Interessante Kultur und Geschichte
Von Karl Forster
Tunesien ist für seine wunderschönen Strände entlang der Mittelmeerküste bekannt. Deutsche Urlauber suchen oft nach erholsamen Strandurlauben und genießen das warme Wetter, das klare Wasser und die entspannte Atmosphäre. Beliebte Badeorte in Tunesien sind Hammamet, Sousse, Monastir und Djerba. Im Zug des „arabischen Frühling“, eines Anschlages auf eine Touristengruppe und anderer Sicherheitsbedenken war die Touristenzahl nach 2011 deutlich zurückgegangen. Doch besuchten im Jahr 2019, vor der COVID-19-Pandemie, bereits wieder rund 542.000 deutsche Touristen Tunesien (Angabe des Tourismus-Ministeriums).
Doch inzwischen setzt Tunesien nicht mehr nur auf die Menge der Reisenden, sondern will sich auch als Kultur-Reiseland stärker in den Fokus von Urlaubern und Reiseveranstalter bringen. Ein wichtiges Reiseziel ist dabei natürlich die Hauptstadt Tunis.
Die Medina von Tunis, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist ein faszinierendes Labyrinth aus engen Gassen, bunten Märkten und historischen Gebäuden. Der Besuch der Zitouna-Moschee, einer der ältesten Moscheen in Nordafrika, ist ein absolutes Muss. In der Medina befindet sich auch das Bardo-Museum, das eine beeindruckende Sammlung von antiken römischen Mosaiken beherbergt.
Ein weiteres Highlight einer Kulturreise nach Tunesien ist der Besuch der archäologischen Stätte von Karthago. Diese antike Stadt war einst eine mächtige phönizische Kolonie und später eine wichtige römische Stadt. Die Überreste von Karthago, darunter das Amphitheater, die Thermen und die Ruinen der einst prächtigen Villen, erzählen von der vergangenen Größe dieser Zivilisation.
Nicht weit vom Stadtkern Tunis entfernt liegt Sidi Bou Said, ein malerisches Dorf auf einem Hügel, nahe dem historischen Karthago. Die charakteristischen blauen und weißen Häuser, schmale Gassen und ein atemberaubender Blick auf das Meer machen Sidi Bou Said zu einem beliebten Ziel für kulturell interessierte Reisende.
Im Süden Tunesiens befindet sich die Wüstenregion Sahara, die eine ganz andere Facette des Landes zeigt. Eine Tour durch die Sahara bietet die Möglichkeit, das Leben der Beduinen zu erleben, atemberaubende Landschaften zu erkunden und die Stille der Wüste zu genießen. Hier können Sie auch das Bergoasen-Dorf Douz besuchen.
Unsere Reise führte uns aber zu zwei alten Kulturen im Land. Die eine ist die des Volkes, das bei uns allgemein Berber genannt wird. In ihrer eigenen Sprache nennen sie sich „Amazigh“. Die Bezeichnung „Amazigh“ leitet sich von dem Wort „imazighen“ ab, was so viel wie „freie Menschen“ bedeutet.
Im Atlasgebirge in Tunesien leben viele Amazigh-Gemeinschaften, die immer noch ihren traditionellen Lebensstil pflegen. Wanderungen durch die beeindruckende Berglandschaft bieten nicht nur atemberaubende Ausblicke, sondern auch die Möglichkeit, Amazigh-Dörfer zu besuchen und die Gastfreundschaft der Einheimischen zu erleben. Die Handwerkskunst, insbesondere das Knüpfen der „Berberteppiche“ ist eine faszinierende Facette der Kultur in Tunesien.
rechts: Der Eigentümer des kleinen Berber-Museums in Tamezret, Mongi Bouras
Von den beeindruckenden Wohnhöhlen-Häusern in Matmata über das malerische Atlasgebirge bis hin zur lebendigen Handwerkskunst und der köstlichen Küche – eine Reise auf den Spuren der Amazigh verspricht unvergessliche Erfahrungen und eine tiefere Verbindung zu den Traditionen und der Kultur der Gemeinschaften in Tunesien.
Eine weitere Volksgruppe, die seit vielen Jahrhunderten hier lebte und immer noch lebt, sind die Juden. Ihre Geschichte in Tunesien ist weitaus älter als die der Muslime.
Schon im 6. Jahrhundert VOR unserer Zeitrechnung sind die ersten Juden aus ihrer Heimat emigriert und haben sich hier niedergelassen. Also rund 1200 Jahre bevor der Islam entstand. Die Juden verstanden sich ausgezeichnet mit dem Volk der Amazigh.
links: Die berühmte Synagoge La Ghriba. Vermutlich die älteste Synagoge Nordafrikas
Später bei der Islamisierung der Region durch die Araber blieb Tunesien eine interessante multikulturelle Region. Selbst nach dem 2. Weltkrieg lebten noch schätzungsweise deutlich über 100.000 Juden in dem Land. Erst der Sechs-Tage-Krieg nach der Gründung Israels schuf jüdisch-arabische Spannungen, die dazu führten, dass viele Juden in Richtung Frankreich oder Canada emigrierten. Doch auch heute noch leben etwa 2000 Angehörige dieses Volkes in Tunesien, die meisten davon auf der Insel Djerba.
Ein auch für Besucher interessantes Ereignis ist das große Lag BaOmer-Festivals, ein nicht nur religiöses Fest auf Djerba, zu dem mehrere Tausend Juden aus aller Welt gleich einer Wallfahrt die Insel besuchen. Eine detaillierte Beschreibung dieses Festivals, des Hintergrundes und des Ereignisses beim Festival 2023 HIER
Aber auch wer auf Erholungsurlaub aus ist, findet in Tunesien interessante und vielfältige Ziele. So beispielsweise gleich südlich der Insel Djerba, nur wenige Kilometer von dem Damm, der schon seit der Römerzeit Djerba mit dem Festland verbindet. Hier hat eine Familie, verstreut auf verschiedene Teile der Welt, an der Stelle des Hauses ihrer Mutter ein luxuriöses Refugium geschaffen, das seinesgleichen sucht. „Dar-Oomi“, „Haus der Mutter“ heißt das Anwesen, dessen Suiten jeweils berühmten Frauen gewidmet sind, was sich jeweils auch in der Einrichtung der Suiten wiederspiegelt.
Mehr zum Haus der Mutter HIER.
Ach ja, ich wollte ja auch noch kurz über Kulinarik und Souvernirs schreiben. Mehr dazu und auch Rezepte HIER
Informationen über Reisen nach Tunesien erhält man natürlich im Reisebüro. Über die von uns beschriebenen Ziele aber vor allem auch beim Fremdenverkehrsamt Tunesien in Frankfurt am Main.
CTOUR-Mitglied Karl Forster, Redakteur des VIA-Journals, reiste anlässlich des jüdischen Lag BaOmer-Festes nach Djerba und besuchte die Wallfahrt in der ältesten Synagoge Nordafrikas. Bei diesem Fest gab es leider in diesem Jahr einen Anschlag, der ebenso wie der Hintergrund des Festes und die Geschichte der tunesischen Juden ebenso eine Rolle spielt wie die dort lebenden Berber. Der Artikel ist zuerst am 2. Juli 2023 im VIA Journal, dem Magazin für Reise und Lebensart erschienen.
www.viajournal.de