Von Ingo Paszkowsky
Seit Jahren ist unsere Reisejournalisten-Vereinigung CTOUR mit Prof. Dr. Tomas Jelinek, Leiter des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin (BCRT), in Kontakt. So konnten sich dieser Tage CTOURisten bei dem renommierten Reisemediziner und Tropenexperten aus erster Hand über aktuelle Themen zur Weltseuchenlage informieren.
Was sind die tödlichsten Tiere in der Welt? Haie? Löwen? Schlangen? Stimmt, die drei genannten finden sich im TOP10-Ranking der für den Menschen tödlichsten Killer. Wer hätte das gedacht: angeführt wird die Rangliste allerdings von einem sehr kleinen Lebewesen, der Mücke.
Hauptgegner bei der Seuchenbekämpfung sind tatsächlich die Mücken, bestätigt Prof. Dr. Tomas Jelinek. Diese kleinen Plagegeister mit ihrem charakteristischen Sirren hinterlassen in unseren Breiten nach ungebetenem Besuch auf der Haut meist nur unangenehme Quaddeln. In anderen Regionen können die Krankheitsüberträger Menschen auch mit schweren und tödlichen Krankheiten infizieren. Die meisten Todesfälle weltweit gibt es bei einer Malaria-Infektion. Jährlich sterben über 600.000 Menschen an der Krankheit, die von der Anopheles-Stechmücke übertragen wird.
Viele Reisende würden fälschlicherweise das Risiko einer Malaria-Infektion am Vorkommen von Moskitos abschätzen, berichtet Prof. Jelinek.
„Im Gegensatz zu vielen einheimischen Mücken fliegen Anopheles-Moskitos jedoch kaum hörbar. Ihr Stich ruft keine oder nur eine minimale Reaktion hervor. Somit wird die Gefahr einer Übertragung häufig unterschätzt“,
erklärt der Reisemediziner weiter.
Die Globalisierung – der damit verbundene weltweite Warentransport – und das Reisen rund um den Globus begünstigen die Ausbreitung von Mückenarten. Sie reisen auf Containerschiffen oder im Gepäck mit. Viel im Gespräch ist derzeit die Asiatische Tigermücke (Aedes). Sie ist an ihrer schwarzen Farbe und den auffälligen weißen Sprenkeln an den Beinen gut zu erkennen. Ursprünglich war sie nur in den süd- und südostasiatischen Tropen bzw. Subtropen beheimatet. Wegen der globalen Erwärmung hat die Tigermücke es mittlerweile bis in unsere Breiten geschafft.
Die Mückenart ist u. a. Verbreiterin des gefährlichen Dengue-Fiebers. Diese Virusinfektion ist in den letzten Jahren weltweit enorm angestiegen. Schätzungen zur Folge infizieren sich jedes Jahr etwa 400 Millionen Menschen mit dem Dengue-Virus. Aber nur eine von vier infizierten Personen erkrankt in der Folge an Denguefieber. In Deutschland werden pro Jahr 600 bis 800 Denguefieber-Erkrankungen bei Reiserückkehrenden gemeldet. Die weibliche Mücke sticht vorwiegend in den frühen Morgenstunden und in den späten Nachmittagsstunden unmittelbar vor Sonnenuntergang. Seit 2023 steht ein Lebendimpfstoff zur Verfügung. Prof. Jelinek:
„Wir haben derzeit in Deutschland sehr viel mehr Fälle,
als es je gab.“
So wurden dem Robert Koch-Institut allein bis Mitte April 2024 bereits fast 600 Infektionen gemeldet. Bisher infiziert sich dieser Personenkreis auf einer Auslandsreise in südlichen Gefilden. Wenn sich die Tigermücke hier etabliert, und danach sieht es aus, könnten Dengue-Infektionen auch ohne Fernreise möglich werden.
Fazit des Reisemediziners: Konsequenter Insektenschutz ist nicht nur bei jeder Tropenreise unbedingt empfehlenswert, angefangen bei schützender Kleidung über Repellentien bis hin zu Moskitonetzen. Aber auch bei Reisen in Europa ist Vorsicht geboten. Eine rechtzeitige reisemedizinische Beratung kann daher von großem Nutzen sein.
Prof. Dr. med. Tomas Jelinek ist Medizinischer Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin (BCRT), wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reise- und Tropenmedizin Düsseldorf (CRM), Lehrbeauftragter der Universität zu Köln (Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene), Consulting Expert der WHO und Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie Präsident der Deutschen Fachgesellschaft für Reisemedizin e. V. (DFR).
Über das BCRT:
Das BCRT ist ein privat geführtes Tropeninstitut, das medizinische Beratung vor und nach Reisen anbietet. Die reisemedizinische Beratung soll für den Reisenden möglichst einfach sein, deswegen öffnete BCRT in Zusammenarbeit mit Globetrotter Ausrüstung in deren Läden Reisepraxen. Mit allen zehn Zweigstellen des BCRT betreibt das Tropeninstitut die mit Abstand größte Impfsprechstunde Europas.
www.bcrt.de
Fotos: Frank Pfuhl, BCRT