Von Michael Juhran
Miami ist mit seinem tropischen Monsunklima und seinen Traumstränden seit langem ein Sehnsuchtsziel. Die Corona-Pandemie löste einen neuen Boom aus.
„Die Stadt explodiert förmlich“, befindet Alexander Ringleb bei einem Gespräch in seinem Restaurant „Burgermeister“ in der Washington Avenue von South Beach. Kürzlich las er, dass sich allein im letzten Jahr 70 Tausend Zugezogene im Großraum Miami niederließen. Das eröffnet auch dem Gastgewerbe neue Chancen. Nachdem der Bochumer vielfältige Erfahrungen im Fine Dining Milieu lateinamerikanischer Staaten gesammelt hatte, zog es ihn bereits vor 24 Jahren nach Miami, um seinen Traum von einem eigenen Restaurant zu verwirklichen.
Seine Mission: Miami mit den besten Burgern mit erlesenen Zutaten zu erobern. „Niedrige Steuern, eine unkomplizierte Bürokratie und eine sprichwörtliche Willkommenskultur halfen mir, hier Fuß zu fassen.“ Bald avancierte sein „Burgermeister“ zu einem festen Anlaufpunkt der Nachbarschaft, zu der auch seine 55 Mitarbeiter gehören.

Im boomenden Finanzdistrikt Brickell konnte er bereits eine zweite Niederlassung eröffnen. In den letzten Jahren schossen in der City Dependancen von Finanzmogulen, wie Blackrock und Citadel, von High-Tech Giganten, wie Google und Microsoft, förmlich aus der Erde. Auch Apple will hier demnächst sein größtes Geschäft in den USA eröffnen, und der weltweit größte Tech-Investor Softbank greift hiesigen Start-ups mit 100 Millionen Dollar unter die Arme.
Alex Ringleb führt die dynamische Entwicklung seiner Stadt auch darauf zurück, dass die Pandemie Miami nur unterschwellig tangierte. „Die Krankenhäuser waren nicht voll, Bewegungseinschränkungen gab es kaum und überall feierte man Partys. Kein Wunder, dass dies Techies aus Nord- und Südamerika gleichermaßen anzog, die ihre Arbeit vom Computer aus verrichten.“
Stadt des Art Deco und der Celebrities
Die Anziehungskraft Miamis ist legendär. Zuerst waren es die Drogenbarone, die ihr Geld dank laxer Gesetze in Casinos und Hotels wuschen, dann entdeckten Immobilienentwickler das Potential einer Metropole im Sunshine State, woraufhin schließlich auch die Schönen und die Reichen Fuß fassten.

Tief in die Geschichte taucht man mit Guide Mark Karlin (links im Bild) bei einer „Art Deco Walking Tour“ in Miami Beach ein.
Zwischen der 5. und 23. Straße entlang des Ocean Drive reiht sich ein geschichtsträchtiges Gebäude an das nächste.
Von Al Capone über Gianni Versace, Marilyn Monroe bis zu Gloria Estefan spannt sich der Bogen der einstigen Bewohner, über die Mark Karlin kurze Episoden zu berichten weiß.

Mit rund 700 Art Deco Gebäuden aus den 20er und 30er Jahren ist Miami Beach ein einzigartiges Open Air Museum der Architektur.

Viele dieser Art Deco Ikonen sind hochklassige Hotels, wie beispielsweise das einem deutschen Paar gehörende „The Palms“ (rechts im Bild).
Wer mehr über die heute in und um Miami wohnenden Celebrities erfahren möchte, dem sei die abendliche Schiffstour „Millionaire´s Row“ mit Island Queen Cruises empfohlen.


Mit einem Bier in der Hand zieht man so gemütlich an den riesigen Villen von Milliardären aus der Finanz-, Immobilien- und Unterhaltungsbranche auf Star Island und Coral Gables vorbei und erfährt von den letzten Real Estate Deals des Amazon Gründers Jeff Bezos als neuer Nachbar von Ivanka Trump und Jared Kushner auf Indian Creek Island.

Nicht ganz so einfach ist es, die ebenfalls in Miami wohnenden Stars, wie Cher, Madonna, Jennifer Lopez, Matt Damon oder Debbie Harry zu Gesicht zu bekommen.
High-Tech verändert die Stadt

Der dynamische Wandel hin zu einer High-Tech City wird am deutlichsten in den Stadtteilen Wynwood und Allapattah sichtbar, den beiden neuen Hotspots für moderne Kunst.

In Wynwood begann diese Entwicklung bereits vor 15 Jahren mit der Gründung von „Wynwood Walls“, einem Museum für Street Art, das inzwischen Weltruhm genießt.
links: Eine Rundtour vermittelt einen Überblick über Wynwoods Kunstschätze
Die weltweit besten Spraykünstler haben sich in diesem Museum verewigt, aber auch rund herum, im gesamten Stadtteil glänzen Häuserwände, Mauern, Garagen und ehemalige Lagergebäude mit eindrucksvollen Kunstwerken – Eintritt frei.



rechts: Viele Häuserwände wurden von den besten Street Art Künstlern der Welt gestaltet
Nach den Künstlern gesellten sich hippe Restaurants, Modestudios und kreative High-Tech Start-ups, wie der Coworking Space „The Lab“ hinzu, so dass Wynwood mittlerweile zu den beliebtesten Orten für junge und kreative Menschen in den USA zählt. Nicht wenige wechselten aus dem Silicon Valley in die neue Boomtown.
Eine ähnliche Entwicklung vollzieht sich gerade im Stadtteil Allapattah. Erst 2021 öffnete hier in einem ehemaligen Lagerhaus das „Superblue Miami“, ein Ausstellungsgebäude für digitale Kunst, die auf multimedialen Techniken basiert und den Besucher interaktiv einbezieht. Gleich zu Beginn des Rundgangs durchquert man einen mit Seifenblasen gefüllten Raum, der das Gefühl gibt, als schwebe man auf Wolke 7. Weiter geht es zu einer interaktiven biometrischen Installation, in der 3000 Lampen im Rhythmus des eigenen Herzschlags aufleuchten.

Findet man aus dem sich anschließenden Irrgarten aus hunderten Spiegeln wieder heraus, leuchten farbreiche Lichtinstallationen in einem Sprühnebel, bis man sich schließlich inmitten eines Wasserfalls aus blauen Lichtstrahlen wiederfindet.


Auch das benachbarte, 2019 eröffnete Rubell-Museum wartet mit mystischen Installationen auf, in denen sich Raum und Zeit in einer endlosen Perspektive aufzulösen scheinen.
Selbst bei einem Kurzbesuch in Miami verfestigt sich der Eindruck, das Wachstum der Stadt sei durch nichts aufzuhalten. Dennoch mehren sich warnende Stimmen von Wissenschaftlern, die den küstennahen Stadtteilen nur noch wenige Lebensjahre prophezeien. Laut Berechnungen der „National Oceanic and Atmospheric Administration“ soll der Meeresspiegel in Südost-Florida bis zum Jahr 2100 zwischen einem und zweieinhalb Meter steigen.
INFOS
Anreise: Zweimal pro Woche (bis April 2025 und ab Oktober 25) verbindet Norse Atlantic Airways Berlin direkt mit Miami, ab 237 Euro pro Strecke. Premium Class ab 479 Euro.
Lufthansa, Condor, United und Air Canada fliegen ab Frankfurt nonstop nach Miami.
Lufthansa, Air Canada und United auch von München nonstop.
Unterkunft: z. B. The Palms Hotel and Spa, Zi. ab 224 Euro/Nacht,
z.B. bei TUI, www.thepalmshotel.com
Essen: z. B. Burgermeister South Beach, 425 Washington Ave, www.burgermeistermia.com (beste Burger in Miami),
z.B. Andrés Carne de Res, 455 Lincoln Rd,, www.andrescarnederes.com, (lateinamerikanisches Flair, Tanz zu Live-Musik)
AKTIVITÄTEN
Millionaire’s Row” tour with Island Queen Cruises
https://islandqueencruises.com/
Art Deco Walking Tour
https://mdpl.org
Wynwood Walls
https://thewynwoodwalls.com
SuperBlue Museum
https://www.superblue.com/miami
Rubell Museum
https://rubellmuseum.org
Fotos: Michael Juhran