FESTIVAL FÜR DEN GESCHMACKSSINN

Wie die kulinarischen Genüsse der Grünen Woche 2024 zu einem touristischen
Angebot werden können

Von Ronald Keusch

Unter dem Funkturm wird ein Festival für den Geschmackssinn gefeiert. Die Messeveranstalter haben gleich am Eingang Süd in der Jafféstraße die Street-Food-Halle 1.2a eingerichtet.
Hier kann eine Foodtrend-Tour starten, ob tierische Produkte oder auf Pflanzenbasis, ob süß oder herzhaft, für jede kulinarische Weltanschauung ist etwas dabei.

Es gibt Käsekuchen aus der Flasche oder die Eissorte Kirsch-Salz-Lakritz. Die Niederlande präsentieren am Übergang zu Halle 2.2 die Poffertjes, die flüssigen Mini-Pfannkuchen mit jeder Menge Puderzucker.
Auch die deutsche Ernährungsindustrie lässt sich in der Halle 3.2 auf dem Erlebnis-Bauernhof im Sog weltanschaulich korrekter Kost nicht lumpen und präsentiert den veganen Döner. Er soll an einigen Orten schon den klassischen Namensvetter verdrängt haben.

Spacefood aus Berlin

Auch die Berlin-Halle 22a hat einen sehr exotisch spannenden Beitrag für den Geschmackssinn zu bieten.

Das deutsche Startup-Unternehmen „Spacefood“ präsentiert sich als Pionier in der Ernährung für die Reisen von morgen. Hier geht es um getrocknete pflanzliche Nahrung.

Die Auswahl umfasst Äpfel, Kiwi, Melone und Kaki, mit hohem Vitamingehalt und geeignet für Langzeit Einsätze wie in der Raumfahrt. Für den irdischen Konsum der Trockenfrüchte sollen einige raffinierte Geschmacksformen sorgen sowie solche Etiketts wie „komplett vegan“, „chemikalienfrei“, „ohne Zucker“, „100 Prozent natural“. Darauf einen lokalen Gin, der auch in der Berliner Halle zu verkosten ist. Und dazu ein Blick durch das Brandenburger Tor aus 485 Kilogramm Schokolade aus dem traditionellen Berliner Schokoladen-Haus Rausch.

Süsses Brandenburger Tor

Ein wahres Feuerwerk an exotischer Kulinarik liefern die Stände in den Hallen 7 bis 10. Die kulinarische Reise beginnt am Stand von Ungarn, traditionelles Lángos mit verschiedenen Belägen oder der frisch gebackene Schornsteinkuchen Kürtöskalács.

Schornsteinkuchen aus Ungarn

Da sind Käse-Chips aus Estland zu kosten, den Pisco Sour aus Peru. Köstlichkeiten aus Tunesien, Nepal und Algerien erwarten den Besucher, die Elch-Bratwurst sollte man auch probieren oder in der Halle 10.2 Feuerwasser aus kanadischem Ahornsirup und Whisky.

Wenn auch die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland rechts ungewiss erscheint, ist wohl weltweit auf die kulinarische Vielfalt weiter Verlass. Und es sollte den deutschen Nutztierhaltern durchaus Mut machen, dass bestimmte Trends der Nahrungsmittelproduktion derzeit ausgebremst werden. In Italien, dem Gourmetland Nummer eins in Europa, ist die Entwicklung und Produktion von Laborfleisch schon verboten worden.

Kulinarisch reisen durch die Niederlande

Ein weiterer Trend der letzten Jahre setzt sich zur Freude der Besucher bunt und schillernd fort: Die Präsentation des kulinarischen Reisens, sozusagen eine Grüne Internationale Tourismus Börse 2.0. Das niederländische Büro für Tourismus & Convention hat für die Besucher in der Halle 18 eine besondere Einladung parat. Sie organisiert einen Ausflug ins „Land of Future Food“ – eine kulinarische Reise durch die zwölf Provinzen des Landes.

Eine Station ist das Unternehmen Zeeuwsche Zoute aus Zeeland, das eine Jahrhunderte alte Tradition wieder belebt. Das hier produzierte Salz ist ein gutes Beispiel für die innovative Aquakultur.

Ein weiteres Reiseziel ist die südliche Provinz Limburg. Hier wird in acht speziellen Bauernhöfen das Limburger Klosterschwein LiVar aufgezogen, in kleinen Betrieben mit großer Fürsorge. „Unsere Schweine können selbst entscheiden, ob sie lieber draußen im Schlamm wühlen oder es sich drinnen auf dem Stroh gemütlich machen“, so die Viehzüchter euphorisch. Dabei handelt es sich um eine Kreuzung von mehreren Schweinerassen, wodurch die Züchter dem Fleisch einen hervorragenden Eigengeschmack verleihen. Eine weitere Station der Reise ist Flevoland, ein unvergleichliches Stück Land, das auf dem Grund des ehemaligen Zuidersees durch Menschenhand geschaffen wurde.

Hier wächst hervorragend auf Klei-Boden die VlefoVeldboon, eine eiweißreiche Bohne. Und weiter in Noord Brabant, wo eine berühmte Kartoffel zu Hause ist, die Frietje Precies, die schon Vincent van Gogh im Jahr 1885 in einem seiner ersten Meisterwerke („Die Kartoffelesser“) verewigte. Hier hat der Landwirt Jacob van den Borne beim Kartoffelanbau die Bodennutzung ökologisch verträglich optimiert und erntet seither nachhaltig angebaute Kartoffeln.

Bei den Bierbrauern aus Neuzelle

So eine perfekte Rundreise durch die Urlaubsregionen der 12 Bundesländer in Deutschland kann wohl nur die Grüne Woche 2024 anbieten. Ob Bayern im Süden, Mecklenburg-Vorpommern im Norden oder Thüringen in der Mitte von Deutschland, Reiseveranstalter und unzählige Bauernhöfe warten auf die Urlauber.

Volkstanzgruppe aus Bayern

Besonders im Blickpunkt für die Besucher aus Berlin ist selbstverständlich die Brandenburg-Halle 21a.

Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke (3.v.r.) besucht
den Spreewald-Stand

Große Aufmerksamkeit wird der Ausstellungs-Stand Neuzelle im Seenland Oder-Spree finden. Denn hier lohnt in der ländlichen Idylle nicht allein ein architektonisches Kleinod, der barocke Prachtbau einer 750 Jahre alten berühmten Klosteranlage. Zugleich ist hier der Standort der Klosterbrauerei Neuzelle, deren Wurzeln auf die 1589 gegründeten Brauerei des Klosters Neuzelle zurück gehen. Ihren langjährigen Ausstellungsplatz auf der Grünen Woche hat sich die Brauerei auch dadurch bestätigt, dass sie weltweit den Ruf hat, traditionelle Brautechnologien zu revolutionieren. Gemeinsam mit Technologiepartnern hat die Brauerei ein Bierpulver entwickelt. Vermixt mit Wasser sieht es aus wie Bier, schmeckt wie Bier, ist Bier, mit echter Schaumkrone. Vorerst noch alkoholfrei. Geschäftsführer Stefan Fritsche: „Wir sehen unsere Kernzielgruppe deshalb nicht vorwiegend beim klassischen deutschen Endverbraucher, sondern bei globalen Wiederverkäufern (Dryest Beer Konfektionierern), die nicht zwingend Braukenntnisse haben müssen, die aber das Granulat für den Endverbraucher anwendungsgerecht einsatzfähig machen können. Geografisch avisieren wir mit unserem alkoholfreien Bierpulver vor allem transportintensive Export-Märkte an, wie Länder in Asien und Afrika. Natürlich soll das Bierpulver auch in Europa vermarktet werden und mittelfristig aus einer Nische einen eigenständigen Markt machen.“ Wer allerdings Bier aus Neuzelle mit Alkohol trinken will, muss sich die Marke „Schwarzer Abt“ ins Glas füllen – hier am Stand auf der Grünen Woche und dann später im gut sortierten Einzelhandel.

Fotos: Ronald Keusch

Noch mehr zur Grünen Woche auf den Reisezeiten-Seiten von Ronald Keusch:
www.keusch-reisezeiten.de/post/2024-01-spezial-gruene-woche

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