DER HISTORISCHE HAFEN BERLIN IN MALEREI UND GRAFIK 1778-2004

Von Hans-Peter Gaul

Der Historische Hafen Berlin zwischen Mühlendamm-Schleuse und Märkischem Museum gehört zweifellos zu den touristischen Highlights unserer Hauptstadt. Eine Urkunde vom 7. Mai 1298 verbrieft an der Furt der Spree, wo die Schwesterstädte Berlin und Cölln zusammenkamen, bereits einen Hafen. Wasserstraßen waren immer schon wichtige Transportwege. So kamen z. B. Kohle aus der Lausitz und Ziegel aus Brandenburg nach Berlin. Es entstand der Spruch „Berlin wird aus dem Kahn gebaut“. Längst gehört der Historische Hafen zu den wichtigsten Schauplätzen der Industriekultur Berlins, steht für die industrielle Entwicklung der Stadt. Das zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstandene Netz der Märkischen Wasserstraßen ist übrigens das älteste Wasserstraßennetz Deutschlands. Weniger bekannt ist aber, dass der Hafen neben dem Schloss, dem Brandenburger Tor und dem Dom zu den meist gemalten Orten Berlins gehört.

Für den kunstinteressierten Berliner Prof. Dr. Wolfgang Maennig und seine Schwester Barbara (eine promovierte Kunstwissenschaftlerin) ein wichtiger Anlass für ihren im Schweizer Benteli-Verlag erschienenen Band „Der Historische Hafen Berlin in Malerei und Grafik 1778-2004“. Was schon bei einem Besuch des in der ehem. Friedrichsgracht wohnenden Vorsitzenden der Berlin-Brandenburgischen Schifffahrtsgesellschaft Prof. Dr. Wolfgang Maennig in seinen Arbeitsräumen beeindruckt, erfährt im repräsentativen Band noch eine Steigerung: die Vielzahl der gesammelten und beschriebenen Kunstwerke rund um den Historischen Hafen Berlin.

Blick vom Historische Hafen zum Berliner Stadtzentrum. Hier werden Mitglieder der Reisejournalisten-Vereinigung CTOUR Touristik.Forum im Sommer 2022 zu ihrer traditionellen Sommerabendtour durch die Häfen Berlins starten.

Im Rahmen einer Buchvorstellung im Kahn „Renate Angelika“ im Historischen Hafen (es hätte keinen besseren Ort geben können) haben im Juli 2022 beide über ihr Anliegen und die Zusammenstellung ihres in dieser Form einzigartigen Werkes gesprochen.

So heißt es auch in der Einleitung des Bands treffend: „Der Historische Hafen stand und steht für die hafentypischen Stimmungen von Sehnsucht und Fernweh, für Geschäftigkeit und Internationalität. Die Betrachtung der Kunstwerke aus unterschiedlichen Entwicklungsperioden Berlins können aufzeigen welche zentrale Rolle der Historische Hafen für die Berliner Stadtgeschichte spielt“. Barbara und Wolfgang Maennig nehmen den Leser mit den Kunstwerken auf einen spannenden „Spaziergang“ rund um den Historischen Hafen von 1778 bis 2004.

Barbara und Wolfgang Maennig nach ihrer Buchvorstellung auf dem Lastkahn „Renate – Angelika“ im Historischen Hafen

Los geht es mit den von ihnen ausgewählten künstlerischen Ansichten vom Mühlendamm und vom Alt-Berliner Ufer. Es folgen Kunstwerke mit der einstigen Waisenbrücke, der 1822 erbauten Jannowitzbrücke und dem Märkischen Museum. Weiter geht’s entlang der ehemaligen Straße Neu-Cölln (heute Märkisches Ufer) zur Friedrichsgracht sowie zur Inselbrücke mit dem ehem. Inselspeicher und der über 200 Jahre alten Hafen-Kastanie auf der heutigen Fischerinsel bis zum früheren östlichen Ufer von Alt-Cölln.

Die zu jedem Kunstwerk im Straube-Stadtplan von 1910 eingefügten Markierungen erleichtern dem Leser nicht nur die Orientierung, sondern zeigen auch die unterschiedlichen Standorte und Perspektiven der Künstler. Dabei reicht die Auswahl der Kunstwerke von der Federzeichnung eines unbekannten Künstlers „Blick von Waisenbrücke auf Inselbrücke“ (1778) über „Mondschein über der Friedrichsgrachr im alten Berlin“ von Adolph Menzel (1850 – 1860), „Berlin an der Waisenbrücke“ von Richard Schroeter (ca. 1920) bis zum Aquarell „Blick über Mühlendamm und Fischerbrücke auf Alt-Berlin“ von Dieter Haase (2005).

Im Laderaum des 1910 gebauten Kahns „Renate Angelika“ fand die Buchvorstellung statt. Hier kann auch die Ausstellung zum Thema „Berlin ist aus dem Kahn gebaut“ besichtigt werden.

Der zweisprachige Band dokumentiert nicht nur Stadtgeschichte auf unterhaltsame Art, sondern macht neugierig auf eigene Erkundungen rund um den Nucleus von Berlin. Er ist mehr als ein spezieller Reiseführer, der an die Bedeutung der historischen Binnenschifffahrt erinnert, aber auch die Lebensqualität dieses besonderen Stadtquartiers fördern möchte. Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums Berlin, nimmt in seinem Vorwort darauf Bezug:

„Es sind die Verbindungen in und mit der Stadt, die bereichern. Auch deswegen ist die Stiftung Stadtmuseum wie der Historische Hafen Teil des Aktionsbündnisses, das sich für den Neubau einer Waisenbrücke einsetzt.“

Und so heißt es auch in der Einleitung der Autoren: „Die zentrale Bedeutung des Historischen Hafens für die Geschichte der Stadt Berlin und das heutige Zusammenleben ihrer Bürger und Gäste über Werke von Künstlern mehr im Bewusstsein der Stadtgesellschaft zu verankern, ist das Anliegen dieses Buches“.

Prof. Dr. Wolfgang Maennig, Vorsitzender der Berlin-Brandenburgischen Schifffahrtsgesellschaft vor Kunstwerken rund um den Historischen Hafen in seinem Berliner Büro

Benteli-Verlag
ISBN: 978-3-7165-1867-0
120 Seiten mit 60 Abbildungen
Preis: 29,90 €

www.benteli.ch
www.historischer-hafen-berlin.de

Fotos: Hans-Peter Gaul, Buchtitel: Benteli-Verlag