Inselhüpfen statt üblicher Touristenpfade garantiert jede Menge Unbekanntes und Geheimnisvolles vor der Haustür
Wer nach Dänemark reist, tut dies meist auf den üblichen Routen: Ziele sind natürlich Kopenhagen, aber auch die Inseln Bornholm, Mön oder an die Strände Jütlands. Doch Dänemark bietet viel mehr, noch dazudirekt vor der deutschen Haustür. Die kleine Insel Langeland ist so ein Beispiel.
Mit der Reederei Faergen (dänisches Wort für „Fähren“) kann man bequem von Insel zu Insel hüpfen. Das Unternehmen fährt von Sassnitz nach Bornholm, aber ebenso auf die kleinen Inseln Fanö, Samsö, Langeland und nach Fünen. Für deutsche Urlauber ist die Route Sassnitz–Bornholm am attraktivsten. Noch bis Ende Oktober ist man in dreieinhalb Stunden in Rönne, der Inselhauptstadt. Doch wer den Mut zu Neuem hat, der entdeckt mit Faergen ganz andere dänische Gefilde: zum Beispiel die Insel Langeland.
Zunächst geht es über die Vogelfluglinie von Puttgarden nach Rodby. Dann sind es nur zirka 50 Straßenkilometer bis zum Fähranleger in Tårs. Hier wartet schon Faergen, die stündlich nach Spodsbjerg auf Langeland verkehren. Die Überfahrt dauert 45 Minuten, es gibt Stundentakt. Seit kurzem bedienen zwei neue sogenannte Doppelendfähren („Lolland“, „Langeland“) die Strecke. Sie bieten 600 Passagieren und 122 Fahrzeugen Platz. Wegen des großen Fassungsvermögens ist eine Vorreservierung nicht nötig. Deutsche Kennzeichen sieht man hier deutlich weniger als auf den Haupturlauberrouten. Dafür erlebt man mit Langeland ein ursprüngliches Stück Dänemark, dass noch keinen Massentourismus kennt.
Zum Beispiel die Schlossstadt Tranekaer: Die erstreckt sich zwischen Kirche und Schloss. Beide markante Turmspitzen zeigen in schönster Weise das Abhängigkeitsverhältnis, das früher zwischen Obrigkeit und Klerus bestand. Schlossmühle, kleine Höfe, Arbeiterhäuser, ein Mini-Zoo und ein großer für den Anbau von Obst und Gemüse genutzter Garten ergänzen die Schlossstadt. Hotel und Restaurant gibt es ebenso, regelmäßig finden Bauernmärkte statt.
Von Tranekaer aus sind es nur drei Kilometer zu beiden Küsten. Wer also sechs Kilometer wandert, sieht morgens an der Ostküste Langelands die Sonne über Lolland auf- und abends an der Westküste Langelands über Fünen wieder untergehen.
Tierliebhaber besuchen auf Langeland die „wilden Pferde“. Ohne menschliche Einmischung leben hier etwa 70 Wildpferde der Rasse Exmoor Pony. Und das sehr gut, wie zahlreiche Nachkommen beweisen! Die Pferde sind das ganze Jahr über draußen und fressen, was sie finden. Selten greift der Mensch ein: Er füttert nur zu, wenn im Winter Eis und Schnee keine Nahrungssuche ermöglichen. Das Gebiet ist natürlich eingezäunt, aber jederzeit begehbar.
Wer mit Faergen auf die Nachbarinsel Fünen reist, kann das über Langeland tun und dann eine feste Brückenverbindung nehmen. Oder er nutzt die Fähre von Fynshav (Anreise über Flensburg) nach Bøjden. Auch hier dauert die Überfahrt nur 45 Minuten, auch hier besteht Stundentakt.
Fünen ist größer als Langeland und hat „richtige“ Städte: Svendborg, Middelfart, vor allem aber die Inselhauptstadt Odense. Die hat immerhin 170.000 Einwohner (und ist damit in Dänemark schon eine Großstadt) und rühmt sich zu Recht ihres großen Dichters Hans Christian Andersen. Der Märchen- und Geschichtenerzähler, dessen Werke weltweit in über 100 Sprache übersetzt sind, wurde hier 1805 geboren. Ein eigenes Museum ist um sein Geburtshaus herum gebaut und bezieht es mit in die Ausstellungsfläche ein. Odense besitzt ebenso ein sehr attraktives Eisenbahn-Museum, das nicht nur „Pufferküssern“, sondern auch auf Familien mit Kindern durch jede Menge Aktivitäten viel zu bieten hat. Allerdings: Auch dafür benötigt man gut und gerne einen halben Tag.
Das ist längst nicht alles: Auf Fünen kann man zu Walbeobachtungstouren vom Städtchen Middelfart aus starten (Schweinswale), in Baumwipfeln in zehn Metern Höhe in Hängematten schlafen oder sich wahrhaften kulinarischen Genüssen hingeben. Denn auch die gehobene Küche dürften viele Deutsche noch nicht mit Dänemark verbinden. Sie hat sich, gerade auch auf den Inseln, inzwischen sehr gut entwickelt und lohnt, entdeckt zu werden. Voraussetzung ist natürlich, der Gast verlässt übliche Pfade und ist offen für Neuentdeckungen. Aber das beginnt ja schon bei der Anreise – mit Faergen.