Auch CTOUR-Kamin- bzw. -Salongespräche gehören zur weitgefächerten Kategorie der Hintergrundtreffen. Dazu laden sich in der Medienwelt Journalisten einerseits und Insider unterschiedlichster Couleur andererseits gern gegenseitig ein. Besonders beliebt sind sie im so genannten politischen Raum. Wo dann Abgeordnete oder Staatssekretäre ihren Zuhörern bei gutem Essen und Getränken unter dem Mantel der Verschwiegenheit Dinge zuraunen, die sie, wenn sie sie später in der Zeitung gedruckt sehen, anfangen selber zu glauben…
Zu dieser Art Hintergrundtreffen sind – was am Einlader wie an den Eingeladenen liegt – die bei CTOUR in der Regel nicht zu zählen. Denn die Akzente liegen hier stark auf Information und Person, weniger auf Infotainment und Personality. Dieser soliden Tradition folgte auch der Abend am 27. November in der historischen „Gerichtslaube“ im Berliner Nikolaiviertels, zu dem diesmal unsere Reisejournalisten-Vereinigung Berlin/Brandenburg Johannes Winter als Gesprächspartner eingeladen hatte. Er ist für die Unternehmenskommunikation beim Ferienflieger Condor und für den Thomas Cook Airline-Verbund verantwortlich.
CTOUR-Vorstandssprecher Hans-Peter Gaul stellte eingangs die rund 20 anwesenden Clubmitglieder einschließlich ihrer unterschiedlichen journalistischen Herkunft vor. Johannes Winter tat das dann für sich so: 40 Jahre alt, Jurastudium in Göttingen, Freiburg, Paris, Staatsexamen in Berlin („Seither liebe ich diese Stadt.“), erst Pressesprecher bei der FDP (Günter Rexroth, Berliner Finanzsenator, später Bundeswirtschaftsminister), dann in Brüssel, ab 2009 bei der Condor.
Winter nannte erfrischend unverschnörkelt das Ziel seines Wirkens im Unternehmen: „Mit dafür zu sorgen, dass die Condor Tickets verkauft.“ Und was haben wir quasi unterhalb dieses Credos beim ebenso interessanten wie kurzweiligen Gespräch noch so gelernt?
(Zitate jeweils Johannes Winter):
Condor, heute Thomas Cook gehörend, „ist weltweit die älteste Chartergesellschaft, die immer noch am Markt ist.“ Jährlich sind mit der Airline etwa 6,7 Millionen Passagiere zu rund 75 Destinationen in Europa, Asien, Afrika und Amerika unterwegs.
Das Unternehmen ist mit Sitz in Frankfurt/Main nicht nur die (den Passagierzahlen nach) drittgrößte deutsche Fluggesellschaft, sondern „auch seit zehn Jahren die erfolgreichste“, und zwar mit „durchschnittlichen Jahresmargen zwischen fünf und sechs Prozent“.
Das Unternehmen kam Anfang der 2000er Jahre ins Trudeln, gewann aber unter Ralf Teckentrup (56; seit 2003 im Vorstand bei Thomas Cook, seit 2007 auch CEO bei Condor) beständig an Höhe. „Ohne Ralf Teckentrup gäbe es Condor nicht mehr.“ Nach mehrfachen, allerdings gescheiterten Übernahme-, Verkaufs- und Kooperationsabsichten (Air Berlin, Germanwings, TUIfly) sowie nach der Übernahme der Lufthansaanteile (2009) durch Thomas Cook segelt Condor jetzt im Alleinbesitz des Reisekonzerns.
Seit dem 1. März 2013 bildet die Fluggesellschaft gemeinsam mit den Thomas Cook-Airlines Großbritannien und Belgien die insgesamt aus 86 Flugzeugen bestehende Flotte der Thomas Cook Group.
„Wir sind die Tochter eines Reisekonzerns, und das ist gut so.“ (Mitbewerber von Thomas Cook betonen indes ganz gern, dass sie froh seien, keine Airline am Bein zu haben.)
Die Platzkapazität der Condorflotte (38 Maschinen) wird zu gut 30 Prozent von Thomas Cook selbst genutzt, 40 Prozent gehen ins Einzelplatzgeschäft, und der Rest wird von Drittveranstaltern gebucht.
Seit Herbst 2013 präsentieren sich die Flieger im Rahmen eines allgemeinen neuen Markenauftritts äußerlich in neuem Design (grau/weiß/gelb). Die Aktion „Umgestaltung“ läuft auch im Innern. Die erste Boeing 767-300ER von insgesamt zwölf auf der Langstrecke fliegt bereits mit der neuen „Wohlfühlzone“ (bequemere Sitze, eigener Bildschirmzugang, hellere Farbgebung), bis Mai 2014 folgen die anderen.
Sicherheit: Für die technische sorgt die moderne Flotte (Durchschnittsalter 15 Jahre). Und was die verkehrspolitische angeht: „Wir werden nie gegen Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes fliegen.“ (Was unlängst eine deutsche Gesellschaft in Bezug auf Ägypten tat und damit Passagiere in Schwierigkeiten brachte).
Wunschfluggerät: „Immer effizienter, immer sparsamer, immer sicherer.“ Bei Projektentwicklungen mit den Herstellern „beträgt der zeitliche Vorhaltewinkel allerdings 30 Jahre und mehr.“
Umwelt: Laut Atmosfair-Studie (Index Oktober 2013) steht Condor in Deutschland auf dem 2. Platz der umweltfreundlichsten Fluggesellschaften.
Wiedererkennungswert: „Den stellen wir immer wieder auf den Prüfstand.“ Das gilt auch für die Simsumsim-Fliege als ein Markenzeichen der Condor-Werbung. Doch die scheint eine lange Lebensdauer zu haben; da änderte sich bislang nur der Slogan („Fliegen mit besten Aussichten“, „Fliegen mit Stil“ usw.).
Ausbau des Netzes: „Man muss auch den Atem haben, Strecken warm zu fliegen. Das kann natürlich bei Langstrecken risikoreicher sein, als im Kurz- und Mittelbereich.“
Kundenzufriedenheit: Im Dezember 2012 wurde der Ferienflieger bei einer entsprechenden Umfrage des Deutschen Instituts für Servicequalität (DISQ) Testsieger und als einzige Airline mit dem Siegel „Sehr gut“ bewertet.
Betriebswirtschaft: „Flugzeuge müssen fliegen. Alles was steht, kostet.“ Das habe aber, was die Ziele angeht, Grenzen. „Berlin – New York wird vor allem ein Prestigeobjekt sein.“
Luftverkehrsabgabe: Keine Änderungen im neuen Koalitionsvertrag. „Leider ist die Politik der Argumentation der Branche bisher nicht gefolgt.“ Die Ist-Situation laufe auf Besserstellung ausländischer Gesellschaften hinaus.
Berlin: „Wenn ich irgendwann mal einen anderen adäquaten Job antreten sollte, dann nur in dieser Stadt.“
Flughafen Berlin Brandenburg: „Dazu will ich eigentlich nichts mehr sagen.“
Info
www.condor.com
Fotos: Condor-Presse (2), Harald Schmidt