VON DER BADEWANNE AUF DEN KU’DAMM

Ein Haus voller Überraschungen:
Das Berliner Hotel Mondial

An dem wohl berühmtesten Berliner Boulevard, dem Kurfürstendamm, befindet sich mit der Hausnummer 47 ein nicht ganz alltägliches Hotel. Das sechsstöckige Gebäude, das sich scheinbar nahtlos in die umliegenden Häuser einreiht, trägt den Namen „Mondial“ und hält viele Überraschungen bereit.

Das beginnt schon auf dem Bürgersteig im Eingangsbereich, wo zwei Stolpersteine auf die wechselvolle, zum Teil dramatische Geschichte des Hauses verweisen. Hier, in der alten Nummer 47, hatten einst auch jüdische Familien gelebt, wie Paul und Elsa Redelsheimer, von denen später noch die Rede sein wird.

Lobby des Hotels

Als Hotel, berichtet Evelyn Ebner, Front Office Manager, die einen Teil der am Hoteltreff teilnehmenden Journalisten durch das Mondial führt, wurde das Haus im Jahr 1982 eröffnet. Zuvor hatte es als Erholungsheim des damaligen Reichsbundes gedient. Dessen Nachfolger als Besitzer, der Sozialverband Deutschland, kam jedoch zu der Erkenntnis, dass das Haus so auf Dauer nicht wirtschaftlich betrieben werden könne. Das Hotel Mondial entstand. Mit mehr als 20 barrierefreien Zimmern war es damals das erste seiner Art in Europa.

„Unser Baby“

Im November vergangenen Jahres gab es eine Premiere im Haus Nr. 47. Nach umfangreichen Erneuerungsarbeiten an den alten Räumen des einstigen Erholungsheimes wurde hier im ersten Stock die „Bel Etage“ eröffnet: Acht große, luxuriöse , in warmen Grau-, Blau- und Goldtönen gehaltene Zimmer, von denen keines dem anderen gleicht.

Zimmer auf der Bel Etage

„Unser Baby“ nennt Evelyn Ebner diese Etage, die sie zusammen mit der

Direktionsassistentin Susanne Claus (rechts) im Art déco Stil als Hommage an das Berlin der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts eingerichtet hat. „Wir haben alles selber ausgesucht,“ erzählt sie, „von dem alten Lüster aus einem Studio in Kreuzberg, bis hin zu den Teppichböden auf den Fluren mit ihren geometrischen Mustern.“

Alle Zimmer auf dieser Etage sind außergewöhnlich hoch, so wie es in den großbürgerlichen Häusern Berlins früher üblich war. Die zum Teil extrem langen Fensterfronten in der „Bel Etage“ sind Lärm geschützt und gestatten einen ungestörten Blick auf den Kurfürstendamm. Bequeme Fensterbänke laden gerade dazu ein, das Treiben auf dem Boulevard zu beobachten. „Das ist Weihnachten besonders schön, wenn auf der Prachtstraße tausende Lichter erstrahlen, „ weiß die Hotelmanagerin.

Das Zimmer 103 bietet dem Gast noch eine ganz besondere Perspektive. Hier befindet sich die Badewanne auf einem Podest, umgeben von gläsernen Wänden. Im Wasser planschen und auf den Ku’damm gucken, wo hat man das sonst schon in Berlin.

Zimmer und Badewanne mit Ausblick

Der gläserne Baderaum lässt sich übrigens auch mit Rollos verdunkeln und wird nachts durch einen künstlichen Sternenhimmel beleuchtet.

Am Telefon: Die Knef

Wer sich für diese Luxussuiten oder eines der anderen 77, meist kleineren und niedrigeren Hotelzimmer interessiert und im Mondial anruft (030 / 88411-0), kann eine weitere Überraschung erleben:  Statt einer unpersönlichen Automatenstimme ertönt in der Zeitschleife „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“, gesungen von Hildegard Knef.

Besondere Einladungskarte für ein „Winter-Special“

Für Wolfgang Berkenkamp, geschäftsführender Direktor des Mondial, ist das ein Bekenntnis zu Berlin und seiner Geschichte. In diesem Sinne möchte er auch den Namen des Hotels eigenen Restaurants verstanden wissen: „Redelsheimer“ Wie schon eingangs kurz erwähnt, lebten der jüdische Möbelfabrikant Paul Redelsheimer und seine Familie einst in diesem Haus. 1942 wurden sie von den Nazis in das KZ Theresienstadt verschleppt, wo sie ums Leben kamen. Wahrscheinlich gibt es kein anderes Hotel in Berlin, das sich so offen auch seiner finsteren Vergangenheit stellt. Schon am Restauranteingang wird der Gast auf Schautafeln über das Schicksal der jüdischen Familie informiert. Die Wände des Restaurants schmücken Schwarz-Weiß-Fotos mit Motiven aus dem Leben im alten Berlin.

Historische Fotografien im Restaurant

In der benachbarten „Ku’damm Bar“, geprägt durch dunkles Holz und goldene Lichteffekte, kann man den Tag ausklingen lassen (geöffnet von 18 00 Uhr bis 01.00 Uhr)

Offen nicht nur für Hotelgäste – die Ku’damm Bar

Ungewisse Zukunft

Das Hotel verfügt auch über eine große Terrasse am Kurfürstendamm mit bis zu 50 Plätzen – in Corona-Zeiten ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wie auch Wolfgang Berkenkamp weiß. Die Covid19-Pandemie macht seinem Haus ebenfalls zu schaffen. Obwohl das Mondial viele Stammkunden habe, fehlten natürlich die Kongress- und Messeteilnehmer und die Touristen, die früher zu einer über 80prozentigen Auslastung beigetragen haben, betont der Direktor und fügt hinzu, dass heute die Auslastung nicht einmal mehr die Hälfte betrage.

Direktor Wolfgang Berkenkamp (links), CTOUR-Hoteltreff-Organisatorin Margot David (Mitte), DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges (rechts)

Wolfgang Berkenkamp will das Hotel aber auf jeden Fall weiter offen halten, so, wie auch während der bisherigen gesamten Corona-Zeit. Er kann sich dabei auf das 35 Mitarbeiter starke Team verlassen, von dem 30 Prozent zur Zeit noch in Kurzarbeit sind. Wie es weiter geht wisse im Augenblick wahrscheinlich niemand genau.

DEHOGA fordert Hilfe für Hotels

Dass die Situation dramatisch sei, darauf verwies auch Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) bei einem kurzen Informationsgespräch mit den am Mondial-Hoteltreff teilnehmenden Journalisten.

„Noch ist das Überleben der Hotelbranche nicht gesichert.“ Der DEHOGA befürchte in diesem Herbst eine Pleitewelle bisher unbekannten Ausmaßes.

Besonders betroffen seien Hotels, Gaststätten und Eventcaterer in den großen Städten, wo Messen. Tagungen, Kongresse sowie Kultur- und Sportgroßveranstaltungen noch immer nicht stattfinden. Ingrid Hartges glaube aber an die Zukunft – auch des Hotels Mondial. Denn Menschen kommen gern zusammen, wollen sich treffen, beisammen sein, verreisen, gut essen und trinken.
Deshalb muss jetzt schnell gehandelt werden, und der DEHOGA fordert von der Politik, die Überbrückungshilfen zu verlängern, das EU-Beihilfeprogramm fortzuführen und die Mehrwertsteuer-Absenkung beizubehalten.

Zahlen und Fakten
– DEHOGA Klassifizierung: Vier Sterne
– 85 Zimmer auf sechs Etagen: 12 Einzelzimmer, 32 Doppelzimmer,
15 Superior Zimmer, 18 Delux Zimmer, 5 Bel Etage Zimmer, 3 Grand Delux
Zimmer, davon insgesamt 23 barrierefrei
– eigene Tiefgarage mit 20 Stellplätzen
– Hunde erlaubt (15.00 Euro pro Tag)
– LeihfahrräderLimousinen ServiceZimmerpreise abhängig von Größe,
– Nachfrage und SaisonWinter Special Angebot (bis 31.12.2020):
Zwei Übernachtungen inklusive Frühstück & 3 Tage Museums Paß für
mehr als 30 Museen in Berlin.
Einzelzimmer 210.00 Euro, Doppel 310.00 Euro

Fotos: Hotel Mondial Berlin, S.Acksteiner