CTOUR auf der ITB 2016: Google füllt Lücke mit ‚reiseziele‘

itb_logo_home-deSie wollen sich im Internet eine Reise zusammenstellen, Reisebüro spielen? Schon allein die Auswahl des Fluges hinsichtlich Zeit, Dauer, Preis, Komfort, Service und Termin etc. braucht Zeit – besser gesagt: brauchte Zeit. Da hat man zehn, zwanzig, dreißig Tabs geöffnet und sucht. Wenn dann noch Hotel, Transfer, Mietwagen, Restaurants in Kombination kommen, dann braucht es sehr viel Zeit. Die Ungewissheit bleibt: Hast du wirklich das Optimum gefunden?

Derartige Probleme hatte der Autor neulich sogar mit einer individuellen und scheinbar einfach zu recherchierenden Mallorca-Reise. Die Zeit rannte. Zwei Stunden waren schnell vorbei. Geht es ihnen auch so? Nein – dann sind sie gut.

Erster Etappenerfolg: Vice-president Oliver Heckmann reibt sich vergnügt die Hände
Erster Etappenerfolg: Vice-president Oliver Heckmann reibt sich vergnügt die Hände

Oliver Heckmann, promovierter Informatiker, ein Deutscher bei Google USA und hier Vice-president ‚Travel und Shopping‘, erging es ähnlich wie wohl den meisten Internet-Nutzern. Viele Tage brauchte mitunter auch er, bis eine Entscheidung aus der massenhaften Auswahl fiel. Es tröstet immer, wenn ein Fachmann auch derartige Probleme hat. Dieser Aufwand bei der Suche nach einer optimalen Reise in einem bestimmten Zeitraum regte Heckmann und das Google-Team zur Suche nach Lösungen an. Mit einem hohen technischen Aufwand schließen sie eine Lücke im Angebot des Konzerns. Dr. Heckmann: „Ich habe den besten Job bei Google bekommen. Den ganzen Tag beschäftige ich mich mit Reisen und ich reise selbst viel.“ Diese bequeme Urlaubsplanung auf Smartphone präsentiert er auf der ITB 2016.

Großartige Programmierleistung
Um es vorweg zu nehmen: Die Programmierleistung war mächtig gewaltig. Ein halbes Jahr Team-Arbeit stecke dahinter, informiert der junge Vice-president. Jeder, der schon mal zwei, drei vier Systeme datentechnisch verknüpft hat, kann das anerkennen. In diesem Fall waren es hunderte Systeme. Was hunderte? „Am Tag wird über eine Billion an Kombinationen berechnet“, erklärt der Reise-Informatiker. „Relevante Informationen über Reiseziele innerhalb der mobilen Google-Suche werden gebündelt.“
Welche Möglichkeiten gibt es? Das beginnt mit Ideen und Planung bis zu Kosten und Buchung im gewünschten Zeitraum sowie vielen Fakten und Tipps von Wetter bis Realisierung von Interessen. Schnell zum passenden Reisewunsch und Reisezeitraum, die auf den ‚Körper zugeschnittene‘ Reise finden. „Die neue Funktion ist auf jedem Smartphone – Android / iOS – über Google App oder der Google-Suche im mobilen Browser abrufbar. Berechnet werden in Echtzeit die gewünschten besten Flüge und Hotels mit tagesaktuellen Preisen. „Eine Preisverlaufsgrafik zeigt für einen Zeitraum übersichtlich kombinierte Preise für Flüge und Hotels. Per Fingertipp kann die Preisverlaufsgrafik je nach Budget verändert und beobachtet werden“, erläutert Oliver Heckmann.

Reiseziele auf Google
Heckmann spielt einen Fall durch: Italien – Venedig als Ziel, eine Woche im Zeitraum vom 1. bis 20 April. Es beginnt bei Google Chrome. „Reiseziele auf Google“ eingeben. Durch Filter kann sich der Nutzer dem Ziel nähern. Nach der Eingabe „reiseziele“  auf Google“ erhält der Nutzer Informationen über das Wetter – als Beispiel Venedig: Durchschnittstemperaturen und Niederschlagsmenge, aktuell und als Entwicklungsdiagramm. Mit dem Angebot „Erkunden“ und „Reise planen“. Der Nutzer kann sich Anregungen für den nächsten Urlaub suchen oder konkret planen.
Start ist mit dem Flieger ab Berlin-Tegel. Geplant ist ein Hotel der Mittelklasse. Der Nutzer erhält mehrere Hotelangebote in dem günstigsten Zeitraum für Flug und Übernachtung. Das Ergebnis ist – wie gesagt – tagesaktuell. Dann können Vorschläge entsprechend des Interesses – in diesem Fall „Kultur“ – eingegeben werden. Leider ist bisher nur ein Interesse möglich und keine Mehrfachnennung. Es gibt Vorschläge für „Tagesausflüge“ und eine Beschreibung von „Sehenswürdigkeiten“. Abrufen kann der Nutzer auch die Frequenz der Besucher und deren Bewertung. Wer will schon in einen überfüllten Palast?

Noch freie Plätze werden von Google besetzt Fotos: Dr. H. Schmidt
Noch freie Plätze werden von Google besetzt
Fotos: Dr. H. Schmidt

Erst mal kostenfrei
Was kostet die App? Was kostet Werbung? Heckmann: „Erst mal nichts. Wir wollen unseren Nutzern über Smartphone einfach mehr Qualität und ein Erlebnis bieten. In weiteren Schritten suchen wir die Kooperation der Tourismuswirtschaft“, erklärt der Reise-Informatiker.
Ein Schelm wer Böses denkt. Klar kann das Profil der Google-Nutzer vervollständigt werden. Was tun die Leute in der Freizeit, was auf Geschäftsreisen?
Pressesprecher Robert Lehmann von Google Deutschland zeigt Interessenstrukturen auf der Basis der Nutzerdaten. So reisen z. B. die Berliner zu Ostern 2016 in der Rangfolge nach Palma de Mallorca, Teneriffa, Miami, Lissabon, Málaga. Das ist moderne Marktforschung. Der Datenschutz ist in dieser Hinsicht gewahrt, da keine Verbindung zu persönlichen Daten besteht. So haben wir es gelernt. Und wer aus ‚rassistischen‘ Gründen keinen Berliner während Ostern treffen will, darf nicht nach Mallorca reisen.

Es ist noch etwas zu tun
Eine Verknüpfung mit der Tourismuswirtschaft wird angestrebt. Damit würde sich auch Geld verdienen lassen. Das wird eine zeitnahe Aufgabe werden. Ebenso wird eine Aufgabe sein, diese Reise-Funktion auch für den PC-Desktop zu entwickeln. Und dann wären noch die auf den Leib des potentiellen Reisenden geschnittenen Angebote: „Wir haben die Vision personalisierte Reiseangebote zu entwickeln. Wer immer Lufthansa fliegt, bei dem sollte Lufthansa auch stets im Angebot sein.“ Doch das sei kompliziert. Die Interessen unterscheiden sich; zum Beispiel auch nach der Art der Reise – Geschäfts-, Freizeit- oder Urlaubsreise. Doch Google wird auch das schaffen.

Wie auch immer – es wurde im Bereich der Informatik eine Super-Leistung vollbracht. Die Nutzer werden es zu schätzen wissen, wenn sie irgendwo Langeweile, Pausen- und Wartezeiten mit „Reiseziele auf Google“ füllen.