Pünktlich zu seinem 80. Geburtstag steuert der historische Dampfeisbrecher WAL (50 m Länge, 12,30 Meter Breite, 5,25 m Tiefgang, 636 BRZ, Verbunddampfmaschine von 883 kW oder 1202 PS) aus Bremerhaven die Sundstadt an. Wobei die Möglichkeit geboten wird mitzufahren, und das gleich zwei Mal.
Mitfahrten und open ship
Am Sonntag, dem 1. Juli um 10.00 Uhr läuft das Schiff von Swinemünde aus. Dazu könnte man die Zugverbindung um 06.56 Uhr ab Stralsund über Züssow nutzen. Ankunft in der Oder-Mündungsstadt um 09.41 Uhr, vom Bahnhof zum Hafen dann am besten per Taxi. Schiffspassagekosten: 55 Euro für Erwachsene, 30 für Kinder. Der Eisbrecher wird um 18.00 in Stralsund anlegen.
Zwei Tage lang besteht open ship, um sich den Veteranen genau anzusehen.
Am 4. Juli läuft der Dampfer aus nach Sassnitz (Ankunft 16 Uhr). Kosten: 45 Euro Erwachsene, 25 Euro Kinder. Die Einnahmen kommen der Erhaltung der rüstigen Schiffsdame, eines anerkannten Denkmals, zugute. Fahrkartenbestellung: 0471-9269110 (Mo, Mi, Fr von 08 bis 12.00 Uhr).
Echter Pommer von der Oder
Das Schiff wurde im März 1937 von der Wasserstraßenverwaltung bei den Stettiner Oderwerken in Auftrag gegeben (Baunummer 800) und lief dort am 5. Mai 1938 von Stapel, ist also ein echter Pommer.
Am 20. Juni 1938 erfolgte die Ablieferung an das Wasserstraßenmaschinenamt Rendsburg, das den Eisbrecher für den Winterdienst auf dem Kaiser-Wilhelm-Kanal in Dienst stellte.
Während des Zweiten Weltkrieges war das Schiff auch für die Kriegsmarine in der Kieler und Lübecker Bucht im Einsatz. Es fuhr zeitweise mit militärischer Besatzung und war dann der 11. Hafenschutzflottille in Kiel-Holtenau unterstellt. Während einer Kesselreparatur in der Rostocker Neptun Werft ging der Eisbrecher am 26. April 1942 nach einem Bombentreffer auf Grund.
Das Schiff wurde im Mai 1942 von der Bugsier-, Reederei- und Bergungsgesellschaft gehoben und danach bis Januar 1943 von der Lübecker Maschinenbau Gesellschaft repariert. Im März 1945 brachte WAL im Rahmen des Unternehmens „Hannibal“ Flüchtlinge von Danzig über die Ostsee nach Westen.
Museumsschiff mit Geschichte
Bevor der Dampfer 1950 wieder an das Wasserstraßenmaschinenamt Rendsburg übergeben wurde, war sie mit der Schiffskennung KC 69 von der britischen Militärregierung wieder auf dem Kaiser-Wilhelm-Kanal (seit 1948 Nord-Ostsee-Kanal) im Einsatz.
Den Wiederaufbau der Insel Helgoland unterstützte den WAL 1952 mit Nachschubfahrten. Nach Problemen mit der Feuerung wurde das Schiff von März 1963 bis Dezember 1965 auf der Staatswerft Rendsburg-Saatsee umgebaut und die Kohlenfeuerung durch zwei ölgefeuerte Kessel ersetzt. Ihren letzten Eisbrecher-Einsatz auf dem Nord-Ostsee-Kanal fuhr der Dampfer im Februar 1987. Eine Gästefahrt anlässlich des 50. Dienstjubiläums war im Dezember 1988 die letzte große Fahrt des Eisbrechers, bevor er 1990 außer Dienst gestellt wurde.
Die „Schiffahrts-Compagnie Bremerhaven e.V.“ erwarb den WAL für 48.000 Deutsche Mark und überführte das Schiff am 1./2. Juni 1990 von Rendsburg nach Bremerhaven. Das Schiff wurde binnen eines Jahres restauriert und für den Einsatz als Museumsschiff umgebaut. Eine ehrenamtliche Besatzung unterhält das Traditionsschiff und bietet Mitfahrten auf der Weser, nach Helgoland, durch den Nord-Ostsee-Kanal zur Kieler Woche, zum „Dampf Rundum“-Festival in Flensburg, zur Hanse Sail in Rostock, nach Vor- und Hinterpommern oder zum Hafengeburtstag in Hamburg an.