Feriendomizil auf dem Meer
Die Kreuzfahrten haben längst ihr „Nischen-Dasein“ hinter sich gelassen und beanspruchen einen wachsenden Patz im großen Konzert der Tourismusbranche. Ein hinreichend guter Grund für den Club der Tourismus-Journalisten Berlin/Brandenburg (CTOUR), sich in einem Medienabend am 2. Februar vom Unternehmen TUI Cruises Informationen aus erster Hand zu holen. Das im Jahr 2008 gegründete Unternehmen ist ein Joint Venture der TUI AG Hannover und der Royal Caribbean Cruises.
CTOUR-Vorstandssprecher Hans-Peter Gaul freute sich besonders darüber, dass zu dieser Veranstaltung in den Räumen der Repräsentanz der TUI am Gendarmenmarkt in Berlin kein geringerer als der Vorsitzende der Geschäftsführung, Richard J. Vogel, Rede und Antwort stand. CEO Vogel reiste zu den CTOUR-Journalisten und Gästen aus dem finnischen Turku an und war wenig überrascht, auf ein so großes Auditorium zu treffen. Denn das Thema erhielt wegen der erst vor wenigen Wochen abgelaufenen tragischen Ereignisse um das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ einen zusätzlichen Schub an Aufmerksamkeit und spielte im Laufe des Abends folgerichtig noch eine Rolle.
Potential von zehn Millionen Gästen
Eine Zahl stellte Richard Vogel ganz an den Anfang seiner Ausführungen, die in vielerlei Hinsicht die Basis für Aufgaben und Ziele seines Unternehmens darstellt. Insgesamt können sich 9,9 Millionen Deutsche vorstellen, eine Kreuzfahrt zu unternehmen. Noch vor fünfzehn Jahren war es für Tourismusexperten unvorstellbar, dass mehr als jeder zehnte Deutsche die Absicht hat, so einen Urlaub auf See zu verbringen. Auch eine Momentaufnahme, wie der Fall der „Costa Concordia“ könne, so Vogel, vielleicht die Zahlen leicht korrigieren, aber nicht das große Potential an Gästen für Kreuzfahrten verändern. In den letzten zehn Jahren haben die Kreuzfahrten eine jährliche Steigerungsrate von elf Prozent geschafft und das wird sich auch erst einmal 2012 und 2013 fortsetzen. Es ist eine Urlaubsform, die sich trotz mancher Billigangebote als recht preisstabil erweist und bei einigen Reiseveranstaltern sogar eine leichte Preissteigerung erfahren hat.
„Das Jahr 2011 war das erfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte. Das hatte damit zu tun, dass wir zwei Schiffe hatten und die Kapazität damit verdoppelten. Und wir haben eine Auslastung von 100 Prozent erreicht, das ist in der jungen Phase, in der sich das Unternehmen befindet, eine ganz enorme Leistung“ resümierte stolz CEO Vogel. Außerdem seien die Preise trotz Verdopplung der Kapazität um drei Prozent angehoben worden, also das größere Angebot führte nicht zu einem Preisverfall.
Eine wichtige Zielgruppe für Kreuzfahrten ist die Generation der Jahrgänge 1954 bis 1964, die so genannten „Baby-Boomer“. Das sei eine Generation, so Vogel, für die im Urlaub Rückzugsmöglichkeiten wichtig sind, mehr Variabilität im Angebot, keine zu fest regulierten Tisch- und Essenszeiten und nicht von vorn herein eine bestimmte Uniformiertheit. „Die Freiheit, die sich diese Generation erarbeitet hat, will sie auch auf dem Wasser genießen. Und so weit der begrenzte Raum eines Schiffes das zulässt, haben wir versucht, dass für diese Gäste durchzusetzen“, erklärte CEO Vogel.
An Bord wird das Essen serviert
Ein wichtiges Merkmal des Produktes TUI Cruises ist der Service an Bord. Nun gibt es bekanntlich Schiffskonzepte, da wird ganz überwiegend das Prinzip der Selbstbedienung am Büfett praktiziert. Das ist zwar einfach für die Reederei, wird aber oft von den Gästen als störend empfunden, im Urlaub jedem Abend zum Büfett zu gehen. Zum Wohlfühl-Modell gehört bei TUI Cruises, dass das Essen serviert wird. Das machen auch andere Kreuzfahrtschiffe, aber auf dem deutschen Markt ist es noch nicht die Regel.
Im November letzten Jahres haben wir auf unseren beiden Schiffen außerdem das Segment Premium Alles Inklusive-Konzept eingeführt, dass heißt bei TUI Cruises, ein großer Teil der Restaurants und insgesamt 140 teilweise hochwertige Getränke sind im Reisepreis bereits enthalten. Dieses Prinzip gilt auch außerhalb der Essenszeiten, z.B. an der Bar oder im Cafe. „Wir haben mit dieser neu eingeführten Freizügigkeit gute Erfahrungen gemacht“, berichtet Vogel. „ Niemand muss befürchten, dass da zuviel über den Durst getrunken wird. Mit dieser Regelung erhalten wir einen übergroßen Anteil zufriedener Kunden, die wieder kommen oder uns weiter empfehlen.“
Stapellauf eines neuen Schiffes 2014
Das Unternehmen TUI Cruises ist vom Wachstum des Marktes der Kreuzfahrten überzeugt und deshalb wird die bisherige Flotte von zwei Schiffen Zuwachs bekommen. Geschäftsführer Vogel kündigte an, dass ab Mai 2014 in Finnland das 3. Schiff vom Stapel läuft. Die Anzahl seiner Passagierbetten beträgt 2750 und liegt damit höher als bei den bisherigen Schiffen. Wichtig ist, dass auch mit der gewachsenen Größe des Schiffes eine Wohlfühl-Atmosphäre erreicht wird.
Bei der Routenvielfalt sieht CEO Vogel kaum Unterschiede zu anderen Kreuzfahrt-Unternehmen. Allerdings wird TUI Cruises im Jahr 2013 auch eine Route in den östlichen Teil des Mittelmeers legen und damit die Stadt Dubrovnik und Montenegro mit seinen herrlichen Buchten erreichen, die manche Ähnlichkeiten mit den Fjorden im Norden Europas aufweisen.
Letzte Entscheidung hat der Kapitän
Mit Mittelpunkt der Frage-Runde der Journalisten stand angesichts der Ereignisse um das Unglück der „Costa Concordia“ die Sicherheit von Kreuzfahrtreisen, die CEO Richard Vogel sehr offen und souverän beantwortete. Auch die bisher größten Kreuzfahrtschiffe mit bis zu 5.000 Passagieren und bis zu 3.000 Personen Besatzung müssen sich strengen Sicherheitsregeln unterwerfen, trainieren in Seenotübungen die Rettungsmaßnahmen, so wie es auch TUI Cruises wöchentlich praktiziert. Auf jedem Kreuzfahrtschiff ist außerdem in den Rettungsbooten für jeden Passagier und jedes Crew-Mitglied Platz vorhanden. Was die Wahl der Schiffsrouten betrifft, ist es bei TUI Cruises und auch bei anderen Schiffs-Betreibern so geregelt, dass der Kapitän ohne Erlaubnis nicht eigenmächtig Veränderungen der Route vornehmen darf. Die letzte Entscheidung über die Sicherheit des Schiffes trifft nach Rücksprache mit der Reederei aber der Kapitän. Die Kreuzfahrt-Touren zählen nach Meinung der Experten zu den sichersten Urlauben überhaupt. Aber diese Meinung kommt gegen aktuelle Bilder des Schiffsunglücks derzeit schwer an.
Geschäftsführer Vogel will als eine kurzfristige Reaktion auf den Unfall einen Rückgang an Buchungen nicht ausschließen. Zumal das Schiffs-Wrack an der italienischen Küste nicht so schnell geborgen und somit noch länger wie ein Mahnmal im Wasser liegen werde. Bisher seien für das Jahr 2012 keine Auswirkungen feststellbar. Die Buchungen des Jahres 2013
laufen ab Anfang März dieses Jahres und erst dann seien dazu Antworten möglich. Grundsätzlich und auf lange Sicht werde, so hofft Vogel, das wachsende Interesse an Kreuzfahrten nicht berührt.
Das ambivalente Thema Umwelt
Auch Fragen der Umwelt, Nachhaltigkeit und Energie sind für die Kreuzfahrtschiffe ein recht spannendes und ambivalentes Thema. Natürlich wollen die Gäste weltweit nicht mit einer „Dreckschleuder“ für die Umwelt unterwegs sein, andererseits akzeptieren sie auch keine Lösungen, die den Gesamtpreis um mehrere hundert Euro erhöht, beschreibt Vogel die Situation. Nur einige Stichworte wie Einsatz von Schiffsdiesel und Altöl, Reduzierungen des Ausstoßes von Schwefel und Kohlendioxid und der Einsatz von Katalysatoren zeigen, wie umfangreich und ambivalent das Thema erscheint. Sicher einmal ein Anlass für eine gesonderte Veranstaltung eingeschlossen andere Verkehrsmittel des Tourismus.
An Bord wird deutsch gesprochen
Angesichts eines recht großen und gut sortierten internationalen Marktes ist TUI Cruises davon überzeugt, vor allem neue Gäste anzusprechen und auch künftig für das dritte Schiff eine große Zahl von Neukunden zu gewinnen – und zwar in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum. „Der große Unterschied zu anderen Kreuzfahrern besteht in der Sprache. Bei uns an Bord wird deutsch gesprochen, hier ist vorrangig die Muttersprache der Gäste deutsch, sie kommunizieren in deutscher Sprache, bestellen den Service, bringen ihr Anliegen an der Rezeption vor“, so CEO Vogel.
Schließlich hatte der Geschäftsführer von TUI Cruises den versammelten Journalisten noch eine kleine Liebeserklärung an die Kreuzschifffahrt mitgebracht. Richard Vogel:„ Wenn das Schiff den Hafen verlässt, dann fühle ich, wie ich auch meinen Alltag hinter mir lasse. Das geht vielen Passagieren genauso. Und ich kenne keine andere Urlaubsform, die das besser kann als unsere Schiffe.“
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