Mit dem Dampfzug unterwegs im Selketal

CTOUR on Tour: 125 Jahre Harzer Schmalspurbahnen & 800 Jahre Anhalt

Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) feiern in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Seit nunmehr 125 Jahren sind die schnaubenden Dampfrösser im nördlichsten Mittelgebirge Deutschlands unterwegs. Die Touristenattraktion Nr. 1 steht seit 1972 unter Denkmalschutz.
Los ging’s am 7. August 1887. Da wurde der erste Abschnitt der für ihre ebenso spektakuläre wie romantische Streckenführung bekannten Selketalbahn zwischen Gernrode und Mägdesprung feierlich in Betrieb genommen.

Mit dem Dampfzug unterwegs im Selketal
Mit dem Dampfzug unterwegs im Selketal Foto: Hans-Peter Gaul

Mit stimmungsvollen Bahnhofsfesten u. a. mit Führerstandsmitfahrten, Fahrzeugausstellungen und Pendelverkehren mit Sonderzügen wurde zünftig gefeiert. Sonderfahrten gab’s da auch auf dem 2006 um 8,5 km verlängerten Streckenabschnitt zwischen Gernrode und der UNESCO-Weltkulturerbestadt Quedlinburg.

HSB-Dampfzug auf dem Brockengipfel
HSB-Dampfzug auf dem Brockengipfel Foto: Hans-Peter Gaul

Über 1,1 Millionen Gäste sind alljährlich auf dem mit 140 km längsten zusammenhängenden Schmalspurstreckennetz mit täglichem Dampfbetrieb in Europa unterwegs. 25 Dampflokomotiven, darunter zwei historische Mallet-Loks aus dem Jahr 1897, sowie diverse Triebwagen (liebevoll „Schweinchen“ genannt) sind derzeit auf der Spurweite von 1000 mm im Harz im Einsatz. Neben einem Tunnel gehören mehr als 400 Brücken und Durchlässe zum verzweigten HSB-Streckennetz mit seinen 47 Bahnhöfen und Haltepunkten. Spektakulär auch der Höhenunterschied von 1004 m vom niedrigsten Punkt im Netz (Quedlinburg) zum Brockenbahnhof. Am meisten frequentiert ist die Brockenbahn. 2011 fuhren 746 000 Passagiere auf den 1142 m hohen Gipfel.

Hotel „Habichtstein“ am Bahnhof Alexisbad
Hotel „Habichtstein“ am Bahnhof Alexisbad Foto: Hans-Peter Gaul

Ein überwältigendes Panorama bietet sich hier zu allen Jahreszeiten auf der Fahrt vom Bahnhof Drei Annen Hohne durch den Nationalpark Harz zur Bergstation auf 1125 m. Abwechslungsreich auch die rund 60 km Streckenkilometer der Harzquerbahn von Wernigerode ins thüringische Nordhausen. Auf dem ältesten Streckenabschnitt, der Selketalbahn, befindet sich auch mit einer Steigung von 1 : 25 zwischen Mägdesprung und Gernrode der steilste Streckenbereich der HSB. Nicht nur für Wanderer interessante „Ableger“ der Selketalbahn gibt’s nach Hasselfelde und Harzgerode. Auf dem dortigen Hausberg befindet sich auch die Ruine der Burg Anhalt, die dem Land den Namen gab.

800 Jahre Anhalt zwischen Harz und Gartenreich
Der Ursprung der Geschichte Anhalts geht auf das 11./12. Jahrhundert zurück als sich die Grafschaft Anhalt als Besitz des Geschlechts der Askanier entwickelte. In diesem Jahr wird das 800. Jubiläum von Anhalt kräftig gefeiert. Zu einer in jeder Beziehung spannenden Jubiläumstour kann man im anhaltinischen Harzgerode starten. Über die einstigen Residenzstädte Aschersleben, Bernburg/Saale, Köthen, Dessau-Roßlau und Zerbst/Anhalt gelangt man zum UNESCO-Weltkulturerbe Dessau-Wörlitzer Gartenreich und nach Oranienbaum. Zeit für Entdeckungen in historischen Parks und Gärten, die sich vor Jahren zur bundesweit einzigartigen Vereinigung „Gartenträume“ zusammengeschlossen haben.

Stiftskirche in Gernrode
Stiftskirche in Gernrode Foto: Hans-Peter Gaul

Tipp: mit dem Selketalbahn-Ticket kann man für 17 Euro drei Tage lang zwischen Quedlinburg und Nordhausen mit Zügen der Selketalbahn unterwegs sein. Idealer Ausgangspunkt für kombinierte Zugfahrten und Wanderungen könnte Alexisbad sein, wo einst Herzogin Friederike von Anhalt-Bernburg ihren Witwensitz hatte. Direkt gegenüber dem HSB-Bahnhof befindet sich das traditionsreiche 4-Sterne Hotel „Habichtstein“ (www.habichtstein-harz.de). Neben dem historischen Teil des Hotels, das noch vor der ersten Dampfzugfahrt im Selketal seine Pforten öffnete, erwartet heute u. a. ein modernes Vitalzentrum mit einer attraktiven 1500 m/2 Pool- und Saunalandschaft die Gäste aus nah und fern. Von Alexisbad im wildromantischen Selketal kann man Quedlinburg (mit seinem Renaissanceschloß und Klopstock-Museum), Gernrode (mit der 1050 Jahre alten Stiftskirche St. Cyriakus), das idyllische Städtchen Harzgerode (mit Schloß und St. Marienkirche) sowie das begehbare technische Denkmal Carlswerk Mägdesprung mit Zügen der HSB bequem erreichbar.

Mit der HSB zur Rockoper FAUST auf den Brocken

Mit dem HSB-Cabrio auf der Harzquerbahn unterwegs
Mit dem HSB-Cabrio auf der Harzquerbahn unterwegs Foto: Hans-Peter Gaul

Auch im Jubiläumsjahr der Harzer Schmalspurbahnen sind Dampflokmitfahrten oder ein dreitägiger Schnupperkurs buchbar. Im Rahmen eines 13tägigen Kurses kann man auch „Ehrenlokführer“ der HSB“ werden! Ab 2. November startet wieder der „Mephisto-Express“ auf den Brocken. Nach einer romantischen Dampfzugfahrt u. a. mit Hexen und Teufeln kann man in Deutschlands höchstgelegenem Bühnenhaus (1146 m) – im Goethesaal des Brockenhotels – die Rockoper FAUST I und II erleben (Mephisto-Mahl beim Brockenwirt inklusive). Und wer vielleicht Grüße von einer der 26 geplanten HSB-Sondertouren u. a. mit Rollbockfahrten, historischen Pendelverkehren, Fotosafaris, spektakulären Zugüberholungen und Scheinanfahrten verschicken möchte, der könnte die von der Deutschen Post herausgegebene Sonderbriefmarke (45 Cent) mit einem historischen Dampfzug als ein besonderes Souvenir nutzen.

www.hsb-wr.de
www.anhalt800.de
www.sachsen-anhalt-tourismus.de