MADAGASKAR – (MEHR ALS NUR) EINE INSEL DER SUPERLATIVE?

Von Lutz Schönfeld

Flächenmäßig zweitgrößter Inselstaat der Welt, größte Insel Afrikas, 80% aller hier vorkommenden Tier- und Pflanzenarten gibt es ausschließlich hier, all diese und weitere Superlative kennzeichnen eine Insel, deren Namen vielen nur aus dem Lied von Just Scheu „Wir lagen vor Madagaskar…“ bekannt sein dürfte. Was kennzeichnet also eine Insel, die nicht nur etwas für Besucher ist, die schon „alles gesehen haben“?

Der Tourismus des Inselstaates steckt, vergleicht man ihn mit klassischen afrikanischen Destinationen wie Tansania, Kenia, Südafrika oder Namibia, noch in den Anfängen. Aber genau das macht für die noch überschaubare Zahl der Besucher u.a. auch den Reiz aus. Neben der Vielfalt und Einmaligkeit des Landes selbst sind es die fehlenden Touristenmassen, die hier noch genug Platz lassen für Ruhe und Besinnlichkeit, für Entschleunigung.

Mialy Rahajaniaina, Kommunikationschefin des Nationalen Tourismamtes von Madagaskar (ONTMA) erzählte mir, dass die weitere vorsichtige und nachhaltige Entwicklung des Tourismus oberste Priorität hat. So konnte bereits 2022 ein erster großer Erfolg der Bemühungen der Regierung um den Tourismus erzielt und 132.018 Gäste (2021: 35.337) begrüßt werden. Dieses Wachstum setzte sich auch in den Folgejahren fort: 2023 kamen bereits 259.851 Touristen ins Land; 2024 sogar bereits 315.140.
Noch Potenzial sieht Rahajaniaina hier im DACH-Markt: „2023 betrug der Anteil der Gäste aus Deutschland nur 3%, aus der Schweiz nur knapp 1%, aus Österreich verschwindend geringe 0,1%.

Hier gilt es für uns, deutlich nachzulegen.“

Speziell für den deutschen Markt sehe man gute Wachstumsmöglichkeiten, die durch gezielte Marketing- und PR-Maßnahmen unterstützt werden sollen. Geplant seien Roadshows, FAM-Trips, die verstärkte Teilnahme an B2B-Messen sowie Online- und Printwerbekampagnen.

Hotels und Lodges an der West- und Nordküste an feinsandigen Stränden gelegen bieten Gelegenheit zu Entspannung.
Sehr viele der Zimmer und Bungalows verfügen neben einer oft landestypischen Ausstattung auch über Moskitonetze.

Auch deutsche Reiseveranstalter wie die Studiosus-Gruppe oder SKR setzen verstärkt auf die exotische Insel im indischen Ozean.
Dr. Frano Ilić, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Unternehmensgruppe Studiosus, fasst die Meinung seines Destination-Teams treffend zusammen: „Madagaskar kann volumenmäßig natürlich nur schwer mit den klassischen afrikanischen Reisezielen mithalten, ist aber eine feste Größe in unserem Portfolio.

Das Land ist abenteuerlich, ursprünglich, exotisch

– und daher ein Ziel für eine ganz andere Zielgruppe als z.B. die Seychellen oder Réunion – nach Madagaskar reisen Gäste mit einem gewissen Abenteuer-Gen.“

Einfachste Siedlungen und Behausungen im Landesinneren.
Einfachste Transportmittel auch auf dem Wasser.

Noch optimistischer sieht es SKR-Geschäftsführer Christoph Albrecht: „2023 war für die Destination Madagaskar das beste Jahr aller Zeiten bei uns. 2024 wurde dies noch deutlich getoppt.“

Es gibt also Anlass genug für einen Besuch von Madagaskar. Hier sind sieben gute Gründe:

1. Fauna und Flora – imposante Artenvielfalt

Durch die isolierte Lage der Insel konnte sich eine einmalige, oft nur hier anzutreffende vielfältige Fauna und Flora entwickeln.

links: Madagaskar ist bekannt für seine Vielfalt an Tieren, die oft endemisch sind.

Die gegensätzliche Landschaft ist geprägt von Gebirgen, Wasserfällen, Regenwäldern, Savannen und feinsandigen Stränden.

Die tropische Vegetation bietet etwa 12.000 Pflanzenarten, darunter allein 1.000 verschieden Arten von Orchideen beste Bedingungen. Die Hälfte der 294 Vogelarten sind ausschließlich hier anzutreffen, ideal für Vogelbeobachtungen.

2. Land und Leute – Ursprünglichkeit, die beeindruckt

Die ethnische Vielfalt mit allein 18 anerkannten Volksstämmen beeindruckt ebenso wie deren starke Verwurzelung in ihren jeweiligen Traditionen und Bräuchen. Da Madagaskar touristisch noch nicht so stark frequentiert wird, ist diese Ursprünglichkeit, sind die traditionellen Sitten und Gebräuche noch erhalten geblieben und erlebbar.

Die Tabàky genannte Gesichtsmaske dient gleichermaßen dem Sonnenschutz wie auch kosmetischen Zwecken. Sie wird aus zerriebenem Holz weicher Bäume des landes hergestellt.
Farbenfroh auch die Gesichtsbemalungen dieser Folkloregruppe in Morondava

3. Morondava und Baobab Alley – Monumentalität, die sprachlos macht

Unzählige bis zu 800 Jahre alten Monster mit einer Höhe von bis zu 30 Metern säumen die kilometerlange Allee nördlich von Morondava. Allein sechs von weltweit nur acht endemischen Baobabarten finden sich auf Madagaskar.

Sonnenuntergang an der Baobab Alley. Eines der touristischen Highlights des Landes.

4. Nationalparks

Madagaskar hat 43 registrierte Nationalparks. Diese werden von Madagascar National Parks (MNP) nach den Regeln des Ökotourismus verwaltet. 50% aller Einnahmen kommen lokalen Mikroprojekten zugute.

Unmittelbar am Stadtrand der Hauptstadt Antananarivo beginnen die sehr einfachen Behausungen der armen Bevölkerungsschichten.

5. Wandern und Entdecken

– Auf Tag- und Nachtwanderungen die Landschaft sowie tag-/nachtaktive Tiere in den verschiedensten Nationalparks erkunden.

– Klettern: z.B. im „Tal von Tsaranoro“ nahe der Stadt Ambalavao. Hier finden sich riesige Kletterwände aus Granitstein.

– Flussfahrten mit Kajak und Führer, z.B. auf dem Fluß Lily in der Region Itasy im Mittelwesten.

– Gleitschirmfliegen, Canyoning, Höhlenerkundung, Quadfahren, Windsurfing

Typische Fischerdörfer bilden willkommene Motive für die wenigen Touristen.

6. Lemuren, die heimlichen Stars der Insel

Nahezu 100 verschiedenen Arten dieser possierlichen Tierchen, genaugenommen Halbaffen, sind auf der Insel bekannt. Vom winzigen Mausmaki bis zum größten seiner Art, dem Indris, sind diese Tiere auf Madagaskar allgegenwärtig. So finden sich die Katta-Lemuren z.B. im Anja Reserve bei Ambalavoa, die Indri speziell im Antsirabe- Nationalpark.

7. Strände – erholsame Auszeit am Meer

Fast 5.000km Küstenlinie bieten reichlich Möglichkeiten zur Entspannung.

Im Norden sei beispielhaft die Bucht von Diego-Suarez, im Nordwesten die Insel Nosy Be und im Osten die Insel Sainte Marie genannt. Sainte Marie z.B. hat nur 18.000 Einwohner auf 200 Quadratkilometer Eiland. Ihre weißen Sandstrände, Palmen und der Indische Ozean sind ideal für einen abschließenden Badeurlaub, zum Tauchen oder zur Walbeobachtung zwischen Juli und September. Die Wassertemperatur beträgt konstant 25-30 Grad.

Die Sonnenuntergänge an der Westküste sind sehr stimmungsvoll.

MADAGASKAR KOMPAKT

1600 km Nord-Südausdehnung

587.000 qkm

Lage: im Indischen Ozean, ca. 500km vor der Küste von Mosambik

aktuell ca. 25 Mio. Einwohner

Hauptstadt: Antananarivo (Tana)

Zeitverschiebung zu Mitteleuropa: im Sommer 1 Stunde, im Winter 2 Stunden

Straßen: An der Verbesserung des Straßennetzes wird seit einigen Jahren verstärkt gearbeitet, jedoch erfordern einige Strecken, speziell in die etwas abgelegeneren Nationalparks, nach wie vor stabile Geländewagen und Zeit. Entlohnt wird man mit einzigartigen Naturerlebnissen.

Klima: generell ganzjährig warm, jedoch mit starken regionalen Unterschieden.Trockenzeit April – Oktober für Rundreisen empfohlen

Kleidung: zweckmäßig, Zwiebelprinzip ratsam, um Temperaturdifferenzen zwischen den Regionen während einer Rundreise ausgleichen zu können, speziell im Hochland kann es, je nach Jahreszeit, auch Temperaturen um den Nullpunkt geben

Mückenschutz empfohlen, Zimmer selbst haben oft Moskitonetze über den Betten

Impfung: generell empfehlenswert ist eine ärztliche Beratung vor Abreise, bei Einreise aus Deutschland gibt es jedoch keine Pflichtimpfungen. Standardimpfungen sollten aktuell sein; für Regenwaldgebiete -je nach Jahreszeit – ggf. Malariaprophylaxe bzw. Malariamittel mitführen; Baden in Seen und Flüssen wie überall in unbekannten exotischen Regionen nur unter starkem Vorbehalt oder gar nicht, besser die örtliche Reiseleitung fragen

Einreise: Reisepass, ab Rückreisedatum noch 6 Monate gültig, 1 freie Seite, Visumpflicht für DACH, on Arrival am Flughafen Antananarivo, bis 14 Tage Aufenthalt 10€, 30 Tage 35€, oder vorab im Konsulat. Aktuelle Einreisebestimmungen rechtzeitig vor Reisebeginn prüfen

Anreise: z.B. mit Air France über Paris, mit Ethiopian Airlines über Addis Abeba, mit Kenia Airways über Nairobi; Inlandsflugverkehr mit ATR72 der Tsaradia und Madagascar Airlines zu diversen Inlandszielen

Die Bungalows für Touristen sind oft idyllisch gelegen, komfortabel ausgestattet und oft mit Solarstrom versorgt. Wasser wird teilweise durch Sonnenenergie direkt erhitzt.
Das Essen ist vielfältig, Fisch steht natürlich im Mittelpunkt des Speisenangebotes.

Madagaskar ist entfernt von einer perfekten touristischen Infrastruktur. Auf Komfortverzicht muss man sich, speziell abseits der Städte und Siedlungen, einstellen. Aber genau das macht auch den Reiz aus.

Die Hotels reichen von einfachen Guesthouses bis zum 5* Hotel, auch wenn der jeweilige Standard nicht mit europäischen Maßstäben zu vergleichen ist.


Ein strahlendes Lächeln und die warme Herzlichkeit machen mögliche Defizite jedoch schnell wieder wett.

Fotos: Lutz Schönfeld

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