MS „Ocean Nova“, ein absoluter Exot in unseren Gewässern, nimmt aus der Antarktis kommend quer über Süd- und Nordatlantik Kurs auf die Ostsee.Kürzlich hat MS „Ocean Nova“ die argentinische Stadt Ushuaja in der Kap Hoorn-Region von Feuerland verlassen. Sie macht sich auf den 16.000 Kilometer langen Weg von der Südspitze Südamerikas rund Kap Arkona in den Nordosten Deutschlands nach Stralsund. Zuvor war sie im harten-Eis-Einsatz vor der antarktischen Halbinsel, wo der Sommer jetzt in den stürmischen Herbst übergeht und die Pinguine wieder allein sind. Vier Wochen braucht das nur 72 Meter lange Expeditionskreuzfahrtschiff MS „Ocean Nova“ über den Atlantik bis Spanien. Bei nur 3,5 Metern Tiefgang eine recht wacklige Angelegenheit in diesen nicht gerade für ihre Sanftheit bekannten Gewässern.
Projekt JOHANN umgesetzt
In Vigo kommen neue Gäste an Bord. Sie wollen mit dem luxuriösen Schiff (2183 Tonnen) bis in die Ostsee vorstoßen. Es sind 70 Amerikaner und Kanadier, die sich auf die Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren begeben wollen. A propos Vergangenheit. Im Juni 2017 war eine ganz besondere Kreuzfahrt der unter EU-Schirmherrschaft stehenden Vereinigung „Small Cruise Ships in South Baltic Destination“ dem bevorstehenden Schiffsanlauf vorausgegangen. Dabei besuchte das polnische Forschungsschiff „Horyzont II“ aus Gdynia sieben Häfen in der südlichen Ostsee: Wismar, Rostock, Sassnitz, Stralsund, Stettin, Karlskrona, Kalmar und Kolberg. Der Hintergrund: das deutsch-polnisch-schwedische Projekt JOHANN. Worum geht es dabei?
Immer mehr große Kreuzfahrtschiffe steuern die bekannten Ostsee-Häfen an, ohne dass für die kleineren Destinationen etwas abfällt. An Bord wurden Workshops mit Touristikern und Wirtschaftsförderern der jeweiligen Destinationen in der südlichen Ostsee abgehalten, um die Situation vor Ort und in der Gesamtschau auf ihre Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit zu analysieren. Der Workshop vergangene Woche in Greifswald-Wieck knüpfte daran an.
Entwicklungen erkennen
Schlüsselfragen waren dementsprechend: Welche Herausforderungen haben Destinationen für Flusskreuzfahrt- und kleinere Hochseekreuzfahrtschiffe heute und zukünftig zu meistern und wie können sie davon profitieren? Ziel war es, Marktkenntnisse zu erhalten, aktuelle Trends und Entwicklungen zu erkennen sowie Potenziale, Zielgruppenerwartungen und Buchungsverhalten zu diskutieren.Genau da hinein stößt am Mittwoch, dem 17. April, die unter Bahamas Flagge fahrende „Ocean Nova“.
Zuvor legten am 13. Mai 2013 das norwegische Hurtigruten-Expeditionskreuzfahrtschiff MS „Fram“ vor dem Nautineum an und am 23.8.2014 gegenüber an der Gipspier das Luxuskreuzfahrtschiff MS „Seabourne Legend“ (9961 Tonnen). Seitdem herrschte Ruhe am Kreuzfahrthorizont der Hansestadt. Das „Traumschiff“ MS „Deutschland“ (22.500 Tonnen) drehte am 12. Juli 2014 wegen zu starken Seitenwinds leider schon im Greifswalder Bodden ab. Auch zwei weitere Schiffe der kleineren Größenordnung, MS „Orion“ und MS „Clio“, haben sich die weniger bekannten, aber nicht minder reizvollen Ostseehäfen auf die Fahnen geschrieben.
Neues Sund-Flaggschiff
Im April macht sich auch das 95 Meter lange 1500-Tonnen-Flusskreuzfahrtschiff „Junker Jörg“ aus Wittenberg wieder auf den Weg von Kiel über die Ostsee nach Stralsund, wie Kapitän Joachim Schramm mitteilte. Der Nordhafen wird für 19 Wochen seine Basis sein, ab 2020 noch länger, später sogar ganzjährig, um dem geschäftsschädigendem Elbe-Niedrigwasser aus dem Weg zu gehen.
Somit hätte die Sundstadt dann „ihr eigenes Kreuzfahrtschiff“.
Geboten werden dann wöchentliche Abfahrten von Stralsund und zurück mit diversen Zwischenhäfen nach Stettin, Lauterbach, Greifswald, Wolgast und Swinemünde.
Die Hansestadt hat viel zu bieten. Davon werden auch die Gäste aus Übersee – mit Unterstützung durch die Hansestadt – sicher reichlich Gebrauch machen. Wie zu erfahren war, wird die „Ocean Nova“ mit dem Brückenzug um 08.20 in den Nordhafen einlaufen und an der Steinernen Fischbrücke anlegen. Ein echter Augenschmaus für die hoffentlich in großer Zahl dort zum Empfang bereitstehenden Stralsunder Seh-Leute!
Fotos: Dr. Peer Schmidt-Walther