Sardellenfest in Fažana

CTOUR on Tour: Istrien muss man entdecken

Der Duft der Macchia liegt über der hügeligen Landschaft, Olivenhaine und Weinberge unterstreichen das mediterrane Flair Istriens, der mit etwa 3.500 Quadratkilometern größten Halbinsel an der nördlichen Adria. Jährlich 2.400 Sonnenstunden und 537 Kilometer Küste machen den nordwestlichen Zipfel Kroatiens zu einem Touristenmagneten.


Franco Koslovič hat wenig Zeit, sich an der natürlichen Schönheit seiner Heimat zu erfreuen. Wie schon sein Vater, hat sich der 40-Jährige dem Wein verschrieben, setzt alles daran, aus dem einst als Bauernwein verschrienen Malvazija das Beste herauszukitzeln, was Aroma und Mineralität hergeben. „Der bauxidhaltige Boden hat ein unglaubliches Potenzial“, ist sich Franco sicher und die Fachwelt honoriert seine Arbeit mit ersten Preisen auf internationalen Weinmessen. 200.000 Flaschen Wein holen er und seine Mitarbeiter jährlich aus den 30 Hektar Anbaufläche und da sich sein Weingut inzwischen einen hervorragenden Namen erwirtschaftet hat, investiert er Millionen, um die Weinverarbeitung und sein Besucherzentrum auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Noch finden nur wenige seiner abgefüllten Spitzenweine den Weg über die Landesgrenze hinaus, so dass man um einen Besuch vor Ort nicht herum kommt.

Sardellenfest in Fažana
Sardellenfest in Fažana

So wie Franco setzen mehr und mehr Istrier auf landwirtschaftliche Qualitätsprodukte. Nach dem Auseinanderbrechen Jugoslawiens gingen Industriebetriebe reihenweise in die Insolvenz, während fruchtbare Landwirtschaftsflächen brach lagen. Der Boden bringt nun wieder Arbeit. Franco beziffert die jährliche Neuaufforstung in Istrien bei Wein auf 120.000 Reben und bei Oliven auf 50-70.000 Bäume. Das Olivenöl aus der Region um Vodnjan hat inzwischen Kult-Status erreicht und die in der Gegend um Motovun gedeihenden Trüffel werden von Kennern zu den besten der Welt gezählt.
Fruchtige Weine, frisch geerntete Bioprodukte und die Fische aus der Adria machen eine Reise durch Istrien zu einem kulinarischen Erlebnis. Kleine Restaurants, wie das „Stari podrum“ in Momjan, setzen mit regionalen Köstlichkeiten Akzente und auch 5-Sterne-Hotels, wie das neue „lone“ in Rovinj punkten mit dem, was die Umgebung zu bieten hat. Im mittelalterlich anmutenden Künstlerdorf Grožnjan sind österreichische Fahrradtouristen im „Aura-Pinguentino“ auf hausgemachte Marmeladen und Weinliköre gestoßen, die Massenprodukte weit in den Schatten stellen.

Istrien ist ein Land, das man entdecken muss, denn die kleinen Gourmet-Tempel liegen oft versteckt in engen Gassen der auf Bergkuppen thronenden Städtchen. Meistens verbinden nur schmale Asphaltstraßen die abgeschiedenen Orte – ein Dorado für Fahrradtouristen, deren Fahrfreude sich im dünn besiedelten Hinterland voll ausleben lässt.
Aber auch an der Küste trifft man auf Authentisches, das der kommerziellen Tourismusvermarktung bislang tapfer widerstehen konnte. Im Adriastädtchen Fažana feiern die Fischer beispielsweise seit Jahrhunderten ihr Sardellenfest, versammeln sich auf dem Marktplatz, um gemeinsam mit Gästen silberne kleine Fischlein mit Meersalz einzulegen, die dann in drei Monaten zu Delikatessen heranreifen. Das am Marktplatz gelegene kleine Hotel „Viletta Phasiana“ serviert den Fischsnack mit eingelegten Oliven, regionalem Käse, Schinken und einem Gläschen Wein.
So gestärkt kann man einen Abstecher auf die vorgelagerte Brijuni-Inselgruppe unternehmen. Auf der für den Tourismus geöffneten Hauptinsel Veli Brijuni traf sich in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts die Haute-Voleé Europas, nachdem sie mit Hilfe Robert Kochs von der Malaria befreit wurde. Von 1947 an verbrachte Staats- und Parteichef Tito jährlich mehrere Monate auf der Inselgruppe, empfing hier Staatsgäste wie Willy Brandt, Bruno Kreisky und Walter Ulbricht, königliche Hoheiten wie Elisabeth II. und Caroline von Monaco sowie Filmstars von Liz Taylor bis zu Sophia Loren. Heute kann sich auf der unter Naturschutz stehenden Insel jedermann im Flair der VIPs sonnen, in den römischen Ruinen der Val-Catena-Bucht wandeln oder einfach baden gehen.

Foto: CTOUR/M. Juhran