Das einzige Großherzogtum der Welt ist gerade auch im Herbst eine Reise wert
Ob golden oder bunt genannt – auf jeden Fall inspiriert der Herbst im Jahreslauf noch einmal zu erlebnisreichen, stimmungsvollen Reisen, wobei interessante Städtetrips und Touren in landschaftlich reizvolle Destinationen obenan stehen. Genau diese beiden Momente bietet z. B. – wie kürzlich auf einer Pressereise zu erleben war – unser kleines, aber feines westliches Nachbarland: das Großherzogtum Luxemburg.
Es hat zwar lediglich etwa die gleiche Fläche wie das Saarland und rangiert mit seinen rund 545.000 Einwohnern bevölkerungsmäßig zwischen den deutschen Städten Leipzig und Bremen. Touristisch freilich kann das von Deutschland, Belgien und Frankreich umgebene dreisprachige Mini-Land mit einer überraschenden Vielfalt an Angeboten und Attraktionen in fünf Regionen aufwarten, als da sind: die Hauptstadt Luxemburg mit Umgebung als Kerngebiet, die Ardennen und ihre Naturparks im Norden, das Mullerthal (auch „Kleine Luxemburger Schweiz“ genannt) und die Moselregion im Osten sowie das nach dem einst hier geförderten leuchtend roten Eisenerz benannte „Land der Roten Erde“ ganz im Süden.
Ein unbedingtes Muss ist natürlich die Hauptstadt Luxemburg selbst, zwar eher bekannt als internationale Banken-Hochburg und neben Brüssel und Straßburg als eine der EU-Metropolen. Doch das rund 120. 000 Einwohner zählende, multikulturell geprägte Luxemburg präsentiert sich den Besuchern als sehenswerte, sowohl geschichtsträchtige als auch moderne pulsierende Stadt in der Mitte Europas. Und das mit menschlichen Maßen.
Zunächst einmal beeindruckt das über 1000 Jahre alte Luxemburg – einst eine der größten Festungsstädte Europas – den Fremden mit einem ungewöhnlichen Stadtbild aus gleichsam drei Etagen. In der Mitte das quirlige Stadtzentrum und die anheimelnde Altstadt, überragt vom Areal des mit modernen Hochhäusern überzogenen Kirchberg-Plateaus. Und unterhalb des Stadtkerns liegen ebenfalls interessante Viertel: Grund, Clausen und Pfaffenthal. Wegen der besonderen Topographie Luxemburgs durchziehen drei (überaus fotogene!) Viadukte das Stadtgebiet. Am bekanntesten ist das seit 1862 bestehende, aus dreizehn Rundbögen gemauerte Viadukt Pulvermühle, eine fast 250 Meter lange und bis zu 40 Meter hohe Eisenbahnbrücke über dem Fluss Alzette. Es gibt aber auch eine moderne stählerne Talquerung: die 1966 eingeweihte rote Großherzogin-Charlotte-Brücke, die das Stadtzentrum mit dem Europaviertel auf dem Kirchberg verbindet.
Im Stadtzentrum erstreckt sich rund um den Place d’Armes (Paradeplatz) eine attraktive Fußgängerzone mit vielen Boutiquen, Läden, Straßencafés, Bistros und Restaurants, wobei die Grand-Rue die Hauptgeschäftsstraße ist. Die Innenstadt verfügt über weitere großartige Plätze, die zum Besuchen einladen: so der Place de la Constitution (Verfassungsplatz), auf dem das nach dem 1. Weltkrieg errichtete, weithin sichtbare Denkmal mit der Figur der „Goldenen Frau“ als Symbol für den Freiheitswillen des Luxemburger Volkes steht. Dieser Platz ist auch ein zentraler Haltepunkt für die Stadt- und Touristenbusse. Unweit davon liegt der von prächtigen Gebäuden, wie z. B. dem Rathaus, umgebene Place Guillaume II (Wilhelmsplatz), eine der „guten Stuben“ von Luxemburg. Rund um das Reiterstandbild von Wilhelm II, dem einstigen König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg, finden immer wieder Märkte, Feste und Freilichtkonzerte statt – und jeden Mittwoch und Sonnabend der viel besuchte Wochenmarkt. Auch das „Luxembourg City Tourist Office“ ist hier zu finden.
Das heutige Staatsoberhaupt des parlamentarisch-demokratisch verfassten EU-Landes Luxemburg, Großherzog Henri von Nassau, hat seine Stadtresidenz mitten in der Altstadt. Das seit 1890 als Großherzogliches Palais genutzte imposante Bauwerk mit 500-jähriger Geschichte ist ein Touristenmagnet par excellence. Es wird viel fotografiert und kann auch von Anfang Juli bis Anfang September bei Führungen von jedermann besucht werden. Gegenüber in einem ebenfalls uralten Gebäude lädt das zweistöckige Restaurant und Café „Chocolate House“ von Nathalie Bonn zum Genießen ein. Dort werden nicht nur Kuchen, Torten und Schokoladen-Spezialitäten aus eigener Herstellung angeboten, sondern auch leckere handfeste Gerichte.
Unweit vom Großherzoglichen Palast beginnt die seit 20 Jahren als UNESCO-Welterbe klassifizierte Altstadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten, wie Fischmarkt, heimelige Straßen und Gassen, Corniche mit Wenzel-Rundweg „1000 Jahre in 100 Minuten“. Ein Spaziergang dort bietet die besten Panoramaaussichten auf die Festungsüberreste und die Stadtmauern. Besonders faszinierend sind Gänge durch die längsten Kasematten der Welt: die im 17. Jahrhundert gebauten Bock-Kasematten und die 1746 entstandenen Petruss-Kasematten. Jährlich ziehen sie etwa 100.000 Besucher an. Unten im Stadtteil Grund lockt die frühere Abtei Neumünster mit vielfältigen Kulturangeboten; auch gute Restaurants sind hier zu finden. Empfehlenswert ist, vom Plateau der historischen Gerichtshöfe mit dem kostenlosen Lift durch die 50 Meter hohe Felswand hinunter nach Grund zu fahren.
Quasi ein Kontrastprogramm zur Altstadt stellt ein Besuch auf dem betont neuzeitlich bebauten Kirchberg-Plateau im Nordosten der Stadt dar. Dort befinden sich zahlreiche Institutionen der Europäischen Union, Bankgebäude, die Zentrale des Medienkonzerns RTL Group, das Nationale Kultur- und Sportzentrum, das internationale Messegelände und der Kinokomplex Utopolis. Anziehungspunkte für Kunstliebhaber und Architekturfreunde sind die 2005 eingeweihte, immer noch futuristisch wirkende Philharmonie Luxemburg, wo sich musikalische Weltstars ein Stelldichein geben, und das ein Jahr später eröffnete Museum moderner Kunst (Mudam), entworfen von dem weltberühmten chinesisch-amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei. Da die hypermoderne Pei-Schöpfung direkt neben dem alten Fort Thüngen aus dem 18. Jahrhundert steht, ist hier ein reizvoll-kontrastreiches Bauensemble zu bestaunen. Im übrigen hat man vom Festungsareal aus einen wunderbaren Panoramablick auf den Stadtkern von Luxemburg.
Was wäre eine Herbstreise nach Luxemburg ohne Besuch der über die Landesgrenzen hinaus bekannten Weinregion an der Mosel? Auf einer Strecke von 42 Kilometern zwischen Wasserbillig im Norden und Schengen im Süden, wo von Ostern bis Oktober auch Ausflugsschiffe fahren, bildet der Fluss die natürliche Grenze zwischen Luxemburg und Deutschland. Das wunderschöne Moseltal, von den Bewohnern liebevoll „D’Musel“ genannt, bezaubert vor allem durch seine markanten Weinberge, romantischen Hotels, malerischen Weindörfer und mittelalterlichen Kleinstädte, wie Grevenmacher und Remich („Perle der Mosel“).
Weinbau wird hier schon seit Jahrtausenden betrieben, denn auf den sonnigen Hängen des Moseltales gedeihen die Reben besonders gut. Hauptsächlich werden weiße Rebsorten angebaut, woraus Qualitätsweine wie z. B. Riesling oder Grauburgunder (Pinot Gris) gekeltert werden. Neben den edlen Moselweinen ist Luxemburg auch für seine hier Crémants genannten vorzüglichen Schaumweine bekannt. Das obstreiche Hinterland der Mosel liefert die Rohstoffe für Säfte, Liköre und Schnäpse. Überall an der Weinstraße wird den Gästen – gerade auch im Herbst – Genussvolles und Unterhaltsames geboten: Besuch von erstklassigen Restaurants, Kellerführungen und Weinverkostungen bei den Winzern, Spaziergänge durch die Weinberge, Weinfeste (wie z. B. die Saisoneröffnung „Riesling Open“ jeweils Mitte September), Besichtigung des staatlichen Weinmuseums in Ehnen oder der traditionellen Destillerie Zenner in Schwebsange.
Das informative Führungen anbietende Weinmuseum Ehnen befindet sich in einem altehrwürdigen Winzerhaus aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Es präsentiert in zwei Sälen eine stattliche Sammlung alter Winzergeräte sowie historische Fotos, so dass sich die Besucher einen guten Überblick über die Entwicklung des Weinbaus verschaffen können. Zu sehen sind auch eine Traubenkelter, eine Schmiede, ein Eichamt und eine Küferei. Hinter dem Museum liegt sogar ein Musterweinberg. Zum Abschluss des lehrreichen Rundgangs wartet ein Glas Moselwein auf die Gäste.
Die luxemburgische Mosel-Weinstraße ist ja traditionell ein Magnet für Feinschmecker und Genießer. Wenn von guten Hotels und Restaurants die Rede ist, so sei unbedingt z. B. auf das von der Familie Wallerich geführte Vier-Sterne Hotel „Domaine La Foret“ in Remich hingewiesen, das sowohl vom Komfort als auch von der Kulinarik her überzeugt. Ebenfalls erstklassige Küche bietet der direkt an der Mosel gelegene Weinpavillon „Bistro Quai“ in Grevenmacher. Und in Remerschen verwöhnt das vom Gault & Millau Guide 2015 empfohlene Restaurant „Le Bistro Gourmand“ seine Gäste auf hohem Niveau. Diese gastliche Stätte ist sogar offizieller Botschafter der Luxemburger Weine und Crémants.
Das südlichste luxemburgische Weindorf, im Dreiländereck von Luxemburg, Deutschland und Frankreich gelegen, ist seit 30 Jahren international bekannt: Schengen. Am 14. Juni 1985 wurde dort auf dem (heute noch verkehrenden) Fahrgastschiff „M.S. Princesse Marie-Astrid“ von damals 5 Staaten das Schengener Abkommen zur Abschaffung der Grenzkontrollen und damit zur Reisefreiheit in Europa unterzeichnet. In Schengen erinnert das vielbesuchte Europäische Museum mit dem Uferpark davor an diesen Meilenstein der Geschichte Europas und die Bedeutung des Schengenraumes für die inzwischen 28 EU-Mitgliedsstaaten. Bleibt zu erwarten, dass trotz der aktuellen Flüchtlingskrise der zukunftsweisende Geist von Schengen lebendig bleibt…
Weitere Informationen:
Landesverkehrsamt Luxemburg
www.visitluxembourg.com
Regionales Tourismusamt
Luxemburger Mosel (Miselerland)
www.visitmoselle.lu