Falkensteiner bietet Luxus, Wellness und royales Golf in Marienbad
Ein Bericht von Wolfgang Weber
Das erste Mal, im Sommer 1897, soll ihn die Frau Mama geschickt haben. Die hieß Victoria, war britische Königin und machte sich ernsthafte Sorgen um ihren Erstgeborenen und Thronfolger. Ob mehr wegen dessen Stoffwechselstörungen, für deren Behandlung es schon damals europaweit keinen besseren Ort gab als die kleine, überaus feine Kurstadt Marienbad in Westböhmen, oder ob die Queen ihren als unsteten Dandy und Bonvivant berüchtigten Sohnemann wegen dessen diverser weiterer Schwächen gerne mal für einige Zeit aus London mit seinen mannigfachen Versuchungen weghaben wollte, wird sich wohl nicht mehr klären lassen.
Edward, das war allgemein bekannt im viktorianischen England, war dem Alkohol nicht abgeneigt und hatte eine Vorliebe fürs Glücksspiel, vor allem aber für junge, hübsche Schauspielerinnen und Damen der Adelsgesellschaft. Obwohl ab 1863 mit der dänischen Prinzessin Alexandra allem Augenschein nach glücklich verheiratet, wurden dem langjährigen Prince of Wales und späteren König (1901-1910) zeitlebens zahlreiche außereheliche amouröse Abenteuer nachgesagt. Insgesamt 55 Mätressen soll er gehabt haben, darunter – historisch verbürgt – auch Lady Alice Keppel, die Urgroßmutter von Camilla, der Gattin von Charles, dem aktuellen Thronfolger und Prince of Wales. Honi soit, qui mal y pense – beschämt sei, wer schlecht darüber denkt!
Habsburger-Gelb
Dass Edward an Marienbad schnell so sehr Gefallen fand, dass er den schmucken Kurort nach seinem von Frau Mama arrangierten Erstbesuch noch weitere achtmal mit langen Sommeraufenthalten beehrte, lag, so darf man annehmen, nicht alleine an den 41 unterschiedlich salz- und schwefelhaltigen Heilquellen im Stadtgebiet, mit denen die mannigfaltigsten Krankheiten wie Rheuma, Gicht, Nierenleiden, Fettleibigkeit, Verstopfung und sogar Unfruchtbarkeit gelindert werden können. Und auch nicht vornehmlich an den prachtvollen Jugendstilbauten mit ihren reich verzierten Fassaden in Habsburger-Gelb, deren Mehrzahl, in den vergangenen drei Jahrzehnten liebevoll restauriert, heute wieder aussieht wie seinerzeit, als Böhmen noch bei Österreich war.
Und die emotional bewegendste Begegnung in Marienbad für den inzwischen zum King Edward VII. avancierten prominenten Kurgast von der Insel war wohl auch nicht das Treffen mit Österreichs Kaiser Franz Joseph I. im Sommer 1904.
Die beiden Monarchen stehen noch heute ins Gespräch vertieft an einer Kreuzung neben dem weitläufigen Kurpark, lebensgroß in Bronze gegossen, als beliebte Selfie-Motive für respektarme Normalsterbliche.
(Noch immer ins Gespräch vertieft: Der britische König Edward VII. (rechts) und Österreichs Kaiser Franz-Joseph I. als Bronzefiguren an Marienbads Prachtstraße.)
„Ich habe ganz Indien, Ceylon, alle Bäderstädte in Europa besucht“, schwärmte der König einst, „aber nirgends hat mich die Poesie der wunderschönen Natur so wie hier in Marienbad am Herzen berührt“.
Interesse für Hüte
Vermutlich war es aber auch die Mizzi Pistl, die ihn am Herzen oder wo auch immer berührte. Diese überaus hübsche junge Marienbaderin führte mitten im Kurort einen Hutladen, der nie bessere Umsätze machte als sommers, wenn der modebewusste Promi-Gast aus England „in town“ war. Ihr Porträt hängt im Stadtmuseum, und auf uralten Zeitungsbildern ist die Mizzi mehrfach an der Seite Edwards zu sehen, unter anderem bei der prachtvollen, 120 Meter langen gusseisernen neobarocken Kolonnade, durch die im einst exklusivsten Kurort Europas schon Kaiser, Großfürsten und viele Berühmtheiten der Künste gewandelt sind, von Frédéric Chopin bis Richard Wagner und Gustav Mahler, von Friedrich Nietzsche bis Mark Twain und Franz Kafka, der Marienbad einfach nur „unbeschreiblich schön“ fand. War Mizzi Pistl Edwards heimliche „number 56“? Nobody knows…
Sicher ist jedenfalls, dass King Edward VII. am 21. August 1905 auf einer großen Waldwiese hoch über Marienbad den – nach dem 50 Kilometer entfernten Karlsbad – zweiten Golfplatz Böhmens (und der heutigen Tschechischen Republik) eröffnete. Zwar konnte der König dem Golfsport weit weniger abgewinnen als seinen anderen vielfältigen Hobbys, und so ging er auf der noch weitgehend kahlen Wiese auch nur mit seinem Spazierstock eine kleine Runde. Dennoch wurde das durch seine Anwesenheit geadelte Ereignis ganz groß gefeiert, und daheim in England war es der „Illustrated London News“ zehn Tage später, am 1. September 1905, eine großformatige Titelgeschichte wert. Freilich ohne Mizzi Pistl.
True Golf Heritage
„Very british“ wie kaum ein zweiter Golfclub „on the continent“ geriert sich der Marienbader Club noch heute. „True Golf Heritage“ in Form uralter Golfschläger, Bälle, Pokale und anderer kostbarer Accessoires von der Fin-de-Siècle-Ära bis in die 40er Jahre präsentiert das kleine, aber überaus sehenswerte Clubmuseum, darunter auch Erinnerungsstücke an den berühmten britischen Pro Henry Cotton, der die Open Championship of the Czechoslovak Republic im dritten Anlauf 1937 in Mariánske Lázne (Marienbad) gewann und diesen Erfolg in Karlovy Vary (Karlsbad) im Folgejahr wiederholte.
Im benachbarten Clubraum zieren zwei großformatige Porträts von King Edward VII. und Queen Elisabeth II. die Stirnwand. Her Majesty verdankt der Golfclub von Marienbad ein besonders edles und werbeträchtiges Alleinstellungsmerkmal: Ihre Majestät verfügte 2003, 98 Jahre nach der Eröffnung durch ihren skandalumwitterten Ahnen, der Golfplatz von Marienbad dürfe sich fortan – als erster in ganz Kontinentaleuropa – „Royal“ nennen. Erst zehn Jahre später erhielt auch der Golfclub im hessischen Bad Homburg – seitdem: Royal Homburger GC – den „Ritterschlag“ der Queen. (Übrigens: Der Dritte im Bunde, Royal Golf Bled in Slowenien, trägt seinen Adelstitel nicht von Englands Gnaden, sondern wegen seiner Verbindungen zum ehemaligen jugoslawischen Königshaus).
Oldfashioned
Man möchte King Edward wünschen, „seinen“ Golfplatz noch einmal besuchen zu können, wie er sich heute präsentiert – auf einer 750 Meter über NN gelegenen, welligen Hochebene mit herrlichem altem Baumbestand.
Einige wenige Bahnen, vor Jahrzehnten für internationale Wettbewerbe umgestaltet und verlängert, haben die einstigen Grenzen des Clubgeländes beträchtlich erweitert. Doch das Clubhaus aus der Zeit des Romantismus, vor Jahren im ursprünglichen Stil rekonstruiert, versprüht noch immer historisches Flair und präsentiert sich ebenso „oldfashioned“ wie die gut 200 Jahre alte Kurstadt unten im Tal.
Anfang Juli wurde die böhmische Variante des Falkensteiner Golf Cup erstmals im Royal Golf Club Mariànské Làzne ausgetragen.
Das „Falkensteiner Spa Resort Marienbad“, einziges Kurhotel der in Wien beheimateten Kette, versteht sich ausdrücklich auch als Golfhotel und beherbergt monatlich mehrere hundert Golfer, die mit speziellen
Greenfee-Packages auch die zahlreichen anderen großartigen Golfanlagen im böhmischen Bäderdreieck Karlsbad – Marienbad – Franzensbad kennenlernen können. Rund 60 Prozent der Gäste kommen aus Deutschland.
Corona-Zeit zum Upgrade genutzt
Zur Top-Riege der Marienbader Hotels gehörte das 1873 im Stil einer toskanischen Villa erbaute Haus mit eigener „Alexandra“-Heilquelle schon immer. Die zeitweilige erzwungene Schließung während der Corona-Pandemie haben Direktor Reinhard Wall und sein Team „für eine massive Repositionierung“ beziehungsweise ein veritables Upgrade genutzt. Wall:
„Da haben wir uns quasi neu erfunden, eigentlich war das eine Neueröffnung – eine Kategorie höher.“
Als eines von drei 5-Sterne-Hotels in Marienbad, ausgestattet mit der spektakulären, 2500 Quadratmeter umfassenden größten „Spa, Wellness, Beauty & Fitness“-Landschaft der Kurstadt, in der die Gäste unter insgesamt 160 Anwendungen im Gesundheits-, Vital- und Beautybereich wählen können, ist das „Falkensteiner“ jetzt mehr denn je „State of the Art“ in Marienbad.
Edward und Mizzi hätte es garantiert gefallen…
Fotos: Wolfgang Weber
WEITERE INFOS
www.Falkensteiner.com
www.golfml.cz