In Davos-Klosters erleben auch Nicht-Skifahrer einen erholsamen Winterurlaub / Und sparen dabei noch einiges an Geld
Von Fred Hafner
Genau betrachtet, ist es doch jedes Jahr das Gleiche: Skifahrer kehren endorphin geflutet, mit frischem Teint und wohlgelaunt aus ihrem Winterurlaub nach Hause bzw. an den Arbeitsplatz zurück. Nicht-Skifahrer neiden Skifahrern in solchen Momenten keineswegs den Sport. Dazu haben sie ihre eigene Meinung („viel zu teuer“, „großes Verletzungsrisiko“). Wohl aber neiden Nicht-Skifahrer den Skifahrern deren Glückseeligkeit nach der Rückkehr. Den ganzen Tag an frischer Luft, mit vielen neuen Eindrücken – so etwas möchten sie auch erleben.
Inzwischen gibt es mehr Destinationen, die auch Nicht-Skifahrern einen hohen Erholungs- und Unterhaltungswert bieten. Und deren Urlauber dann ebenso sicher sein können, endorphin geflutet, mit frischem Teint und gutgelaunt heimzufahren.
Zum Beispiel die Region Davos-Klosters in der Schweiz. Zunächst: Wer beide Orte kennt, wundert sich, wie sich so gegensätzliche Destinationen gemeinsam vermarkten (können). Schließlich könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Während Davos der eher mondäne, weltläufige Ort ist, den die Welt vom „Davoser Wirtschaftsgipfel“ kennt, besticht Klosters mit ursprünglichen Holzhäusern und pittoreskem Charme.
„Diese Unterschiede befördern sogar unseren Tourismus. Die gemeinsame Vermarktung funktioniert seit Jahren wirklich sehr gut“,
sagt Petra Ruinatscha-Fausch, Marktverantwortliche für Kommunikation & PR, Destination Davos Klosters, und begründet:
„Denn unsere Gäste lieben Beides: Wer in Davos nächtigt, besucht während seines Aufenthalts auf jeden Fall auch Klosters und umgekehrt.“
Bei allen Unterschieden – beide Orte haben aber auch viel gemeinsam. Sie liegen hoch – Davos 1.560 Meter ü.M., Klosters 1.205 Meter ü.M. – und dennoch im Tal. Und damit im Schutz der umliegenden Berge. Beide haben ihre eigenen Ski-, Schneeschuh-, Rodel- und Wandergebiete, wie etwa die „Pischa“ in Davos und das „Madrisa“-Gebiet in Klosters. Deren Erschließung mit Gondel-, Sessellift- und Seilbahnen ist umfangreich. In beiden Orten achten die Verantwortlichen mehr denn je auf Umweltschutz. So werden im März/April jeden Jahres große Schneemengen eingelagert, um sie im Oktober wieder auszubringen. Snowfarming heißt das hier.
Das sind alles Schritte zu einem großen Ziel: Davos will im Jahr 2030 der erste klimaneutrale Ferienort der Schweiz zu sein.
Also, was macht ein Nicht-Skifahrer hier nun zwischen all den Ski-Enthusiasten? Die Auswahl ist reichlich.
Einen ganzen Tag benötigt man allein für die Schatzalp.
Beitrag über Davos hier auf der CTOUR Webseite
Mit der hoteleigenen Standseilbahn geht es hinauf. Das mondäne altehrwürdige, wirklich einzigartige Hotel hat eine bewegte Geschichte, die Thomas Mann in seinem Roman „Der Zauberberg“ lebendig werden lässt. Wer das Buch kennt und dann dieses Hotel erlebt, möchte gar nicht wieder weg, weil er jedes Detail nacherlebt.
Nach dem Besuch der Hotels geht es in den privaten botanischen Garten auf der Schatzalp, wo auch im Winter immer etwas blüht. Schließlich entscheidet man sich für einen der vielen gemütlichen Wanderwege abwärts nach Davos – immer mit herrlichen Aussichten. Wir nehmen den Schlitten und rodeln etwa sechs Kilometer abwärts. Herrlich, zumal der Schlittenweg konstant geneigt ist. Absteigen muss man nicht einmal! Man kann auch Schneeschuhe ausleihen und laufen. Leihstationen für Schlitten und Schuhe finden sich jeweils vor Ort.
Am nächsten Tag geht es mit der Parsennbahn auf das Weissfluhjoch. Das ist einer der höheren Gipfel in der Region Davos-Klosters.
Die Parsennbahn ist mit 36 km/h die schnellste Standseilbahn Europas!
Sie wird wegen ihrer hohen Geschwindigkeiten auch als „TGV der Alpen bezeichnet.“ In zwei Sektionen (einmal umsteigen) bringt sie die Gäste in nur acht Minuten effektiver Gesamtfahrzeit bei knapp vier Kilometer Streckenlänge zur Bergstation auf 2.662 Meter Höhe!
Bild links: Die technischen Daten der Seilbahn sind etwas für Kenner – und im Vergleich zu vielen anderen Bahnen wirklich beeindruckend.
Die Fahrt an sich ist ein großes Erlebnis – wegen modernen Wagen, wegen ihrer Geschwindigkeit, wegen ihrer Aussichten.
Keine Sorge, oben angekommen kann man, muss man aber nicht Skifahren: Nach einer kurzen Stärkung im Bergrestaurant Weissfluhjoch stehen wieder diverse Wander- und Aussichtswege offen. Schönes Wetter natürlich vorausgesetzt.
Bild rechts: Alles bestens beschildert: Oben auf dem Weissfluhjoch angekommen, gibt es Dutzende Wanderwege Richtung Klosters und Davos.
Der Ausblick von hier oben auf die gesamte Region Davos-Klosters ist überwältigend.
Ist das Wetter ausnahmsweise einmal bedeckt, verschiebt man diesen Ausflug auf einen der nächsten Tage und fährt stattdessen mit einem der zahlreichen, stündlich verkehrenden, Busse von Davos Platz in eines der zahlreichen Seitentäler der Region. Zum Beispiel ins Tal Sertig. Schon die 30-minütige Fahrt ist eindrucksvoll, weil hier abseits großer Touristenorte (Ur-)Schweizer Bauernalltag lebendig wird. Große mehrstöckige Holzhäuser, viel Vieh, kleine Brunnen, kleiner Dorfladen – den Einwohner fehlt es an nichts. Und auf Touristenmassen verzichten sie gern.
Durch das Tal führt eine schmale, verkehrsarme Strasse, die – ohne Schnee – gut für Fahrradtouren geeignet ist. In Sertig Dörfli gibt es eine denkmalgeschützte Kirche und zwei Restaurants, der „Bergführer“ und das „Walserhuus“.
In Sertig mit dem Postbus angekommen, wandern wir zum legendären Wasserfall an Fuße des Sertigpasses und wieder zurück. Die Gesamtwegezeit beträgt ca. eine Stunde.
Bild links: Wanderweg zum legendären Wasserfall an Fuße des Sertigpasses
Danach gönnt man sich einen Kaffee im urigen Restaurant Walserhuus Sertig. Das Haus besteht seit Jahrhunderten und pflegt beste Alpentraditionen. Die Deckenhöhe ist niedrig, die Speisen rustikal (Capruns und Bündner Nusstorte probieren!), der Service ehrlich und herzlich.
Mit frischer Luft geflutet und in Hochstimmung fahren wir mit dem Postbus zurück nach Davos. Wer nach einer Alternative sucht: Im Winter werden sogar Fahrten mit dem Pferdeschlitten vom Bahnhof Davos Platz in das Sertigtal angeboten. Es führt auch eine Loipe durch das Tal, aber Skifahren wollten wir ja diesmal nicht ….
Auch in Davos kann man gut und gern mehrere Tage ohne Skifahren verbringen, ohne dass es langweilig würde. Etwa mit einer Wanderung um den Davoser See. Dieser bequeme Rundweg hat kaum Höhenunterschiede. Er bietet permanent Ausblicke über das Gewässer, in das Tal und auf die prominenten Bündner Berge. Der Wanderpfad führt immer nah am Ufer entlang, das auch im Winter eine Vielfalt an wild wachsenden Pflanzen offenbart. Der Weg ist fünf Kilometer lang und der See damit gemütlich in eineinhalb Stunden zu umrunden.
Zurück geht es mit dem Postbus entlang der „Hohen Promenade“. Die Einkaufsstraße führt von Davos Dorf nach Davos Platz bzw. umgekehrt. Zahlreich sind die Geschäfte, vor allem aber erreicht man hier das Kirchner Museum an der Promenade mit der Hausnummer 82. Das Kirchner Museum in Davos zeigt Werke des expressionistischen Künstlers Ernst Ludwig Kirchner am Ort ihrer Entstehung. Davos und seine Umgebung inspirierten ihn zu einer grossen Anzahl wichtiger Arbeiten. Wer sich auf den Künstler und sein Lebenswerk einlässt, erfährt interessante Hintergründe. Das Museum selbst ist nicht allzu groß, dafür sehr gut strukturiert. Der Besuch ist selbst für Nicht-Museums-Freunde interessant.
Mit der Rhätischen Bahn in dichtem Takt von Davos nach Klosters und zurück
Davos bietet Nicht-Skifahrern noch viel mehr Möglichkeiten, aber jetzt ist es wirklich Zeit für die Nachbarregion Klosters. Mit der Rhätischen Bahn erreicht man den Ort in 25 Minuten. Die blitzsauberen, komfortablen roten Züge verkehren mindestens stündlich zwischen beiden Orten. Mitunter gibt es sogar alle 30 Minuten eine Verbindung, je nach Tageszeit – und natürlich immer pünktlich.
Hier erleben wir nun eine komplett andere Welt: Klosters ist ein alpiner Ferienort wie aus dem Bilderbuch: ein schickes Dorf im Chalet-Stil mit authentische Traditionen. Klosters gehört seit Jahren zu den familienfreundlichsten Ferienorten der Schweiz. Zum Freizeitangebot gehört viel Familienspass: Themenwege, Trottinett-Abfahrten oder Museum „Nutli Hüschi“. Hüschi steht im Prättigauer Dialekt für ein kleines Haus. Das Nutli Hüschi wurde 1565 von Christian Nutli erbaut. Heute befindet sich hier das Museum von Klosters. Bis ins 19. Jahrhundert wurde es als Wohnhaus genutzt. Heute bietet es die Möglichkeit, die traditionelle Lebensweise und die Bauart der Walser zu erleben. Im Holzhaus werden wertvolle Möbel, Werkzeuge und Spielsachen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert gezeigt. Man kann hier Stunden verbringen, ohne dass es langweilig würde. Und jede Altersklasse entdeckt Interessantes aus längst vergangener Zeit.
Eine ganz andere Welt ist das sogenannte „Madrisa-Land“ in Klosters. Er nennst sich selbst den „grössten Spielplatz in den Schweizer Bergen“. Die fünf Tiere der Madrisa-Bande führen mit Spiel, Spass und Action durch das Kinderland. Mit der Seilbahn geht es in die Familien-Bergwelt. Oben warten Themenwege, Feuerstellen, Tiere und kindergerechte Restaurants auf ihre Gäste. Man kann wieder rodeln, Schneeschuh laufen, der Berg Madrisa hat gerade für Familien viel zu bieten. Etwa das grosse Kinderland mit Spiel, Spass und Action für alle Altersgruppen. Die Bergluft ist frisch, das Berg-Panorama schön und meistens klar, die kulinarischen Angebote zahlreich. Wer nicht hinunter rodelt, fährt mit der Seilbahn am Nachmittag wieder zurück nach Klosters.
Womit wir bei einem großen Vorteil der Region Davos-Klosters in der nicht immer günstigen Schweiz sind: Besonders Preisbewussten hat die Region etwas zu bieten.
Erstens ist mit der Gästekarte der gesamte öffentliche Verkehr (Busse, Rhätische Bahn) ab der ersten Übernachtung kostenlos zu benutzen. Zweitens sind die Bergbahnen ab der ersten Übernachtung stark vergünstigt: Nur zehn Euro zahlt man etwa für die komplette Berg- und Talfahrt an einem einzelnen Berg der Davos-Kloster-Region (Jakobshorn, Parsenn, Gotschna, Rinerhorn, Madrisa).
Wer es schafft, an einem Tag mehrere Berge zu befahren, kauft eine Tageskarte für nur 15 Franken. Wer die Schweizer Preise kennt, weiß solche Angebote sehr zu schätzen. Und sie sind auch im Vergleich zu Skipässen mit täglich um die 100 Franken/Person eher symbolisch. Der Erholungseffekt ist allerdings mindestens ebenso garantiert. Wetten, dass die Endorphine auch Nicht-Skifahrer nach der Heimfahrt fluten ….
Zum Schluss: Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen gibt es in allen Preislagen in der Region. Empfehlenswert sind das „Grischa“ in Davos Platz und das „Piz Buin“ in Klosters. Beide liegen nah am Bahnhof. Nicht-Skifahrer haben zwei weitere Vorteile. Die hier beschriebenen Abenteuer und Ausflüge können sie ganzjährig in Davos-Klosters erleben. Und: Sie urlauben insgesamt preiswerter als Skifahrer.
Fotos: Fred Hafner (6), Destination Davos Klosters (2)
INFOS
www.davos.ch
www.klosters.ch
www.myswitzerland.com
ANREISE
Bahn über Basel-Chur nach Davos-Klosters
Auto über Basel-Zürich-Landquart
oder Lindau-Landquart
Flugzeug Zürich, dann Bahn über Chur