Die Österreichische Romantikstraße – eine gute Alternative zur schnellen Autobahn
Was bedeutet heute im Tourismus eigentlich Romantik? Ist das nur ein allenthalben von Marketingstrategen strapazierter Begriff, ein kalkuliertes Werbeetikett oder tatsächlich vorhandene Realität? Anders gefragt: Wie viel Romantik ist eigentlich drin, wo Romantik draufsteht?
Dies konnte ich auf einer Informationsreise entlang der „Österreichischen Romatikstraße“ erkunden, zu der die in Bad Ischl im Salzkammergut ansässige überregionale Arbeitsgemeinschaft dieser touristischen Route unlängst Journalisten eingeladen hatte.
Start in Salzburg. Als klassischer Touristenmagnet ist die UNESCO-Weltkulturerbestadt zugleich Pforte zur Romantikstraße, die auf 380 Kilometer Länge von Salzburg bis nach Wien (und umgekehrt) führt. Allerdings nicht auf der schnellen Austria-Autobahn A1 via Linz, sondern abseits davon über Landstraßen durch wunderschöne Feriengebiete und interessante Orte in den Bundesländern Salzburg, Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark. Keine schlechten Rahmenbedingungen also für „entschleunigtes Reise mit Genuss“ (so Arge-Koordinator Ronald Felder) in unserer lauten, hektischen Zeit. Thematisch gut passend, hatten die Veranstalter auch sogenannte Romatikhotels ausgewählt. In Salzburg war es das überaus gemütliche, im typisch alpenländischen Baustil mit viel Holz errichtete Romantik Hotel – Die Gersberg Alm, idyllisch am Fuße des städtischen Hausberges Gaisberg gelegen. Der faszinierende Blick von hier oben auf das Barockstädtchen an der Salzach zeigt gleichsam ein Meer aus kunstvollen Kuppeln, Türmen und Dächern mit der historischen Altstadt im Herzen. Und die ist natürlich ein Muß für jeden Salzburg-Besucher.
Die weltberühmte Mozart-Stadt, die ihren Besuchern ja ganzjährig einen prallen Eventkalender (über 4.000 Veranstaltungen) mit den Salzburger Festspielen als absolutes Highlight anbietet, lockt 2013 mit einigen besonderen Jubiläen. Während das Museum der Moderne Rupertinum sein 30-jährigen Bestehen begeht, blickt die renommierte Residenzgalerie mit ihren kostbaren Kunstschätzen bereits auf 90 erfolgreiche Jahre zurück. Außerdem feiert das für seine fantasievoll gestalteten Aufführungen bei Jung und Alt beliebte Salzburger Marionettentheater seinen 100. Geburtstag mit zwei Premieren: „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ sowie „Alice im Wunderland“. Eine Sonderausstellung im Foyer zeigt die Geschichte des Puppenspiels in Salzburg und in vielen Kulturen der Welt. Gefragt sind auch die spannenden Führungen durch das Marionettentheater, wobei auf Anfrage sogar Blicke hinter die Kulissen geboten werden.
Von Salzburg geht es ins nahe Salzkammergut zum eindrucksvoll von Bergen eingerahmten Mondsee, wo Schiffstrundfahrten ein besonderes Naturerlebnis darstellen. Einladend ist auch der 500 Jahre alte, einheimische Spezialitäten, wie die Mondsee-Reinanke, bietende Gasthof „Drachenwand“, von wo aus man Felskletterer bewundern kann. Im Ort Mondsee ist der Marktplatz mit seinen historischen Bürgerhäusern und der doppeltürmigen St. Michael-Basilika ein Anziehungspunkt. Zum Mondseeland gehören auch die ebenfalls warmen Badeseen Attersee und Irrsee.
Ist man an St. Gilgen und dem viel besungenen Wolfgangsee vorbei, spreizt sich dann die Romantikstraße. Rechts herum führt sie über Hallstatt (UNESCO-Weltkulturerbe), Bad Aussee, Admont, Mariazell und Schallaburg bis Melk, wo sie mit der linken Route via Bad Ischl (Kaiservilla, Lehár-Villa), Gmunden, Kremsmünster, Steyr, Seitenstetten und Maria Taferl wieder zusammentrifft und über Krems an der Donau der Hauptstadt Wien entgegenstrebt. Die im Donautal von Melk bis Krems reichende Kulturlandschaft der Wachau ist seit dem Jahre 2000 UNESCO-Welterbe.
Wir nehmen die linke Route und machen zunächst in Gmunden am Traunsee Station. Die anheimelnde Kleinstadt strahlt ein besonderes Flair, ja geradezu südlichen Charme aus. Gmunden ist d i e Keramikstadt Österreichs und nicht zuletzt wegen des im Traunsee gelegenen Wasserschlosses – Schauplatz der einst legendären Fernsehserie „Schlosshotel Orth“ – heute ein großer Magnet für Touristen und Heiratswillige. In der stattlichen Schlossanlage gibt es Führungen, Märkte und ein erstklassiges Restaurant.
Weiter führt uns die Reise in das noch weniger bekannte Almtal – ein stilles, verborgenes Juwel abseits von Durchgangsrouten und damit noch ein Geheimtipp für erholsame Sommer- und Winterferien. Im Hauptort Grünau erwartet uns das seit 100 Jahre bestehende ebenso rustikale wie elegante Romantik Hotel Almtalhof der Familie Leithner mit ausgewiesener Spitzenküche. Empfehlenswert im Almtal sind z. B. ein Ausflug zu dem am Talende liegenden malerischen Almsee sowie Besuche im Cumberland-Natur-Wildpark und in der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle für Verhaltensforschung an Graugänsen, Kolkraben und Waldrappen. Anziehend auch der behagliche Gasthof „Jagersimmel“ mit einer veritablen Bibliothek für entspannten Leseurlaub, darum Mitglied von „Bibliotels“. In Scharnstein lockt uns das originelle Sensenmuseum Geyerhammer mit Schmiedevorführungen auf alten Wasserhämmern und wechselnden Kunstausstellungen an. Ebenfalls sehenswert das Österreichische Kriminalmuseum im Schloss Scharnstein.
Weiter durch das hügelige Alpenvorland nach Kremsmünster, wo ein Besuch des mächtigen Benediktinerstiftes ansteht. Gegründet wurde es 777 von Bayernherzog Tassilo, an den noch heute der ungemein kostbare Tassilo-Kelch in der Schatzkammer erinnert. Durch die wertvollen Kunstsammlungen, den barocken Festsaal, die Bildergalerie und die uralte Bibliothek führt uns Prior Pater Daniel persönlich. Das Stift hat auch 50 Hektar eigene Weingärten und produziert 150.000 Flaschen Klostertrunk pro Jahr. Kellermeister Pater Siegfried kredenzt, gewürzt mit lustigen Anekdoten, einige Kostproben der edlen Getränke.
Krönender Abschluß der Pressefahrt zu ausgewählten Orten der Österreichischen Romantikstraße ist für mich die über 1000-jährige Stadt Steyr, die mit ihrer prächtigen Altstadt am Zusammefluß von Enns und Steyr zu den schönsten Städten Europas zählt. Kulturevent Nr. 1 ist im Sommer das vielfältige Musikfestival Steyr. Und zur Advents- und Weihnachtszeit verwandelt sich Steyr in die überaus stimmungsvolle „Christkindlstadt“. Eine lange Tradition haben in Steyr die Nachtwächter. Bis 1876 bewachten sie die Stadt in der Nacht vor Feuer und vor Dieben. Heute gibt es hier wieder Nachtwächter, immerhin 18 an der Zahl, davon die Hälfte Frauen. Sie geleiten Touristen durch Straßen und Gassen und erzählen ihnen spannende und witzige Geschichten. Eine kulinarische Begleitung dieser beliebten Rundgänge gibt es beim „Nachtwächter Dine Around“, wozu in 10 Partnerrestaurants eingekehrt wird. Etwas ziemlich Neues, aber doch schon recht Beliebtes sind auch hier Segway-Touren. Mit den modernen Hightech-Rollern schwebt man nach kurzer Einübung sanft durch Straßen und über Plätze dieser geschichtsträchtigen Stadt – ein zauberhafter Kontrast!
Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen. Auf der Austria-Romantikstraße ist tatsächlich viel Romantisches zu erleben…
Infos:
www.romantikstrasse.at