Von Juliet Altmeyer und Janice Schmidt-Altmeyer
Im Rahmen unserer Hurtigruten-Reise an Bord der MS Nordkapp von Kirkenes nach Bergen machen wir Halt in Hammerfest, der nördlichsten Stadt Norwegens und eine der nördlichsten Städte der Welt. Dieser besondere Ort, der tief in der Geschichte der Arktis verwurzelt ist, fasziniert nicht nur mit seiner rauen Natur, sondern auch mit seinen einzigartigen Traditionen und Sehenswürdigkeiten. Besonders unvergesslich war unser Besuch im Isbjørnklubben, einem exklusiven Club, der die Geschichte und Tradition der arktischen Regionen bewahrt.
Hammerfest: Das Tor zur Arktis
Hammerfest liegt auf der Insel Kvaløya und ist umgeben von der atemberaubenden Schönheit der arktischen Natur. Trotz der abgelegenen Lage ist die Stadt lebendig und voller nordischer Kultur. Ihre Geschichte reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, als sie als wichtiger Handelsplatz für den Fischfang und die Jagd gegründet wurde. Die Stadt spielte eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der arktischen Schifffahrt, insbesondere im Zusammenhang mit der norwegischen Robbenjagd und dem Walfang.
Hammerfest ist eine Stadt der Extreme: Hier erleben die Bewohner und Besucher monatelang die Mitternachtssonne im Sommer und die endlose Dunkelheit der Polarnacht im Winter. Hinzu kommt ein natürliches Spektakel, das viele Reisende anzieht: das Polarlicht. Als erste Stadt der Welt wurde Hammerfest offiziell als „Stadt des Polarlichts“ anerkannt. Die faszinierenden grünen und violetten Schleier, die über den Himmel tanzen, machen den Aufenthalt, wenn man Glück hat, zu einem magischen Erlebnis.
Die Ankunft in Hammerfest

Als wir im Hafen von Hammerfest anlegen, begrüßt uns die kalte, salzige Brise des Nordmeers.
Der Himmel ist typisch für die Region bedeckt, aber die raue Schönheit der Landschaft beeindruckt sofort.
Majestätische, schneebedeckte Berge ragen im Hintergrund auf, und das tiefblaue Meer umgibt die Stadt, die sich harmonisch in die Natur einfügt.

Trotz der geringen Größe ist Hammerfest modern und gut ausgestattet. Die Stadt bietet eine interessante Mischung aus historischen Gebäuden und zeitgenössischer Architektur. Besonders auffallend ist die Hammerfest-Kirche mit ihrem markanten, dreieckigen Design. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut, da Hammerfest während des deutschen Rückzugs 1944 fast vollständig zerstört wurde.
Obwohl unser Aufenthalt nur kurz ist, nutzen wir die Zeit, um die Stadt zu erkunden. Ein Spaziergang entlang der Hafenkante führt uns vorbei an bunten Fischerbooten und kleinen Cafés. Doch unser wahres Ziel ist der Besuch des legendären Isbjørnklubben.
Der Isbjørnklubben: Ein exklusiver Treffpunkt für Arktisfans
Der „Royal and Ancient Polar Bear Society“, auf Norwegisch „Isbjørnklubben“, ist eine Institution in Hammerfest. Gegründet im Jahr 1963, hat dieser exklusive Club mittlerweile mehr als 300.000 Mitglieder aus aller Welt.

Die Mitgliedschaft ist eine Hommage an die harte und faszinierende Welt der Arktis und steht jedem Besucher offen – allerdings kann man ihr nur persönlich in Hammerfest beitreten.
links: Das Anmelde-Terminal
Das kleine Museum des Clubs präsentiert eine spannende Ausstellung über die arktische Tierwelt, die Geschichte der Polarexpeditionen und Hammerfests wichtige Rolle im Nordhandel. Wir erfahren, dass die Stadt einst ein Zentrum des Handels mit Russland war und später als Basis für die Fischindustrie diente. Direkt am Anfang des Museums wird auch erklärt, dass der Eisbär das Symbol für die Lebenskraft ist, die für die arktische Gesellschaft typisch ist. Die Ausstellung ist auf Norwegisch, Deutsch und Englisch.


Spannend ist auch die Geschichte über Adolf Henrik Lindstrøm (1866–1939). Er war ein norwegischer Polarforscher und Koch, der an mehreren berühmten Expeditionen Anfang des 20. Jahrhunderts teilnahm.
Lindstrøm spielte eine entscheidende Rolle für das Überleben der Expeditionsteams, da er nicht nur für die Verpflegung sorgte, sondern auch mit seiner positiven Art die Moral der Mannschaft stärkte.
Besonders berühmt wurde sein Talent, unter extremen Bedingungen nahrhafte und schmackhafte Mahlzeiten zuzubereiten. Der Seemann Roald Amundsen selbst lobte ihn als „den besten Polarkoch der Welt“.
Sein Beitrag zur norwegischen Polarforschung wird bis heute anerkannt. In Hammerfest erinnert sogar eine Statue an ihn, da er eng mit der Region und der Erforschung der Arktis verbunden war.

Ein symbolischer Schritt: Die Mitgliedschaft im Isbjørnklubben
Natürlich lassen wir es uns nicht entgehen, selbst Mitglied dieses einzigartigen Clubs zu werden. Für 420 NOK (umgerechnet ca. 35 Euro) erhalten wir eine exklusive Mitgliedskarte, eine offizielle Urkunde, eine silberne Anstecknadel und einen Sticker mit dem Club-Logo.
Das Ritual der Mitgliedschaft ist einfach, aber bedeutungsvoll. Es ist mehr als nur eine touristische Attraktion – es ist eine symbolische Verbindung zur Arktis und zu allen, die sich für den Erhalt dieser einzigartigen Region einsetzen. Es ist ein ungewöhnliches Erlebnis, das uns ein Gefühl der Zugehörigkeit zu dieser abgelegenen, aber faszinierenden Welt gibt.

Weitere Highlights von Hammerfest
Neben dem Isbjørnklubben gibt es in Hammerfest noch einige weitere Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch wert sind. Das Museum „Gjenreisningsmuseet“ dokumentiert die dramatische Zerstörung und den Wiederaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Hier erfährt man mehr über die bewegte Geschichte der Region und die Widerstandsfähigkeit ihrer Bewohner.
Ein weiteres Highlight ist der Meridianstein, der als UNESCO-Welterbe Teil des Struve-Bogens ist. Dieser historische Vermessungspunkt erinnert an die bahnbrechende Arbeit des Astronomen Friedrich Georg Wilhelm Struve, der im 19. Jahrhundert an der Bestimmung der Erdform arbeitete.
Für Naturliebhaber lohnt sich ein Ausflug auf den Hausberg Salen, von dem aus man eine spektakuläre Aussicht über Hammerfest und das Nordmeer hat. Im Winter ist es auch möglich, Hundeschlittenfahrten oder Schneeschuhwanderungen zu unternehmen, während man im Sommer die Mitternachtssonne genießen kann.
Fazit: Ein einzigartiges Erlebnis
Hammerfest und der Isbjørnklubben haben uns tief beeindruckt und mit einer neuen Wertschätzung für die Arktis erfüllt. Die Stadt vereint Geschichte, Natur und Moderne auf einzigartige Weise.

Der Besuch des Isbjørnklubben war ein besonderes Erlebnis, das nicht nur unsere Neugier auf die Polarregionen gestillt, sondern uns auch eine Verbindung zu einer weltweiten Gemeinschaft von Arktis-Enthusiasten ermöglicht hat. Die Erinnerung an Hammerfest und die Begegnung mit der faszinierenden
arktischen Welt wird uns noch lange begleiten.
Für alle, die eine Reise in den hohen Norden planen, können wir einen Besuch in Hammerfest nur wärmstens empfehlen. Sei es die spektakuläre Natur, die interessante Geschichte oder die einzigartige Erfahrung, Mitglied des Isbjørnklubben zu werden – Hammerfest ist ein Reiseziel, das lange im Gedächtnis bleibt.