ERFRISCHENDE ALTERNATIVEN ZUR SOMMERHITZE
Von Manfred Weghenkel
Ein neues Schlagwort hat den Tourismus erobert. Der Begriff „Coolcation“ – eine Kombination aus „cool“ (kühl) und „vacation“ (Urlaub) – beschreibt einen aktuellen Reisetrend, bei dem Urlauber gezielt kühlere Reiseziele im Norden aufsuchen, um der zunehmenden Sommerhitze in traditionellen südlichen Urlaubsländern wie Spanien, Portugal, Italien, Kroatien, Türkei oder Griechenland zu entkommen. Dieser Trend gewinnt angesichts des sich verschärfenden Klimawandels und der damit verbundenen extremen Hitzewellen an Bedeutung.
Warum „Coolcation“? Der Sommer 2024 war der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, mit Temperaturen von bis zu 48 °C in Südeuropa. Und der Sommer 2025 scheint diesen Rekord noch zu toppen. Solche extremen Bedingungen führen zu Waldbränden, Wasserknappheit und gesundheitlichen Risiken. Viele Reisende, insbesondere Familien mit kleinen Kindern und ältere Menschen, suchen daher nach Alternativen in gemäßigteren Klimazonen.
Beliebte Ziele

Typische Destinationen für eine Coolcation sind Länder mit milden Sommertemperaturen, oft unter 25 °C.
Dazu zählt natürlich Skandinavien: Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland bieten nicht nur angenehme Temperaturen, sondern auch beeindruckende Naturerlebnisse wie Fjorde, Seen und Wälder.


Ebenfalls beliebt Island und Grönland: Mit Temperaturen um die 13 °C im Sommer sind diese Länder ideal für Reisende, die Abkühlung suchen.
Zudem bieten sie einzigartige Naturphänomene wie Geysire, Gletscher und die Mitternachtssonne. Auch Kanada und die Arktis bieten sich an: Regionen wie Vancouver Island oder arktische Gebiete ziehen zunehmend Touristen an, die kühle Temperaturen und unberührte Natur schätzen. Nicht zu vergessen Schottland und Irland: Mit grünen Landschaften, historischen Stätten und Temperaturen um die 18 °C sind diese Länder gleichfalls beliebte Coolcation-Ziele.
Kühlere Regionen in Deutschland
Auch in Deutschland gibt es Coolcation-Möglichkeiten, etwa auf der Schwäbischen Alb oder in Nordhessen, wo neuerdings für „Coolcation auf Grimm’sche Art“ als Sommerfrische pur geworben wird. Und was wäre nicht die attraktive Nord- und Ostseeküste mit ihren vielen Stränden und Inseln, wo ja das Klima im Sommer noch einigermaßen angenehm ist.
Aktivitäten und Erlebnisse

Eine Coolcation bietet oft andere Aktivitäten als der klassische Strandurlaub. Beim Wandern und Radfahren in kühleren Regionen können Urlauber die Natur aktiv erleben, ohne unter extremer Hitze zu leiden.
Wassersport wie Kajakfahren, Wildschwimmen oder Surfen sind und bleiben beliebte Aktivitäten in kühlen Gewässern. Naturphänomene wie die Mitternachtssonne in Skandinavien oder die Beobachtung von Walen in Norwegen sind besondere Attraktionen..

Kulturelle Highlights
Traditionsreiche Städte wie Kopenhagen, Helsinki, Stockholm, Oslo, Dublin, Reykjavik oder Edinburgh bieten kulturelle Top-Erlebnisse in angenehmem Klima.
Herausforderungen
Obwohl Coolcations an Beliebtheit gewinnen, gibt es freilich auch kritische Punkte. So sind skandinavische Länder oft teurer als traditionelle Urlaubsländer im Süden Europas. Zudem sind einige abgelegene Regionen infrastrukturell nicht auf einen plötzlichen Anstieg von Touristen vorbereitet, was zu Problemen führen kann.

Angebote von Reiseveranstaltern
Erfreulich, dass bereits mehrere Tour Operator den Trend zur Coolcation erkannt haben und gezielt Reisen zu kühleren Destinationen im Portfolio haben, um Urlaubern eine erfrischende Alternative zu heißen Sommerzielen im Süden zu ermöglichen. Hier einige bekannte Anbieter:
andersweg Reisen, spezialisiert auf individuelle Mietwagenrundreisen in Skandinavien, hat beispielsweise eine 11-tägige Tour entlang der schwedischen Küste im Programm. Diese führt durch Regionen wie Halland, die Insel Öland und Stockholm, mit stilvollen Unterkünften und Fokus auf Naturerlebnisse.
Kuoni Reisen präsentiert eine Auswahl der „Top 5 Coolcation“-Reiseziele, darunter Norwegen, Island, Schweden, Kanada und Estland. Die Angebote richten sich an Reisende, die Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Kajakfahren und Tierbeobachtungen in gemäßigtem Klima suchen.
vamos Familienreisen offeriert speziell fürr Familien Coolcation-Ziele, wie den Aurdal Fjellpark in Norwegen, das Granö Beckasin in Schweden und das Feriendorf Mamry in den Masuren, Polen. Diese Orte kombinieren kinderfreundliche Unterkünfte mit Aktivitäten in der Natur.
Weltweitwandern: Der Anbieter für nachhaltige Wanderreisen hat 18 Coolcation-Touren aufgelegt, darunter eine achttägige Reise durch das Baltikum mit Besuchen in Vilnius, Riga und Tallinn sowie Wanderungen durch Nationalparks und entlang der Ostseeküste.
Travelhouse bietet eine Vielzahl von Coolcation-Erlebnisreisen an, darunter klassische Hurtigruten-Seereisen entlang der norwegischen Küste, Mietwagenrundreisen durch Finnland und Irland sowie Velotouren auf der dänischen Insel Seeland.
Christophorus Reisen: Das österreichische Reiseunternehmen unterstützt bei der Planung individueller Coolcation-Reisen zu Zielen wie Island, Norwegen, den Rocky Mountains oder Madeira, sowohl für Einzelreisende als auch für Familien.
TUI: Als einer der größten Reiseanbieter Europas verzeichnet auch TUI eine steigende Nachfrage nach nordischen Reisezielen wie Norwegen, Finnland, Island sowie nach Städten wie Reykjavik und Stockholm. Diese Entwicklung spiegelt das wachsende Interesse an Coolcation-Destinationen wider.
Fazit
Coolcation ist bereits mehr als ein aktuelles Schlagwort. Es ist schon begonnene touristische Praxis mit steigenden Buchungszahlen. Ob individuelle Rundreisen, familienfreundliche Aufenthalte oder nachhaltige Wanderabenteuer – zahlreiche Reiseveranstalter haben mittlerweile spezielle Coolcation-Angebote, die erfrischende Alternativen zu traditionellen Sommerurlauben darstellen.

Der Trend zur Coolcation zeigt, wie sich Reisegewohnheiten im Zuge des Klimawandels verändern. Um der Hitze zu entfliehen, suchen immer mehr Menschen nach Erholung in kühleren Regionen, die nicht nur angenehme Temperaturen, sondern auch vielfältige Aktivitäten und Naturerlebnisse bieten.
Recherche und Text. Manfred Weghenkel
Illustrationen: MaWe, erstellt mit KI/ChatGPT+Canva