Eine Airline kämpft um Wahrnehmung
Reist man von Deutschland aus in den Mittleren und Nahen Osten oder auch nach Asien und bietet sich vom gewünschten Abflugort aus keine Nonstop-Verbindung an, so fallen einem neben westeuropäischen Umsteigepunkten sowie dem Turkish Airlines Drehkreuz Istanbul oft nur die Golfcarrier mit ihren Umsteigepunkten in Dubai, Abu Dhabi oder Doha ein. Dies sehr zum Leidwesen einer Airline, die sich aktiv speziell um Kunden bemüht, die nicht nur Punkt zu Punkt fliegen, sondern auch die attraktiven Umsteigeflüge der Airline nutzen: Ukraine International Airlines (UIA).
Ukraine International Airlines (UIA) ist die führende internationale Fluggesellschaft der Ukraine mit Sitz in Kiew und Basis auf dem Flughafen Kiew-Borispol (KBP). UIA wurde 1992 gegründet und ist zu 100% in Privatbesitz. Noch im Gründungsjahr nahm der Carrier den Flugbetrieb nach Westeuropa auf. Heute bedient UIA zahlreiche Destinationen in der Ukraine, in Europa, im Mittleren Osten (u.a. Teheran, Amman), in Asien (Bangkok, Peking) sowie in den USA (New York). In Deutschland startet die Airline täglich ab Berlin Tegel , Frankfurt am Main und München sowie fünfmal ab Düsseldorf nach Kiew, wo günstige Umsteigeverbindungen existieren.
Die Airline hat ein attraktives Preisniveau sowohl in der Economy Class als auch in der Business Class. Auf der Langstrecke nach New York, Bangkok und Peking verfügen die eingesetzten Boeing 767 zusätzlich über eine Premium Economy Class.
Die Altersstruktur der Flotte ist durchwachsen, man bemüht sich um eine sehr zügige Modernisierung im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten. So werden die älteren Boeing 737 Typen -300 und -500 schrittweise durch moderne Boeing 737-800 und -900 ersetzt, zusätzlich durch speziell auf der Kurz- und Mittelstrecke sehr wirtschaftliche Embraer 190 mit geringerer Kapazität.
Im Zeitraum von Januar bis September 2016 beförderte UIA insgesamt mehr als 4,4 Millionen Passagiere, was einem Wachstum von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gleich kommt.
Test
Der Autor hatte Gelegenheit, die Premium Economy Class der Boeing 767-300 auf der Strecke Peking-Kiew, die Economy Class auf der Boeing 737-500 von Kiew nach Berlin sowie die Business Class von Berlin nach Teheran via Kiew zu testen.
Buchung/Homepage
Die mehrsprachige (auch Deutsch) und sehr gut strukturierte Homepage der Airline www.flyuia.com ermöglicht eine einfache und transparente Buchung und Bezahlung. Relevante Informationensind leicht auffindbar. Die ebenfalls verfügbare App der Airline zeigt hingegen deutliche Defizite und bedarf einer gründlichen Überarbeitung.
Online check-in/airport check-in
Für die meisten Destinationen ermöglicht die Airline einen einfach durchzuführenden Web Check-in, bei einigen Zielen mit spezifischen Visa-Regelungen muss am Airport eingecheckt werden. Dort standen stets ausreichend Check-in Kapazitäten zur Verfügung, nicht immer war der gesonderte Schalter für Premium Economy bzw. Business Class Gäste beschildert. Diese Gäste werden auch beim Einstieg in das Flugzeug bevorzugt abgefertigt, was stets reibungslos funktionierte.
An Bord
Hier ist klar zwischen den Beförderungsklassen zu differenzieren. Während es auf den kürzeren Strecken in der Economy Class, leider dem allgemeinen Trend folgend, oft nur noch ein Getränk gibt, verwöhnt die Business Class auch hier mit Vielfalt und Individualität. Die Cabin Crew passte sich den Wünschen der Gäste vollständig an und servierte auf dem Nachtflug nach Teheran die Speisen zur gewünschten Zeit.
Decken und Kissen standen ausreichend zur Verfügung. Die Boeing 737 der Airline verfügt über keine echte Business Class Bestuhlung. Wie bei anderen Airlines auf Mittelstreckentypen auch wird der Mittelsitz freigehalten (integriertes Tablett) und der Beinabstand vergrößert. Auch die Sitzneigung entspricht der der Economy Class.
Auf der Langstrecke sieht das besser aus, hier unterscheiden sich Economy Class, Premium Economy (analog ECO, mehr Beinabstand, größere Lehnenneigung) und Business Class (klassische, ältere Business Class Variante, keine komplett flachen Sitze) deutlich voneinander. Neben der besseren Bestuhlung gewährleistet die Premium Economy teilweise großzügigere Gepäckregelungen (diese sind ohnehin bereits recht großzügig und über dem aktuellen Durchschnitt), separaten Check-in und die bessere Verpflegung. Leider verfügen die Maschinen über kein individuelles (in-seat) Inflight Entertainment System, so dass man in allen Klassen auf die zentralen Monitore angewiesen ist. Dies stellt, speziell auf Langstrecken, ein echtes Manko dar (Condor zeigt, dass auch auf älteren Langstrecken-Mustern wie der Boeing 767 durchaus zeitgemäße Lösungen möglich sind).
Umsteigeort Kiew
Der Flughafen Kiew Borispol (KBP) ist als Heimat der Ukraine International Airlines ein gut funktionierendes modernes Drehkreuz. Auch ungeübten „Umsteigern“ fällt die Orientierung leicht. Bei jedem Umstieg ist eine erneute Sicherheitskontrolle (Flüssigkeiten werden konsequent eingezogen!) erforderlich. Hier leitet Flughafenpersonal bei zu großer Schlangenbildung mehrsprachig sofort zu weiteren Kontroll-Linien an anderem Ort um. Shoppingeinrichtungen, Restaurants und Sitzmöglichkeiten stehen ausreichend zur Verfügung.
Die etwas versteckt liegende Business Class Lounge ist großzügig und freundlich gestaltet und ermöglicht über die gesamte Breite einen Blick auf das Vorfeldgeschehen. Das Angebot an Speisen und Getränken ist überschaubar aber ausreichend. Der Grundbedarf wird gedeckt. WLAN ist kostenfrei verfügbar, übrigens auch in allen anderen Flughafenbereichen. Die getesteten Flüge waren alle pünktlich, der Umstieg in Kiew effizient und stressfrei.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass Ukraine International Airlines mit einem attraktiven Streckennetz und einer niedrigen Preisstruktur (oft auch zusätzlich mit Sonderaktionen und Promotion) eine interessante und wettbewerbsfähige Alternative auf ausgewählten Strecken über Kiew hinaus darstellt. Die Airline arbeitet professionell und ist um eine stete Flottenmodernisierung bemüht. Die Servicequalität bewegt sich im Rahmen des zu erwartenden Durchschnitts unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten. Hier darf man sich auf die Modernisierungsmaßnahmen freuen. Kleinere Defizite kompensiert die Crew mit natürlicher Freundlichkeit.
Fotos: UIA, Lutz Schönfeld (Business Class Catering Mittelstrecke)