ganze Stolz, ja eine Art Flaggschiff des Tourismus in Mecklenburg. Im letzten Februar freilich musste sein Besitzer, die Fundus-Gruppe um Anno August Jagdfeld, Insolvenz anmelden. Das konnten die Macher des Buches nicht voraussehen. Sonst wäre das Cover vermutlich anders gestaltet worden. Aber mal sehen…der Hotelbetrieb läuft ja derzeit weiter, und es werden neue Investoren gesucht.
Nach kurzweiliger, mit Witz und Ironie gespickter Schilderung von Land und Leuten (die „Eingeborenen“ würden „Meeeklenburch“ sagen) nimmt Autor Bernd Siegmund den Leser mit auf eine „kleine Rundreise“ durch das Land. Sie beginnt in der Hauptstadt Schwerin und schließt auch andere große Zentren, wie Rostock, Wismar und Neubrandenburg, sowie die früheren Residenzstädte Güstrow, Ludwigslust und Neustrelitz ein. Zudem gibt es prägnante Skizzen über die beliebten Ostseebäder Graal-Müritz, Warnemünde, Heiligendamm, Kühlungsborn, Rerik, die Insel Poel und Boltenhagen. Und schließlich ist ein eigener Abschnitt der weitverzweigten Mecklenburgischen Seenplatte mit dem größten deutschen Binnensee, der Müritz, gewidmet.
Neben dem lesenswerten, kompakten Textteil des Bandes nehmen die Fotos von Thomas Grundner naturgemäß den weitaus größten Platz ein – über 100 Seiten. Es sind vorzugsweise ganzformatige Aufnahmen von brillanter Schärfe und stimmiger Farbgebung. Wohltuend wirkt sich aus, dass der aus Sachsen-Anhalt stammende Fotokünstler Grundner, geboren 1976, seit vielen Jahren an der mecklenburgischen Ostseeküste wohnt und damit Land und Leute bestens kennt. Wichtig auch: Da er rund ums Jahr vor Ort ist, konnte er deshalb Motive aus allen Jahreszeiten beibringen, was insbesondere den in der Regel wunderschönen Landschaftsaufnahmen zugute kommt. Sie bezeugen optisch, was der Untertitel des im Übrigen vorzüglich gedruckten Bildbandes verspricht: himmlische Weite.
Bildband „Mecklenburg. Himmlisch weit“, Hinstorff Verlag GmbH, Rostock, 1. Auflage 2012, 128 Seiten, 29,99 Euro
Foto: CTOUR / Manfred Weghenkel